AERODROME ON STAGE TOUR: FREAKAZO!D   LOXODROME    REAP    PINK AS A PANTHER   MARROK      
02.04.2005 @ Posthof

Das Aerodrome Festival im niederösterreichischen Wiener Neustadt hat sich binnen eines Jahres nicht nur zu einem Fixpunkt am heimischen Eventsfirmament entwickelt, sondern darf mittlerweile getrost als das Rock/Metal-Festival in Österreich schlechthin gelten. Kein Wunder, wenn es (wie im Vorjahr) gelingt, Kapazunder wie METALLICA oder die RED HOT CHILI PEPPERS für ein Gastspiel nach Österreich zu lotsen, strömen ganze Fanscharen aus den entferntesten Winkeln Österreichs sowie des angrenzenden Auslands zum Ort des Geschehens.

Logisch, dass die Veranstalter mit Anfragen von Undergroundbands mit der Bitte, an diesem Spektakel teilhaben zu dürfen, nur so überhäuft wurden.

Anstatt diese einfach zu ignorieren oder gnadenlos abzuschmettern, entschied man sich für einen anderen Weg: Nämlich die Initiierung eines Bandwettbewerbes, die „Aerodrome On Stage Tour“: Mittels sechs Vorausscheidungen in Linz, Graz, St. Pölten, Salzburg, Dornbirn und Wien werden die Finalisten ermittelt, die am 7. Mai im Planet Music in Wien das Finale bestreiten werden. Und: Lediglich die siegreiche Band jeder regionalen Vorausscheidung wird die Chance gewährt, beim Finale dabei zu sein.

Beim Finale selbt findet eine uralte Sportlerweisheit Berücksichtigung: „Second place is the first loser.“ Das bedeutet: Nur der Gesamtsieger, und nicht etwa auch die zweit- und drittplazierte Formation darf am Aerodrome-Happening auftreten.

Auf der offiziellen Festival-Homepage wurde ein Voting ins Leben gerufen, woran sich naturgemäß zig Bands beteiligten, aber nur die fünf bestplatzierten Gruppen aus OÖ durften an diesem Abend um den Einzug ins Finale wetteifern. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, durften sowohl eine fachkundige Jury (unter anderem Posthof-Boss Werner Ponesch, Claus Prellinger von CCP Rec.) als auch das Publikum über das weitere Schicksal der auftretenden Bands mitbestimmen.

Den Anfang machten MARROK, ein junges Trio aus Steyr, das vor allem dadurch in Szenekreisen bereits Bekanntheit erlangte, indem man im heurigen Februar einen der begehrten Newcomerawards einheimsen konnte.
Solche Achtungserfolge kommen freilich nicht von ungefähr: Immerhin versuchen die drei Jungs auf stilistisch noch nicht allzu ausgetrampelten Pfaden voranzumarschieren und setzen alles daran, sich eine eigene musikalische Identität zu verschaffen. Das den zahlreichen mitgereisten Fans verabreichte Soundkonzentrat wird schlicht und ergreifend als Hardrock definiert.

Mit traditionsbewußten Hardrock der Marke AC/DC und Konsorten kann man den Sound von MARROK aber nicht wirklich in Verbindung bringen, denn schließlich reichte die Palette an Einflüssen weit darüber hinaus: Zeitgemäßer Metal/Rock beeinflusst die Jungs nämlich genauso in ihrem Tun, wie anspruchsvollere Sounds á la DREAM THEATER. Auf alle Fälle kann sich das denkbar breit gefächterte Endresultat durchaus hören lassen, wenngleich die Performance an diesem Tag ehrlich gesagt meine Wenigkeit nicht sonderlich vom Hocker fegte. Egal, über ausreichend Potenzial verfügen die Jungs dennoch, das belegen die vielversprechend klingenden Stücke auf deren Homepage allemal.

Während MARROK bereits aufbrachen, weil sie noch am selben Tag eine Show in ihrer Heimatstadt zu absolvieren hatten, enterten PINK AS A PANTHER die Bühne. Diese Combo ist langsam, aber sicher dank ausreichender Erfahrungswerte, was Livegigs (auch im Ausland) angeht, zu einem ständigen Garanten für Schweiß treibende Rock'n'Roll-Sessions mutiert. So auch an diesem Tag: Die ursprünglich aus dem Bezirk Rohrbach (Mühlviertel) stammenden, aber mittlerweile längst in der Stahlstadt wohnhaften Jungs gaben gehörig Gas, und lieferten eine den Erwartungen durchaus gerecht werdende Darbietung ab: Purer, authentischer Rock and Roll mit Stoner Rock-Anleihen, mit viel Herzblut und Spielfreude intoniert, was den vielzitierten Funken freilich denkbar rasch auf das Publikum überspringen lies.

REAP aus Hartkirchen im Bezirk Eferding können sich immerhin den Gewinn der Vorausscheidung des Austrian Band Contest 2004 auf ihre Fahnen heften. Damals wie heute können Formationen wie SEPULTURA, SOULFLY oder MACHINE HEAD als Referenz dienen, wenn es gilt, stilistisch ähnlich geartete Gruppen zu nennen. Passend zu ihrer musikalischen Ausrichtung trug der Frontmann und Gitarrist der Gruppe ein PANTERA-Shirt. Die noch relativ junge Formation begeisterte ihre Fans jedenfalls mit knüppelharten Neo-Thrash-Attacken ganz im Stile ihrer Helden, und konnten dank gnadenloser Nackenbrecher wie beispielsweise "Therefore We Are", Titelsong des kommenden Werkes, auch entsprechende Resonanzen ernten. Animiert von der Euphorie des Publikums überschritt man gar die im Vorfeld festgelegte Spielzeit von 20 Minuten, worauf man der Band kurzerhand den Strom abdrehte, worüber sich der Sänger kurz empörte.

Als vorletzte Gruppe durften die fünf Herren von LOXODROME um die Gunst von Jury und Publikums buhlen. Und: Die Vorzeichen diese Runde zu überstehen, standen zumindest meines Erachtens nicht gerade schlecht. Denn: Immerhin gelang es den Pettenbachern, ihren Stil in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu verfeinern, aber auch fleißig durch die heimischen Venues zu touren. Die Show vermochte allerdings trotz starker Songs wie die neue Bandhymne „Lxd“ oder „Club“ nicht ganz den sicherlich hochgeschraubten Erwartungshaltungen entsprechen, was wohl vor allem auf die längere Liveabstinenz von rund vier Monaten zurückzuführen ist. Ich persönlich fand die durch das Bemühen, auch ein passendes Stageacting zu bieten gekennzeichnete Performance, zwar ganz in Ordnung, aber vor allem die Musiker selbst gaben sich nach der Darbietung betont selbstkritisch. Im Mai steht übrigens eine ausgiebige Gastspielreise der Band in Deutschland auf dem Programm.

Danach durfte mit FREAKAZO!D einer der dienstältesten Bands ihrer Gattung (zumindest in OÖ) die Unternehmung wagen, Publikum und Jury auf seine Seite zu ziehen, um mit deren Mithilfe sich den Weg zum Finale zu bahnen.
Vor etwa vier, fünf Jahren galt die Gruppe aus Haibach/Donau als engagiertes, aber weniger originelles KORN-Plagiat, ehe man sich nach und nach beträchtlich steigern konnte, und den Verfasser im November des Jahres 2002 im Rahmen der Vorausscheidung zum YBC mit einer hochprofessionellen Darbietung samt toller, wesentlich variantenreicherer Songs beeindrucken konnte.

Anno 2005 haben FREAKAZO!D sich selbst einer Frischzellenkur unterzogen: Vorbei sind die Zeiten, als man sich vorwiegend an Bands wie KORN orientierte, und sich als wesentlich anspruchsvoller New/Alternative Metal-Act zu etablieren versuchte, denn FREAKAZO!D stellten sich einmal mehr dem Wagnis einer Stilkorrektur.

Soll heißen: Vom New/Alternative Metal vergangener Tage hat man sich zwar nicht vollständig entfernt, aber das fabrizierte Klangbild wurde um einige zusätzliche Facetten erweitert. Die neuen Stücke (Aktuelles Werk: „Allarme Rosso… Attacco Della Terra") verdienen es, stellenweise gar der Kategorie Noise/Hardcore zugeordnet zu werden. Dementsprechend emotional-zornig fällt nämlich die Gesangsarbeit aus, außerdem verstehen es FREAKAZO!D immer besser, ihre Songs mit der handelsüblichen Menge an Groove aufzuwerten. Die Performance konnte sich mit Sicherheit sehen lassen, und auch die Jury schien von der Performance durchaus angetan zu sein.

Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde das Ergebnis verkündet:

1. REAP
2. FREAKAZO!D
3. PINK AS A PANTHER

Die sichtlich vom Ergebnis überraschten REAP durften danach noch einen kraftvollen Kurzgig aufs Parkett zaubern, wobei man die Gelegenheit hatte, die Audienz mit weiteren, vorher nicht gebotenen Nummern á la „The Love Song“ zu konfrontieren, und auch Gig Nummer zwei wurde vom Publikum mehr als wohlwollend aufgenommen. Ich persönlich hätte in meiner Endabrechnung die Pettenbacher LOXODROME zumindest unter den ersten Drei gesehen. Das Klassement sollte aber freilich nicht bagatellisiert werden, da Bands wie REAP (wie eigentlich sämtliche Bands dieses Abends!) wirklich einiges auf den Kasten haben, allerdings sollte man auch nicht den Fehler einer Überbewertung begehen, weil Musik schlicht und einfach kein Sport ist, in dem man kinderleicht die besseren Athleten/Teams herausfiltern kann, was bei Musik bekanntermaßen weitaus schwerer fällt, weil der persönliche Geschmack und die eigenen Vorstellungen/Vorurteile hier eine wesentliche Rolle spielen.
www.aerodrome.at

Hutti
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Beitrag vom 21.04.2005
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