WIPE OUT  
17.05.2003 @ Stadtwerkstatt

Nachdem ich bereits im Dezember 2001 die große Ehre hatte, Augenzeuge einer beachtlichen Darbietung WIPE OUTs im Welser Schl8hof zu sein, und einem weiteren Gig der Band ebendort im Juni des folgenden Jahre verpasst hatte, empfand ich es wieder einmal an der Zeit, einer Show dieser unvergleichlichen Elektrovisionäre beizuwohnen. Als ich von dem Gig in der Stadtwerkstatt an diesem Samstagabend erfuhr, fiel die Entscheidung, diesem beizuwohnen, naturgemäß nicht sonderlich schwer. Dort eingetroffen sah man sich wieder mit der altbekannten Gewohnheit konfrontiert, dass das Konzert erst weitaus später als auf deren Website angekündigt beginnen sollte. Die verbleibende Zeit ließ sich aber mit einem Besuch des hauseigenen Cafe Strom, wo man den Alterdurchschnitt überraschenderweise ausnahmsweise einmal nach unten korrigierte, bestens überbrücken.
Dann war es endlich soweit: Im Saal angelangt, deuteten eifrige Vorbereitungsarbeiten der Verantwortlichen sowie auf die Wand hinter der Bühne projezierte Videoanimationen, die von elektronischer Musik aus der Konserve begleitet wurden, auf den baldigen Start des Gigs des Trios WIPE OUT hin. Wenig später betraten auch schon die Herren Bruckmayr (vocals), Fadinger (electronics) und Kern (electronic drums) die Bretter, die für so manchen die Welt bedeuten. Und: Man konnte der Erwartungshaltung der zahlreichen, teils ganz schön tanzwütigen Fans im prall gefüllten Stadtwerkstattsaal mit ziemlicher Sicherheit absolut gerecht werden, denn was WIPE OUT live on stage bieten, ist wirklich ob der Intensität der Performance und der Ausstrahlung der Akteure wohl fast schon einzigartig. Soundtechnisch handelt es sich um ein Konglomerat aus fetten Beats, elektronischen Klangwelten abwechslungsreicher Natur, großartigen Melodien und vor allem auch facettenreichen Gesangslinien, wo das bemerkenswerte Stimmvolumen des Sängers Didi Bruckmayr vollends ausgeschöpft wird. Jener Didi Bruckmayr zählt zweifelsohne zu den Blickpunkten einer jeden WIPE OUT-Show, was nicht nur damit zu tun, dass fast sein gesamter Körper mit Tätowierungen verziert ist, und er sich bei jeder Darbietung als besonders leidenschaftlicher und agiler Frontmann erweist, der dabei teils fast schon maschinelle Bewegungen an den Tag legt, sondern auch damit zu begründen ist, dass er jeden Song auch gestisch und mimisch geradezu perfekt interpretiert. Von ekstatischen Grinsen bis zu geradezu schizophrenen oder auch panisch erscheinenden Grimmassen reicht die mimische Palette, und auch sonst bewies sich Bruckmayr einmal mehr als nimmermüder Performer, der eben auch körperlich alles gibt. Die Ausdrucksstärke Bruckmayrs kommt allerdings keiner Überraschung gleich, wenn einem bekannt ist, dass dieses Allroundtalent, das neben unzähligen musikalischen Projekten wie FUCKHEAD, SCHLUND usw., und anderwärtigen Aktivitäten wie Geschichtsforschung (Forschung in diversen Archiven und Abhaltung zahlreicher Vorträge zu diesem Thema „Sozialpolitik im 3. Reich“.), oder seinen weiteren Steckenpferden wie Performance- und Videokunst usw. auch schon als Darsteller am Wiener Burgtheater zu sehen war. Umrahmt von einer beeindruckenden Visualisierung sowie Lichtshow liefen WIPE OUT einmal zu Hochform auf, und schufen eine beachtliche Stimmung beim durchaus bewegungsfreudigen und enthusiastischen Publikum, das man neben einigen Tracks vom aktuellen Werk „Anthems for the underachieves“(„Subwoover on wheels“, „Soul on kerosine“ etc.), älteren Nummern („Victims), auch mit Songs des kommenden WIPE OUT-Werkes beglückte, das übrigens noch dieses Jahr erscheinen soll. Auch dem Wunsch nach einigen Zugaben kam man freilich gerne nach. Fazit: Wer die Chance bekommt, diese Linzer Kombo, die es vor rund 2 Jahren anlässlich der Vertonung von Werken von J.N. Nestroys („Nestroy SetNewParameters“) gar einmal zu „Zeit im Bild“-Ehren brachte, einmal live zu sehen, sollte sie nützen, denn WIPE OUT überzeugten sowohl optisch als auch musikalisch auf ganzer Linie.
www.fuckhead.at/wipeout

Hutti
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Beitrag vom 25.05.2003
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