JULIA    3 FEET SMALLER   PROXONIC    DAZED DAY  
06.03.2004 @ Redbox (Haus der Jugend Mödling)

Der 6. März wird wohl noch länger in meinem Gedächtnis bleiben. Die Redbox in Mödling lud zu einem Rockspektakel der Superlative (na also übertreiben wollen wir auch nicht... lassen wir "Superlative" stehen, aber fügen die Einschränkung "der heimischen Szene" hinzu, ok? - Anm. Kronos), und schon im Vorfeld versprach das Line-up einen außergewöhnlichen Abend.
Während am Vortag dieses zweitägigen Events eher die Gönner harter Klänge zum Handkuss kamen, so durfte sich am zweiten Tag auch die Alternative- und Punk-Fraktion freuen, etwas ihrem Stil Entsprechendes vor die Lauscher zu bekommen.

Nun gut, als ich mit meinem Earshot-Expeditionsteam ungefähr um halb acht die Pforten des Jugendkulturzentrums betrat, war die erste Truppe names DAZED DAY schon auf den Brettern und heizten dem besonders im Verhältnis zur recht jungen Stunde des Abends passabel gefüllten Konzertsaal ein. Gleich zu Anfang vermochten Location, Sound, Audienz, Stimmung und – womöglich das Wichtigste – die Band erheblich meine durch extreme Kälte und Nässe angeschlagene Stimmung aufzuhellen. DAZED DAY spielten anspruchsvollen Crossover der härteren Gattung und punkteten bei mir durch kreative, unkonventionelle Gratwanderungen zu anderen Bereichen der Musik. Wiedererkennungswert ist vorhanden, ich werde mir diese Band merken und weiter beobachten.

Die nächste Band nahm Kronos unter die Lupe [Hansi]:

Unter die Lupe, genau, und an dieser Stelle möchte ich noch etwas zu den Fotos vorrausschicken: deren Anzahl pro Band variiert nämlich aus diesem Grund so beträchtlich, weil es bei den Party Punks von 3 FEET SMALLER auf Grund des massiven Pogos vor der Bühne schon eher Kriegsberichterstattung als gewöhnliches Live-Band-Fotografieren war. JULIA und PROXONIC hingegen erwiesen sich als dankbare Modelle. So viel dazu.

Kommen wir zum nicht-visuellen Rest des PROXONIC-Auftrittes. Das Quintett sah ich nicht zum ersten Mal und der gute Eindruck, den ich von der Band hatte, wurde nur bestätigt. Musikalisch und Performance-technisch alles andere als Greenhorns überzeugten die vier Herren plus singender Dame mit ihrem eigenständigen Mix aus GUANO APES (tut Leid, aber der Vergleich musste kommen...), INCUBUS und anderen, eigentlich gar nicht so ausgefallenen Zutaten.
Was musikalisch wohl nur durch die Kraft der Fünf auf die Bühne gezaubert werden kann - also Songs wie "Bitch" oder "Amsterdam", die man schwer wieder aus den Gehörgängen bekommt -, beschränkt sich von der Performance her wohl auf Frontfrau Agata (auch wenn deren Bewegungen an die Sängerin einer anderen, bereits erwähnten Band erinnern) (also mich erinnert sie an die Sandra Nasic von den GUANO APES ;-), Anm. Hansi) und Gitarrist Hiasi (Les Paul und Tschick beim Spielen... ein Klassiker. - Anm. eines Kollegen ;o). Neben ihnen wirken die anderen dann doch ein wenig gesichtslos, was angesichts der mehr als soliden Leistung an den Instrumenten zwar nicht stören sollte, in Zeiten von immer wichtiger werdender Bühnenpräsenz der Musiker oder auch nur im Vergleich mit den folgenden zwei Bands allerdings zum Nachteil werden könnte. [Kronos]

3 FEET SMALLER treiben ja schon seit geraumer Zeit im Music-Biz erfolgreich ihr Unwesen und können entsprechend auch eine beachtliche Fanschar aufweisen. So war es ihnen auch an diesem Tage ein Leichtes, schon bevor überhaupt die ersten Töne angespielt wurden, als absoluter Gewinner die Bühne zu betreten. Das soll aber nicht bedeuten, dass man musikalisch nichts geboten bekommt, im Gegenteil, die selbst ernannten Bowling Punker überzeugten mit live-tauglichem, leicht verdaulichem Material inklusive tollen, eingängigen Gesangslinien (die trotz Verkühlung Markus’ souverän dargebracht wurden), was in Summe schlichtweg Spaß macht – und das nicht nur mir. Auch die professionelle Gelassenheit samt zwischendurch mehr oder weniger lustigen Konversationen innerhalb der Band passen sehr gut ins Bild der Generation X-Rocker und bietet auch Freiraum für erwünschte Interaktion mit dem Publikum. 3 FEET SMALLER ist trotz zahlreicher Neider ganz einfach einer der Top-Acts Österreichs und das nicht zu Unrecht.

Auf die Nächsten war ich ja ganz besonders gespannt. JULIA, einer der absoluten Aufsteiger der letzten Zeit, standen jetzt am Plan. Ich konnte kurz (wenn auch zu kurz für eine authentische Meinungsbildung) das neue Album der vier Herren via Saturn-Anhörstation begutachten, wobei mir selbiges auch als äußerst gelungen in Erinnerung blieb, meine Erwartungen waren also sehr hoch gesteckt. Natürlich ist man in einer undankbaren Position, wenn etliche Leute nach dem Auftritt der Vorband die Räumlichkeiten verlassen oder nur wegen einer der Vorbands gekommen waren. Also trotz solcher spekulativer Zustände war die Stimmung trotzdem noch den Umständen entsprechend sehr gut und meine anfangs erwähnten Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Stilistisch wurde intelligenter Alternative Rock, eine verschärfte Version von INCUBUS mit Saft in den Eiern vielleicht, der mit Rhythmus-Passagen samt Rumgeplärre der Marke Modern Metal ergänzt wird, geboten. Eine äußerst gelungene Mischung. Auch die schon fast falsettartigen Co-Vokals der Stimmungsbombe am Bass ergänzten den sehr männlich performten Hauptgesang perfekt. Nebenbei bemerkt faszinierte mich auch die sagenhafte Ähnlichkeit des Sängers mit Woody Harrelson – das aber nur ganz nebenbei. Nach einiger Zeit zeigten die Burschen auch, dass sie auf eine gute musikalische Ausbildung zurückblicken können und beeindruckten mit Sicherheit nicht nur mich mit ihrem Jazz-Intermezzo – toll!
Doch der mit den ersten Songs gebotene Standard konnte nicht gehalten werden (vielleicht war nach dem Start die Erwartung auch einfach zu groß, das ist immer schwer zu sagen), jedenfalls vermittelten die nächsten Lieder nicht mehr dieses spezielle Feuer, auch wenn das Ganze noch immer sehr gut war, aber davon redet ja niemand mehr.
Nach der Coverversion von DEFTONES’ „My Own Summer“ war es für das Earshot-Team auch langsam wieder an der Reihe zu gehen, denn das nächste Event stand schon in Wien am Plan und duldete natürlich auch keine Verspätung.

An diesem Event passte ganz einfach alles. Meine spezielle Hochachtung gilt auch den Mannen hinter den Tonreglern, die ausnahmslos jede Band mit passablem bis sehr gutem Sound versorgten. Wenn nur alle Konzerte so wären, viva Mödling!


FOTOS + E-CARDS
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Hansi
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Beitrag vom 09.03.2004
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