FORESTGLADE TAG 3 MIT IGGY & THE STOOGES   KOSHEEN   OOMPH!   TURBONEGRO   DANKO JONES   TOMTE   JULIA   
11.07.2004 @ Festivalgelände, Wiesen

Eröffnet wurde von JULIA, die allerdings bei den wenigsten Leute einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen schienen (Highlight: Der Sänger schlug sich irgendwie am Mikro die Nase blutig).

Dann die erste sehenswerte Band: MUSTASCH (einheitlich mit MOTÖRHEAD-Shirts bekleidet) rockten los, und auch wenn das Publikum anfangs noch etwas kritisch Abstand hielt, kam man im Laufe des Konzerts doch näher und ließ sich immerhin dazu hinreißen, mitzunicken und zu klatschen. Die Stimmung war eher familiär und der (gesanglich Glenn Danzig recht ähnliche) Sänger verbesserte eben diese durch lustige Ansagen, komische Mimik und großer Begeisterung für das Loch in seiner Hose, dem er sogar ein kleines Ständchen sang. Die Songauswahl war nicht ausschließlich auf das aktuelle Album „Ratsafari“ beschränkt, sondern beinhaltete ebenso altes Material. Beim neueren Song „Black City“ wurde sogar schüchtern mitgesungen. Geiles Konzert, MUSTASCH beehren uns hoffentlich bald wieder.

Definitiv die Exoten am Forestglade – ELECTRIC EEL SHOCK aus Japan. Sie sorgten für Partystimmung trotz miesem Wetter, auch von den durchgehend präsenten „I Got Erection“-Rufen ließ man sich nicht stören, da doch die Band selbst aus Turbojugend-Mitgliedern besteht. Gutgelaunt brachten diese Posergötter in den Pausen zwischen den Songs dem Publikum sogar noch ein bisschen japanisch bei und verabschiedeten sich mit dem zuvor bereits mindestens 666mal gezeigtem Teufelgruß. EES haben gerockt und waren sehr amüsant.

Ein großer musikalischer Sprung war dann jener zu TOMTE. Mehr als „Hallo, wir sind die Smiths aus Hamburg!“ bekamen wir von den Deutschen jedoch nicht mit, da diese diversen Deutschrock-Bands nicht unbedingt jedermanns Sache sind. Irgendwie deplatziert an diesem doch eher härter angehauchten Tag des Festivals.
Nach MUSTASCH und den Japanern waren dann wieder die nächsten Rock’n’Roll-Monster des Tages an der Reihe und rockten alles in Grund und Boden. Sogar die Sonne ließ sich beeindruckt von der äußerst energiegeladenenen Show wieder blicken. Der Schwerpunkt der Songauswahl lag auf „We Sweat Blood“ (was man ihnen nach so einer Show fast schon glaubt), aber auch vom zweiten Album waren ein paar Lieder vertreten. Auch wenn die Ansagen des charismatischen Sängers zwischen den Songs gegen Ende hin schon etwas nervig und übertrieben waren, so kann man doch nur sagen, dass diese Jungs echte Power haben und das außerordentlich gut live rüberbringen.

Nachdem sich DANKO JONES verabschiedet hatte, erreichte die Welle der „I Got Erection“-Rufe ihren Höhepunkt. Die Turbojünger strömten vor die Bühne, einige verschiedene Jugenden waren vertreten – durch ELECTRIC EEL SHOCK sogar Osaka und Tokyo. Die Turboneger wurden von einem kleinen Meer aus Jeansjacken und Matrosenkappen in der ersten Reihe sowie obligaten und bereits mehrmals erwähnten „I Got Erection“-Gesängen begrüßt. Obwohl man sich weder über Songauswahl noch Show beklagen kann, so enttäuschten die Norweger doch in gewisser Weise, da irgendwie teilweise nicht wirklich echte Spielfreude ihrerseits spürbar war und die gesamte Show etwas zu aufgesetzt wirkte. Hank Von Helvete spielte mit seinem Bierbauch herum, räkelte sich sexy, erkundigte sich nach anwesenden Turbojugenden, mimte bei „Le Saboteur“ noch einen Franzosen mit Knoblauchkette um den Hals und Weinglas in der Hand, schüttete erst Wein und später dann bei „Drenched In Blood“ auch noch kübelweise Kunstblut ins Publikum, das danach auch noch mit dem Inhalt einiger zerstörter Kissen gefedert wurde. Die meisten Songs waren von den Scheiben „Apocalypse Dudes“ und „Scandinavian Leather“, unter anderem “Are You Ready (For Some Darkness)“, „The Age Of Pamparius“, „Selfdestructo Bust“, „Don’t Say Motherfucker, Motherfucker“ „Turbonegro Must Be Destroyed“, “Monkey On Your Back“, „Fuck the World“, “Sell Your Body”, „Get it On”... Und dann als Höhepunkt noch “I Got Erection”, was wahrscheinlich bei einigen der anwesenden Jünger vor lauter Freude über den Auftritt auch der Fall war.

OOMPH! konnten mich absolut nicht begeistern, beim Gedanken an zu „Augen auf, ich komme“ glücklich herumhüpfenden Teenies entschied ich mich für „Augen und Ohren zu, ich gehe“ und trat gleich zu Beginn bei Erblicken der ganz in weiß gekleideten (waren das Pyjamas?) Deutschen den Rückzug an. Später gab ich ihnen zwar noch ein Lied lang eine zweite Chance, aber es wurde einfach nicht besser und wirkte ziemlich lächerlich. Naja, Geschmackssache eben.

KOSHEEN zu späterer Stunde war dann eher was Gefühlvolles für’s Herz. Einige Leute sahen es als angenehme Abwechslung zum rockigen Nachmittag, manche waren ganz und gar nicht glücklich über diesen großen musikalischen Unterschied zu den anderen Bands. Die meisten waren jedoch von der Sängerin total hingerissen, wie das volle Zelt bewies. Durchaus eindrucksvoll, wunderschöner Gesang, aber trotzdem nicht jedermanns Fall.

Und dann war’s auch schon fast zu Ende – halt, da war ja doch noch irgendetwas... Zusammegepfercht und gespannt warteten alle auf den Headliner: IGGY & THE STOOGES. Beeindruckende Show, Iggy stürmte auf der Bühne herum wie ein Wirbelwind, mit einer Energie, die man einem mittlerweile fast 60-jährigem (und noch dazu mit seiner Vergangenheit) kaum zutrauen würde. Während das Publikum bei nur wenigen Graden über Null vor sich hin fror, sprang Iggy oben ohne herum und hat seinen Spaß dabei, so oft wie möglich „fuck“, „motherfucker“ usw. zu verwenden. Zitat: „"We´re gonna rock you till your fucking asshole bleeds!". Die Menge tobte, und im Laufe des Konzerts holt Iggy noch einige Leute auf die Bühne, die dann mit ihm abtanzen, was die Securities langsam aber sicher nervös machte (die ja sowieso vorher schon leicht in Panik gerieten, als Iggy sich zum Stagediving entschloss und kurzerhand in die Menge sprang). Geniale Stimmung, enttäuschend war nur, dass die wohl meisterwarteten Songs wie „The Passenger“ und „Lust For Live“ nicht gespielt wurden!?! Als fragwürdigen Ausgleich wurde dafür „Now I Wanna Be Your Dog“ zweimal gespielt. Ähm.. na ja... Doppelt hält besser.


FOTOS + E-CARDS
www.wiesen.at

Anita

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Beitrag vom 19.09.2004
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