OPETH  
30.09.2003 @ Arena

Zu einem Konzert der etwas anderen Art luden die Ausnahmemusiker von OPETH rund um Mastermind Mikael Åkerfeld. Trotz des Wochentages hatten sich ziemlich viele Leute in der Arena eingefunden, kaum verwunderlich wenn man bedenkt, dass die Schweden Wien das letzte Mal vor 7 Jahren beehrt hatten. Da die Band nicht wie angekündigt um 20.00 Uhr sondern erst eine Stunde später zu spielen beginnen sollte, blieb einem noch genug Zeit bei einer ersten Erfrischung den Roadies beim Werken zuzusehen.
Punkt 21.00 Uhr war's dann soweit und Åkerfeld & Co. betraten unter dem Applaus der gut gefüllten Halle die Bühne. Dass der Abend ein ganz besonderer werden würde war schon vor Beginn klar – schließlich waren zwei einstündige Sets angesagt –, wie speziell er allerdings werden sollte, erläuterte dann Frontmann Åkerfeld im Detail. Der erklärte nämlich gleich zu Beginn, dass die Band heute eher ihre ruhigeren Schaffensphasen revuepassieren lassen wolle und der Schwerpunkt des Abends mehr auf der neuen Scheibe „Damnation“ läge, wobei er versicherte, dass natürlich auch alte Klassiker nicht fehlen würden.
Und dann legten OPETH auch schon los und gaben – wie angekündigt – erst mal ihr neuestes Album komplett zum Besten. Wer nicht weiß wie die vier Schweden ihre musikalische Laufbahn begonnen haben, hätte sich nach der ersten halben Stunde wahrscheinlich nicht vorstellen können, beim Konzert einer Band zu sein, die ursprünglich aus der Death Metal-Ecke kommt. Geboten wurde nämlich sehr melodischer, gehobener (Blues-)Rock der zwischen Leiden und Leidenschaft hin und her pendelte. Es war beinahe nicht möglich, sich der melancholischen Atmosphäre der Songs zu entziehen und schon bei den ersten Liedern breitete sich eine irgendwie bedächtige Stimmung in der Halle aus. Nach den mich umgebenden Gesichtern zu schließen war ich nicht der einzige, der ob der etwas ungewohnten Situation ein bisschen verwundert, aber durchaus wohlwollend die Musik auf sich wirken ließ – schließlich ist man (auch von OPETH) andere Klänge gewohnt. Getragen von einem glasklaren, perfekten Sound konnten sich alle vier Musiker – an diesem Abend zusätzlich durch Keyboards unterstützt – voll entfalten, allen voran der Kopf der Band, Mikael Åkerfeld. Der charismatische Frontmann agierte – mal sitzend, mal stehend – mit einem ungeheuren Gefühl und einer ausgesprochen ansteckenden Hingabe und zog damit die Halle in seinen Bann. Auch seine Bandkollegen zeigten sich enorm spielfreudig und erzeugten perfekte Klangwelten, die sowohl Hintergrund für als auch Teil von den Åkerfeld'schen musikalischen Eskapaden waren. Wie magisch die Performance des Sängers und Gitarristen war, ließ sich vor allem an seinem Akustik-Solo etwa zur Hälfte des Sets ermessen, bei dem sich seine Mitmusiker samt und sonders vorübergehend gen Backstageraum verabschiedeten und es ihrem Frontmann überließen, das Publikum alleine zu fesseln. Wie versprochen begann nach diesem Intermezzo der „historische“ Teil des Abends in Form der ersten Ballade der Band „To Bid You Farewell“, deren Entstehung und vor allem Veröffentlichung damals Überraschung und Unverständnis hervorgerufen hätte, wie Åkerfeld erzählte (O-Ton: „When people listened to the song for the first time, they said 'What the fuck are those guys doing?! They are supposed to be a death metal band!'“). So individuell und vielfältig sich die gesamte Geschichte der Band gestaltet, so mannigfaltig verlief auch der Abend - das gespielte Cover von DEEP PURPLEs „Soldier Of Fortune“ sei hier als weiterer Beweis angeführt. Nicht wie ursprünglich geplant nach zwei Stunden sondern bereits nach eineinhalb verabschiedete sich die Ausnahmeformation leider schon wieder. Allerdings ließ man sich dann von der Vehemenz der vom Publikum vorgebrachten Zugabe-Wünsche wieder auf die Bühne locken und gab mit „Harvest“ den schnellsten und dynamischsten Song des Abends zum Besten. Danach war dann aber wirklich Schluss und keine noch so frenetischen Forderungen seitens der Fans konnte die fünf Schweden noch einmal „vor den Vorhang“ holen.

Fazit: Ein mehr als außergewöhnlicher Abend! Die Atmosphäre dieses Konzertes mag für jemanden der nicht dabei war schwer zu fassen und nachzuvollziehen sein, aber allein der Umstand, dass eine einzige Band eine gut gefüllte Arena-Halle über 100 Minuten hinweg spielerisch in ihren Bann ziehen kann, spricht eindeutig für sich. Natürlich ist es schade, dass OPETH ihre harte, bisweilen richtig böse Seite vollkommen ausgeblendet haben und keinen ihrer Kracher auspackten, aber die Performance hat durch ihre Konsequenz, Perfektion und letztendlich durch ihre Eigenständigkeit absolut ihre Daseinsberechtigung.


FOTOS + E-CARDS
www.opeth.com

Christoph
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Beitrag vom 16.10.2003
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