THERION   TRISTANIA   TRAIL OF TEARS - WöRGL  
05.11.2004 @ Komma

Welch passender Tag dieser 5. November doch für ein solches Konzert war: Trübes, bedrückendes Wetter und eine leicht melancholische Stimmung, die sich zusammen mit der Vorfreude zu einem sonderbaren Gefühl vermischte, welches nur immer mehr klar machte, dass es seit langem wieder einmal an der Zeit für ein nicht so derbes, dafür aber umso emotionaleres Konzert war.
Wie immer, war auch an diesem Abend der Weg ins Wörgler Komma um einiges länger als er sein hätte müssen, denn auch beim x-ten Besuch ist es gar nicht so leicht zu finden, wie es wahrscheinlich den Anschein macht ;-). Aber erstmal angekommen fühlt man sich dort doch ziemlich wohl. So wird mit leichter Modernität und interessanter Gestaltung eine angenehme Atmosphäre geschaffen, die dazu einlädt ruhig mal etwas früher zu einem Konzert zu kommen und gemütlich ein Bierchen zu zwitschern.

Nun ja, kommen wir zum Wesentlichen: dem Konzert. Dieses begann überpünktlich um 19:30. Für mich sehr bedauerlich war, dass THE OLD DEAD TREE nicht als Opener fungierten, sondern direkt TRAIL OF TEARS die Bühne betraten. Warum die ersteren nun doch nicht mit auf dieser Tour vertreten waren, ist mir bis zum heutigen Tage ein Rätsel.
Wie dem auch sei, TRAIL OF TEARS mussten jedenfalls eine viel geringere Anzahl an Leuten unterhalten als ich es zunächst für wahrscheinlich hielt. Anfänglich konnte man das Publikum im vorderen Bereich des recht großen Saales gar an den Fingern abzählen. Dementsprechend war die Laune der Band etwas angeschlagen, wenn sie sich dennoch sichtlich um eine gute Show bemühten.
Und in meinen Augen boten sie diese wirklich tadellos, spielten sowohl ältere, anspruchsvolle und kräftige Songs, als auch neuere und betont eingängigere Stücke, aber allesamt souverän und mit einem einwandfreien Sound. Die beiden Sänger waren sogar emsig dabei das kleine Publikum gut zu unterhalten, was leider ein wenig von ihrer deutlich sichtlichen Enttäuschung über eben dieses eingedämmt wurde.
Musikalisch gesehen gefiel mir besonders die Schlagzeugarbeit sehr gut, die den düsteren und gleichzeitig ziemlich kräftigen Gothic Sound wunderbar unterlegte und die vorhandene Zuhörerschaft sogar teilweise zum Mitbangen bewegte. Ich für meinen Teil fand den Auftritt richtig gelungen, werde mir auch sicher das im Januar erscheinende Album zu Gemüte führen. Übrig bleibt aber genauso ein bisschen Mitleid, denn für eine solch gute Performance kaum eine Reaktion zu bekommen, haben TRAIL OF TEARS ganz sicherlich nicht verdient.

Vollkommen dem Zeitplan entsprechend betrat um 20:15 die nächste Band die Erhöhung vor der Menschen"masse". Hierbei handelte es sich diesmal um niemand geringeren als die norwegische Gruppierung TRISTANIA, die meiner Meinung nach spätestens seit "Widow's Weeds" zu der absoluten Speerspitze, was Gothic Metal betrifft, gehören. Infolgedessen waren meine Erwartungen natürlich unheimlich hoch und insgeheim fürchtete ich schon, dass ich so sicher zumindest ein wenig enttäuscht sein würde. Doch das genaue Gegenteil war der Fall.
"… Of Ruins And A Red Nightfall" eröffnete die Show der Norweger und gleichzeitig wurde die mittlerweile etwas gewachsene Zuhörerschaft unweigerlich in den Bann der wunderschönen Melodien, bezaubernden und verzweifelten Gesänge, druckvollen und dunklen Gitarrenklängen gezogen.
So fand man sich, kaum dass man die Augen nur einen Augenblick geschlossen hielt, in Gedanken schwebend wieder, um sich bald darauf zu wundern, dass ja doch noch andere Leute im Raum anwesend waren.
Die Entscheidung ob man sich nun einfach mit geschlossenen Augen treiben lassen oder doch lieber das eindrucksvolle Bühnenbild betrachten solle, wurde einen durch die unglaublich motivierte und authentische Darbietung des (Gröl-) Sängers und seinem weiblichen Gegenstück Vibeke Stene nicht gerade erleichtert. Beide überzeugten mit ihren Stimmen uneingeschränkt und boten mit total konträren Vorstellungen eine sonderbare, aber ebenso passende Symbiose. Als dann noch Østen Bergøy die Bühne betrat und seine klare, bedrückende Stimme beisteuerte war das Bild perfekt und spätestens jetzt alle Befürchtungen vollständig in den Wind geschlagen.
Neben bereits veröffentlichten Songs wie "The Modern End", "Beyond The Veil" oder "Tender Trip On Earth" wurde unter anderem auch ein brandneues Stück mit dem Namen "Equilibrium" vorgestellt, welches sogar eine Akustik-Gitarre als Begleitinstrument beinhaltete.
Das Hauptaugenmerk der Songs blieb aber auf den letzten zwei Veröffentlichungen der Band, die, teilweise mit Hilfe von Samples, perfekt umgesetzt wurden. Als Highlights erwiesen sich vor allem das wunderschöne "World Of Glass" und das kaum mit Worten zu beschreibende Meisterwerk "Angellore", welches von der schon erwähnten Hammerscheibe "Widow's Weeds" stammt und leider viel zu früh den letzten Track der Setlist markierte.

Dass THERION dies in meinen Augen nicht mehr würden toppen können war mir im Vorhinein bereits klar. Trotzdem wartete ich mit Spannung auf das, was die mittlerweile 17 Jahre alte Band, angeführt vom Gitarristen Christofer Johnsson, an diesem Abend bieten würde. Wiederum beinahe auf die Minute pünktlich wurde begonnen, und das weit flotter als geglaubt. Wie auch auf der/den neuen Scheibe(n) "Lemuria / Sirius B" war hauptsächlich der ehemals bei YNGWIE MALMSTEEN tätige Sänger Mats Leven für die männlichen Vocals zuständig. Nun, natürlich ist es Geschmackssache, aber mein Fall ist dies wahrlich nicht, so gut Leven seine Sache beherrschen mag. THERION mit einer Power Metal / Rock Stimme passt für mich einfach überhaupt nicht zusammen, selbst wenn die Band noch so viele Heavy Metal Einflüsse in ihre symphonisch bombastische Musik einbauen. Ähnlich verhielt es sich mit der Hauptsängerin, die nicht nur optisch etwas unpassend erschien, sondern genauso stimmlich keine Höchstleistung erbrachte und für mich deshalb ein wenig störend herüberkam.
Gut gefallen hingegen haben mir die jeweiligen Frauen- bzw. Männerchöre, die aus je drei Personen bestanden und so einen beeindruckend dichten Sound gewährleisteten. Die Instrumente allerdings behinderten sich gegenseitig ein wenig, vielleicht waren es einfach auch nur zu viel, jedenfalls war der restliche Eindruck ein wenig überladen und für meinen Geschmack zu undifferenzierbar.
Das positivste am Auftritt war sicherlich, dass die Stimmung endlich ein wenig zu florieren begann und nun etliche Leute ihre Köpfe kräftig kreisen ließen und manche sogar mitsangen.
Geboten wurden neue wie alte neue Stücke, wobei die Hauptgewichtung klar auf ersterem lag. Dennoch haben sich vor allem die älteren Nummern heraus getan und so waren es vor allem "Asgard", "Schwarzalbenheim" und "The Rise Of Sodom And Gomorrah", die nachhaltig beeindruckt haben.

Fazit: Allein aufgrund von TRISTANIA hat sich die Reise nach Wörgl vollkommen gelohnt. Dass TRAIL OF TEARS eine überraschend gute Show machten setzte noch das Sahnehäubchen drauf.
THERION war, wie ohnehin vermutet, nicht ganz das, was ich mir erhoffte, aber dennoch so gut, dass ich froh sein kann, mal ein Konzert von ihnen gesehen zu haben.
www.napalmrecords.com

shark
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Beitrag vom 10.11.2004
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