BANDS4BURMA: INCORPORATED   FUNKALICIOUS    KARLI    LIEBLINGSORT      
17.02.2005 @ Posthof

Der ehemalige Lehrer und nunmehrige Reisefotograf Ernst Martinek gebar gemeinsam mit dem Touristiker Werner Rumpf angesichts des erschütternden Elends vor Ort, die Idee das Projekt "BandsforBurma" ins Leben zu rufen: Mit Hilfe von Einnahmen durch Konzertveranstaltungen in OÖ, aber dank der Band:Union auch in Wien, soll in Burma (Heute: Myanmar)der Bau einer Schule ermöglicht werden. Mittlerweile läuft diese Aktion schon seit geraumer Zeit, und das durchaus erfolgreich.

Vier Bands stellten sich an diesem Donnerstagabend also in den Dienst der guten Sache, und verzichteten freundlicherweise auf jegliche Gagenansprüche. Um die Zuschauern einzustimmen, und diesen auch einige Eindrücke von der atemberaubenden Schönheit dieses Landes zu vermitteln, wurden zwischen den Auftritten der jeweiligen Bands auf einer Großleinwand beeindruckende Landschaftsaufnahemn präsentiert.

Den Anfang machten LIEBLINGSORT aus Wels, die sich erst im Jänner dieses Jahres formierten. Eine blutjunge Kombo also, die hypernervös und musikalisch anspruchslos agiert? Nein, im Gegenteil, denn sämtliche Mitglieder (inklusive Peter Knollmüller von HEILIGENBLUT am Bass) standen kürzlich noch im Dienste von COCK THE GUN, einer altbekannten Welser Lokalgröße, und haben sich schlicht und ergreifend dazu durchgerungen, ihrem Kind einen neuen Namen zu geben.

Ansonsten blieb aber fast alles beim Alten, wenn man davon absieht, dass LIEBLINGSORT heute vorwiegend in ihrer Muttersprache texten. Bei der Show konnte diese natürlich ihre im Laufe der Jahre aufgebaute Routine voll ausspielen, musikalisch füllt man - wenn man so will - die Lücke zwischen den Stilpolen New/Alternative-Rock und Funk-Rock (plus Frauenstimme), und die Kompositonen erwiesen sich allesamt als ansprechend arrangiert und absolut hörenswert.
Dass man die COCK THE GUN-Ära aber noch nicht gänzlich als abgeschlossen betrachtet, belegte die Tatsache, dass auch Stücke aus dieser Zeit zum Zug kamen. (U.a. "Psycho). Obwohl die Menschenmenge vor der Bühne sich zu diesem Zeitpunkt noch in einem überschaubaren Rahmen bewegt, gelang es LIEBLINGSORT durchaus Sympathiepunkte zu sammeln.

Es folgten quasi die Gastgeber KARLI, wo der Sohn des Veranstalters, Thomas Martinek, das musikalische Sagen hat. Nach über 100 Shows in acht Jahren blieben auch KARLI nicht von einem Besetzungswechsel verschont: Die Sängerin/Gitarristin Sabine Fellhofer ging für ein Jahr nach Frankreich, ihre Position übernahm Dagmar Baumgartner, was überraschenderweise auch zu musikalischen Neuerungen führt: Im Vergleich zu Stücken älteren Datums hält sich Mastermind Martinek bei den neueren Nummer nämlich betont zurück, und läßt der Dame am Mikro mehr Freiraum. Außerdem gehen KARLI 2005 ein gehöriges Stücke kantiger und ungeschliffener zu Werke, was ein Mehr an Abwechslung mit sich bringt. Damals wie heute legen KARLI Wert darauf, bei ihren Songs einen gewissen Qualitätstandard einzuhalten sowie den nötigen Ehrgeiz aufrechzuerhalten, ständige Erweiterungen/Verbesserungen anzustreben. Das Programm umfaßte eine ausgewogene Mischung aus Alt ("Sonntag") und Neu ("Bitte sehr"), und wurde vom Publikum mit entsprechenden Resonanzen gewürdigt.

Mit FUNKALICIOUS konnte man eine Wiener Formation verpflichten, die längst zur Speerspitze der hiesigen Alternativszene gehört. Ihr aktuelles Video "Prophecy" lief bereits so manches Mal bei GOTV, und auch sonst sind die Wiener aus heimischer Sicht einer der Bands der Stunde. So gesehen standen die Zeichen für einen "Start-Ziel-Sieg", d.h. einem rundum gelungenen Gig denkbar gut:

Leider machte der nicht gerade optimale, da viel zu basslastige Sound den Hauptstädtern anfangs einen Strich durch die Rechnung, so dass der vielzitierte Funke erst nach und nach auf das Publikum überspringen konnte. FUNKALICIOUS zeigten sich davon freilich unbeeindruckt, und rockten, was das Zeug hält, ohne darauf zu vergessen, auch das Publikum entsprechend einzubinden, und für geplegtes Entertainment zu sorgen: Besonders Bassist Gerald Weicheslbaum tat sich insofern hervor, indem er ein langgezogenes Basssolo anstimmte, und sich dem leidenschaftlichen Posing hingab. Dass FUNKALICIOUS zu Recht diese Aufmerksam genießen, wurde durch suberbe Songs wie "Bomb Your Targets" oder "Departure" (stilitisch im Niemandsland zwischen New/Alternative Rock und Funk beheimatet)und eine energische Show einmal mehr eindrucksvollst untermauert.

Auch die letzte Band dieses Tages, INCORPORATED, befinden sich ohne Zweifel in kommerzieller Hinsicht auf der Überholspur: Spätestens nach der (absolut richtigen) Namensänderung und der Veröffentlichung des gleichnamigen Debütalbums im Vorjahr geht es kontinuierlich bergauf in der Karriereleiter: Trotzdem haben die drei Jungs die Bodenhaftung nicht verloren, und sind sich nicht zu schade dafür, auch mal ohne Gage im Posthof aufzutreten.

INCORPORATED verstehen sich ohne Zweifel auch als Liveband, und in der Vergangenheit hatte man schon ausreichend Gelegenheit Erfahrungen zu sammeln und etwaiges Lampenfieber abzuschütteln. Dementsprechend abgeklärt und professionell, aber auch mit dem nötigen Maß an Spielfreude agierten die drei Pettenbacher (OÖ) auf der Bühne. Neben einigen Stücken vom Erstlingswerk wie "I never sweat", "Midget" oder "This is the day" sowie das wunderbare "I think therefore I am" zeigte man auch ein Herz für langgediente Supporters, die schon zu INFERNAL INC.-Zeiten hinter der Band standen, indem man einen alten Gassenhauer namens "So far as I can gather" zum Besten gab.

Nachdem das Publikum nicht mit entsprechendem Feedback geizte, und der Ruf nach einer Zugabe laut wurde, gewährten INCORPORATED den Anwesenden mit einer noch namenlosen Nummer einen ersten Vorgeschmack auf das neue Album, das im Mai erscheinen soll. Feine Show!

Nähere Informationen zu dem Projekt "BandsforBurma" sowie einige Fotos sind auf der KARLI-Homepage abrufbar.
www.karli.eu.tt

Hutti
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Beitrag vom 11.03.2005
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