THE HORRORPOPS   THE STAGGERS  
22.03.2004 @ Arena

Also wenn es um Geheimtipps in Sachen Bands mit hohem Unterhaltungsfaktor geht, haben neben den japanischen Rock’n’Roll-Weltmeistern ELECTRIC EEL SHOCK einzig die Grazer THE STAGGERS ein Leiberl. Warum? Songs vom allerfeinsten, man nehme nur „C.C. Rider“ oder „The Ripper“ als Beispiele vorzüglich gecoverter Klassiker, die immer zu gefallen wissen. THE STAGGERS bringen diese mit trockenem, puristischen 60er Jahre Sound und großer Intensität.
Surfgitarrensounds wie in „Pulp Fiction“, Gitarrensolos wie bei CHUCK BERRY oder wenn es etwas weniger heftig zugeht wie bei den SHADOWS, und das von einem Leadgitarristen mit stilechter Gitarre und BUDDY HOLLY-like Hornbrille. Weiters ein Sänger irgendwo zwischen Helge Schneider und dem HIVES-Fronter, natürlich im stilechten Anzug und mit den besten Stiefeletten seit 1963. Eine Keyboarderin, die ihrem Instrument den original 60s-Sound entlockt und ihrer Kehle dann und wann einen spitzen Kreischer, der an Höhe nur von dem der jungen Dame im Publikum, die – natürlich auch stilecht wie seinerzeit bei den BEATLES – immer zwischen den Songs Kreischattacken bekommt (siebentes Bandmitglied?). Klingt kultig? Aber es kommt noch besser: Papppuppen, die on stage zerrissen und ins Publikum geworfen werden. Theatermesser, die nicht nur allen Musikern vom herrlich unausgebildeten (stimmlich) Sänger mit Inbrunst in die Rippen gestoßen werden, sondern auch den erstaunten oder einfach nur amüsierten Menschen vor der Bühne. Kunstblut sowieso. Halt dezent eingesetzt.
Na was soll man sagen? Herrlich. Wenn ich einmal einen Haufen Geld und die fixe Idee einer Halloweenparty mit Liveband hab, gibt es nur einen Ansprechpartner: THE STAGGERS.

Zwar auch eine 1a was Bühnenshow und Konzept angeht bekommen THE HORRORPOPS, aber für die Musik gibt’s nur eine gute 3. Nicht nur die Musiker hatten auf der Bühne mit schlechtem Sound zu kämpfen, auch davor war da nix zu machen. Vor allem, wenn man die Nummern der Band – wie ich – nicht kennt.

(Anmerkung: Für jene, die die Nummer doch kannten, war es allerdings auch etwas enttäuschend. "Dotted With Hearts", "Julia", "Kool Flattop", "Psychobitches Outta Hell", "Baby Lou Tattoo", Where They Wander", "Miss Take" - fast alle Titel vom aktuellen Album "Hell Yeah!" waren vertreten, wobei die meisten Songs unter anderem ziemlich darunter litten, dass die Backing Vocals bei derartig schlechtem Sound kaum oder nur teilweise zu hören waren. Anita)

Vielleicht sollte man sich einmal überlegen, ob das an den auf’s unkenntliche verzerrten Hollow Body Gitarren liegt oder sonst irgendwie ausmachen, wo der Hund begraben ist. Für’s Ohr boten die HORRORPOPS also nicht so das Gelbe vom Ei.
Optisch hingegen wirkte die Truppe professionell wie ansonsten vielleicht nur noch die SCORPIONS als sie sich seinerzeit selbst auf der Bühne zu einer Pyramide verarbeiteten. Perfekt choreographiert bewegten sich da zwei aufreizend hergerichtete junge Damen in Querstreifen um die Gitarristen welche wiederum die Upright Bass spielende Sängerin flankierten zu einer - für einen solche Psychobillyinfernos nicht gewohnten wie mich - äußerst bizarren aber umso faszinierenderen Zirkusnummer. Habichnochnichgesehn…
Allerdings kann man sich so was nur begrenzt lang geben wenn die Geräuschuntermalung aus Walking Bass Lines, die gelegentlich durch Gitarren- und Schlagzeuglärmteppiche durchschimmern und ein paar gesungenen Silben besteht.
Schade.
Zum Schluss gab’s noch „Rebell Yell“ von BILLY IDOL.

Trotzdem: toller Abend. Zum Glück gibt’s noch Leute mit guten Ideen und dem Grips und den sprichwörtlichen Eiern, so was gekonnt umzusetzen.
www.horrorpops.com

Kronos
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Beitrag vom 27.03.2004
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