JUDGEMENT NIGHT-FESTIVAL: TYLER   FACELIFT   FORTUNA`S FAVOURITES   HAIKU   DIN A4    KARLI    REAP      
30.05.2004 @ Ablingerhof, Buchkirchen

Als das JUDGEMENT-NIGHT-Festival im Juni 2002 erstmals über die Bühne ging, stelle ich in meinem nachfolgenden Bericht für dieses Magazin sinngemäß fest, dass die Chancen für diese Veranstaltung, für einige Zeit einen festen Platz im (ober-)österreichischen Festivalkalender einnehmen zu können, ganz gut stünden.

Heute, nunmehr zwei Jahre später hat sich dieses Festival in der Tat längst etabliert, und das absolut zu Recht, wie ich finde. Gründe für den anhaltenden Erfolg dieser Veranstaltung gibt es jedenfalls zu Genüge: Zum einen spielt die idyllische Lage des Veranstaltungsortes, eines abgelegenen Bauernhofes inklusive großflächigem Campingareal, wo ein Volleyball- und Fußballplatz zum Ausüben sportlichen Aktivitäten einladen, eine bedeutende Rolle. Aber auch das organisatorische Geschick von Wolfgang „Churchy“ Kirchner und seinem unermüdlich-engagierten Team vom "Kulturverein Spengenedt" , die das Festival wieder gewohnt professionell aufzogen sowie die von erwähntem Verein forcierte äußerst fanfreundliche Preispolitik (Jedes Getränk kostete 2,5 Euro) sind als wesentliche Puzzleteile anzusehen, die das Erfolgsbild vervollständigen.

Und: Gerade die korrekte Preisgestaltung dürfte wohl so manchem potentiellen Besucher die Entscheidung, diesem Ereignis beizuwohnen, bedeutend erleichtert haben. Aber auch dem Wohlfühleffekt muss eine wesentliche Bedeutung beigemessen werden, wenn man versucht, eine genaue Analyse anzufertigen, warum gerade dieses Festival solch einen Anklang findet. Grundsätzlich gilt nämlich: Wer das JNF bereits einmal besucht hat, lässt sich dieses Happending auch im nächsten Jahr nicht entgehen.

An diesem Sonntag konnte zwar keine Steigerung des enormen Publikumsandranges vom Vortag verzeichnet werden (Ca. 600 Anwesende!!), aber von einem Zustrom von gut und gerne 400 Fans können andere Veranstalter wohl nur träumen.

Der Opener REAP aus Hartkirchen durfte danach der Audienz eine geballte Ladung New Thrash Metal im Stile von Bands wie SOULFLY oder auch EKTOMORF vor den Latz knallen: Diese noch verhältnismäßig junge Formation, die als bisherige Highlights ihres Schaffens auf einen Gig im Vorprogramm von EMIL BULLS sowie auf den Gewinn der oberösterreichischen Vorausscheidung zum ABC verweisen kann, setzt jedenfalls auf Brachialität bis zum Abwinken, legt allerdings auch ein Augenmerk auf harmonische Arrangements sowie ausreichende Melodieanteile bzw. Facettenreichtum im allgemeinen. So manches Riff nährt zudem die Vermutung, der unvergleichliche Sound der Thrash-Ikonen SLAYER hätte die verantwortlichen Songwriter nachhaltig geprägt. Alles in allem eine durchaus gelungene Darbietung von REAP, die aber vom Potential her mit Sicherheit noch nicht am Plafond ihrer Möglichkeiten angelangt sind.

Es folgten KARLI aus Grieskirchen, die mittlerweile sicherlich zum Besten zählen, was der oberösterreichische Rocksektor derzeit zu bieten hat. Absolut progressive, zeitlose Rockmusik mit funky touch, die hie und da auch mit elektronischen Einsprengseln bereichert wird, so lautet (in etwa) die musikalische Visitekarte der fünf GrieskirchnerInnen. Der Gig erreichte jedenfalls das ein beachtliches Niveau, was man von der Band mittlerweile auch erwarten darf, d.h. die Band agierte so professionell und abgeklärt wie eh und je. KARLI, die im heurigen Mai ihr bereits 8. Bestandsjubiläum feierlich begehen durften, boten jedenfalls einen repräsentativen Querschnitt der letzten Produktionen und Samplerbeiträge („Wohin?“; „Sonntag“ uvm.), und vermochten einmal mehr zu überzeugen.

DIN A4 aus Ottensheim, deren Show als nächster Programmpunkt festgelegt war, belegten im Vorjahr (hinter REAP) den 2. Gesamtplatz beim ABC-Vorausauscheid, und konnten damals zumindest bei meiner Wenigkeit einen äußerst positiven Gesamteindruck hinterlassen. Mit einer dementsprechend hochgeschraubten Erwartungshaltung verfolgt ich deren Performance, die aber leider nicht ganz den Erwartungen gerecht werden konnte: Dies hat aber weniger mit dem Tagesverfassung oder gar mit dem Songmaterial zu tun, sondern eher mit dünnen Sound, der es leider erfolgreich zu verhindert wusste, dass sich der hochwertige und eingängige Alternative Rock, den die Jungs dem Publikum verabreichten, vollends entfalten konnte. Gegen Ende der Show durften die Mühlviertler allerdings ihr Können doch noch aufblitzen lassen, da das stark verbesserte Soundgewand wieder eine deutlich besseren Wahrnehmung der Stücke ermöglichte.

RUBBER FRESH aus Salzburg waren mir persönlich schon vom diesjährigen Hausrockviertel-Spektakel im Schl8hof ein Begriff, und damals wie heute sollten sie sich als Garant für eine energiegeladene Show erweisen, die nicht nur mit musikalischen Höhepunkten (u.a. auch ein BEATLES-Cover) punkten konnten, sondern auch die Lachmuskeln so mancher Besucher deutlich strapazieren durften, was garantiert nicht nur dem strangen Gesangstil ihres Frontmanns zu tun hat. Nein, Kinder von Traurigkeit sind die Jungs allgemein nicht, was auch ihr ungezwungen locker-ironisches Auftreten auf der Bühne verdeutlichte. Songtitel wie „Ines got a Penis“ oder „Gay with an lesbian“ sprechen meines Erachtens wohl auch Bände was die Ausrichtung ihres Humors angeht. Musikalisch pendeln die Burschen jedenfalls zwischen ohne Ende groovenden Crossover-Sounds und betont melodisch gehaltenen Punkrock hin und her. Vor allem bedingt durch diese (bewußte) musikalische Unschlüssigkeit, und nicht zuletzt durch die markante Stimme ihres Sängers verdienen es RUBBER FRESH mit Sicherheit, mit dem Prädikat „eigenständig“ bedacht zu werden.

Es folgten HAIKU aus Linz, die sich in den sechs Jahren ihres Bestehens doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit seitens der Fans und Medien erspielt haben. Besonders im Fokus der Öffentlichkeit bewegt sich naturgemäß deren Sänger Georg Hochedlinger, der seit geraumer Zeit die Jugendsendung „Bilderstürmer“ auf WT 1 bzw. LT 1. (Linzer Lokalfernsehen, das allerdings seit etwa einem Jahr terrestrisch sendet, und somit in ganz OÖ empfangen werden kann.) Dass dieses Sendung nicht allerorts auf massive Gegenliebe stößt, was bekanntermaßen ein Dinge der Unmöglichkeit darstellt, liegt auf der Hand, und dementsprechend groß war auch die Skepsis so mancher Fans vor Beginn der Show, dass es Hochedlinger und Co. gelingen würde, eine passable Performance abzuliefern. Nichtsdestotrotz halt es für absolut notwendig, sich ohne jegliche Scheuklappen bzw. Vorurteile selbst von dieser Darbietung einer Band ein Bild zu machen, um ein faires Urteil gewährleisten zu können. Und: So schlecht fällt das objektive Zeugnis, das man den Jungs ausstellen darf, auch gar nicht aus, wenngleich es man andererseits auch dafür Verständnis aufbringen sollte, dass diese Melange aus New Metal-, (Melodic-) Punkrock- und vor allem New/Alternative Rock-Zutaten nicht unbedingt die Geschmacksnerven jedes Fans ansprechen muss. Mein persönlicher Eindruck war aber ein durchaus positiver, da die Burschen es - ohne etwas Weltbewegend Neuartiges bzw. in dieser Form Einzigartiges zu erschaffen – durchaus verstehen melodienreiche Rocksongs zu schaffen, die sich relativ schnell den Weg in die Gehörgänge bahnen und dort längere Zeit verweilen. Als finale Zugabe durfte auch das einstigste Titelstücke der erwähnten Sendung nicht fehlen. Jedenfalls polarisierten HAIKU wie keine andere Band bei diesem Festival, denn es gab auch genügend Festivalbesucher, die ganz offensichtlich durchaus Gefallen an am Sound der Band fanden, während wieder andere eben mit dem dargebotenen Sound genau nichts anfangen konnten.

Von der nächsten auftretenden Gruppe, FORTUNA`S FAVOURITS hatte ich vor dieser Veranstaltung noch keinen Ton vernommen und auch ansonsten keinerlei Informationen den Werdegang der Band betreffend vorliegen. Kurze Recherchen ergaben aber, dass es sich hierbei um eine aus Wr. Neustadt stammende Kombo handelt, die sich etwa Ende 2002 formierte. Soviel also an näheren Details zur Band selbst, und die Klänge, mit welchen uns die Niederösterreicher versorgten, erwiesen sich als geradezu prädestiniert für ein Hörerlebnis der besonderen Art in angenehmer Festivalatmosphäre. Um die Frage der musikalischen Ausrichtung der Band zu behandeln, sei erklärt, dass der Sound meiner Meinung nach am ehesten in Richtung Alternative Rock tendiert, der teilweise (auf die Spielgeschwindigkeit bezogen) durchaus auch mal in (Pop-) Punk-Gefilde vordringen darf. Warum ich die Meinung vertrete, die Musik von FORTUNA`S FAVOURITS geradezu geschaffen scheint, für Festivalauftritte jeglicher Art, ist rasch erklärt: Weil Stücke wie „Born by the sun“ oder „Good life“ ob ihrer eingängigen Ausrichtung oder nicht zuletzt der versprühten positiven Vibes imstande sind, das Stimmungsbarometer nach oben zu heben. Möge Fortuna den Jungs weiterhin gnädig gestimmt sein!

Als Co-Headliner fungierten FACELIFT aus Graz, die mit ziemlicher Sicherheit zu den tourfreudigsten Gruppen der Alpenrepublik zählen, und sich auf diese Weise im Laufe der Zeit die Gunst eines äußerst breitgefächerten Publikums erspielt haben. Bereits seit 1997 sind die Steirer um Sängerin/Bassistin Andrea Orso und Gitarrist Clemens Berger im Dienst des (Alternative-) Rock unterwegs, um ihre vorrangigstes Ziel zu verwirklichen: nämlich ihre Version von Alternative Hard-Pop (Eigendefinition) möglichst weitreichend zu verbreiten. Und: Diese Mission konnten auch an diesem Abend erfolgreich erfüllt werden, obwohl man auf die Dienste ihres zweiten Gitarristen verzichten musste, mit dessen Part aber kurzerhand der Geiger der Band betraut wurde. FACELIFT sind dank mitreißender Stücke wie beispielsweise „Believe in me“ oder „Groovy sound“ definitiv der Speerspitze der heimischen Alternatveszene zuzurechen. Und diesen Status galt es auch an diesem Tag zu untermauern, bzw. gar noch auszubauen, was sicherlich auch als geglückt betrachtet werden konnte. Zum (krönenden) Abschluss durchbrach eine wohlklinge Ballade die aufkommende Dunkelheit, bei welcher die Sängerin lediglich von einer Gitarre begleitet wurde.

Den Abschluss bildeten TYLER aus Wien, deren charismatischer Frontmann Lukas „Hille“ Hillebrand als Allroundtalent gilt, und sowohl durch Bands wie HEAT oder BRAHM als auch als Produzent lokale Bekanntheit erlangte. TYLER ist jedenfalls als sein neuestes Betätigungsfeld zu verstehen, und man konnte sich anhand dieser Show selbst davon überzeugen, dass es sich hierbei um keine Frischlinge im Business handelt, die ihre ersten musikalischen Gehversuche unternehmen, sondern um abgebrühte Profis. Die Musik selbst fällt jedenfalls unter die Kategorie Alternative Rock und erweist sich nicht nur handwerklich als äußerst vielversprechend, sondern strotz nur so vor in die Tiefe gehende Emotionen. Griffige Melodien, eine äußerst variable Gesangsarbeit sowie durchdachte Arrangements zeichnen das fast schon perfekte Songmaterial aus, und führen zu dem Urteil, dass hier ein würdiger Headliner engagiert wurde. Als zusätzlicher Bonus wurde auch ein Song von Starmaniac Verena („lil`& addict“), der ursprünglich aus der Feder der Band TYLER stammt, dargeboten. (Insofern nicht verwunderlich, als dass Hillebrand das Werk von Verena produzierte) Wenn die anstehenden Veröffentlichungen dieser Band, erfüllen, was dieser Gig versprach, kann man sich auf Großes gefasst machen.


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Hutti
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Beitrag vom 28.06.2004
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