CHILDREN OF BODOM   SOILWORK   SUIDAKRA (WIEN)  
17.05.2003 @ Planet Music

Im Vorfeld versprach ich mir angesichts der neuen Veröffentlichungen von CHILDREN OF BODOM sowie SOILWORK ein Konzert der Superlative, einen Abend mit zwei würdigen Hauptacts sowie einem mir bis dato unbekannten, aber von vielen Seiten hochgelobten Supportact, SUIDAKRA - doch das erste Hinderniss ergab sich schon beim Kartencheck am Eingang, aber was hätte ich mir auch anderes erwarten sollen, wenn Szeneikone Corniger mit Phosphorstempel bewaffnet dafür sorgt, dass alles seinen rechten Weg geht und dabei vor lauter Stress meine Stirn mit meiner Hand verwechselt?

Aber nun gut, wenigstens war ich das erste Mal seit langem wieder pünktlich (danke Irena) auf einem Konzert erschienen, sodass ich auch die Opener SUIDAKRA in voller Länge miterleben konnte. Die Deutschen kamen mit ihrer interessanten Mischung aus Black-, Thrash- und Folkelementen beim erstaunlicherweise bereits zahlreich anwesendem Publikum mehr als nur gut an, was das Quartett zwar sichtlich erfreute, aber andererseits auch nicht sonderlich überraschte, immerhin gingen die Reaktionen tags davor in Salzburg ebenfalls in jene Richtung. Auch mich wussten die äußerst eigenständigen Kreationen durchwegs zu begeistern, zumal die Darbietung on stage ebenfalls passte, einzig und allein den Schwerpunkt bei der Songauswahl auf das erst Ende Juli erscheinende Album "Signs Of The Fallen" zu setzen, schien mir etwas unangebracht zu sein. Dies schien auch einigen Die-Hard Fans sauer aufzustoßen, immerhin wurden anschließend einige Stimmen laut, man hätte besser einige Klassiker von "Emprise To Avalon", "The Arcanum" oder "Lays from Afar" spielen sollen und vom kommenden Album nur ein, zwei Kostproben preisgeben.

Auch SOILWORK hatten nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause in Wien ein leichtes Spiel - man kam, sah und siegte, die Halle kochte. Wer bereits etwas mit dem Material der Schweden vertraut war, wusste bereits im Vorfeld, was den Mauern des Planet Musics bevor stand - tonnenschwere Grooves, die dennoch zu keinem Zeitpunkt in die Hardcore-Schiene abdrifteten, sowie pure Aggression geschickt gepaart mit spielerischer Einfühlsamkeit ohne Ende.
Im Vergleich zum letztjährigen Auftritt zusammen mit IN FLAMES sei positiv erwähnt, dass SOILWORK diesmal nicht nur starkes Material im Gepäck hatten, sondern auch auf der Bühne eine vernünftige, publikumsnahe Darbietung boten, die Spielfreude stand ihnen eindeutig ins Gesicht geschrieben und ob den ersten Reihen, die die Band frenetisch abfeierten, war es auch kein Wunder, dass inbesondere Gitarrist Ola sowie Sänger Björn einen Dauergrinser aufgesetzt hatten. Verwunderlich für mich war, dass man live einen Großteil der - übrigens tadellos ausgewählten - Stücke schneller als auf den CDs runterbretterte, so überholte man sich beim Titeltrack zum aktuellen Album fast selber und machte es der dichtgedrängten, euphorischen Anhängerschar ordentlich schwer, die Birne im Takt mitkreisen zu lassen. Somit gestaltete sich der Auftritt der Schweden äußerst kurzweilig, und abgesichts dieser druckvollen, energiegeladenen Show würde ich mir wünschen, dass man es endlich einmal schafft, die grandiose Liveatmosphäre auch auf die regulären Studioveröffentlichungen zu bannen.

War bei SUIDAKRA schon nicht gerade wenig los und bei SOILWORK die ersten Reihen überfüllt, so gestaltete sich bereits die Umbaupause vor den Headlinern CHILDREN OF BODOM zur reinsten Tortur, immerhin ließen sich die kleinen Megaseller derart lange Zeit, dass einige Anhänger bereits ohne Musik ihre Birne beuteln und wie wild herumrempeln mussten. Nach einer mir schier endlos erscheinenden Viertelstunde (oder mehr?), während der ich zahlreiche Bier über die Hose geschüttet bekam und unzählige Male einen Faust in die Rippen gerammt bekommen habe, erschienen (endlich!) die Schatten der Mannen um Alexi am Bühnenrand und der Gig wurde mit dem Intro zu "Dr. Demento" ("Their Coming To Take Me Away") stimmungsvoll eingeleitet.
Einigen mag wohl der Schauer den Rücken hinuntergelaufen sein, bei mir jedoch war es eindeutig Schweiß, denn mittlerweile war die Temperatur in der Halle auf unmenschliche Höhen gestiegen, sodass sich meine Nase von meinen Nebenmännern angewiedert abwenden musste (Bier und Schweiß - eine tödliche Kombination). Bereits beim ersten Anblick von Alexi kippten die ersten Mädels um, und endlich konnte sich die überfüllte Halle die letzten verbliebenen Gehirnzellen aus den Ohren beuteln - versteht mich nicht falsch, CHILDREN OF BODOM sind eine tadellose Band, sowohl auf CD als auch live, und ich kann durchaus nachvollziehen, wie schwer es insbesondere für Fronter Alexi ist, sich sowohl auf Instrument als auch Stimme und Performance zu konzentrieren - aber mal ehrlich, möge mir mal bitte einer erklären, warum sich sämtliche Konzertbesucher in die ersten zwei Reihen drängen mussten?
Mir wurde es somit bereits nach dem Opener "Needled 24/7" zu viel und vorallem zu blöd, daher verzog ich mich nach hinten zum Merchandising und gab mir von dort aus mit ausreichend Beinfreiheit das Inferno, welches einige Meter vor mir ablief: Das finnische Quintett auf der Bühne, sowohl Alexi als auch Tastenflitzer Janne - dessen Keyboard sich übrigens (vermutlich als Showeinlage) im 45 Winkel befand - lieferten sich ein Duell nach dem anderen und lieferten einen sauberen Querschnitt aus ihrem kompletten Backkatalog, während sich in den ersten Reihen die Massen tummelten, irgendwie lustig, wenn man sich das rückblickend vorstellt, ein Außenstehender hätte wohl ohne Zweifel - und das zu Recht - an der Intelligenz der sich in der Halle befindlichen gezweifelt. Aber nun gut, die Musik war wie auch auf den Alben erstklassig und die Darbietung war auch mehr als annehmbar (wenngleich auch SOILWORK hierbei eindeutig die Gewinner des Abends waren), ich war dennoch froh, nach einer guten Stunde endlich wieder an die frische Luft zu kommen.

Vorher hieß es aber wieder an Mister Corniger vorbei zukommen, dem ich nun meinerseits eine schöne Neonaufschrift verpasste, und da es gerade so schön war, wurden auch gleich meine Kollegin Anita sowie VARGSRIKET-Zeugler Tru ebenfalls damit beglückt (man gönnt sich ja sonst keinen Blödsinn). Dann hieß es aber wirklich nach Hause ins entspannende Bad und die zahlreichen blauen Flecken zählen, nächstes Mal bleibe ich lieber vor der heimischen Anlage, ohne Gestoße, ohne Gedränge, ohne Schweißausbrüche und ohne Bier übern Schädel.



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Beitrag vom 24.05.2003
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