HAUSROCKVIERTEL: KRAUTSCHÄDLN   RUBBER FRESH   KARLI    MANIAC SAINT    GRASSFATHER    SENSISTAR  
02.04.2004 @ Alter Schl8hof

An diesem Wochenende erlebte die Veranstaltungsreihe „Hausrockviertel“ ihre nunmehr bereits achte Neuauflage. Das jährlich abgehaltene Ereignis fand in dieser Form erstmals bereits 1997 statt, und bietet damals wie heute heimischen Bands mit Potenzial die Möglichkeit, sich in einem größeren Rahmen dem interessierten Publikum im oberösterreichischen Hausruckviertel zu präsentieren. Nachdem die von Ernst Martinek in Kooperation mit der AK Grieskirchen realisierte Veranstaltung bisher vorwiegend in Lokalitäten im Bezirk Grieskirchen über die Bühne ging, gastierte man in diesem Jahr erstmals in den Hallen des Alten Schl8hofs Wels.

Als Eröffnungsact agierten SENSISTAR aus dem oberösterreichischen Zentralraum, welche sich erst vor etwa einem Jahr zu ihren ersten öffentlichen Auftritte durchringen konnten, aber nichtsdestotrotz durch enorme Livepräsenz in den letzten Monaten ihren Bekanntheitsgrad doch um ein Beträchtliches steigern konnten. Deren Musik zu kategorisieren, fällt ganz schön schwer, aber ganz grob kann man diese wohl als Spross der Großfamilie Alternative Rock verstehen, wobei die Bestrebung, die Komposition möglichst unkonventionell und stellenweise geradezu schräg zu gestalten, deutlich zu erkennen ist.

Weiter ging es im Programm mit GRASSFATHER aus Hörsching, die mittlerweile wohl über jeden Zweifel erhaben sein sollten, jener Riege von Gruppen dieser Region anzugehören, die sich längst etablieren konnten. Inzwischen hat man auch schon anhand von einigen Darbietungen wichtige Erfahrungswerte gewinnen können, und auch auf so manchen Samplerbeitrag (zum Beispiel „Subnoize“) können die Jungs verweisen. Die junge Alternative Rock-/Grungeband ließ jedenfalls auf der Bühne nicht das nötige Engagement, welches für das Gelingen einer Show wesentlich ist, vermissen, und lieferten alles in allem wohl eine durchaus befriedigende Performance ab.

Mit MANIAC SAINT konnte auch eine Formation aus der Bundeshauptstadt gewonnen werden, die nicht nur bereits auf unzähligen Bühnen der Alpenrepublik glänzen durfte, sondern beispielsweise erst kürzlich ein Gastspiel in Prag geben durfte, und Szenekennern mit Faible für Metal traditioneller Spielart durchaus ein Begriff sein sollte. Die Wiener bieten prinzipiell erfrischend trendfreie Kost, nämlich kernigen Power Metal amerikanischer Prägung, der durch wuchtig-schnörkellose Riffs, die von feinen Melodiebögen umgarnt werden, besticht. Andererseits kommen auch Samples und Loops zum Einsatz, die dem Gesamtsound doch auch einen betont zeitgemäßen Anstrich verpassen. Eine ROLLING STONES-Coverversion rundeten die durchaus gelungene Darbietung der Band um TERRASOUND-Mastermind Reinhard „Randy“ Resch (Gitarre) ab, die leider vor einer mageren Kulisse vonstatten ging.

Die nächste Band, KARLI aus Grieskirchen, gilt als Fixstarter beim jährlichen „Hausrockviertel“, weil diese sich selbst organisatorisch betätigen, und beispielweise für den Livesound verantwortlich zeichnen. Apropos Livesound: Sämtliche auftretenden Gruppen konnten dem Anschein nach auf durchaus gute Soundverhältnisse aufbauen, wobei auch die Lautstärke sich im ertragbaren Bereich einpendelte. Aber zurück zur Performance von KARLI: Diese Formation hat in den letzten Jahren durch unermüdlichen Perfektionismus eine mehr als bemerkenswerte Entwicklungsstufe durchlaufen, und präsentierte sich dementsprechend gereift und versiert der Audienz. Der mit (poetischen) deutschsprachigen Texten versehene, anspruchsvoll gestaltete funky Rock, der von dem Quintett geboten wird, kann jedenfalls nicht nur qualitativ gesehen vollends überzeugen, sondern weist mittlerweile längst auch Ecken und Kanten auf, die dem positiven Gesamteindruck insofern zugute kommen, weil man den Sound somit um eine weitere Facette bereichern konnte, was zusätzliche Abwechslung garantiert. Auch das Stageacting fiel entsprechend routiniert und gekonnt aus, was nach rund 160 (!!!) absolvierten Gigs auch nicht sonderlich verwundern sollte, ohne aber die nötige Leidenschaft an ihrem Tun vermissen zu lassen, so dass der Gig mit Fug und Recht das Prädikat „äußerst gelungen“ tragen darf.

Die nächste Band RUBBER FRESH (Salzburg) lies es sich nehmen, ganze zwei Gigs an nur einem Tag darzubieten: Etwa gegen 20 Uhr standen sie noch auf der Bühne des Salzburger Rockhouses, ehe sie im Anschluss an dieser Show direkt nach Wels aufbrauchen, um auch vor dem Publikum im Schl8hof ein Zeugnis ihres Könnens abzulegen. Als es galt, ihren Stil passend zu benennen, erwiesen sich diese Jungs als durchaus originell, und kreierten eigens den Begriff „Progressive Punk“. Nun, dem kann ich allerdings nur bedingt zustimmen, denn einige Stücke der Band tendieren zwar eindeutig in die (Melodic) Punkrock-Richtung, andere wiederum driften viel eher ins (groovige) Crossover-Eck der Marke R.A.T.M. und Co. ab. Als besonders markanter Bestandteil bei der Zusammensetzung des Gesamtsounds erweist sich der Gesang, der sich meist in äußerst hohen Tonlagen bewegt, was natürlich zu äußerst unterschiedlichsten Auffassungen, was die Klasse der Band angeht, seitens der Fans führte, andererseits der Band auch ein Mehr an Identität einhaucht.

Den Schlusspunkt durften danach die Lokalmatadore von den KRAUTSCHÄDLN setzen, die mir persönlich bereits im Oktober vorigen Jahres im Rahmen des „Rock im Pack“-Events im Schl8hof äußerst positiv aufgefallen waren. So auch an diesem Tag: Das Trio legte los, und zog binnen weniger Momente einen Gutteil der Anwesenden in seinen Bann, was garantiert nicht nur mit unbestrittenen Qualität der Stücke, sondern auch mit der allgemeinen Kreativität der Herren was das Songwriting anbelangt zusammenhängt, da man stilistisch gesehen zwischen mehreren Stühlen Platz genommen hat, und es sich somit denkbar mühevoll gestaltet, den Sound möglichst treffend zu kategorisieren. Ich probiere es trotzdem: Funkiger Rock mit Reggae-Anleihen im Gesangsbereich wird mit im (ober-)österreichischen Dialekt gehaltenen Texten ergänzt, die den bandtypischen Humor widerspiegeln sowie Thematiken, die eine geistige Nähe zur Hippie-Ideologie vermuten lassen, behandeln. (Nicht abwertend gemeint!) Aber damit nicht genug: Auch ein gewisses fast schon uriges Alpenrock/Austropop-Flair kann man den Songs nicht absprechen, was den Gesamteindruck noch um Klassen aufwertet. Jedenfalls eine wahrlich furiose Show einer noch relativ jungen, aber dennoch in sowohl spieltechnischer als auch kompositorischer Hinsicht erstaunlich gereiften Band. Mehr davon!
www.webfocus.at/karli/hausrock_base.htm

Hutti
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Beitrag vom 16.04.2004
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