ANGELIKA EXPRESS  
20.10.2003 @ Fred Sega

An Montagen veranstaltete Konzerte verdienen es getrost als Wagnis der besonderen Art dargestellt zu werden, da es bekanntermaßen an diesem Tag um ein Vielfaches schwieriger erscheint, potentielle KonzertbesucherInnen erfolgreich zu animieren, sich das Ereignis nicht entgehen zu lassen als an Wochenenden. Wenn allerdings Bands kleinere oder größere Tourneen und nicht einzelne Shows absolvieren, kann der Veranstalter freilich nur schwer auf den Termin der Veranstaltung Einfluss nehmen. So auch bei diesem Konzert, für dessen Organisation sich das unermüdlich engagiert agierende Team des Kulturvereins Infoladen Wels verantwortlich zeigte. Erwartungsgemäß blieb der große Besucherandrang (trotz beachtlicher Promotion im Vorfeld) leider aus, und mit rund 20 Anwesenden fiel die Anzahl dieser auch äußerst mager aus, obwohl man auch hinzufügen sollte, dass es selten, aber doch auch schon schlechter besuchte Gigs im Fred Sega gab.

Relativ pünktlich sollte dann die Show der Kölner ANGELIKA EXPRESS beginnen, die ihr heuer im Frühjahr veröffentlichtes, selbstbetiteltes Album im Handgepäck mit sich führten, und zu Beginn gegen die Reserviertheit der Besucher anzukämpfen hatten, die es nämlich vorerst vorzogen, das Geschehen sitzend und aus beträchtlicher Entfernung zu verfolgen. Nach und nach gelang es dem Trio aber, die Fans zu mehr Anteilnahme zu bewegen, und der Funke sprang in weiterer Folge auch relativ rasch auf die Fanschar über, so dass dann doch eine kleine Gruppe von vornehmlich Jugendlichen vor der Bühne Platz bezog, um zu den Songs der Band ein wenig zu tanzen oder sonstige passende Bewegungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Ach ja, Musik steht im Falle von ANGELIKA EXPRESS für eine durchaus gelungene Mixtur aus Punkrockelementen mit eher poppig angehauchten Alternative/Indie Rock-Zitaten. Gemeinsamkeiten mit SPORTFREUNDE STILLER (zu ihrer Anfangsphase) sind stellenweise bedingt durch die (meist) humorvoll gerarteten Texte und nicht zuletzt durch die ähnliche Stimmlage und Ausdrucksweise des Sängers durchaus gegeben, und auch Vergleiche mit den Stücken von gefallenen Helden aus der NDW-Ära sind durchaus gerechtfertigt, wobei man allerdings eindeutig (wie bereits erwähnt) seine Inspirationen vorwiegend aus dem Punkrock-Universum bezieht, und dementsprechend gerne was die Spielgeschwindigkeit angeht einen Zahn zulegt, ohne dass dadurch die melodische Schlagseite der Band zu sehr überlagert wird. Bei der Songauswahl stand freilich das aktuelle Output im Vordergrund („Paul muss sterben“, „Francois Truffaut“, „Geh doch nach Berlin“, „Selbsthypnose" und viele mehr), aber auch Songs von der Mitte November erscheinenden (Fünf-Track-)EP „Ich bin kein Amerikaner“ wurden schon mal vorab präsentiert.
Die äußerst positiven Resonanzen, welche die kleine Meute dem Trio verabreichte, blieben später natürlich auch in Form von Zugaben nicht unbelohnt, und verdeutlichten, dass die Musik beim Publikum durchaus gut ankam, obwohl wohl nur die wenigsten Besucher mit dem Material des Albums vertraut waren. Dennoch sei auch nicht verschwiegen, dass Bands wie ANGELIKA EXPRESS durch ihre Art von Humor beziehungsweise wegen der allgemeinen Ausrichtung ihrer Songs geradezu dafür prädestiniert zu sein scheinen, stets geteilte Reaktionen hervorzurufen, und das war an diesem Tag im Fred Sega keineswegs anderes, obwohl offensichtlich doch der Großteil der Audienz (inklusive meine Wenigkeit) Gefallen an der verabreichten Musik fand. Während der Show sowie auch nach deren Ende an der Bar zeigte sich das Trio als äußerst kommunikativ und Fan-nah, und keineswegs abgehoben oder arrogant. Insgesamt ein durchaus amüsanter Konzertabend, der sich mit Sicherheit trotz des ungünstigen Termins wesentlich mehr Besucher verdient hätte.
www.angelikaexpress.de

Hutti
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Beitrag vom 29.10.2003
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