MUSE  
25.10.2003 @ Gasometer

MUSE oder das zeitgemäße Pendant zu Hesses magischem Zirkus. Ein Gesamtkunstwerk aus Klang, Licht und Materie. Eine Band, die 25 Euro Eintritt mehr als nur Wert ist, weil man ihnen unter Umständen auch seine Seele verkaufen würde für einen Abend wie jenen am 25. Oktober im Wiener Gasometer.

Das treibende rhythmische Motiv des Openers des aktuellen Albums “Absolution”, “Apocalypse Please” eröffnete den Reigen, der einerseits durch eben dieses Album geprägt war, andererseits trotz von Anfang an hoher Qualität der Bühnenshow immer noch eins draufzusetzen hatte.
“Apocalypse Please” markierte also den Beginn und von diesem an erlebte man einen bis ins kleinste Detail durchdachten Auftritt. Zunächst fiel in dieser Hinsicht das perfekt auf die Musik abgestimmte Licht auf, das einen wichtigen Beitrag dazu lieferte, dass jede Note ein Erlebnis wurde. Als Beispiel führe ich hier die wunderbare Kombination violetten Lichts, das die Bühne einhüllte, mit sich drehenden, weißen Lichtkegeln bei “Sing for Absolution” an.
Nach dem ersten vom Publikum abgefeierten Highlight aus vergangenen MUSE-Schaffensphasen (“New Born”), kam bei “Citizen Erased” zum ersten Mal der dreiteilige Bildschirm im Hintergrund der Bühne zum Einsatz. Die darauf gezeigten friedlich über einen Himmel ziehenden Wolken wurden alsbald von einem Mond abgelöst, welcher wiederum Sterne auf sich folgen ließ. Zu diesem Spekatakel gab es “Space Dementia” zu hören und erstmals sah man auch Matthew Bellamys Hände am Bildschirm wieselflink die Tasten seines Keyboards bedienen. Die Kamera, welche dies filmte, war nur eine von mehreren, die an den Mikroständern und Instrumenten der drei Muse-iker angebracht waren. Im Laufe des Konzertes wurden immer mehr Aufnahmen dieser Kameras gezeigt und der Anteil der Filmcollagen nahm ab.
Was die Collagen angeht geizte man nicht mit Ideen und man verzeihe mir, dass ich an dieser Stelle nicht mehr alle in Erinnerung habe. Ich bin ein Opfer der Reizüberflutung, die MUSE meinen Sinnen boten.
Bei den Musikern war natürlich Sänger, Gitarrist und Keyboarder Matthew derjenige, der alle Blicke auf sich zog. Chris Wolstenholme (Bass) und Dominic Howard (Drums) lieferten den soliden Boden, auf dem der zu einer Einheit mit seinen beiden Instrumenten verwachsene Frontmann seine Show darbot. Da gab es alles: gestisch untermalten Gesang, virtuose Keyboardeinlagen, Gitarrenakrobatik Marke Drehkreisel, höchst expressives Gitarrenspiel, das wie eine Erweiterung des Gesangs wirkte, einfach alles...
Natürlich auch hier alles in perfektionistischer Darbietung, dick aufgetragen und mit den anderen Elementen der Show verwoben. Ich sage nur verspiegelte Gitarre und Lichtshow...
Bis zum Ende des regulären Sets (“Plug in Baby”) regnete es noch massenweise schwarze Luftballons und weiße Papierschnitzel, das weiß ich noch.
Mit zwei Zugaben, zwischen denen Matthew Bellamy sich erstmals mit einer Wortmeldung ans Publikum wendete, wurde dieses Erlebnis für alle Sinne beendet. Ganz im Zeichen von “Absolution” war “Stockholm Syndrome” dann auch der letzte Song. Und weil die Band noch immer einen draufsetzen wollte und konnte, gab es riesige, weiße Luftballons. Das Herz des Märchenlandes war erreicht und wie man aus einem Traum aufwacht, so endete dieses Konzert.

Eine derart theatralische, bombastische und perfektionistische Show sucht schon lange Ihresgleichen. Vielleicht findet sie sie in der Vergangenheit nur gedacht - etwa im Kopf eines Freddie Mercury -, verwirklicht wohl nirgends.
Ein Konzert wie selten eines zuvor von einer Band, der ich am liebsten auf einem Berg aus Superlativen einen Altar bauen würde: MUSE.

www.muse-official.com

Kronos
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Beitrag vom 29.10.2003
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