BLINK182  
13.02.2004 @ MÜNCHEN - Olympiahalle

Dass den Leuten von Universal, beziehungsweise Geffen Records, der deutschsprachige Musikmarkt anscheinend nicht so sehr am Herzen liegt wie der heimische, stellten sie mit nur zwei BLINK182-Shows im deutschsprachigen Raum mehr als deutlich unter Beweis.
Eine davon ging am 17. Februar in Düsseldorf über die Bühne und die andere vier Tage früher in der etwas südlicher gelegenen Olympiahalle in München.

Um diesem Ereignis nicht fernzubleiben, wurde bereits Monate vorher für Stehplatzkarten im kulturnahen München gesorgt, die Platz für einmalige Tanzeinlagen bieten sollten.

Abfahrt war vormittags, wobei einige unserer Wiener Kollegen es vorzogen, erst später die Zündschlösser ihrer Aluhengste zu vergewaltigen. Wir hingegen flanierten derweilen durch die Münchner Innenstadt, um mit ein wenig deutscher Romantik unsere trockenen Wiener Seelen zum Leben zu erwecken.
Ohne den gewünschten Effekt auch nur annähernd in unseren Knochen zu spüren, streckten wir der lokalen Innenstadt unseren Allerwertesten zum Kusse entgegen, um unsere Mägen kurze Zeit später im vorzüglichen Restaurant „Der kleine Chinese“ mit asiatischer Kost zu füllen.

Eine Stunde vor Einlass fanden wir uns dann vor dem Westeingang der Olympiahalle wieder, um uns von den Münchner „Szene-Kids“ eine Lektion erteilen zu lassen.
Es ist zwar bis in jedes noch so entlegene Erdloch bekannt, dass BLINK182-Fans eher mit Christina Aguilera Fans zu vergleichen sind als mit Sex Pistols-Anhängern, jedoch erschütterten jene Szenen vor dem Westeingang meine Grundfeste in Sachen Konzertbesucher.
Fußballschlachtrufe und Schürzenjägerchöre ließen meine Hoffnungen auf eine heile Welt auf ein Minimum schmelzen.

Endlich im Inneren angelangt, schnell einen Blick auf die Merchandise-Artikel gewagt.
Fehler.
Blink182 sind zwar groß, manche wagen sogar zu behaupten, sie wären sehr groß.
Dennoch 55 Euro für eine BLINK182-Weste ist deutlich über der Toleranzgrenze, selbst und gerade bei einer so großen Band wie BLINK182.

Als erste Band betraten THE NERVOUS RETURN die Bühne und spielten fad ihr nach Melodien flehendes langweiliges Set hinunter. Den Anschluss wagten MOTION CITY SOUNDTRACK, die es als zweite Band des Abends nicht schwer hatten, der lechzenden Meute mit nicht unangenehmen Alternative-Rock einzuheizen.
Nach endlosen Umbauarbeiten und unzähligen Gröhleinlagen des äußerst unangenehmen Münchner Publikums wurden BLINK182 quasi auf Sprechchören auf die Bühne getragen.
Da BLINK182 bekannt dafür sind, nur sehr ungern in Europa zu touren, und Sänger und Gitarrist TOM DELONGE selbst nach zehn Jahren kaum Gitarre spielen und singen kann, war es doch sehr erstaunlich, eine musikalisch gut vorbereitete, professionelle Band zu erleben. Dem Reifungsprozess, den sie mit ihrer letzten CD („Blink182“) bewiesen, kamen sie auch live nach und lieferten eine beeindruckende Show, ganz zu schweigen von Drummer Travis Barker, der nicht nur mit seinem vollkommen durchsichtigen und mit einem Cadillac-Wappen gekrönten Drumset glänzte, sondern auch mit seinem Können jeden Drummer wie durchgekaut und ausgespuckt im stinkenden Dunst ersticken lässt. Enttäuschend war lediglich die äußerst knapp gehaltene Spielzeit von gerade mal einer Stunde, jedoch wurde dies durch eine gute Songauswahl und Wahnsinnsversionen von „Stay together for the kids“ und „Stockholm Syndrome“ wieder gutgemacht.

Fazit:
Eine, bis auf die sehr nervenaufreibenden Münchner Fans und den vollkommen abgehobenen Preisen am Merchandise Stand, unerwartet gute Show, die jede Sekunde Anfahrt wert war.

Setlist:

1. Family reunion
2. whats my age again
3. Feeling this
4. Dumpweed
5. Reckless abandon
6. Down
7. Violence
8. The rock show
9. Heres your letter
10. Stay together for the kids
11. Obvious
12. Asthenia
13. All the small things
14. Go
15. I miss you
16. Easy target
17. Stockholm syndrome
18. First date
Zugabe: DAMMIT
www.blink182.com

Nemo
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Beitrag vom 27.02.2004
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