WACKEN OPEN AIR 2004 - FREITAG - MIT WARLOCK   DORO   DESTRUCTION   DIO   GRAVE DIGGER   MAYHEM   ARCH ENEMY   CATHEDRAL   U.A.  
07.08.2004 @ Festivalgelände Wacken

Nach der Night To Remember war es soweit, der erste volle Festival-Tag war da. Den Beginn sollten für mich die dänischen Cyber-Thrasher MNEMIC machen. Die Band war diesen Sommer auf so gut wie jedem Festival, auf dem irgendeine Form von Metal zu finden war, auf dem Billing. Auf der kleinen Party Stage hatte sich dann um sage und schreibe 11 Uhr vormittags eine stattliche Menge versammelt, die die Band abfeierte wie die größten Heroes. Mit einem durchaus brauchbaren Sound ausgestattet, konnte die Band ihr Material überzeugend rüberbringen. Als besonderes Zuckerl gaben die fünf auch einen Vorgeschmack auf das Ende September erscheinende neue Album. Thumbs Up! Da Parallel zum Auftritt von MNEMIC auf der Black Stage der Tag durch die Niederländer ORPHANAGE eröffnet wurde und ich beide Bands sehen wollte, war es nicht möglich beide Sets ganz zu sehen. Nachdem die Gothic Deather mit „At The Mountains Of Madness“ einen absoluten Hit ins Publikum gebrettert hatten und dann die Dame am Mikrophon einen größeren Vokalpart übernahm, der mich nicht gerade in Verzückung versetzte, zog mich es nochmals zurück zu MNEMIC, deren Show dann allerdings gerade ihr Ende fand … [Gore]

Auf der True Metal Stage ging es kurz vor Mittag mit den Power Metallern PARAGON los, die ich bisher nicht gekannt hatte. Die Band wusste mich musikalisch zwar nicht 100%ig zu überzeugen, aber hinterließ einen professionellen Eindruck. Das Material der Deutschen, das stilistisch irgendwo zwischen GRAVE DIGGER, alten ICED EARTH und SAXON einzuordnen sein dürfte, übte auf die um diese Uhrzeit erstaunlich zahlreich anwesenden Fans eine beachtliche Wirkung aus. Die Stimmung war nachdem Konzert für einen langen Festival-Tag bestens angeheizt. [Gore]

Was folgte waren die englischen Doom-Ikonen CATHEDRAL, die, wie nicht anders zu erwarten, ein amtliches Set ablieferten. Höhepunkt des Sets, das so gut wie alle Schaffensphasen umfasste und von „Ride“ bis „Stained Glass Horizon“ einen gute Retrospektive bot. Höhepunkte waren zweifelsohne, die beiden Songs „Vampire Sun“ und „Hopkins (Witchfinder General)“ vom 95er Album „The Carnival Bizarre“. Bei letzteren Song „strangulierte“ sich Chef-Hippie Lee Dorrian abermals mit dem Kabel seines Mikrophons und mimte einen Erhängten. Was soll ich noch großartig zu den Engländern sagen? Der Auftritt hat verdammt nochmal gerockt und der zähflüssige, tonnenschwere Sound der vier hat das Gelände zum Beben gebracht. [Gore]

Was die anwesende Publikums-Menge betrifft, stand mit ARCH ENEMY der erste Höhepunkt auf dem Programm. Dass die Musik der Schweden rund um Guitarhero Michael Amott (Ex-CARCASS, SPIRITUAL BEGGARS, Ex-CARNAGE) über jeden Zweifel erhaben ist, sollte mittlerweile jeder begriffen haben. Da ich die Band zwar zweimal mit ihrem ehemaligen Fronter Johan Liiva, der nach dem „Burning Bridges“ Album aus der Band ausgeschieden ist, live gesehen hatte und der Auftritt der fünf am 98er W:O:A zu den absoluten Höhepunkten zählte, war ich umso mehr auf die Live Darbietung von Angela Gossow, der Dame am Mikro, gespannt. Die Energie und letzten Endes die gesamte Performance stellten das absolute Maximum dar. Viele Bands könnten sich von der Bühnenpräsenz ein Stückchen abschneiden. Was allerdings ein großes Manko darstellte, war der Sound, bei dem die Tontechniker ohrenscheinlich mit starkem Wind, zu kämpfen hatten. So gab es die ersten Songs lang stets Double-Bass mit Stimme und gelegentlich einem Gitarrensolo zu hören. Mit der Zeit wurde jedoch auch das besser. Das Schwergewicht bei der Songauswahl lag auf dem aktuellen Album „Anthems Of Rebellion“. Die Songs entpuppten sich als Live-Knüller, wenn auch der eine oder andere Klassiker schmählich vermisst werden durfte. Alles in allem eines der besten Sets.[Gore]

Mit MAYHEM ging dann, wie sich herausstellen sollte, DER Auftritt des Festivals über die Bühne. Also nicht, dass ich von vornherein nach Wacken gefahren wäre, weil ich so ein Die Hard MAYHEM-Fan bin und ich habe sicher von einigen anderen Bands, die sich dieses Jahr nach Norddeutschland verirrt hatten, mehr Scheiben daheim im Regal. Aber was die vier Erz-Sickos hier lieferten war extreme Kunst, die diese Betitelung echt verdient.
Sänger Maniac war der Hauptdarsteller, der mehr durch seine Mimik, seine Bewegungen und Handlungen als durch seinen Gesang zur Vollendung dieses Gesamtkunstwerkes beitrug. Drum-Athlet Hellhammer, Gitarren-Innovator Blasphemer und Bass-Prolo Necrobutcher traten schauspielerisch hinter dem Frontmannn zurück, boten dafür ein mehr als solides Orchester, dessen aus neuen genauso wie aus alten MAYHEM-Songs bestehende Untermalung voll überzeugen konnte.
Die Kulisse wurde gebildet von drei überdimensionalen Gabeln an den Seiten sowie in der Mitte der Bühne, auf die Sauschädel aufgespießt waren. Unter den zwei seitlichen kam dann immer wieder eine Stichflamme rausgeschossen. Resultat: Sauschädeln schön angeschwärzt, was schön grauslich aussah - muss vorne mindestens genauso grauslich gerochen haben. Den mittleren Schädel hob sich Maniac, der unentwegt über die Bühne schlenderte und mit seinen zurückgegelten weißen Haaren und dem weiß geschminkten Gesicht aussah wie ein zeitgemäßer und homosexueller Mephisto aus Goethes Faust, der durch sein extrem herablassendes Herumwandeln eine wahnsinnig überlegene und unantastbare Aura um sich aufbaut, für größeres auf. Nachdem er des Öfteren in den Kopf des postmortem zu Bühnenehren gelangenden Paarhufers reingegriffen hatte und so einen ansehnlichen Blutfilm auf seinen Arm gebracht hatte (welchen er natürlich schön kamerawirksam und auf die Leinwände übertragen in seinen Mund hatte Tropfen lassen), warf er diesen zu Boden und schließlich ins Publikum. Spätestens da war klar, dass der Typ echt einen an der Waffel haben muss und die Leute, die da vorne stehen, jetzt nicht nur nach Schweiß (40 Grad und nirgends Schatten!), sondern auch nach Sau stinken (40 Grad!!!) und sich’s vielleicht auch sonst ein bissi feun… [Kronos]

Für die Teutonen Metaller GRAVE DIGGER war die Sache nach ihrem Auftritt 2001, der für das „Tunes Of Wacken“-Album aufgezeichnet wurde, die sprichwörtlich gemähte Wiese. Die Songs des aktuellen Albums „Rheingold“ zeigten sich bereits auf der Tour vergangenen Winter als Live-Kracher allererster Kajüte. So begannen die vier Deutschen mit „Twilight Of The Gods“ und genau den Pyros, die sie bei ihrer letzten Wien-Show nicht auffahren durften. Was gleich zu Beginn wieder auffiel, Meister Boltendahl spricht entgegen der Studio-Aufnahmen echt jedes englische „th“ als „s“ aus, wodurch Refrains à la „Twilight of se gooooods“ oder „Se cläns are marching ägänst se law!“ herauskommen… Herrlich! Spieltechnisch sind die Herrschaften in der ersten Liga daheim und soundtechnisch waren sie das bei dem Auftritt ebenso. Sogut wie jeder Refrain, besonders das heiß erwartete „Rebellion“ vom „Tunes Of War“-Album, bei dem kein Auge trocken blieb, wurde aus tausenden Kehlen mitgesungen. Das, meine Herrschaften, ist Heavy Metal – zweifelsohne nicht jedermanns Musik, aber in seiner reinsten Form perfekt dargeboten. [ Gore]

Auch DIO hatte dann die sprichwörtliche gemähte Wiesn und noch viel mehr. Nach einem tollen Gig mit „Holy Diver“, „Man On The Silvermountain“, „Don´t Talk To Strangers“ und vielen anderen, Craig Goldy an der Gitarre und was man sonst noch bei DIO braucht, kam Joey De Maio (MANOWAR) auf die Bühne und überreichte im Namen des Plattenlabels, im Namen MANOWARs und Wackens und überhaupt aller Heavy Metaller in der ganzen Welt Ronnie James eine Ehrung für sein Lebenswerk in Form eines Schildes. Der große, kleine, alte Mann mit der noch größeren jung gebliebenen Stimme war sichtlich gerührt. [Kronos]
(Ich sollte der Bezeichnung „toller Gig“ wohl noch mit die Bemerkung hinzufügen, dass das ganze Konzert lang eine unglaubliche, schier ehrfürchtige Stimmung vor dem kleinwüchsigen Stimmgiganten geherrschaft hat. Egal, was intoniert wurde, es wurde überirdisch dargeboten und tausendfach mitgesungen. Eine einmalige Show und zweifelsohne eines der Highlights des Festivals! – Gore)

Zu DESTRUCTION kann man nicht viel sagen außer, dass sie so verdammt in die Fresse haun, Mensch weißte, ne….
Toller Auftritt auf jeden Fall, straight to your face ist zwar sonst so eine Hardcore-Phrase aber in diesem Fall passt sie auch perfekt zu einer Old School-Thrash Band.
Irgendwie war es dann ja schon fast klassisch, dass ich von einem pickeligen Kuttenträger mit Nietenarmbändern gestoßen wurde und mich deshalb kurz vor Schluss zum Bierholen aufmachen musste. Auf jeden Fall aber einer der drei besten Auftritte dieses Jahr. [Kronos]

Nach dem Akustik Set von Madame Pesch, bei dem Ex-MAIDEN Fronter BLAZE BAILEY und SAVATAGE Klampfer Chris Caffery, bekleidet im netten Frack, auf die Bühne durften, gab es einen Reunion Gig der 80er Heros WARLOCK. Zuerst aber ein paar Worte zum Orchester Gig. Besonders verrückt erschien erstmal die Tatsache, dass es zu Beginn keinen Song aus dem Hause DORO gab, sondern eine reine Orchesterversion – nein keine Stromgitarren – von MAIDENs „Fear Of The Dark“ vogetragen als Duett von eben BLAZE und DORO. In der Folge gab es Songs vom kommenden „Classic Diamonds“ Album, inklusive dem PRIEST-Cover „Breaking The Law“ sowie zwei weitere MAIDEN Tracks. Irgendwie fehlte der Sache aber der Biss, selbst als schließlich Mr. Caffery mit einer Gitarre, die „plugged“ war mitzupfen durfte. WARLOCK wurden dann von einer auf verzerrte Klänge wartenden, großen Schar Altmetaller aus aller Welt heiß erwartet. Die gealterten Herrschaften hatten also ein leichtes Spiel, man zockte alle Klassiker runter, die Menge freute sich, DORO tat dies ebenso und alle waren glücklich. Ende des Märchens und einer Reunion für ein exklusives Konzert. Klingt respektlos, ist es aber nicht, denn es war schlicht und einfach geil diese Songs von der Besetzung gespielt zu hören.

AMON AMARTH waren dann der Tiefpunkt des Abends. Jeglicher Bonus, den sich die Band zwei Jahre zuvor am W:O:A 02 bei mir erspielt hatte, wurde durch diesen grottenschlechten Auftritt wieder ausgelöscht. Ich war übrigens nicht allein der Meinung. Ein routinierte Show, von einer routinierten und wenn nicht besoffenen, dann verkaterten Band vor einer erschöpften Menge. Das nicht aufhören wollende Midtempo ohne Höhepunkte war stinklangweilig und vermochte es jede Aufmerksamkeit zu vernichten. Das einzig interessante war die respektable Double Bass-Arbeit, die mich jedoch auch nicht lange bei diesem Auftritt zu halten wusste. Prädikat: langweilig. [Gore]
www.wacken.com

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Beitrag vom 23.09.2004
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