HULTSFRED FESTIVAL MIT: THE ARK   THE HIVES   FLINT   STEREOPHONICS   UNION CARBIDE PRODUCTIONS   FIRESIDE   RAGING SPEEDHORN   AUDIOSLAVE  
14.06.2003 @ Hultsfred, Schweden

Am dritten und letzten Festivaltag hat sich das, schon seit Tagen angekündigte, schlechte Wetter leider wirklich durchgesetzt und den Auftritt der STEREOPHONICS verregnet. Wer jedoch für Regenwetter passend gekleidet war (so wie meiner einer) konnte eine nette Performance der 5 Waliser erleben. Die Songs vom neuen Album „You gotta go there to come back“ kamen dabei genau so gut an wie die alten Klassiker „The bartender and the thief“ oder „Mr. Writer“. Der charmante Frontmann Kelly Jones fühlte sich sogar gemüßigt sich für das schlechte Wetter zu entschuldigen. Als ob sie etwas dafür könnten. Aber eine Entschuldigung für das nicht spielen von „Traffic“ wäre angebrachter gewesen!

Anschließend hab ich kurz bei FIRESIDE vorbei geschaut , da ihnen in Schweden schon der Ruf des Next Big Thing vorauseilte. Ich war von dem Auftritt aber mehr als enttäuscht. Ein Sänger der nicht singen kann begleitet von einem Gitarristen der nicht spielen kann. Hat sich irgendwie alles sehr schräg (im negativen Sinne!) angehört. Sagen wir mal, dass der Tontechniker dafür verantwortlich ist, denn „All you had“ auf dem Album klingt eigentlich ganz ok.. Nach ein paar Songs bin ich zu RAGING SPEEDHORN weiter gewandert, von der Neugier getrieben ob sie wieder eine derartige Show wie damals in Wiesen abziehen werden. Und ich wurde nicht enttäuscht. Sänger Frank schien wieder einmal bis obenhin dicht zu sein während der 2. Sänger rein optisch nüchtern wirkte. Eigentlich shouten die 2 Sänger abwechselnd in ihre Mikrofone nur irgendwie hat man keinen Unterschied gemerkt. Hätten genauso gut nichts machen müssen, denn die Gitarren überdeckten alles. Es war nur mehr laut. Nur Lärm. Kaum Riffs. Nur Noise. Sonst nichts. Wie ein Derwisch raste Frank von einem Eck der Bühne in die andere. Riss dabei ein paar Mal den Gitarristen mit. Dann rollten sich beide, aufeinander einschlagend, am Boden herum. Bis sie sich doch wieder entschieden aufzustehen, einen Schluck zu trinken und weiterzuspielen. Den Metalheads in den ersten Reihen schien es gefallen zu haben.

Danach spielten AUDIOSLAVE auf der Hauptbühne. Die beiden Bands aus deren die Mitglieder stammen in Ehren, aber AUDIOSLAVE ist wohl das unnötigste Konglomerat auf Gottes Erdboden. Apropos Gott, der schien genauso darüber zu denken, ließ er es während des gesamten Gigs doch ordentlich Regnen. Dieser Regenschauer war mit Sicherheit der schlimmste des ganzen Tages. Aber selber Schuld, wenn aus zwei genialen Bands wie RAGE AGAINST THE MACHINE und SOUNDGARDEN so etwas wird? Während des zweiten Songs habe ich mich dann vom Brechreiz getrieben zurück zum Zelt begeben. Angeblich wurde sogar ein RATM Song gecovert. Gut, dass ich das nicht mehr gehört habe. Preiset Zack für sein Rückgrat und seine Ideale, denn diese nur zum Abcashen zusammengewürfelte Kombo ist wirklich das aller letzte. Auch, wenn offensichtlich nur Gott und ich etwas gegen diese Verbindung einzuwenden haben.

Bei den HIVES schien wieder der Schweden Bonus zuzuschlagen. Zwar spulten sie ihre Hits „A.k.a I-D-I-O-T“ und „Outsmarted“ sehr professionell herunter, dennoch schaffte es nur „Hate to say I told you so“ die Menge wirklich ausrasten zu lassen. Ich hätte mir mehr erwartet, den Schweden hat es genügt. Völlig unnötig fand ich die Aktion nach ihrem Auftritt ein Transparent auf der Bühne zu entrollen auf dem „Nej till EMU“ („Nein zum Euro“) stand. Aber anscheinend muss man sich in Schweden als „linke“ Band derartig äußern...

Mit Wiedervereinigungen ist es so eine Sache. Vor allem wenn die Band vor rund 20 Jahren zu den wohl größten und bekanntesten in Schweden zähle und nun jede Band behauptet von ihr beeinflusst worden zu sein. So geschehen bei der UNION CARBIDE PRODUCTIONS. Damals legten sie mit ihrem schmutzigen Rock ´n Roll den Grundstein für den heute so typischen Sound der Göteborger Bands. Mit der Zeit entwickelten sie sich zu mehr luftigeren, mehr psychodelischen Sound der nicht allzu weit vom Sound von THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES wegliegt, in der Teile von UCP mitspielen. Heute, 20 Jahre später, wirken sie wie eine handvoll älterer Opas die es noch mal wissen wollen. War zwar ein netter Re-Union Gig schwedischen Urgesteins, aber dennoch kann ich die Euphorie die deshalb kursierte nicht ganz nachvollziehen.

Danach galt es sich zwischen DJ KRUSH, NASUM oder THE ARK zu entscheiden. Ich hab THE ARK gewählt, der wahrscheinlich derzeit angesagtesten Band in Schweden und natürlich Hauptakt auf der Hauptbühne. Als Erfolgsrezept hat sich die Band seichtem Pop-Rock mit Mitsing-Refrains verschrieben und kokettiert sowohl textlich als auch optisch mit Homosexualität und Androgynität und folgen der Maxime „Let your body deside where you want to go“ – einen ihrer wohl größten Hits.
Das bunt gemischte Publikum, sowohl vom rund 16jährigen QOTSA T-Shirt Träger neben mir als auch von Mutter und Tochter hinter mir, wurde jeder einzelne Song mitgesungen und mitgeklatscht. Die teilweise sehr überladenen Lieder drifteten durch das Einbringen eines Gospelchors bei „Tell me this night is over“ und durch das Konfetti Feuerwerk am Ende der Show schon Richtung Kitsch ab, aber dennoch (oder gerade deswegen) herrschte eine Wahnsinns Stimmung wie ich sie an den 3 Tagen überhaupt noch nie erlebt habe.

Den Abschluss des Festivals bildete gegen halb zwei Keith Flint, Sänger und Tänzer von THE PRODIGY. Diesmal auf Solopfaden mit seinem Projekt FLINT unterwegs. Sofort aufgefallen dabei sind die 2 Schlagzeuger und der Versuch musikalisch in die Punk Rock Kerbe zu schlagen. Kein Keyboard, keine Samples, nichts Elektronisches. Wenn man seinen Textanteil aller PRODIGY Alben zusammenzählt, hat man vielleicht die Lyrics für einen seiner Solo Songs zusammen. Es hat sich offensichtlich in den letzten Jahren einiges aufgestaut, dass er jetzt textlich loswerden will. Sein typisches Gepose, sein starrer Blick und sein Outfit ähnelten den PRODIGY „Firestarter“ Image aber sonst gab es außer dem gecoverten „Babys got a temper“ nichts was einen Vergleich mit seiner (noch) Hauptband rechtfertigt. Und dieses Cover war sehr gut gemacht. Die verschachtelten und anders aneinander gereihten Lyrics ließen das Original nur nach konzentriertem hinhören erkennen. Als Zugabe, und letzten Song spielte er MARILYN MANSONs „Mobscene“. Naja, der Song war wohl mehr als Rausschmeißer Nummer gedacht. Als gelungenes MANSON Cover würde ich es nicht bezeichnen. Trotzdem war sein Einstand als Solo Künstler besser als ich mir zu erwarten wagte und ich bin schon gespannt was das FLINT Album so hergeben wird.



FOTOS + E-CARDS
www.hultsfred.tv

Stiga
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Beitrag vom 03.07.2003
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