KALTENBACH OPEN AIR: IMPALED NAZARENE   PUNGENT STENCH   BEHEMOTH   GOREROTTED   DARK FORTRESS   ADIMIRION   SEEDS OF SORROW    DARKFALL   
17.07.2004 @ Festivalgelände, Kaltenbach

Vom mörderischen Rausch der Aftershow Party des ersten Festivaltages noch reichlich vernichtet, rasten die ersten Bands ein wenig an mir vorbei, was jedoch hängen blieb war vor allem, dass mich die Musik von ARS MORIENDI dazu animierte, meinen gemütlichen Platz beim Zelt zu verlassen und Richtung Bühne zu pilgern. Was es dort zu sehen gab, war leider keine Action-reiche Show auf dem Level gutklassiger, grooviger und melodischer Songs, sondern lediglich der augeneinhauende Kontrast eines knallgelben SOULFLY T-Shirts und eines BURZUM-Shirts… No Comment. [Gore]

Die darauf folgenden Grazer EVENTIDE überzeugten dann umso mehr. Guter Sound, überzeugende Songs und eine mitreißende Performance, die die Band als (gut eingespielte) Einheit präsentierte. Anfangs dachte ich noch an einen SENTENCED-Verschnitt, wurde aber binnen kurzer Zeit eines Besseren belehrt. Alles, was melodisch und gut ist, fand, ohne sich dem Vorwurf der Abkupferei stellen zu müssen, seinen Weg in die homogenen und eingängigen Songs – von MAIDEN bis IN FLAMES, von SENTENCED bis keine Ahnung …. Für mich jedenfalls einer der besten Auftritte dieses Festivals. [Gore]

Zum drauffolgenden Auftritt der Kärntner VIOLENT DEVOTIES kann ich nicht viel mehr sagen, als dass die Band die einzige war, die mit Regen konfrontiert wurde, wodurch sich die Reihen vor der Bühne lichteten. Was ich aus der Ferne unter einem Baum Schutz suchend mitbekam war weder sonderlich aufregender, noch nennenswert schlechter Death Metal… Während dem anschließenden Konzert von AUTUMN CLAN begaben sich beide Schreiberlinge auf die Suche nach ess- beziehungsweise trinkbarem Richtung Zelt, wodurch nicht mehr hängenblieb, als dass die Musik ein wenig schwerfällig wirkte, aber dafür gut und sauber gespielt war… [Gore]

Zum Auftritt von EVOCATION schaffte ich es mich rechtzeitig vor der Bühne einzufinden, um mitzuerleben wie die Band abgefeiert wurde. Was quasi die Stimmung noch zusätzlich anheizte schien die Tatsache, dass der Fronter, der keine Stunde vor dem Auftritt noch sturzbesoffen am Zeltplatz ein paar Meter von mir entfernt saß und fröhlich zechte, an diesem Tag Geburtstag hatte. Eine zum doomigen Death Metal passend schwerfällige Band und ein umhertobender Sänger zeigten, wie diese Musik gespielt zu werden hat. Laut Ansage gab es nur neue Songs, die auf eine kommende Aufnahme gespannt machten. Schließlich waren EVOCATION die erste Band des Tages, die am Ende ihres Sets heftige Zugabe-Rufe erntete, was für die Band spricht (so es sich nicht nur um angereiste Gratulanten handelte…) Während des nachfolgenden Auftritt der Gothrocker VANITAS gab es nochmals eine Pause für mich. [Gore]

Die von einigen heiß erwarteten niederösterreichischen „Senkrechtstarter“ STERNENSTAUB waren dann nicht nur soundtechnisch vom Pech verfolgt, sondern mussten selbst, so ich nicht irre, eine Nummer abbrechen. Ein gutes Bild machte der statt Studio-Drummer Moritz Neuner (GRAVEWORM, u.a.) engagierte Schlagwerker der Death Metaller CEPHALIC. Als ich schließlich nach dem Konzert mit Mastermind Bernd Grünwald plauderte, wurde ich nur bestätigt, dass es schlicht und einfach nicht der Tag der Band war, weshalb ich jetzt auch nicht weiter über den Auftritt reden möchte. [Gore]

GODDAMNED X, die Band rund um Mitveranstalter Fred, sowie Ex-BASTARD/THE AMPLIFIED Gitarrero Helmut schien wohl mit der größten Pechattacke des Festivals kämpfen zu müssen. Umso bemerkenswerter war es, wie unbeeindruckt sprich professionell die Band die Situation in den Griff bekam. Ok, was ist passiert? Man stimmt den zweiten oder dritten Song an und eine Gitarre gibt nur mehr Geräusche von sich, die wohl eher einem Furz, als sonst etwas ähneln. Die Suche nach der Ursache beginnt, wobei zuerst auf einen defekten Verstärker getippt wird, so stellt sich schließlich heraus, dass es sich um ein Gitarrenproblem (Stichwort aktive Tonabnehmer, Batterien, usw.) handelt. Ausgerechnet an dem Tag stand die Band aber auf Grund eines koordinativen Missverständnisses ohne Ersatzinstrumente auf der Bühne. Ok, was tun? Selbstverständlich spielt man Gitarren in exotischer Stimmung (H ... wobei ich mal drauf tippe, dass die Herrschaften von S.O.S. oder BEHMOTH passende Geräte gehabt hätten) und es findet sich auf die Schnelle niemand, der die entstandene Lücke füllen kann, so muss die Gitarre des Fronters Helmut herhalten und zweistimmige Parts den Umständen zum Opfer fallen. Shit happens. Ich lasse jetzt mal kurze, weitere Probleme mit dem Mikro aus. Nicht angepisst, sondern auf eine leicht angesäuerte Weise amüsiert zog die Band dann den restlichen Gig durch und wusste auch so zu überzeugen. [Gore]

Die Steirer von IMPURITY, mit deren neuem Material (Review zur neuen CD "At The Gates Of Dawn" demnächst auf earshot.at – Anm. Kronos) ich nicht wirklich vertraut bin, ernteten vom Publikum durchaus regen Beifall, was für die Band sprach. Mit Thomas Spiwak von DARKFALL als Sänger hatte die Band nicht nur einen der Veranstalter in ihren Reihen, sondern auch einen routinierten Fronter am Start, wobei ich anmerken sollte, dass ein wenig mehr Bewegung bei der restlichen Band wünschenswert gewesen wäre… In Summe bleibt ein durchaus positiver Eindruck bei einem unbefangenen Schreiberling. [Gore]

Die Death Metal Veteranen SEEDS OF SORROW walzten dann wie gewohnt über alles und jeden drüber und auch wenn der eine oder andere dem Quintett den Vorwurf der Monotonie machen mag, so kann man der Wiener Band schwer ihre Routine und Tightness absprechen. Neben dem S.O.S.-typischen Todesblei mit Songs wie „If Jesus Died“ (vom letzten Release „Immortal Junkies“, welcher immerhin nur knapp den ersten Platz als „Platte des Jahres 2004“ im earshot-Leserpoll verfehlte) gab es zum Schluss die mittlerweile obligatorische MEGADETH-Nummer „Symphony Of Destruction“ zu hören und zu sehen gab es das inzwischen schon klassisch zu nennende Bühnenbild mit einem herumwirbelnden Sänger (als Special diesmal mit ÖKM-Hemd), zwei ebenso herumwirbelnden Mannen an vier und sechs Saiten, als Gegenpol dazu einen zweiten Sechssaitenquäler in stoischer Pose sowie einen grinsenden Drummer in Converse Allstars (auch wenn man die jetzt nicht unbedingt von vor der Bühne sieht…). Prädikat: verlässlich gut. [Kronos]

Im Anschluss wurde es dann international, die Italiener ADIMIRION enterten die Bühne und zumindest deren Bassist tat dies mit den wohl hässlichsten Schuhen des Festivals. Ist natürlich Geschmackssache (genauso wie die Matte, die genau jener Italo-Metaller auf dem Haupte trug…) und soll den Blick auf die Hauptsache – die Musik – nicht trüben, aber anscheinend tat es genau das, denn mit ADIMIRION konnte ich nichts anfangen und so ging es wieder einmal zur Tränke und zum Futtertrog. [Kronos] [Unbestritten, den modischen König der Veranstaltung hatten die fünf tatsächlich in ihren Reihen und zwar am Bass, aber lustigerweise war ich, wie sich nachher im Gespräch herausstellte, nicht der Einzige, der von den nicht nur mir bisher unbekannten Italienern, positiv überrascht war. Technisch fit und mit eingängigen Melodien gewürzte Songs übten sie jedenfalls eine gewisse Überzeugungskraft auf mich aus. Irre ich nicht, so haben AIDIMIRON auch noch ein Cover von SEPULTURAs „Territory“ zum Besten gegeben. Sind nicht einander widersprechende Plus/Minus Kritiken etwas Schönes hrhr … - Gore]

Optisch auch nicht unbedingt ansprechend sind Black Metal Bands in voller Montur am Nachmittag (wie wir ja bereits von SANGUIS am Vortag wissen), aber im Falle von DARK FORTRESS wurden wir eindrucksvoll belehrt, dass auf ihr Image heikle Schwarzmetaler sich von der Sonne nicht unbedingt ablenken lassen müssen und auch im Hellen ordentlich was bieten können. Da war zunächst die Stimme des Frontmannes, die mir ganz gut gefiel und zu den Black METAL-Kompositionen passte, wie das Nietenband am letzten Loch auf das magersüchtige Armgelenk: „Black METAL“ deswegen, weil DARK FORTRESS es durchaus verstehen, aus dem allzu puristischen, sich in langsamen Moll-Akkordverschiebungen und Blast Beats erschöpfendem Chaos aus hohen Frequenzen auszubrechen und immer wieder richtige Riffs im klassischen Metal-Sinn einzubringen. Und genau wie diese geschmackvolle Mischung hatte auch die Stimme einfach mehr Eier als 99% dessen, was sich im Underground Black Metal nennt. Dass einer der beiden Gitarristen dann auch noch erstaunlich gut melancholische bis technisch erhabene Solos spielte, ließ meine Daumen bei den Deutschen in die Höhe schnellen. [Kronos]

Aus einem anderen Land, das seinen Party-Abschaum im Sommer gerne Richtung südeuropäische Inseln pilgern lässt, kamen dann GOREROTTED, nämlich aus England. Der Bassist, der bei der Aftershowparty noch für so einige Lacher sorgen sollte und sicher nicht weniger Alk intus hatte als so mancher Mallorca-Tourist, freilich war Schotte, deswegen auch der Kilt.
Dass der gute Wilson sich nach dem Gig die Kante gegeben hat, muss aber nicht zwangsweise am britischen Sauf&Rauf-Gen gelegen haben, vielleicht war er einfach auch nur betrübt, weil einer seiner zwei Sänger gar nicht erst mitgekommen war (was auch der Grund war, warum Wilson einen Vocal-Part übernommen hatte) und Gitarrist Fluff aufgrund eines gebrochenen Beines im Sitzen spielen musste.
Die etwas dezimierten beziehungsweise in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten Grindcoreler wussten aber trotzdem einen ansehnlichen Moshpit zu erschaffen und ein Redaktionsmitglied dieses Magazins war in seiner Extase gar nicht als er selbst wieder zu erkennen. Tipp: Einfach die Profile unserer Mitarbeiter auf „GOREROTTED“ durchleuchten ;o) [Kronos]

Nun war die Zeit gekommen für mein Highlight des Festivals und ich sollte nicht enttäuscht werden. Polen-Alarm, die zweite: BEHEMOTH!
In einem Gespräch mit Festivalveranstalter Fred, meinte dieser, vor allem die Polen VADER und BEHEMOTH hätten ihn mit ihrer perfekten Bühnenshow beeindruckt und Recht hat er. Fast schon wie aus einem Stageacting- und Headbanging-Drill-Gulag kommend wirkten die vier Mythologen aus dem ehemaligen Osten. Hört man vielerorts davon, dass die neuen EU-Länder in vielerlei Hinsicht uns, dem Westen, noch nachhinken, so muss man wenigstens bei BEHEMOTH zugeben, dass sich hier so gut wie jede auf dem Kaltenbach Open Air aufgetretene Band ein Scheibchen abschneiden kann. Nichts mit Billigstdorfer-Instrumenten und dazupassendem Sound, Ostblock-Englisch, Unbeholfenheit auf der Bühne oder sonstigen Mankos: Diese Band wirbelte mit einem glasklaren, aus Gibson Explorers und einem BC Rich-Bass sowie einem mit circa 24,3 Becken ausgestatteten Drummer kommendem Sound alles weg, was sich nicht bis drei im angrenzenden Wald versteckt hatte. Und kommt mir jetzt keiner und sagt: „Ja super, was bringt mir die Materialschlacht und der Supersound!? Ich will Musik hören!!!“. Songs gab es von den Meisterwerken „Satanica“, „Thelema 6.66“, „Zos Kia Cultus“ zu hören genauso wie altes und noch gar nicht veröffentlichtes (vom im Herbst kommenden Album), das genauso wie die Entwicklung der Performance der Band seit dem letzten Mal, als ich sie sah, zeigte, dass BEHEMOTH ihren Zenith erst vor sich haben.
Zu guter letzt gab es dann noch ein BATHORY-Cover, für das Frontmann Nergal noch schnell eine mir sehr bekannt vorkommende weiße Fyling V rausholte.
Fazit: Band des Abends, leider viel zu kurz.
P.S.: Bilder anschauen! [Kronos]
[Da muss ich doch meinen Herrn Kollegen bis auf eine Tatsache mehr als beipflichten, und das wäre, dass es sich bei der Zugabe um einen kaum merklich in Retro-Tendenzen mit „Pure Evil And Hate“ betitelten eigenen Song gehandelt hat, der auf der „Chaotica“ Doppel-CD zu finden und als Tribut an „die großen Alten“ (nein nicht die bei Lovecraft…) gemeint ist. Sonst gilt: wer diese Herrschaften versäumt hat, der möge sich ewig in den Arsch beißen!!!! - Gore]
Aso, ein eigener, dann nehm ich das mit dem gut verständlichen Englisch zurück;o) [Kronos]

P.S. … das leitet uns -wenngleich auch recht billig- zur nächsten Band des Abends über, die ja wiederum auch für billigen Humor, allerdings mit eher splattriger Schlagseite, bekannt ist.
PUNGENT STENCH ließen es krachen, Death and Roll mit Posing, Schlagzeuger in „fescher“ Radlerhose, MENTORS-Coverversion (meiner Meinung nach eigentlich DER Pflichtsong für feuchtfröhliche Festivalnächte…), „For God Your Soul, For Me Your Flesh“- Medley a.k.a. „se deadly medley“ und „La Bamba“ als Zugabe (laut Frontmann Martin der richtige Song für ein Festival). Was fehlte, war „Splatterday Night Fever“, laut Kollege Gore sicherlich der richtige Gitarrenverstärker (Marshall statt Mesa Boogie wie sonst) und irgendwas, was beim Auftritt am Aerodrome da war…[Kronos] [Was willst du von mir? Etwa meine Meinung über den Unterschied zwischen Marshall und Gitarrenverstärkern? Tststs… Wie auch immer, der Sound hat gepasst: „Dirty Rhymes & Psychotronic Beats“ –Punktum! - Gore ]


Zu guter letzt die totale nihilistische Apokalypse aus Suomi Finland Perkele, IMPALED NAZARENE. Da mir zu dem Auftritt der fünf jungen Herren aus dem Norden aber nicht mehr einfällt als schnelle Musiker, ein mies gelaunter Rattenmensch namens Mika „Vittu“ Lutinnen und der nymphomanische Exhibitionismus einer jungen Dame aus Wels (wie bemühte Recherchen ergeben haben), übergebe ich das Wort an I.N.-Verehrer Gore. [Kronos]

Scheint eine schwierige Aufgabe, hier anzuknüpfen. Nicht wirklich, denn eigentlich hat es Kollege Kronos bereits auf den Punkt gebracht. Jawohl, Mika schien nicht gerade amüsiert, zumindest solange nicht bis sich besagte junge Dame an der Security vorbeigemogelt hatte und sich anschickte auf der Bühne einen Strip hinzulegen. Der Meister ließ es sich nicht nehmen, das Fräulein unsittlich zu .. oder sollte ich sagen, sie schmiss sich an ihn ran und zog fortan ständig die verwirrten Blicke des Bassisten auf sich. Vollkommen egal, wer mehr will, schaut sich die Photos an.
Die fünf Satansrocker dürfen sich wohl VENOM der Neuzeit nennen, genau das war es, was die Band in den frühen Morgenstunden des noch jungen Sonntags in den Wald rund um die Bühne und, ach ja, selbstverständlich auch ins Publikum blies – diabolischen Rock´N´Roll. Der Brutalität von BEHEMOTH eins drauf zu setzen schien unmöglich, den Fun-Faktor der Wiener Stinker zuvor, deren Auftritt von den finnischen Aufspießern aus dem Photograben beäugt wurde, zu toppen schien auch nicht auf dem Programm zu stehen. Es gab schlicht und einfach eine Stunde lang die rotzigste Performance des ganzen Festivals. Und das muss einmal jemand nachmachen können – es verhält sich da wie mit MOTÖRHEAD, wenn jemand weiß, was ich meine. Von der Songauswahl gab es von Neu bis Alt einen Hit nach dem anderen. Laut Ansage sei „Multihuipennus Vittutuksen“ überhaupt zum ersten Mal außerhalb Finnlands live gespielt worden. Gerockt wurde mit Songs wie „Motörpenis“, „Let´s Fucking Die“, „Absence Of War“, dem göttlichen „Ghettoblaster“, „The Horny And The Horned“, „Saddhu Sathana“ und noch einem Haufen weiterer, dreckiger Klassiker. Ein würdiger Abschluss und Rausschmeißer für ein gelungenes Festival. [Gore]


FOTOS + E-CARDS
www.kaltenbach-openair.at

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Beitrag vom 03.08.2004
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