SUMMERBREEZE - ALTE HELDEN UND GEHEIMTIPPS  
19.08.2004 @ Abtsgmünd

Drei Tage Festival haben ja immer einen Vorteil, was die Setlist betrifft. Generell liest sich aus dem Billing die Mischung aus alten Helden, Geheimtipps und Underground. Das Summerbreeze in Abtsgmünd ist da keine Ausnahme. Dieses Open Air gehört inzwischen zum festen Bestandteil im Konzertkalender eines Metallers. Kein Wunder, dass die schnuckelige und familiäre Atmosphäre gegenüber vor drei Jahren dadurch gelitten hat. Auch in diesem Jahr war es ausverkauft, laut Veranstalter Silverdust waren täglich rund 12000 Fans vor den zwei Bühnen, auf dem teils unwegsamen Campinggeländen mit drei Dixies pro Abschnitt und in den Abtsgmünder Supermärkten. Alle auf einer Wellenlänge, alle friedlich – außer, wenn die mobilen, engagierten Bierverkäufer zu schlägern begannen, was doch nachdenklich stimmte. (Philipp)


Donnerstag, 19. August

Wie üblich verpasst der ignorante Deutsche die Hälfte der österreichischen Bands vor Ort, die sich LORDS OF DECADENCE nennt. Den FRAGMENTS OF UNBECOMING und RAWHEAD REXX weine ich hingegen keine salzige Träne nach, zu den Briten GOREROTTED stehe ich endlich bereit. Und die lustigen Grinder enttäuschen auch nicht, nehmen sich, das Publikum und ihr kompetentes Liedgut nicht zu ernst und blasen den paar hundert Zuhörenden eine halbe Stunde gemahlenen Pfeffer in die Ohren. Keine Ahnung, wie sich die Jungs auf Platte anhören, der Gig allerdings war für Grind-Verhältnisse sehr abwechslungsreich und der Sound (noch) vollkommen in Ordnung. Große Teile der Band, insbesondere der Basser, gaben sich die kompletten drei Festivaltage und sorgten backstage für „stets gute Stimmung“.

MÖRK GRYNING wurden mit einer gewissen Neugier erwartet, verließ doch eine Hälfte des Duos, namentlich Peter Nagy, kürzlich die EMPEROR-Hörigen. Schließlich enterte man als Quintett die Bühne – in voller Live-Besetzung – und zockte eine engagierte Show auf der Main Stage, mit leichtem Übergewicht auf dem aktuellen Werk „Pieces Of Primal Expressionism“, dessen komplexer Sound überraschend überzeugend auf die Bühne übertragen wurde. Die alten „Tusen Ar Har Gatt…“-Tracks kamen beim kundigen Publikum dennoch wesentlich besser an.

Ganz ehrlich: VOMITORY, normalerweise Schwedens Death/Thrash-Vernichtungskommando Nummer Eins, ließ einen an diesem Tag sonderbar kalt, was weniger am unentschlossenen Wetter, denn am chaotischen, nuancenlosen Sound lag. Die Truppe geht ja eher straight und riffbetont vor, da sollte man als Live-Mischer schon die wenigen Melodien und Soli im Auge haben und nicht alles hinter die Drums und Vocals mixen. (Tobias)

Sie sind zurück. Die einen haben darauf gewartet, für die anderen war ihre Reunion ein schlichter Werbeeffekt. Was soll’s, CREMATORY gehören dennoch zu Deutschlands Vorreitern im Gothic Metal-Genre. Sollte diese Band bislang nicht in jedermanns Ansicht Kultstatus besessen haben, dann werden sich Sänger Felix und Co. zukünftig in diesen Rang spielen. Diese Truppe hat während ihrer Schaffenspause nichts verlernt und kann einen Hit nach dem anderen präsentieren. Es ist eben ihre Mischung aus sphärischen Keyboards mit harmonisch untermalten Growls von Felix. Das trifft auf alle Stücke zu, egal ob CREMATORY das viel geforderte „Tears Of Time“ spielen oder neues Material der aktuellen Scheibe „Revolution“. Gut, sie sind rockiger und moderner geworden. Das kann man aber keiner Band vorwerfen, oder? Auf jeden Fall haben sie gerockt und mit „Tick Tack“ vom neuen Album eine zumindest kurzzeitige Hymne geschaffen. Eine solide Show beim Summerbreeze ohne Ausfälle. Wie man CREMATORY eben kennt. Nächstes Mal aber bitte mehr vom Debüt-Album „Transmigration Of Souls“.

Das Mittelalter hat ja bekanntlich seinen Reiz. Immer wieder tauchen Bands auf, die sich dieser Epoche widmen. SALTATIO MORTIS gehören dazu. Ich muss gestehen, diese Band vor dem Summerbreeze nicht gekannt zu haben. Was sie präsentierte war nicht schlecht, aber auch nichts Außergewöhnliches. Warum nicht? Diese Frage ist leicht beantwortet. Denn bei SALTATIO MORTIS musste man zweimal hingucken, um zu erkennen, dass auf der Pain Stage nicht IN EXTREMO stand. Zu gleich ist die Musik dieser beiden Bands, Dudelsack inklusive. Das betrifft auch den Sänger. Zwar hat er nicht die ähnlich raue Stimme wie Das Einhorn, die Art zu singen kommt aber ran. Es sind keine wirklich neuen Ideen, die SALTATIO MORTIS in ihre Musik einstreuen, auch nicht in die Show. Feuer hier, Dudelsack da, Mitsingeffekt dort. Schade. (Philipp)

HYPOCRISY könnten auf dem Breeze auch mit einem Akustik-Set in Zimmerlautstärke auftreten und würden trotzdem rulen ohne Ende. Geschickt platziert zwischen Mittelalter-Dilettanten und Suizidschweden konnte auch wirklich nichts mehr schief gehen und zum ersten Mal wurde es so richtig voll vor der Main. Immer wieder erstaunlich, wie die Metaller nach Tägtgren dürsten, obwohl sich Seine Majestät live nie richtig rar macht. Zu neuen Göttergaben wurde übergangslos genauso überbrutal abgebangt wie zu den bewährten Alien-Hymnen (siehe Pics), nur: Teert und federt mich so lange ihr wollt, doch das wenige Punk-Zeux der „Catch 22“ kam an diesem Donnerstag am geilsten rüber. (Tobias)

Dass es diese Band noch gibt, ist unglaublich. Okay, es gibt ja auch noch MOTÖRHEAD und U.D.O. Aber LAKE OF TEARS haben auch schon einige Jährchen auf dem Buckel. Viel hat sich in dieser Zeit nicht geändert. Es ist immer noch der bekannte melancholische Metal, den diese Truppe präsentiert. Der Sänger glänzt zwar nicht als Virtuose am Mikrofon, aber genau das macht LAKE OF TEARS aus. Diese rudimentäre und rohe, aber punktgenau gespielte Musik hat ein geniales Flair auf das Summerbreeze gezaubert. Danke.

LAKE OF TEARS, CREMATORY und wie sie alle heißen, sie konnten eine Band fast nicht schlagen: SENTENCED. Die Finnen um den genialen Hünen am Mikro, Ville Laihiala, haben sich erneut in alle Köpfe und Herzen der Summerbreezler gespielt, auch von denjenigen, die sie zuvor noch nicht kannten oder neutral der Band gegenüber standen. SENTENCED legten wieder einmal einen düsteren, melancholischen Teppich über den Himmel von Abtsgmünd. Lieder wie „No One There“ und „Sun Won’t Shine“ taten ihr Übriges, die Anhängerschaft in eine sphärische Trance zu versetzen. Es ist nicht nur Ausnahmesänger Ville, der dieser Band einen charismatischen Touch verleiht. Sami Lopakka und Miika Tenkula zählen zu dem besten Gitarristenpaar in der Musikbranche. Ihre locker-lässigen und immer exzellent gespielten Riffs und Soli heben diese Band erst recht in den Olymp der Metalgötter. Was auf die Fans mit dem nächsten Album zukommt, präsentierten SENTENCED schon vorab mit zwei Songs. Genial, lässt sich da nur sagen, die ruhige Melancholie in harte Moritaten verpackt nimmt ihren Lauf. Herr, lass’ es bald soweit sein. Was kann es dann noch Schöneres geben, als wenn diese Finnen ihren Set mit einem IRON MAIDEN-Klassiker beenden. (Philipp)


Freitag, 20. August

BESEECH habe ich leider nur hinter den Bühnen, hauptsächlich auf dem VIP-Parkplatz kennen gelernt, bei mehreren Gelegenheiten: Zum einen beteuerte der stockbesoffene Basser oder Gitarrist ohne den nötigen Ernst mehrmals den noch abwesenden Glenn Danzig in den Anus gefi*** zu haben, zum anderen wurde des nachts der Drummer, lediglich mit einem Leopardentanga und Cowboystiefeln bedeckt, aus dem Zelt einer wohl Wienerin flüchtend gesichtet, ungläubiges Kopfschütteln seitens seines stockbesoffenen Bandleaders erntend.

Verdammt noch eins! Der Interessierte kommt ja nun nicht alle Tage in den Genuss einer TOTENMOND-Show – und dann wird gecancelt! Dabei fiel zumindest auf, dass das alles bestimmende Problem letzten Jahres, Bandabsagen im Dutzend und im Vorfeld, heuer glücklicherweise keine Fortsetzung fand. Extrem kurzfristiger Ersatz präsentierte sich in Form der Dänen MERCENERY, die, gestützt von einem selten guten Sound, ihre okayen Power/Melodic Death-Songs den bereits zahlreichen Zusehern um die Ohren bliesen, wie der zeitgleich aufkommende Wind erfrischenden Nieselregen.

LEAVES EYES’ Liv Kristine überzeugte mit perfekt gepflegten hochdeutschen Ansagen und Danksagungen an das gnädige Volk vor der sprichwörtlichen Pain Stage und sah sehr hübsch aus. Der Rest ist Ansichtssache… (Tobias)

XANDRIA erfuhren in den vergangenen Monaten verstärkt mediale Unterstützung. Bei Rock am Ring lief ihre Mucke in Umbaupausen auf der Leinwand. Eine Mischung aus WITHIN TEMPTATION und NIGHTWISH, das dürfte als Kurzbeschreibung ausreichen. Sie sind gut, lieferten in Abtsgmünd eine passable Show ab. Leider, aber das ist ja Geschmackssache, steckt hinter ihrer Musik keine Innovation. Muss ja nix heißen, irgendwas ist ja immer.

Nicht bei SODOM, den Veteranen. Oder besser gesagt Tom Angelripper, dem Veteran. Er hat ja oft genug seine zwei weiteren Mitstreiter ausgewechselt. Nun gut. Diese Band wird sich nie verändern. Immer dieser Militär-Stil, immer dieses Haudrauf. Gut so. Denn etwas anderes wollen wir Fans nicht. Das neuere Material von „M 16“ ist zwar nicht schlecht. Aber so richtig glänzen SODOM erst, wenn sie die alten Klassiker auspacken. „Bombenhagel“, „In The Sign Of Evil“, „Blasphemer“, noch Fragen? Sie rotzen ihre Weisen daher, egal ob die Gitarre mal daneben liegt, egal, ob Tom nicht mehr so böse klingt wie noch 1985. Diese Truppe ist Kult, mit dem deutschen Lemmy an der Spitze.

Ganz so kultig sind TANKARD nicht. Doch diese Band muss man mögen. Keine gescheite Party, auf der „Spacebeer“ und „Beermuda“ nicht läuft. Sänger Gerre und Co. haben den Party-Metal mitkreiert, spätestens seit der genialen Scheibe „The Meaning Of Life“. Genau auf diese Songs wartete auch das Summerbreeze-Publikum. Obwohl unter anderem „Chemical Invasion“ auch Qualitäten hat. Mitgrölen, das geht am besten bei den Suffliedern. Da kommt es nicht auf genau gespielte Riffs und Soli an, nicht auf eine durchwegs gelungene Gesangsleistung. TANKARD bringen Stimmung. Das, was das Summerbreeze-Publikum will, keine langweilige Chill-Out-Mucke.

Stammgäste, das sind quasi schon DIE HAPPY. Gut, vielen mag dieser Alternative-Rock nicht ganz ins Freitagabend-Programm gepasst haben. Tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Diese Ulmer Band ist einfach genial. Das liegt in erster Linie an Frontlady Marta Jandová. Was diese Frau auf der Bühne zelebriert, ist mit Worten nicht auszudrücken. Die Sängerin weiß einfach, wie sie das Publikum mitreißen kann. Beim Summerbreeze 2004 mögen DIE HAPPY nicht auf dem Höhepunkt ihrer Live-Qualitäten gewesen sein. Der Band machte offensichtlich ein langes Tour-Jahr zu schaffen. Dennoch steckten die Ulmer einen Großteil der anderen Bands in die Tasche, was die Agilität angeht. Auch wenn Marta genervt war von etlichen „Ausziehen“-Sprüchen mancher angeheiterter Jungs vor der Bühne. Wenn DIE HAPPY „Supersonic Speed“ und „Like A Flower“ auspacken, gibt es kein Halten mehr. Da muss man einfach mitrocken, kann nicht still stehen. Ein wieder guter Auftritt, wie man es von der Truppe gewohnt ist. Liebe GUANO APES: Hingucken, lernen. Vielleicht wird aus Euch auch mal so eine gute Band. (Philipp)

Post Scriptum: TANKARD waren an der etwas feindlichen Haltung des Publikums, das statt den Ulmern wohl lieber mal wieder VADER gesehen hätte (laut Spontanumfrage mit gut 57,3% an der Spitze…), nicht ganz unschuldig: Auf eine - letzten Endes – gemäßigte Äußerung Gerres DIE HAPPY-diesbezüglich, entblößten dutzende Fans der Hessen ihre enorm erigierten Mittelfinger in Richtung gerade aufbauende DIE HAPPY. (Tobias)

Morten Veland ist ja kein Unbekannter in der Gothic-Szene. War er doch bei TRISTANIA Bandvorsteher. Nach seinem Ausstieg fing er deshalb nicht ganz von Null an. SIRENIA, sein aktuelles Projekt, zehrt ganz klar von seiner Erfahrung – im Gegensatz zu TRISTANIA, die fortan ohne den genialen Kopf für das Songwriting da standen. Schon mit der ersten SIRENIA-Scheibe „At Sixes And Sevens“ setzte Veland Akzente. An seiner Seite Fabienne Gondamin, eine bessere Sängerin hätte er für das Debüt nicht engagieren können. Das zweite Album bestritt er schon nicht mehr mit ihr und das war der Scheibe sofort anzuhören. Die neue Sängerin ist zwar gut, kommt aber nicht an Fabienne ran. Der Auftritt beim Summerbreeze war fast exzellent. Fast dahingehend, dass die Chöre, die von Band kamen, zu leise waren. Das schmälerte den Bombast, vor allem bei einem der besten Lieder im gesamten Gothic Metal-Bereich, „Sister Nightfall“. Demjenigen, der die SIRENIA-Scheiben kennt, mag das nicht extrem gestört haben. Er hat die Chöre ohnehin im Ohr. Wer die Band aber das erste Mal gehört hat, bekam bei weitem nicht den Eindruck, dass auf der Bühne eine Truppe steht, die ihresgleichen sucht. Schade eigentlich. (Philipp)

Was für ein herrliches Gedrücke und Geschiebe schließlich bei einer der wenigen Bands dieses Jahres, die annähernd als Headliner zu bezeichnen waren. Als einzige Amis in der Abtsgmünder Provinz übernahm man das nötige Pensum an Bush-Bashing, indem bei „War Is Coming“ der Refrain kongenial in, Zitat: „Fuck Bush!“ und „Fuck War! Bush is a Whore!“ variiert wurde, nett. Ansonsten lag eine ähnliche Atmosphäre wie tags zuvor bei HYPOCRISY in der Luft. Trotz der für Groove-Death recht relaxten Bühnenperformance aller Bandmitglieder, gab’s für die Massen, die sich bis zur Bierstand-Peripherie drängte, während der gesamten Show kein Halten mehr und auch der Sound war SIX FEET UNDER angemessen.

Meine Güte, was ist der Jonas Renske dick geworden. Leider hatte sein schwellendes Körpergewicht keinerlei Pavarotti-artigen Einfluss auf sein brüchiges Stimmchen an diesem kalten Abend. Was sich auf Platte so sahnemäßig perfekt anhört, konnte der KATATONIA-Fronter freitagnachts nicht kredenzen, der Sound mag ebenfalls nicht perfekt geklungen haben – die Songs, allen voran jene der „Brave Murder Day“ und „Viva Emptiness“, dessen Opener auch als Einstieg in den Gig diente, sind es allemal. Nur blieb der schale Eindruck zurück, dass KATATONIA nicht in der Lage sind, ihre Studio-Meisterwerke adäquat auf die Bühne zu übertragen. (Tobias)


Samstag, 21. August

Buddy Lackey, Devon Graves – beide Namen hören sich schräg an, würde mich nicht wundern, wenn der Mann nach dem Ende von DEADSOUL TRIBE unter neuem Namen wieder von vorn beginnt. Hey, Moment mal, was schreibe ich da eigentlich? Wer will schon das Ende von DEADSOUL TRIBE? Bestimmt nicht die Crowd, welche nach der magischen, viel zu kurzen Vier-Song-Show noch minutenlang applaudiert. Ein Stau entzog die (Wahl)Wiener der Bühne und den Fans viele potentiell geniale Momente. (Tobias)

Bei Rock am Ring dieses Jahr hatten sie ihre Mühe mit dem Sound: MNEMIC. Am Nürburgring schepperte ihre Musik aus den Boxen, Sänger Michael ging im Gekrache unter. Der Mann hinterm Mischpult beim Summerbreeze machte es besser. Diese Band legte einen sehr guten Auftritt hin. Sehr gut im Vergleich dazu, dass die fünf Musiker zu unterbewertet im Nu Metal-Genre sind. Da werden eher die Größen wie LINKIN PARK (die mit dem ewig gleichen Songaufbau) und wie sie alle heißen gehypt, aber nicht diese Newcomer. Dabei haben es MNEMIC drauf, wissen, wie man dynamischen Metal kreiert. „Blood Staind“ und „Ghost“ gehören zu ihren Vorzeige-Stücken. Genau diese zwei Songs rissen das Publikum am meisten mit. Es ist die Mischung aus Brachialität und harmonischen Riffs, die diese Band ausmacht. Kompliment. Bitte nächstes Jahr wieder. (Philipp)

Quasi aus dem Nichts (anders oder genauer ausgedrückt aus Leipzig) entsprangen DISILLUSION mit dem zukünftigen Referenzwerk „Back To Times Of Splendor“ und lassen ausnahmslos erstarte Gestalten zurück, die sich fragen, ob sie überhaupt würdig genug sind, dem Trio zu lauschen, das für den Gig mit der Kumpelband DARK SUN, gleichfalls in Leipzig ansässig, fusionierte. Schließlich zu acht spielte man das fucking gesamte Album! 1:1 und ohne Tricks und doppelten Boden, fucking unbelievable! (Tobias)

Das gilt auch für ENSIFERUM. Viking ist das Gesetz dieser Band und den zelebrierten die Musiker erstaunlich gut. Wer sie zum ersten Mal gehört hatte auf dem Summerbreeze, wird von ENSIFERUM beeindruckt gewesen sein. Die Truppe stimmte schon auf die Virtuosen auf diesem Gebiet ein: FINNTROLL. (Philipp)

Für BRAINSTORM sind studio oder live einerlei, bei beiden liefert man stets übersolide, allerdings etwas unspektakuläre Leistungen, die sich in der Regel wenig von voran gegangenem unterscheidet. Und so blieb die heutige Präsentation weder hinter der letztjährigen zurück, noch wurde dieselbe getoppt. (Tobias)

Die Überraschung steckt ja manchmal im Detail. Wie immer bei solchen Festivals. PSYCHOPUNCH erhielten eine prominente Auftrittszeit. Liegt daran, dass die Band in Lohn und Brot steht bei Silverdust, die maßgeblich hinter dem Summerbreeze stehen. Egal. PSYCHOPUNCH hatten diesen Platz verdient. Ihr dreckiger Punkrock ist einfach genial. Nicht nur auf Platte. Live riss diese Truppe einfach mit und versteifte sich nicht nur auf die berühmten drei Akkorde. Es sind vor allem die mitsinggerechten Refrains, die die Schweden ausmachen. Einziger Kritikpunkt: Es bedarf mehr Nähe zum Publikum. Den Set runterzuspielen und schon ein Legendengehabe an den Tag zu legen, macht schlechten Eindruck nicht nur bei Journalisten. Dennoch bleibt die Show der Schweden einer der Höhepunkte zumindest an diesem Tag. Sauber gespielt, das Publikum animiert (über die Musik) und damit imponiert. Von dieser Truppe wird man noch viel hören.

Er ist ein Star. Dieser alte Mann. Er ist um ein Vielfaches im Geschäft als MNEMIC, SIRENIA und Co.: U.D.O. Udo Dirkschneider ist der Metalopa im deutschen Geschäft. Was hat er damals nicht für Hymnen geschrieben, als ACCEPT noch durch die Lande tourten. Wie groß war der Jubel in Abtsgmünd, als U.D.O. ziemlich zu Beginn des Sets „Metal Heart“ auspackten. Wie viele Metaller sind mit diesem Stück aufgewachsen und werden es noch ihren Kindern einmal vorspielen. Den Erfolg, wie er ihn mit ACCEPT noch hatte, hat U.D.O. jetzt nicht ganz. Er ist aber eine Ikone im Metalgeschäft. Seine Show war mitreißend, seine Stimme charismatisch wie immer. Die Mischung aus kontrolliertem Gekreisch und Gekrächze (nicht despektierlich gemeint), bohrte sich durch die metalgeschwängerte Luft auf der Ostalb. Man muss ihn einfach mal gesehen haben, diesen Rockstar, der unser aller Opa sein könnte. (Philipp)

Die üblichen Gerüchte, dass DANZIG nicht auftreten würde, zirkulierten auch in Abtsgmünd um die Festival-Area. Ob der BESEECH-Basser daran schuld war? Letzten Endes kam Glenn dann wohl doch ohne Allüren aus und bestieg nahezu pünktlich die Main Stage, um den Kids die wahrscheinlich letzte Show für eine lange Zeit zu bieten. Und besonders enttäuscht sah eigentlich niemand aus, als wenigstens eine richtige Legende seine 1, 60 m durch einen ausgewogenen Set wuchtete, bei dem das schwache „Circle Of Snakes“-Material dankbarerweise eine Seltenheit darstellte. Gut, gegen „Dirty Black Summer“ sieht so ziemlich alles alt aus. Beeindruckend, wie Tommy Victor eigene Bewegungsabläufe immer mehr den maschinellen Riffs seiner Gelegenheitsband PRONG angleicht. (Tobias)

Jedes Festival hat sein Ende. Leider. Nach drei Tagen Summerbreeze kommt doch immer wieder der Wunsch auf, am liebsten die Zeit noch mal zurückzudrehen. Egal, wie schlecht das Wetter ist, wie voll die Dixies waren, oder ob die Freundin mit nem anderen rumgeschäkert hat. Summerbreeze, da ist man doch immer ein anderer Mensch. Man ist unter Gleichgesinnten, fühlt sich wohl. Zwei Tage später nimmt der Hartgesottene wieder an seinem Computer in der Zeitungs-Redaktion Platz, bearbeitet die Architektin wieder ihre Projekte, der Controller rechnet, der Student stellt sich auf das Semester ein, der Schüler kauft schon mal Schulhefte. In dieses „normale Leben“ entließ das Summerbreeze dieses Jahr mit FINNTROLL. Dieser fast einzigartigen Band mit ihrer Symbiose aus Viking Metal, Polka und Black Metal-Gegröle. Eine Mischung aus für Volksmusik-Fans (eh für den Arsch, um A.O.K. zu zitieren) aggressiver Musik und einfach nur lustigen Songs mit Zieh-Harmonika. Da ist es wurscht, ob man zu FINNTROLL bangt, tanzt oder die Arme im Takt schwingt. Diese Jungs können nichts falsch machen, um ihre Fans zum Mitmachen zu animieren. Wie vor zwei Jahren war der Auftritt beim Summerbreeze auch anno 2004 genial. Keine Ausreißer, alles wie auf Platte, gewürzt mit viel Euphorie. Was diese Band an Einfallsreichtum an den Tag legt, könnte man sich für viele andere Mitstreiter auch wünschen. Leider zu kurz der Auftritt, leider zu schnell vorüber dieses Festival. August 2005, bitte kommen. (Philipp)








FOTOS + E-CARDS
www.summer-breeze.de

Philipp, Tobias

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Beitrag vom 27.09.2004
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