FORESTGLADE SAMSTAG: MILLENCOLIN   FARIN URLAUB   THERAPY?   THE DATSUNS   DONOTS   SAYBIA   KREZIP   SINCERE   UNDERWATER CIRCUS  
05.07.2003 @ Festivalgelände, Wiesen

Am Samstag konnte ich noch recht munter aufstehen und nach einem völlig überteuerten Kaffe ging es dann vor UNDERWATER CIRCUS noch in die Metropole Wiesen, wo glücklicherweise eine kleine Filiale einer Supermarktkette ihre Tore geöffnet hatte. Samstag bis 16 Uhr und auch Sonntag von 9 bis 13 Uhr. Gute Idee, da wundert es dann allerdings doch, dass die Dame an der Kassa etwas griesgrämig war und einer einheimischen Stammkundschaft gegenüber vorjammerte, dass so viele Leute da sind.
Mein Geld brachte ich allerdings nicht nur bei dieser Dame an, sondern auch bei dem freundlichen Herren vor dem Mini-Supermarkt. Wunderbare Grillhendln gab’s dort und eigentlich seltsam, dass er kaum Zulauf hatte, während im Geschäft gegenüber Schlangen bis zum Eingang entstanden.

Zurück am Festivalgelände gab es erstmal eine Wartezeit zu überbrücken, denn alles begann etwas später um die ausgefallenen BADLY DRAWN BOY und PANJABI MC wettzumachen. Angesichts der nicht all zu zahlreichen Bands war der Preis für das Forestglade ja ohnehin schon beträchtlich, von den je neun Euro Park- beziehungsweise Campinggebühr, die auf anderen Fetsivals gar nicht verlangt werden, gar nicht zu reden. Das nun auch noch zwei Bands einfach so ausfielen, verbesserte diesen Eindruck nicht unbedingt.

UNDERWATER CIRCUS war dann die erste Band, lascher und seichter Alternative Rock aus Deutschland, MTV-Moderator Markus Schultze als Sänger und Gitarrist, ein Quasi-Hit im Gepäck, braucht man so was wirklich? Keine Antwort auf diese Frage von meiner Seite, sonst heißt’s noch: “Bist ja nur neidig weil earshot dir bis jetzt nicht weitergeholfen hat...”

Den von Markus angekündigten “gemeinsamen Morgensport” gab es dann bei den Belgiern SINCERE.
Deren hyperaktiver Frontmann ging auch schon mal von der Bühne um sich zu den Leuten am Rasen zu setzen oder übergab das Mikro an einen Fan, der “Carrie” singen durfte. Der glückliche war dann auch in voller Pracht auf der Leinwand zu sehen.
Auch rein musikalisch ist das Quartett nicht von schlechten Eltern, punkiger Alternativerock, bei einer Nummer gab es sogar ein echt tolles elektronisches Intro und zum Abschluss “Territorial Pissings”, DIE Nummer des Festivals....
SINCERE sollte man im Auge behalten.

KREZIP aus Holland waren dann wieder nicht so toll, ganz einfach weil die Musik nichtssagend war. Alternative Pop/Rock halt. Die noch sehr junge Band (Durchschnittsalter so um die 20) sollte noch ein wenig an sich arbeiten. Der Sängerin Annelies muss man allerdings lassen, dass sie eine gute Stimme, mit der sie auch umzugehen weiß (jazziges Solo), und ein markantes Gesicht, was in der Branche ja nie schaden kann, Beispiele gibt’s genug, besitzt.

SAYBIA lieferten dann recht ruhigen Gitarrenpop, der zwar sehr gefühlvoll rüberkam und der mir in einer ruhigen Stunde sicher auch gefallen kann. Wenige Stunden vor einem Auftritt der DATSUNS bin ich für sowas jedoch relativ unzugänglich, außerdem hatte ich Hunger...

Zurück vom kulinarischen Genuss (Dukatenchips, billig und gut) musste ich dann noch die DONOTS ertragen. Die Leute waren begeistert, somit ist diese deutsche Band sicher zu einem der Highlights des Festivals zu zählen (objektiv gesehen), ich kann bei diesem Pop-Punk-Schrott (subjektive Sichtweise, ich weiß eh...) aber nicht mitreden.
Tatsache ist, dass die Massen ihren Gefallen fanden und fleißig mitsangen und Tatsache ist leider auch, dass Barry White gestorben ist, was uns die DONOTS als erste wissen ließen.

Nachdem die DONOTS die Bühne geräumt hatten, konnte mein Highlight des Tages beginnen: THE DATSUNS.
Wesentlich weniger Leute als noch bei der Band zuvor hatten sich vor der Bühne versammelt, diese paar Kenner des wahrhaften Rock’n’Roll bekamen aber auch eine der tollsten Shows des Wochenendes.
Die vier Neuseeländer stehen für Hardrock, wie ihn DEEP PURPLE oder LED ZEPPELIN 1971 oder AC/DC zehn Jahre danach oder von mir aus auch die BLACK CROWES nochmals zehn Jahre später kaum besser und packender gemacht haben.
Rau und rotzig rocken diese Recken Nummern wie “Freeze Sucker” oder DEN Hardrocker des dritten Jahrtausends “Harmonic Generator” runter und sind dabei das lässigste was seit Robert Plant oder Bon Scott Mitte der Siebziger eine Bühne betreten hat.
Phänomenaler Gig und das obwohl sie auch schon unter Beweis gestellt haben, dass sie noch besser abgehen können als an diesem Tag.
Trotzdem YEAAAAH! ROOOOCK AAAAND ROOOOOOOLLL!!!!

Die Wiesen-Stammgäste THERAPY? (zuletzt 2001 hier gewesen und davor auch schon das eine oder andere Mal) konnten das Niveau dann halten, sie sind eben auch eine tolle Liveband. Mit “Hey Satan You Rock” ging es los und auch sonst erinnerte ihr Auftritt sehr an den im Review meines Kollegen Stiga beschriebenen. Dort kann man dann übrigens auch was über die vorhin erwähnten SINCERE erfahren und über die am Freitag von mir versäumten EXILIA.
Schade, dass THERAPY? nie so groß geworden sind, wie man es sich Mitte der Neunziger erwartet hat. Verdient hätten sie’s...

Einer der vielleicht zuviel vom Erfolg gehabt hat, war dann als nächster an der Reihe. Der immer so sympathisch rüberkommende, witzige Vorzeigeschwiegersohn FARIN URLAUB gibt keine Interviews und will schon gar niemanden was über das kommende ÄRZTE-Album wissen lassen. Stattdessen sitzt er lieber auf cool mit Sonnenbrille bei den Absperrungen rund um die Tourbusse und macht einen auf genervt. Angeblich hat er sich dann doch zu dem einen oder anderen Autogramm herabgelassen, ward aber nicht mehr all zu lang an eben erwähnter Stelle gesehen, als publik wurde, dass er sich dort befinde.
Jetzt ist mir ja völlig klar, dass sogar Pop-Stars wie Dieter Bohlen oder der gute Farin ihr Privatleben haben, aber einerseits immer auf der nette, strahlend weiß lächelnde Kumpel von nebenan machen und dann nicht einmal die Fans wissen lassen wollen, was mit dem neuen ÄRZTE-Album ist und wie das mit dem von ihm auf der Bühne kurz angesprochenen zweiten Soloalbum ist, ist schon echt arm.
Aber bitte...
Auf der Bühne war er dann der lustige Entertainer als den wir ihn kennen, als Beiwerk eine Band samt Bläsern und Backgroundsängerinnen. Gespielt wurde, was uns mittlerweile schon seit zwei Jahren vom ersten Soloalbum bekannt ist und eine Nummer vom bereits erwähnten, kommenden zweiten.
Unbestritten Headliner des Tages, ansonsten ist es besser, wenn ich nichts mehr sage...

MILLENCOLIN hatten dann natürlich einen schweren Stand, Headliner-Position und das nach dem eigentlichen Hauptact. Soweit ich das zu diesem Zeitpunkt noch beurteilen konnte, hatten die Leute ihren Spass, ich hatte meinen und fand dann irgendwann glücklicherweise - und was man sich wohl nicht erwartet hätte - in mein Zelt zurück....
www.wiesen.at

Kronos
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Beitrag vom 11.07.2003
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