SKELETON BASH TAG 2 MIT ATROCITY   MALEVOLENT CREATION   LEAVES EYES...  
19.06.2004 @ Hafen

Schon um halb zwei Uhr nachmittags, als ich das Festival-Gelände an diesem Samstag betreten hatte, war ich überrascht, wie viele Metaller schon auf den Beinen waren. Auf der Eingangstür zur Haupthalle war nun auch die überarbeitete Running-Order dieses Abends, welche wie angekündigt auch LEAVES' EYES beinhaltete, die ja am Vorabend nicht mehr zum Spielen kam (aus welchen Gründen entzieht sich meiner Kenntnis). Sofort machten sich wieder ein paar Zweifel in mir breit, ob man den Zeitplan halten konnte, aber schnell schluckte ich sie runter und wartete auf die erste Band.

Der Opener an diesem frühen Nachmittag war PAINYARD, eine Kufsteiner (also Tiroler) Band, die sich dem Thrash Metal verschrieben haben. Um ungefähr 14 Uhr begannen diese zu spielen. Auch hier waren überraschend viele Leute zugegen und PAINYARD machten eine recht gute Figur auf der Bühne. Ihre gute Performance wurde von der sehr passenden Licht-technischen Untermalung unterstützt und der Sänger traute sich sogar mal in den Graben zu den Fans herunter, was bei diesen ziemlich gut ankam. Auch mit ihrer Musik lagen sie anscheinend recht gut, und so empfand ich sie als sehr gute Wahl für den Opener-Job.

Ungefähr eine viertel Stunde, nachdem PAINYARD die Bühne verlassen hatten, war die nächste Band an der Reihe. Ich persönlich hatte mich sehr auf die Linzer, die sich im Übrigen THIRDMOON nennen, gefreut, da ich von ihren bisherigen Veröffentlichungen ziemlich begeistert war. Und enttäuscht wurde ich wahrlich nicht, denn die österreichische Gruppierung (die unter anderem IN SLUMBER-Sänger Wolfgang Rothbauer am Mikro mit sich bringt) lief, mit einer Schar begeisterter Zuhörer vor sich, zu einer Höchstform auf und präsentierten Death Metal aller erster Güte. Auch wenn der Sound wiederum nicht einwandfrei war, zeigten sie weder technisch noch was die Bühnenpräsenz anbelangt gröbere Mängel. Die Vorfreude war also alles andere als ungerechtfertigt und endlich war ich vollends in Festival-Stimmung.

Zu INC, der nächsten Band, welche aus den nordischen Gebieten Deutschlands stammen, waren dann zum Leidwesen der Band erheblich weniger Metalheads in der Halle, um sich den schon fast groovigen Sound zu Gemüte zu führen. Für mich war dies auch nicht ganz unbegründend, denn irgendwie wusste mich ihre Death Metal-artige Stilrichtung, welche mit vielen Einflüssen (die auch aus dem HipHop-Bereich kommen könnten), nicht wirklich zu begeistern, auch wenn sie technisch gar nicht mal so schlecht zu Werke gingen.

Wiederum verging eine viertel Stunde bis alles bereit war, bis nun endlich wirklich alle Gerüchte über das Auftreten ENDSTILLEs weggeblasen wurden, als genau diese (erstklassige) deutsche Black Metal Band die Bühne betrat. Passend bekleidet, mit ewig langen Nieten an den Armbändern aber ohne Bemalung spielten die Jungs souverän ein sehr schnelles und kraftvolles Set herunter, welches unter anderem "Frühlingserwachen" (wirklich top) oder "Conquest In Atheism" mit sich brachte. Diesmal hatten es die Bühnentechniker auch recht gut geschafft, einen passenden Sound zustande zu bringen und so waren auch hier meine Erwartungen vollkommen erfüllt.

Auch die nächste Band versprach ein Erlebnis zu werden, zumal sie erst unlängst mit "Made Of Flesh" ein hervorragendes Album abliefert und ich auch sonst eine sehr gute Meinung von dieser deutschen Gruppierung habe. Die Rede ist natürlich von FLESHCRAWL, die sich um etwa 17:05 vor den Fans breit machten. Allein der Opener "Soulskinner" hätte mich vollkommen zufrieden gestellt, aber er war nur einer von vielen Höhepunkten. Auch die Stimmung war hervorragend und um mich herum waren lauter begeisterte Death Metal Fans, die den Auftritt sehr zu genießen schienen. Am besten von allen Songs kamen wohl "Flesh Bloody Flesh" und "Beneath A Dying Sun" (beide vom neuen Album) an. Bisher markierten FLESHCRAWL für mich eindeutig den Platz der besten Band des Wochenendes, jedoch hatten wir ja noch einiges vor uns.

In der Umbaupause gab es dann eine kleine Go-Go-Einlage einer hübschen jungen Dame, die ihre geplante Wirkung durchaus erzielte und die männlichen Fans sehr zu unterhalten wusste. Musikalisch untermalt wurde unter anderem vom METALLICA-Cover von Thin Lizzys "Whiskey In The Jar".

Weiter ging es mit den Lokal-Matadoren DARKWELL, die, so wie VANITAS, erst unlängst auf dem Festival For Free zu sehen waren. Und genau wie VANITAS hatten sie mir damals kaum bis gar nicht zugesagt, auch wenn ich ihre CDs gar nicht mal so schlecht finde. So hoffte ich wenigstens diesmal auf einen halbwegs ansprechenden Auftritt, doch lang hielt diese Hoffnung wahrlich nicht. Nicht nur, dass die Soundeinstellung sehr unangenehm auf mich wirkte, auch die Band überzeugte mich wenig. So entschloss ich mich, nach ein paar Songs die Halle zu verlassen und mir stattdessen eine Essenspause einzulegen.

Auch DEAD SOUL TRIBE sah ich am Skeleton Bash nicht zum ersten Mal. Ich hatte schon einmal das Vergnügen, nämlich beim NEVERMORE-Konzert vergangenes Jahr im Salzburger Rockhouse, wo sie für ARCH ENEMY einsprangen. Damals war ich zwar nicht total begeistert, weil wohl meine Stimmung nicht zu der Musik passte, aber ich empfand sie auch nicht als uninteressant. So erwartete ich mir eine gute Abwechslung zu den Death Metal Bands aber auch nicht viel mehr.
Was ich aber letztendlich geliefert bekam, war etwas ganz anderes. Vor eher durchschnittlich vielen Leuten zeigten DEAD SOUL TRIBE mehr als nur eindrucksvoll, welche Emotionen sie erzeugen konnten. Technisch unglaublich versiert spielten sich die österreichischen Vorzeige-Progessive-Metaller von einem emotionalen Stück zum nächsten und versetzen die vorhandenen Fans beinahe in eine Art Trance. Wenn man bedenkt, wie schwer es für eine Band ist, auf einem Festival eine passende Atmosphäre aufzubauen, so muss man DEAD SOUL TRIBE ein Riesen-Kompliment machen, denn es gelang ihnen vollkommen zu überzeugen. "Coming Down", "Feed" oder etwa "Angels In Vertigo" kamen mit solch unglaublicher Intensität herüber, dass das Publikum sich in der Musik verirrte und man beobachten konnte, wie sehr sie innerlich mitgingen. Keine Band vorher und keine danach war noch einmal im Stande so eine Stimmung aufzubauen oder solch großartige Musik, so überzeugend darzubringen. Schlichtweg beeindruckend, was bei dieser Band vor sich ging. Genau DAS ist perfekte Live-Musik

Nachdem nun auch das erste Fußballspiel des Abends zu Ende war, begaben sich große Teile des Publikums wieder zurück in die Halle, um den Italienern GRAVEWORM zu lauschen, die ja schon einen recht guten Liveruf haben. Wie bisher bei jedem Konzert, welches ich von ihnen sah, lieferten die Jungs (samt hübscher Keyboarderin versteht sich) einen sehr soliden und guten Auftritt. Besonders die sehr gute Unterhaltungsfähigkeit des Sängers Stefan Fiori kam der Gruppierung zu Gute und so war auch dieser Auftritt in meinen Augen sehr ansprechend, auch wenn eine irgendwo rechts von mir eine kleine Schlägerei entstand, die aber sofort von den Securities unterbrochen wurde.

Wieder etwas Abwechslung brachte dann die eingeschobene Band LEAVES' EYES, die sich rund um die Ex-THEATRE OF TRAGEDY Sängerin Liv Kristine dreht, die sich auch an diesem Abend gewohnt attraktiv gab. Bis auf die Tatsache, dass der Bass etwas zu laut engestellt war, waren die Soundeinstellungen eigentlich ziemlich gut und so konnte man auch ein passendes Ambiente schaffen für die romantisch, leicht melancholischen Gothic-Songs. Liv merkt man die jahrelange Erfahrung deutlich an, so weiß sie genau, wie sie das Publikum bezaubern kann, und genau das machte sie mit Perfektion. Auch wenn die Songs selbst nicht die besten sind und an THEATRE OF TRAGEDY nicht wirklich herankommen (was zugegebenermaßen wohl auch nicht unbedingt das Ziel war), gefällt der Auftritt allgemein nicht schlecht. Mit dem Gast-Auftritt von Alex Krull (ATROCITY) wurde zusätzlich noch etwas Stimmung gemacht. An dieser Stelle möchte ich auch noch den Drummer erwähnen, der zwar im Hintergrund fungierte, jedoch für mich eine sehr gute Figur abgab.

Um 22:35, mittlerweile war auch das zweite Fußballspiel des Abends vorbei, begannen die Amerikaner Death Metal Giganten von MALEVOLENT CREATION mit ihrem Auftritt. Ein Double-Bass-Gewitter sondergleichen, unterstützt von straighten und schnellen Gitarrenriffs brach auf das Publikum hernieder. Für mich den Härte-Höhepunkt des Wochenendes innehabend führten MALEVOLENT CREATION eine sehr gute Live-Performance vor. Songs wie "Captured", von der neuen CD "Warkult" (Review gibt es demnächst auf Earshot), oder "The Will To Kill" sind einfach Death Metal pur, genauso wie man ihn hören will und so war auch die Stimmung entsprechend gut. Man merkte genau, dass die Band zu 100 Prozent hinter ihrer Musik steht und so auch überzeugend zu spielen wusste.

Kurz vor Mitternacht (abermals mit einer Verspätung von fast einer dreiviertel Stunde) hallten die Töne eines pompösen Intros an den Wänden des Hafens wider. Allein das Bühnenbild ließ die Vorfreude auf ATROCITY gerade zu aufleben. Mit "Reich Of Phenomena" eröffneten die Deutschen rund um Alexander Krull, der mit seiner unglaublichen Haarpracht allein schon ein gutes Bild machte, ihr Set. Liv fungierte als Backgroundsängerin, was sie sehr souverän machte. Alex bemühte sich sichtlich, eine gute Stimmung aufzubauen, was ihm aber nur teilweise gelang. Man bemerkte die Müdigkeit und so gingen nur die Fans in den ersten Reihen wirklich mit, der Rest blieb nicht uninteressiert aber dennoch eher scheinbar ungerührt stehen.
Was ich etwas enttäuscht feststellen musste, kamen die Songs live leider nicht so gut rüber wie auf der CD. So entpuppte sich "Gods Of Nation" als eher nur mittelmäßig, da vor allem die cleanen Vocals kaum hörbar und wenn doch, dann eher schwach herüber kamen. Trotzdem gefiel mir die Band insgesamt eh nicht so schlecht und mit Songs wie "Enigma", "Goddess In Black" oder "Necropolis" waren einige gute im Set dabei.

Resümee: Der zweite Tag gefiel mir insgesamt um Weiten besser als der erste. Die Bands waren überzeugender, die Stimmung in meinen Augen besser und auch der Zeitplan wurde zumindest ansatzweise eingehalten. Besonders DEAD SOUL TRIBE, MALEVOLENT CREATION und FLESHCRAWL stachen für mich als hervorragende Bands heraus und machten den Abend zu einem Erfolg. Ich hoffe, im nächsten Jahr auf etwas mehr Abwechslung, da ich zwar Death Metal sehr zugetan bin, auf einem Festival aber auch gern öfter mal etwas anderes hören würde. Ansonsten war ich mit dem Wochenende recht zufrieden und freue mich auf ein weiteres Skeleton Bash im nächsten Jahr.
www.skeleton-bash.com

shark
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Beitrag vom 01.07.2004
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