DIMMU BORGIR   HYPOCRISY   NORTHER  
18.10.2003 @ Planet Music

Über das Package HYPOCRISY und DIMMU BORGIR gab es im Vorfeld nicht viel zu sagen, da über beide Band wohl schon alles gesagt wurde, was es je zu sagen gab. Eines war ein Hinweis, der sich als begründet erwiesen hatte – sichert euch eure Tickets rechtzeitig, sonst werdet ihr euch ärgern. Genau das taten einige, die ihre Tickets nicht bei Zeiten erworben hatten, denn schon lange habe ich bei einem Extrem Metal Konzert nicht so viele Leute vor der Halle stehen gesehen, die vergeblich Tickets suchten. Sie werden in jedem Fall zu keinen mehr gekommen sein….

Losgehen sollte es mit NORTHER, einer jungen finnischen Band, die als Support mit von der Partie war. Eine Chance, die eine Band dieser Größe wohl nur einmal bekommt, dürften die Sechs erhalten haben, als sich ihnen die Möglichkeit bot, mit HYPOCRISY und DIMMU BORGIR, zwei der Extrem Metal-Zugpferde im Hause Nuclear Blast, als Support-Act auf Tour gehen zu können.
Nun, stilistisch passte die Band genauso gut dazu wie beiden Main Acts zusammenpassten – schlicht und einfach gar nicht, was also genau aus diesem Grund nicht störte. Die meisten von euch werden die Band, genauso wie ich es bis vor dem Konzert tat, bisher nicht kennen. Auch wenn das für den einen oder anderen anwesenden Fan der Band – denn die selbst bereits zu Beginn gut gefüllte Halle dankte der Band mit ordentlichem Jubel – unschön erscheint, so lässt sich NORTHERs Sound als Klon des ersten CHILDREN OF BODOM Albums bezeichnen. Vielleicht technisch ein bisschen weniger ergiebig aber vom Grundsound ziemlich identisch. Da ich mit den Studiowerken der Band nicht vertraut bin, kann ich nicht viel mehr als das sagen, was ihr bisher gelesen habt. Wer aber die erste CHIDLREN OF BODOM gerne hat, sollte vielleicht durchaus mal ein Ohr riskieren, er/sie könnte etwas Neues finden, das ihm zusagt. Die Show als solches war für eine Band, die gerade ihre erste Tour absolvieren dürfte, definitiv in Ordnung und mit ein wenig mehr Eigenständigkeit könnte da auf jeden Fall noch einiges drinnen sein.

Mit lautstarken „Peter"-Rufen wurden Mr. Tägtgren und seine Mannen vom Publikum auf die Bühne zitiert. Das altbekannte Intro der „Abducted“-CD erschallte und es war klar, dass die Band das Publikum mit ihrer persönlichen Hymne „Roswell 47“ begrüßte. Nun ja, Hymne hin oder her, einigen – mich eingeschlossen – wird dieses Lied schon schön auf die Nerven gehen, aber egal. Ohne Pause wurde gleich „Killing Art“, der zweite Song des „Abduted“-Albums, runtergeprügelt. Die Band strahlte von Beginn an eine schier unglaubliche Spielfreude aus. Erinnere ich mich an das Interview, das ich letzten Sommer mit Peter führte, dann erklärt sich die Spielfreude auch, da er damals besonders die Loyalität des Wiener Publikums betonte.
Was folgte war „Apocalypse“, der Opener vom „Fourth Dimension“-Album, und weil´s grad so schön war, Altes zu hören, wurde gleich „Pleasure Of Molestation“, der meiner Meinung nach beste HYPOCRISY-Song, nachgeworfen. Dass das Publikum kaum mehr zu halten war, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Nach diesem Vierer-Block gab es die erste Pause. In der Folge deckte das Set im Endeffekt fast alle Alben ab und es folgten schließlich noch unter anderem „Another Dead End (For…)“, „The Final Chapter“ und mit „Buried“ sogar ein dritter Song von „Abducted“. Als Zugabe gab´s nach einer viel zu kurzen dreiviertel Stunde „Fractured Millenium“, auf das noch viele im Publikum gewartet zu haben schienen. Was nicht wenige interessieren dürfte, ist, dass die Band bei dem Konzert einen Song vom kommenden Album „The Arrival“ vorstellte. Der Song wusste besonders durch einen eingängigen zweistimmigen Gitarrenlick ausgesprochen gut zu gefallen. Tja, und da HYPOCRISY scheinbar ein Teil des Supports und nicht ein Co-Headliner waren, war ihre ordentlich powervolle Show ebenso rasch aus, wie sie begonnen hatte. Schade eigentlich, denn bei den letzten beiden Wien-Konzerten war die Band endlich wieder mal richtig in Form.

Dass der Level an Energie, den HYPOCRISY in ihrer Show freigesetzt hatten, schwer zu toppen war, lag also auf der Hand. Die Tatsache, dass die Herren Shagrath, Silenoz und Co. am Vorabend schwer betrunken waren und daher eine eher – sagen wir – etwas sediert wirkende Show lieferten, bestätigte die Vermutung dann.
Egal. DIMMU BORGIR, diese Band scheint echt eine schier unglaubliche Anziehungskraft auszuüben, sei es auf Grund dessen, was die Band fabriziert, oder schlicht wegen der riesigen Promotion, die das Label der Band betreibt. So war das Konzert fast zwei Wochen vorher (!) bereits ausverkauft und als es nun für viele soweit war, schien die Halle echt bis unter die Decke voll gewesen zu sein. Was mich echt ins Staunen versetzte, war der unglaublich niedrig wirkende Altersdurchschnitt. Dementsprechend groß war das Gejubel, als viele der Fans ihre Heroes zum ersten Mal live sahen. Die Band hatte also leichtes Spiel, hätte rhythmisch furzen können und wäre dafür abgefeiert worden. Wenn das für manchen jetzt abfällig klingt, dann weise ich drauf hin, dass ich mich schlicht auf die Reaktionen des Publikums, nicht auf die Leistung der Band beziehe.
Die Band war, wie bereits erwähnt, mit einem Kater gesegnet, ließ das aber in der Performance nicht durchblicken. Lediglich etwas energielos und angeschlagen wirkten die Sechs, was aber nichts daran ändert, dass die Band ein gut eineinhalbstündiges Set runterzockte. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass vielen Ultraderb-Combos nach 30 Minuten die Puste ausgeht. In der langen Spielzeit konnten also auch ordentlich viele Songs untergebracht werden. Ich möchte gar nicht alle aufzählen, da im Photoalbum zum Konzert auf einem Bild die Setlist recht klar zu lesen ist. Prinzipiell lag der Schwerpunkt der Songauswahl auf dem aktuellen Album, von dem fünf Stücke zum Besten gegeben wurden. Verwunderlich war jedoch, dass es vom Vorgängeralbum „Puritanical Euphoric Misantropia“ nur zwei Songs zu hören gab. Nachdem im Vorfeld immer wieder Rufe laut wurden, doch etwas vom „Stromblast“-Album zu hören, dürfte es einige der Anwesenden gefreut haben, dass vor der etatmäßigen Zugabe „Mourning Palace“ und der Titelsong von „Stormblast“, dem zweiten DIMMU BORGIR-Album, gespielt wurde. Es sollte die Songauswahl also Freunde jeder Periode im Schaffen der Band erfreut haben.
Was mir persönlich auffiel, war, dass die Band in ihrer Optik mit den nietenbesetzten Beinschienen und so weiter wieder ein wenig "Back to the roots" wanderte und die Röckchen-Optik von Frontman Shagrath zumindest diesmal passé zu sein schien. Die Lichtshow und gesamte Performance waren durch und durch professionell und nebst der fehlenden Energie gibt es nichts auszusetzen. In Summe gesehen also ein guter Gig. Mehr gibt´s von meiner Seite diesmal auch nicht zu sagen.


FOTOS + E-CARDS
www.dimmu-borgir.com

Gore
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Beitrag vom 24.10.2003
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