SYMPHORCE   GODDES OF DESIRE   VORTEX   SIEGFRIED   ART OF FEAR   SERENITY   
04.12.2004 @ Hafen

Was haben SIEGFRIED, VORTEX, GODDES OF DESIRE, und SYMPHORCE gemeinsam?
Alle vier haben den Ruf einer einmaligen Live-Performance. Und an diesem 4. Dezember kam der Beweis, dass ich mir das nicht eben selbst zusammengedichtet habe.

Um 20:35 begann der Spaß, und zwar mit SERENITY. Der Opening Act zu sein, ist immer eine Geduldprobe für eine Band, da die erste Band selten ein begeistertes Publikum zu erwarten hat. Davon ließen sich die Tiroler nicht beunruhigen. Georg Neuhauser sprang, gestikulierte und sang um sein Leben, um das Publikum mitzureißen. Als es ihm dann endlich beim Titeltrack des neuen Albums „Engraved Within“ gelang, wenigstens ein paar Metalheads zum Klatschen zu bringen, war er den Freudentränen nah. Doch wieder Schlug das Schicksal des Openers zu: kaum war das Publikum ansatzweise aufgewärmt, wird für die nächste Band Platz gemacht. Nicht wirklich schade, denn obwohl es sich um das Winter Power Festival handelte, waren SERENITY mit ihrem gute Laune Metal doch ein wenig zu schmalzig. Wenigstens ernteten sie einen ehrlichen Applaus von Seiten der Zuschauer und gaben sich damit auch zufrieden.

Nach erstaunlich kurzer Umbauzeit, kamen auch schon ART OF FEAR auf die Bühne. Sie wollten mit der Härte punkten, der es SERENITY fehlte. Doch vom Gelingen keine Spur, da die ersten Töne eher lahm wirkten, sah man schon vereinzelte Zuschauer den Saal verlassen. Eine Fehlentscheidung wie ich finde, denn mit „Prisoners Of Hate“ rissen sie das Ruder dramatisch herum und erschufen einen historischen Augenblick: Die ersten Haare flogen. Von diesem Moment an ging es nur noch aufwärts für die Thrasher. Der nächste Song wurde zur regelrechten Mitgröhlhymne: „Pride Of Creation“ wurde auch von Mäulern gesungen, die das Lied bis dato nicht kannten. Der absolute Höhepunkt ihres Auftritts war die Halbballade „Braveheart“, die innerhalb von kurzer Zeit die „Oh mein Gott, keine Ballade“ Rufe verstummen ließ. Für mich der Inbegriff eines gelungenen Auftritts.

Nachdem bekannt wurde, welche Band als nächster spielte, bewegten sich die Massen nach vorne und mir wurde deutlich, dass nicht nur ich SIEGFRIED
als den geheimen Headliner des Festivals ansah. Nachdem sich SIEGFRIED schon vor dem Auftritt noch ein paar Minuten abfeiern ließ, ertönte ein mir (als SIEGFRIED-Fan) unbekanntes Intro, das aber glücklicherweise dann doch in das bekannte „Eisenwinter“ mündete. Angeheizter konnte das Publikum an diesen Abend nicht mehr sein, doch leider folgte sobald die Ernüchterung. Aus den Boxen kam ein unerklärliches Quietschen, für das sich Bruder Cle entschuldigte und sich mit der Zeit wieder legte. Leider war das nicht das einzige Problem. Wie auch schon beim Skeleton Bash 2003 fielen die Mikros fast völlig aus, nur Werner Bialek war noch deutlich zu vernehmen. Bruder Cle versuchte es durch ein Paar Scherze herunterzuspielen, doch im Allgemeinen war es sowieso kein sehr großes Problem, da sich in der Setlist die bekanntesten SIEGFRIED-Songs befanden und somit das Publikum den Gesang übernahm. Nur das neue „Zug der Burgunden“ konnte man nicht recht genießen. Unter Jubelschreien und Zugaberufen verließ SIEGFRIED nach der „Treuewacht“ die Bühne, um Platz für die Party-Löwen von

VORTEX zu machen. Der etwas rockige Metal-Sound schaffte es von Anfang an, die Leute mitzureißen, ohne jedoch annähernd SIEGFRIED zu toppen. Doch der in Löwenfell gewickelte, geschminkte und mit Wollperücke ausgestattete Charmebolzen von einem Sänger, schaffte es, die Zeit wie im Fluge vergehen zu lassen. Schon bald befand man sich in einen Mob, der mit der Parole „We Are The Hammer“ deutlich zeigte, dass man so einen LORDI-Verschnitt öfters in Innsbruck begrüßen wolle. Nachdem man noch Bruder Cle auf die Bühne holte, um „Open The Gates“ anzusagen, neigte sich der Auftritt schon dem Ende zu.

Als man GODDESS OF DESIRE erblickte, wusste man schlagartig bescheit: es handelt sich um die „trueste“ Band seit den Randfichten. Wer von den Trashclowns gehört hatte, erwartete sich eine erstklassige, effektgeladene Performance. So ähnlich war es auch, obwohl mir eine Explosion fast das Augenlicht nahm. Die Holländer schafften es nicht, mich wirklich zu begeistern. Vor allem ihr Irrglaube, sie befänden sich in Italien, gab ihnen keinen Sympathiebonus. Den Pulk von Betrunkenen schien es aber zu gefallen und auch ich war der vollschlanken Stripperin nicht abgeneigt, die während „Teachers Pet“ ihre Dominashow abzog. Obwohl GODDES OF DESIRE an sich keine schlechte Band ist, schafften sie es nicht, die großartige Stimmung aufzubauen, die VORTEX oder SIEGRIED genossen. Auch die übertriebenen Feuereffekte, die den Zuschauern in der ersten Reihe die Augenbrauen versengten, die Plastikwaffen zum Schmelzen brachten, einen Scheinwerfer zerstörten und den Drummer, der zwischen zwei Flammensäulen saß, quälten, halfen wenig und brachten die noch nüchternen Gäste zum Zweifeln, ob es den Brandschutzbestimmungen einer kleinen Halle entsprach.

Als GODDES OF DESIRE dann die Bühne räumten, war es bereits Mitternacht und man machte sich langsam um die Spielzeit von SYMPHORCE sorgen. Und das zurrecht, eilig betraten sie die Bühne, um uns alle mit einem Andy Franck in Höchstform zu begeistern. Nachdem sie die ersten drei Tracks heruntergestresst hatten, nutzten sie die Atempause, um dem Publikum zu erklären, dass sie keine Zeit für die volle Setlist hätten - die anderen Bands überzogen. Enttäuschung machte sich unter jenen breit, die extra wegen SYMPHORCE gekommen waren. Das Publikum war zu diesem Zeitpunkt ermüdet, enttäuscht und teilweise im Begriff zu gehen. Doch der Kracher „Whatever Hate Provides“ schaffte es doch, einige zum Bleiben zu bewegen. Die Band setze ihren gesammelten Charme ein, um den Abend doch noch zu retten. Sie spielten auch „Smoke On The Water“ und andere klassische Töne an, um sich schlussendlich doch noch zu ihren eigenen Songs zu besinnen und „Slow Down“ in die Menge schleuderten. Der Zeitmangel war in diesem Moment vergessen. Erst als sie danach den letzten Song „Two Seconds To Live“ offenbarten, wurde man wieder in die Realität gerufen. Man muss ihnen einigen Respekt zusprechen: kaum ein Headliner hat es bisher geschafft unter solch widrigen Verhältnissen so zu glänzen. Mit kaum 30 Minuten Spielzeit. Die Müdigkeit dämpfte die Enttäuschung über die kurze Spielzeit und man machte sich, dank des gelungenen Konzertabends, erschöpft, aber glücklich auf den Heimweg. Ein würdiger Nachfolger des letzten Winter Power Festivals.


Setlist SIEGFRIED:

Eisenwinter
Jerusalem
Walpurgisnacht
Nachtgebet
Hexenblut
Rabenschlacht
Zug der Burgunden
Die Treuewacht

Setlist GODDESS OF DESIRE

Rites Of War
Sympol Of Triumph
War/Crusade
Victory Is Mine
Awaken Pagan Gods
Teachers Pet
United We Stand, Divided We Fall
Metal Forever
Conquerors Divine
Battleground

www.buehne-innsbruck.com

Lenny
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Beitrag vom 07.12.2004
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