MACHINE HEAD   MNEMIC   .SPOUT.  
18.12.2003 @ Planet Music

Jeder, der schon mal ein MACHINE HEAD-Konzert erlebt hat, weiß ganz genau, was es heißt, dort anwesend zu sein: Erstens wird es laut, zweitens wird es ein thrashiges Ausnahmekonzert, drittens: Es wird laut!
Wer in Österreich durfte diesmal die vier Jungs aus Oakland supporten? Wieder einmal solch eine Band (wie auch CAY-OS), die es beim heimischen YBC ganz nach vorne schafften: .SPOUT..

Pünktlich um 20 Uhr sollte nun das ganze Spektakel im Planet Music beginnen. .SPOUT. wurden an diesem Abend ihrer ehrenvollen Supporter-Rolle sehr gerecht und lieferten ein mächtiges Programm ab. Die sechs Österreicher wirkten äußerst professionell und verspielt zugleich, und man merkte deutlich, wie sehr das den Jungs auch selber Spaß machte. Im internationalen Vergleich könnte diese Band ohne Weiteres im obersten Bereich der Liga mitmischen, doch bekanntlich ist es ja nicht immer die Qualität der Musik/Musiker, die den Erfolg herbeizaubert. Auch die Tatsache, dass der Nu Metal allgemein schon bessere Tage erlebt hat, änderte nichts daran, dass die Musik hervorragend von der Audienz aufgenommen wurde. Gratulation!

Weiter ging es mit MNEMIC, der dänischen „Fusion Future Metal“-Maschinerie des Hauses Nuclear Blast. Gleich bei den ersten Klängen wurde klar, dass diese Band heute wohl den ersten Platz machen würde, wenn der Härtegrad das entscheidende Kriterium wäre. Stop-And-Go-Metal mit Triolen-Bassdrum-Gewittern (siehe FEAR FACTORY) vermischt mit rhythmischen Abnormitäten à la MESHUGGAH und rotzfrechem Thrash `n` Roll setzten dem eher zart besaiteten Zuhörer, der vielleicht wegen der letzten zwei Alben von MACHINE HEAD gekommen war, mit Sicherheit ordentlich zu - keine leichte Kost.
Auch die interessanten Persönlichkeiten dieses inoffiziellen Newcomers des Jahres 2003 machten das Ganze wirklich sehenswert. Wo der Sänger noch eher an die tätowierte Version eines Brad Pitts erinnerte, strahlte Bassist „Obeast“ eine starke Sehnsucht nach Menschenfleisch aus, lässt auch den Vergleich eines wütenden Höhlenmenschen, dem man gerade sein Säbelzahntigerfilet geklaut hat, zu. Auch die Menschenmassen rückten ob der stetig steigenden Anzahl unerträglich, aber erwartet eng zusammen, obgleich MNEMIC mit einem im Vergleich zu dem von .SPOUT. weitaus undifferenzierteren und meiner Meinung nach schlechteren Sound zu Rande kommen mussten. Auf jeden Fall wurde hiermit die passende Stimmung für den großen Headliner geschaffen, womit die primäre Aufgabe einer Vorband erledigt wäre.

Jetzt hieß es schnell noch Pipi machen, ein kühles Blondes holen und fix zurück zum Ort des Geschehens. Wer den Anfang nicht ehrt, ist das Ganze nicht wert. Ungeduldig wartete der ganze stinkende Menschenhaufen, dass doch die Band des Abends endlich hervorkommt. Auch diverse „MA-CHINE-HEAD“-Schreichöre hielten die Burschen nicht davon ab, die Menge noch etwas mehr auf die Folter zu spannen. Wer die Lautstärke und Eindringlichkeit der Chöre gehört hatte, wusste genau, dass diese Band heute nur gewinnen konnte. Ein Traum für jeden Musiker.
Endlich: Das Licht geht aus, alles dunkel, man hört nur die fiesen ersten Töne des Openers des neuen Albums „Through The Ashes Of Empires“, „Imperium“. Bäng! – und es geht los. Wie ein Ferrari mit Düsenantrieb von null auf hundert in 0,3 Sekunden. Alles bewegt sich, das Licht, die Musiker, die Fans, das Herz … Emotion pur! MACHINE HEAD würden heute mit Sicherheit ihre Stellung als einen der besten Live-Acts des Metal-Bereichs verteidigen.
Weiter ging es mit einer bewusst härteren Auswahl aus ihrem Repertoire: „Take My Scars“, „The Blood, The Sweat, The Tears“ und „Old“ folgten auf den Knaller vom Anfang. Einigen wird es allerspätestens vor Ort aufgefallen sein, dass ein neuer Mann nun an der zweiten Gitarre klampft. Der nette junge Mann nennt sich Phil Demmel und stellt zweifelsohne eine Bereicherung für die Band dar – ja, spätestens seit der Live-Performance kann ich von „zweifelsohne“ sprechen. Dieser Mann kann wieder so motivieren, wie es ein Logan Mader vermochte. Gute Sache.
Okay, also diese mehr als ambitionierte Band setzte ihr Programm mit „Left Unfinished“ fort, einer Nummer aus den Reihen des neuen Albums, es folgten unter toller Lichtshow weitere Klassiker wie „Ten Ton Hammer“ oder „The Burning Red“ und auch neue Songs wie „In The Presence Of My Enemies“. Rob und Co. hatten die Menge voll im Griff, es herrschte ein Austausch zwischen Audienz und Band, eine tolle Situation. Auch Drummer Dave gab alles und praktizierte Showdrumming erster Kajüte.
Nach „Blood For Blood“ war „Schluss“ – also es gingen besser gesagt vorerst die Lichter aus. Selbstverständlich ließ sich die Band aber nicht allzu lange bitten und kam noch mal on stage, um den Fans noch die allerletzte Kraft aus den Beinen abzuverlangen. Es wurde eine äußerst lange Zugabe geboten, natürlich durfte da auch Gassenhauer Nr. 1 („Davidian“) nicht fehlen. Was dann kam, überraschte doch so manchen Zuhörer:
Besitzen die Burschen doch glatt die Dreistigkeit und zocken mir nichts, dir nichts einfach ein proberaummäßiges Potpourri bestehend aus SEPULTURAs „Territory“, PANTERAs „A New Level“ und METALLICAs „Creeping Death“ vom Set. Manch ein Fan der jüngeren Generation wird wohl nicht mehr gewusst haben was und vor allem wohin, aber dem Rest scheint dieses kleine Intermezzo doch sehr zugesagt zu haben. Nach „Block“ war dann aber endgültig Schluss und ich konnte zufrieden und mit Tinnitus-verdächtigen Geräuschen im Ohr das Planet verlassen und gemütlich den Heimweg antreten.

Fazit: Mit Sicherheit ein Highlight 2003.


FOTOS + E-CARDS
www.machinehead1.com

Hansi
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Beitrag vom 24.12.2003
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