FORESTGLADE SONNTAG: CYPRESS HILL   FLAMING LIPS   TYPE O NEGATIVE   SOULFLY   FEEDER   TURIN BRAKES   PRONG   AEREOGRAMME   KETTCAR   TEMPLE X  
06.07.2003 @ Festivalgelände, Wiesen

Das sonntägliche Aufstehen gestaltete sich nicht wirklich angenehm, dementsprechend auch meine Laune bei den ersten Bands des Tages. Aber auch ganz objektiv gesehen war der Haufen Alternativebands der verschiedensten Ausrichtungen an diesem Nachmittag nicht ganz passend: TYPE O NEGATIVE und vor allem SOULFLY als Hauptattraktionen des Tages und davor aber vier Rockbands plus irgendwo dazwischen PRONG, die wohl besser direkt vor SOULFLY angesiedelt worden wären. Ah ja, CYPRESS HILL und FLAMING LIPS waren auch da, da war ich aber schon weg.

Aber geh’n wir’s chronologisch an.
Zu Mittag standen die Österreicher TEMPLE X auf der Bühne und hatten den undankbaren Job des Openers. Netter, wenn auch harmloser, Alternativerock mit einem Sänger, der sich wirklich bemüht hat. Nichts gegen TEMPLE X aber ich bin mir sicher, dass eine der zahlreichen und vielleicht sogar populäreren österreichischen Metalbands den schon zu diesem Zeitpunkt zahlreich anwesenden SOULFLY-Shirt-Trägern mehr zugesagt hätte.

Die Hamburger KETTCAR spielten ihre Version der deutschsprachigen Rockmusik, ihrem Alter entsprechend etwas ruhiger und nachdenklicher, um nicht zu sagen dahinplätschernd, kein Kommentar dazu, wie sehr ich sowas live mag... überhaupt wenn ich schon die Minuten zu PRONG zähle.

AEREOGRAMME aus Schottland dann die wohl obskurste Erscheinung des gesamten Festivals: Vier wohlbeleibte Musiker, die auch sonst vom Aussehen her mit ihren Bärten eher wie wahlweise Statisten aus “Braveheart” oder Holzfäller aus Kanada aussehen und nicht wie die einfühlsamen Kunststudenten, die am Wochenende ein bisschen Melodie mit ein bisschen Lärm verbinden... Anstatt auf der Bühne einen CROWBAR-mässigen Soundorkan, der ihnen zu Gesicht gestanden wäre, loszulegen, machten sie Rockmusik mit extrem soften und weichen, mit Falsettstimme gesungenen Parts, die durch heftigere mit schwachbrüstigem Geschrei vorgetragene zusammengehalten wird. Also versteht mich nicht falsch, jeder hat das Recht die Musik zu machen, die er machen will und man muss ja auch nicht immer in Klischees denken, aber AEREOGRAMME wirken auf der Bühne einfach nur ulkig bis peinlich. Und die Musik pendelt zwischen unmotiviert und angestrengt hin und her...

Danach aber endgültig PRONG, der erste (Metal-)Highlight des Tages. Tommy Victor und seine Kollegen schossen ein Killerriff nach dem anderen Richtung Publikum. Schwere Kaliber in härtester Verkleidung, was den Gitarrensound angeht sind PRONG live zwar nicht ganz so perfekt wie auf Platte, bringen aber noch immer alles zum Erzittern. In der neuen Besetzung der auferstandenen New Yorker ein Bassist, der gern Fred Durst wäre und dies rein outfittechnisch auch schafft und ein Drummer, der aussieht wie der junge Hanno Pöschl. Neues wurde geboten, alte Riffmonster wie “Broken Peace”, “Snap your Fingers, Snap Your Neck” oder “Whose Fist is This anyway” sowieso.
Wären der perfekte Anheizer für die bereits von vielen heiß erwarteten SOULFLY oder auch TYPE O NEGATIVE gewesen (beide Bands wurden auch gegrüßt und ihnen wurde je ein Song gewidmet), aber nein, TURIN BRAKES müssen ran.

Und die verdienen es ja eigentlich gar nicht, verrissen zu werden. Gut gemachte ruhige Musik mit zwei Gitarren, einem Keyboard und natürlich Gesang spielen TURIN BRAKES und das wäre an diesem schönen Sommernachmittag auch wunderbar gewesen wenn damit nicht eine kaum tiefer zu reißende Zäsur zwischen den Metalbands des Tages gerissen worden wäre.
Wer auf Unplugged-G’schichten steht, sollte sich TURIN BRAKES mal anhören... eigentlich eine gute Band.
Dann wieder mehr Konzertstimmung bei FEEDER. Für die blondierten Rocker gilt bei das gleiche wie für die DONOTS: kann damit absolut nichts anfangen und dementsprechend gefiel mir das, was ich sah, auch nicht, aber die Leute schienen es toll zu finden, also kann das Quartett nicht alles falsch gemacht haben.

Die Band des Tages waren aber eindeutig SOULFLY, das bewiesen die vielen extra wegen dieser Band angereisten Zuschauer und das bewies auch der phänomenale Gig des Vierers.
SOULFLY passen einfach perfekt auf Open Air-Bühnen und ihre Show ließ das gesamte Zelt hüpfen, wüten, tanzen, mitgröhlen, was auch immer. Bis in die letzten Reihen und dahinter gingen die Leute begeistert mit. Von den alten SEPULTURA-Klassikern “Roots Bloody Roots” und “Arise” über perfekt ausgewähltes Material der SOULFLY-Releases bis hin zur NIRVANA-Coverversion “Territorial Pissings” wurde ein feines Programm geboten, Getrommel und Gastauftritt (Max’ 12jähriger Sohn unterstützte den Vater bei zwei Nummern mit seinem Gesang und animierte dabei die Leute zum Hüpfen) natürlich inklusive. Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass “Territorial Pissings” am Tag davor bereits von einer anderen Band, SINCERE, gecovert wurde...
Fazit nach diesem Auftritt ist auf jeden Fall, dass die Österreicher noch immer nicht genug haben von SOULFLY, anscheinend können manche Bands gar nicht oft genug in die Alpenrepublik kommen.

Die Überraschung des Tages lieferten dann TYPE O NEGATIVE.
Anstatt in traditionellem schwarz/grünem Outfit auf die Bühne zu gehen, waren alle vier Bandmitglieder in OP-Kleidung gehüllt. Sollte halt zum Cover des neuen Albums “Life is killing me” passen... naja.
Überraschend auch der einst so gestählte Pete Steele, der aus seinem Hemd recht dünne Ärmchen raushängen ließ mit denen er dann kaum am Bass sondern meistens an den Reglern seines Amps war oder Mineralwasserflaschen ins Publikum warf. Seine Flasche Rotwein bekam er auch nicht einmal annähernd weg. Man wird halt nicht jünger...
Singen kann er jedenfalls noch, das gilt auch für Gitarristen Kenny. Keyboarder Josh beschränkt sich lieber auf’s Posen...
Trockene Ansagen gab es auch wie eh und je, aber trotzdem: selbst TYPE O NEGATIVE haben sich verändert, einzigartig sind sie aber noch immer.
“Black No.1” war dann für mich der willkommene Anlass, Wiesen zu verlassen. Zwar nicht als es am schönsten, aber doch sehr sehr schön war...
-Kronos-

Nach dem tollen Gig der 4 "Ärzte" aus dem Krankenhaus Brooklyn ging es quer durch die USA in Richtung Westen, ehe man die musikalische Endstation des heurigen "Forestglade" Festivals erreichte, Los Angeles.
CYPRESS HILL waren für 23:45h angekündigt, eher spät für ein Sonntagskonzert, dennoch blieben genug Besucher um den West Coast Rappern beizuwohnen.
Die Herrschaften um Rapper B-Real zählen schon seit den frühen 90ern zu den Gründern des Crossovers und waren eine der ersten Hip Hop Bands die keine Scheu vor der Gitarrenmusik hatten. Nicht umsonst sind sie bei Fans beider Musiklager so beliebt.
Neben DJ MUGGS, SEAN DOGG und B-REAL war noch ein Percussionist auf der Bühne dessen Beats äußerst fett rüberkamen und somit der Musik die vom Band beziehungsweise Vinyl kam der notwendige Live-Touch verliehen wurde.
Leider war der CYPRESS HILL Stamm-Livebassist und FEAR FACTORY Bassist - mittlerweile Gitarrist - Christian Olde Wolbers nicht mit von der Partie.
Die Westcoast Rapper liesen den Fans kaum Zeit zum Atmen und schmetterten einen Hit nach dem anderen aus ihrer beispielosen Musikkarriere: "I want to get high", "Hits from the bong", "Illusions", "Dr. Greenthumb" und den Megahit "Insane in the brain". "Latin Lingo" war der einzige Song den sie auf spanisch dargeboten haben - schade eigentlich - und als mit "Rock Superstar" auch der letzte Fan schon am Ende seiner Kräfte war, beendeten CYPRESS HILL das "Forestglade" Festival 2003.
Ein würdiger Headliner und eine tolle Live-Premiere für CYPRESS HILL in Österreich. Beim nächsten mal bitte die live Band nicht vergessen.
-Marin-

FOTOS + E-CARDS von:
[ FORESTGLADE ´03: CYPRESS HILL, TYPE O NEGATIVE, SOULFLY, PRONG ]
[ PUBLIKUM ]
www.wiesen.at

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Beitrag vom 11.07.2003
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