CADAVERES DE TORTUGAS   BOMB SQUAD   SUMA   PAIN INC.  
01.10.2004 @ Redbox (Haus der Jugend Mödling)

In prächtiger Erinnerung an das Ohrschmärz von diesem Jahr begab sich das Earshot-Expeditionsteam abermals in die Redbox in Mödling, um dem zweitägigen „VohrLaut“ am Freitag beizuwohnen. Dieses Mal sollte es aber Musik der etwas härteren Richtung zu lauschen geben. Die Bands versprachen so einiges, manche wurden dem gerecht, manche weniger.

Den Anfang machten PAIN INC. Eine Band, die unter die Kategorie des Metalcores fällt – sehr en vogue zurzeit. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um den technisch frickeligen Ableger diese Genres, sondern eher um den groovigen, ganz salopp verweise ich mal auf Ähnlichkeiten mit HATEBREED. Die Performance war sehenswert, die Songs waren gut. Bei zwei Titeln zur Mitte des Gigs vermochten mir die Herrschaften sogar ein breites Grinsen der Anerkennung auf die Lippen zu zaubern. Zwar schlug sich das eingegipste Bein des einen Sängers (es waren ja insgesamt zwei Schreihälse) negativ auf die Performance und den Drive allgemein nieder, und nebenbei bemerkt täte dem Ganzen ein wenig mehr Kontrast zwischen den beiden Stimmen sehr gut, aber summa summarum war das ein guter Auftritt einer tollen Band. Weiter so! Kronos erzählt euch jetzt ein bisschen was über musikalischen Tiefgang und das große Talent einer neuen Band namens SUMA: [Hansi]

Gleißendes Licht, eine gequälte Melodie über einem schwerfälligen Rhythmus, bald darauf noch dazu eine klare, klagende Stimme. So präsentierte sich SUMA, die neue Band einiger nicht ganz unerfahrener Musiker, zunächst und was soll ich sagen: Sie haben mich vom Hocker gehaut! Also wirklich: Der Opener, bei dem der Bass die sonst eher einem Synthie entsprechende Melodie übernahm, griff die Art von Weltschmerz auf, die TYPE O NEGATIVEs "October Rust" mit A PERFECT CIRCLE gemeinsam hat und war einfach unwiderstehlich. Auch Song Nummer 2 im Set der Band mit dem charismatischen Fronter, dem hippie-esken Gitarristen, dem einen ungewöhnlichen Zugang zu seinem Instrument wählenden Bassisten und dem Drummer, dem ich jetzt keine Attribute zuschreiben kann (er ist Linkshänder, spielte aber mit zwei rechten, alles klar?, Anm. Hansi), bewegte sich im Fahrwasser des Keenan-Projektes. Dann wurde allerdings immer nu-metaliger musiziert, was dem Quartett auch gut zu Gesicht stand (vielleicht gelingt es irgendwann, Groove und Psychedelik zu einem Ganzen zu verschmelzen, dann wär ma _noch_ glücklicher. Anm. Hansi). Wie sich im Anschluss zeigte, waren die meisten Zuschauer wegen dieses von ihnen abgefeierten Live-Debuts gekommen und Recht hatten sie: SUMA waren wohl die beste Band des Abends. Hätten sie noch mehr Melancholie mit eingebracht und dafür ein bisschen weniger von den manchmal etwas konventionellen Grooveparts gebracht, wären sie glatt als "Live-Geheimtipp des Jahres" durchgegangen.

BOMB SQUAD waren dann hart. Hart im Sinne von "tough" wollten sie wirken, hart im Sinne von "mühsam" waren sie zumindest für mich zu ertragen. Hardcore is ja wieder mal das große Ding der Stunde und da gibt es auch ein paar ganz nette Bands, die diesen Musikstil echt weiterbringen - auch in Österreich. Ob es da sinnvoll ist, alles was so circa 1994, also während der ersten Metalcorewelle (auch wenn das damals nicht so hieß) noch mal zu verwursten und dabei bemüht zu wirken, weiß ich nicht. Sogar BIOHAZARD, die damalige Speerspitze der Bewegung, machen nicht mehr das, was sie damals fabriziert haben, und das ist gut so. Selbst die wahrhaftigste, trueste, ehrlichste Musik hat ihr Ablaufdatum, denn sind wir uns ehrlich: Popularmusik hat viel mit Moden zu tun und ist ausserhalb ihres zeitlichen Kontextes sinnlos. Man könnte es auch mit einem Hansi'schen Approach angehen: "Irgendwann ist der Markt überfüllt und die Latecomer ziehen die Arschkarte".
Umso fraglicher ist es dann, wenn eine alles andere als originelle Band den ganzen zähen "This is Brooklyn New York, you muthafuckaz!"-Asphalt (bei BOMB SQUAD wohl eher "Meidling in Wean"...) noch mal durchkaut. Ich brauch sowas jedenfalls nicht. Wenn wenigstens die dazugehörigen von oben bis unten "beckten" Muckis dagewesen wären, um optisch an die Originale ranzukommen... Leiberln wieder rauf und Daumen runter für BOMB SQUAD. Auch wenn's hart ist. [Kronos]


Was fällt einem zurzeit ein, wenn man an Metal und Ungarn denkt?! Na klar: EKTOMORF!! CADAVERES DE TORTUGAS erfüllen beide Kriterien: Sie spielen Metal und kommen aus Ungarn, ach ja und sie klingen auch wie EKTOMORF. Kleine Formel für unsere TU-Studenten:
EKTOMORF = SOULFLY (-1) + SOULFLY x²
CADAVERES DE TORTUGAS = EKTOMORF (SOULFLY – x) + ILL NINO

Daraus folgt:
CADAVERES DE TORTUGAS = (SOULFLY (-1) + SOULFLY x²) (SOULFLY – x) + ILL NINO
*hüstel*
Also ich finde, CADAVERES DE TORTUGAS haben schon die "eine oder andere" Parallele zum großen Vorbild aus dem Land der guten Fußballer und bunten Pornoparaden. Wenn dann aber der eine Gitarrist noch mit Dreadlocks, tätowierter Wade, Gibson SG (war natürlich auch bei BOMB SQUAD dabei... in diesem Fall sag' ich nur NYHC... Anm. Kronos) und (jetzt kommt’s) einem gelben „Brazil“-Leiberl aufkreuzt, dann ist das schon etwas viel für meinen Geschmack. Egal. Die Musik war äußerst präzise und tight gespielt, das kam den extrem rhythmusbetonten Songs natürlich sehr zugute, der Sound tat zum Ende sein Übriges, sodass es wirklich rappelte im Karton. Normalerweise hätte es jetzt schon die ersten vom Moshpit blutig geschlagenen Nasen geben müssen, aber da die Publikumsstimmung nach SUMA (wo die Hölle brannte) einen Abstieg exponentiellen Ausmaßes erfuhr, sollte es nicht dazu kommen. Schade eigentlich, vielleicht hätte sich ja der eine oder andere vom Earshot-Expeditionsteam willig gefühlt, im Pit die unnötig zugeführten Kalorien von Hopfen und Malz zu verbrennen (heast Oida i woa ned zua!*lol*. Ausserdem musste ich dank fauler U-Bahnfahrer eh noch vom Reumannplatz in's Escape hatschen. Anm. Kronos) Ein gravierender Unterschied zu zum Beispiel EKTOMORF besteht auch sicherlich darin, dass selbige einen wirklichen Entertainer als Fronter vorweisen können, was einem bei CADAVERES DE TORTUGAS doch etwas abgeht. In Summe aber war auch diese Band wieder ein guter Griff und wusste zu überzeugen.

Und wieder einmal bescherte uns Mödling unter den Fittichen von Rockaut einen amüsanten, bunten Abend. Der Sound war gut, einige Bands bewiesen Talent, die Stimmung hat auch gepasst… was will man mehr? Oh ja, richtig, das Bier hat auch geschmeckt (no comment *g* Anm. Kronos), das war’s.
Mödling, wir sehen uns wieder, und zwar im März 2005 beim Ohrschmärz! Be there or die! [Hansi]


FOTOS + E-CARDS
www.rockaut.com

Hansi
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Beitrag vom 18.10.2004
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