FESTIVAL INTERNACIONAL DI BENICASSIM 2003 - SONNTAG - MOBY CALEXICO DAS POP
SUICIDE
10.08.2003 @ Benicassim, Spanien
Als erste Band an diesem heißen und sonnigen Tag waren CALEXICO an der Reihe. Die schöne Abendstimmung draußen und das spanische Publikum passten eigentlich haargenau für diese Band. Wirklich begeistert war die Zuhörerschaft anfangs aber nicht, zum Mitschunkeln ließen sich nur ein paar wenige animieren. An der Musik kann es allerdings nicht gelegen haben, denn dieses mexikanische Wüsten-Cowboy-Latino-Feeling mit heftigstem Trompetereinsatz, viel Rhythmus und rollendem "R", müsste den Spanieren doch gefallen. Tat es aber nicht. Aber vielleicht ist das so, wie wenn wir uns mit den AUSSEER HARDBRADLERN anfreunden müssten.
Wie dem auch sei, als nächste Band erwartete uns DAS POP aus Belgien. Und wenn mensch schon nicht von der Musik begeistert ist, dann ist zumindest das Auftreten des Sängers äußerst amüsant. Da wäre erstmal das höchst surreale Tennisoutfit: kurze weiße Hose, kombiniert mit weißem T-Shirt...da stellt sich eigentlich nur noch die Frage schlechter Geschmack oder Absicht? Die Performance war recht zackig und wirkte wie ein kurzes Aufblitzen der Neuen Deutschen Welle. Lächerlich erschien das ganze vor allem deswegen, weil sich einzig und allein der Sänger zur Musik bewegte. Dazu kamen im Laufe des Konzerts noch ein paar technische Probleme. Musikalisch lieferten DAS POP auch noch ein paar Songs des neuen Albums, die aber ebenso wie das ältere Material durchwegs verträglicher Pop sind.
Auf dem Weg zur nächsten Pressekonferenz konnte ich noch ein paar Klänge der SUPER FURRY ANIMALS aufschnappen, die das Publikum aufmischten und kräftig in die Gitarrensaiten griffen.
SUICIDE konnte ich anschließend auch nur für ein paar wenige Songs genießen, schade darum, denn dieses EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN-Flair klang sehr interessant. Die NINE INCH NAILS Referenz ist sehr naheliegend, wenn SUICIDE auch ein wenig elektronischer sind. Wichtig sind ihnen auf jeden Fall die 80er, schließlich sind sie ja auch ein Relikt aus dieser Zeit und ihre Performance erinnerte ein wenig an den gealterten OZZY OSBOURNE. Experimentell-krank, destruktiv, monoton, indrustrial wären die besten Attribute für diese Band, die eigentlich nur aus Keyboard und Gesang besteht. Die wenigen anwesenden Zuhörer waren davon aber nur mittelmäßig begeistert.
Anschließend folgte schließlich der Headliner dieses Abends: MOBY. Der Mann der sich eigentlich für Architektur und Politik interessiert, sich aber nichtsdestotrotz für die Musik entschieden hat. Ob bei diesem Konzert alle 30.000 Besucher des Festivals versammelt waren? Im vorderen Bereich der Bühne fühlte es sich auf jeden Fall so an. MOBY war auf jeden Fall kaum zu bremsen und voller Energie wie immer - ein Derwisch zwischen Trommeln, Keyboard und Gitarre. Jedenfalls war er der einzige ausländische Musiker, der ernsthaft versuchte mit dem Publikum auf spanisch zu kommunizieren (also alles was über "Muchas gracias" hinausging). Ein sehr lobenswerter Versuch, der im Anbetracht der kaum vorhandenen Englischkenntnisse der Spanier nur zum Erfolg führen konnte. Sein Showmastertalent setzte er auch in der Folge konsequent ein, etwa als er seinen DJ zu einem Battle herausforderte. Dass der obligatorische Anti-Bush- Spruch nicht fehlen durfte versteht sich da von selbst. Enttäuschend aber, dass er trotz tobendem Publikums nur äußerst wenige rockigere Sachen einstreute und sich auf ein paar angespielte Covers beschränkte. "That's When I Reach For My Revolver" hätte eigentlich schon drin sein müssen. Dennoch ein sehr unterhaltsames und auf Grund der vielen Hits auch kurzweiliges Konzert.
Die nachfolgenden GOLDFRAPP waren eher einschläfernd, weswegen ein nicht zu unterschätzender Teil des Publikums beschloss dem Konzert sitzend beizuwohnen. ALISON GOLDFRAPP erschien jedenfalls im Domina Kostüm, ein Outfit dass einen dazu verleitet, ihr musikalisch nicht sehr viel zuzutrauen, was aber definitv falsch wäre. Sehr fesselnd war ihre Performance samt Musik allerdings auch wieder nicht, weswegen dieser Tag entgegen früheren Planungen vorzeitig zu Ende ging.
Das Festival an sich war ja noch nicht vorbei, am Tag darauf warteten nämlich einige DJs am Strand auf Besuch. Geboten wurden hauptsächlich Elektronisches. Nichtsdestotrotz ein herrliches Erlebnis und ein schöner Festivalausklang.
www.fiberfib.de
Doris
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