W:O:A-ROADSHOW MIT LORDI   AMON AMARTH   ONKEL TOM UND MOB RULES  
19.04.2003 @ Planet Music

Gleich nach der Rückkehr vom Inferno-Festival in Oslo ging’s nach einer knappen Stunde Schlaf auf zu dem Konzert, das der Grund für meinen Verzicht auf den letzten Festivaltag in Norwegen war: Endlich kamen LORDI auch nach Österreich.
Eigentlich war es ja ein ziemlich schräges Tourpackage, mit dem man an diesem Abend im Planet Musik aufwartete, anderseits spiegelte es auch korrekt die Musiksituation vom W:O:A wieder, da dort sehr wohl genauso aus jeder Sparte einige Bands vertreten sind.
Eröffnet wurde der Abend von einer Band, die in Wacken wohl auf der Mainstage zu finden wäre: MOB RULES. Typisch deutscher Melodic-Power-Metal. Zwar ganz ok zum Aufwärmen, aber wirklich hingerissen schien das Publikum nicht zu sein. Überhaupt war dank Ostern ziemlich wenig los. Obwohl sich die Band sichtlich Mühe gab, und sich auch von den spärlichen gesäten, noch etwas schläfrig wirkenden Zuschauern nicht die gute Laune verderben ließ, kam nicht gerade Partystimmung auf.
Als nächstes waren schon jedermanns Lieblings-Wikinger AMON AMARTH an der Reihe, die ansonsten eigentlich immer verdammt viele Leute anziehen, und selbst etwas enttäuscht von der halb leeren Halle waren.
Trotzdem gaben sie alles, ließen die Köpfe durchgehend kreisen (was es nicht besonders leicht macht, brauchbare Fotos zu schießen), und spielten sich kreuz und quer durch all ihre Alben.
Die Songauswahl war jedoch, abgesehen vom neuen Material, den letzen Konzerten ziemlich ähnlich, und meine Hoffnungen, „Metalwrath“ doch wieder einmal live zu hören, wurden leider nicht erfüllt, allerdings wurde mir versprochen, dass sich das beim Metalfest ändern wird. Ich bin gespannt. Was man AMON AMARTH auf allen Fällen hoch anrechnen muss ist, dass sie nach all den Touren und mittlerweile doch schon 5 Alben noch immer am Boden geblieben sind, erstaunlicherweise noch so spielfreudig wie auf der ersten Tour wirken und immer ihr Bestes geben, selbst vor so wenigen Leuten, von Starallüren also keine Spur (was man von so manch anderen Bands leider nicht behaupten kann – traurig, denn ein Konzert, bei dem die Band selbst keine Freude mehr am Spielen hat, und alles so verpflichtend rüberkommt, macht nun mal nicht so besonders viel Spass).
Und dann der Moment, vor dem mir eigentlich fast schon grauste, jener Moment, in dem man die ersten Klänge von ONKEL TOM vernehmen konnte.
Man braucht schon einen...ähm...sehr eigenwilligen Humor, um solche Musik ernsthaft lustig zu finden. Ich war in Bezug auf seine Konzerte leicht traumatisiert, da er ja jedes Jahr, entweder alleine oder eben mit SODOM am letzen Tag mehr oder weniger als Rausschmeisser seine Sauflieder zum Besten gibt. Und nach einigen, meist höchst anstrengenden Festivaltagen, an deren Ende sich meist doch Kater, schmerzende Beine, Sonnenbrand oder -stich und einfach Müdigkeit breit machen, ist man/frau (ich jedenfalls) wirklich nicht mehr in Stimmung, sich von Songs über Mohren, Bier, Schnaps und Korn in den Schlaf singen/gröhlen zu lassen.
Entgegen allen Erwartungen war es dann doch gar nicht so schlimm, ausgeruht (wenn man eine Stunde Schlaf als Ausruhen bezeichnen kann), frisch geduscht und vor allem nur einige Kilometer vom eigenen Bett entfernt, kann man selbst einen ONKEL TOM und seine beiden Saschas eine gewisse Zeit lang ertragen. Selbiger wurde schon sehnlichst von einigen betrunkenen Gestalten erwartet, von denen er dann auch ordentlich abgefeiert wurde.
Bei Liedern wie „Bier her“, „Schnaps, das war sein letztes Wort“, „Immer wenn ich traurig bin“, „Es gibt kein Bier auf Hawaii“, etc. wurde ordentlich mitgegröhlt, die Stimmung war wirklich gut, aber ich war mir noch immer nicht sicher, ob ich es lustig finden sollte, weil dieser primitive Deutschrock mit ebenso primitiven Texten einfach nur mehr zum Lachen ist, oder ob ich es traurig finden sollte, dass solche Art von Musik so guten Anklang findet – ab einer gewissen Promillezahl, versteht sich. Und bei höchst niveauvollem Publikum.
Im Endeffekt entschied ich mich dann doch, über diesen Schwachsinn zu lachen und mich einfach auf LORDI zu freuen, obwohl ich leicht schockiert darüber war, dass ich mittlerweile dank der jährlichen unfreiwilligen Beglückung in Wacken fast alle, natürlich sehr schwer zu merkenden Texte auswendig konnte. Doch genug davon, und weiter zum interessantesten Teil des Abends, LORDI.
Deren Konzert ist schwer in Worte zu fassen, selten hatte ich mich so gefreut. Die Show war ein Wahnsinn, die Kostüme sahen auch in Wirklichkeit viel besser aus, als ich eigentlich erwartet hatte. Die Bühne war mit Leichenteilen und hauptsächlich Metall/Ketten etc. dekoriert, und neben dem göttlichen Anblick, den die Monster boten, gab es sogar noch ein paar spezielle Showeinlagen, wie zum Beispiel als sich das Cape von Lordi himself entfaltete und er zwei riesige fledermaushafte Flügel aufspannte. Etwas später kam er mit einer Metzgerschürze sowie einem Kübel voller Körperteile zurück, und natürlich durfte auch eine Kreissäge nicht fehlen.
Ganz abgesehen von GWAR natürlich, die vielleicht etwas mehr Show und natürlich grenzenlosen Einsatz von allen möglichen künstlichen bunten Körperflüssigkeiten bieten, dafür aber relativ lausige Musik, was man von LORDI absolut nicht behaupten kann. Musik, Outfits, die ganze Show und das beeindruckende Gepose harmonieren perfekt und die Zuschauer waren mehr oder wenig fast ausnahmslos begeistert und einige sangen lautstark die partytauglichen Songs mit. Sehr, sehr cool.
Der einzige Kritikpunkt war, dass mir alles irgendwie langsamer als auf CD erschien – obwohl ich mir nachher sagen ließ, dass dies anscheinend eine Täuschung war. Es wäre allerdings auch verständlich, es musikalisch etwas ruhiger angehen zu lassen, da es ja leicht anstrengend sein muß, sich in solchen Kostümen im Scheinwerferlicht zu verausgaben – ich möchte nicht wissen, welche Temperaturen unter all der Maskerade herrschen.
Viel zu schnell war es leider auch schon vorbei, all die Zugabe-Rufe änderten leider auch nichts mehr.
LORDI sind ihrem Motto, den Worten ihrer Heroes KISS ohne Zweifel gerecht geworden: „Form a band that you would like to see on stage“ - Gratulation kann ich nur sagen, es ist wahrhaft gelungen, ich könnte mir keine andere Band vorstellen, die live soviel Spass macht. Jederzeit gerne nochmal!

P.S: Das gut versteckte Freibier, das so einige Leute gesucht hatten, gab’s erst zu späterer Stunde bei der Aftershowparty im Cafe.


FOTOS + E-CARDS
www.wacken.com

Anita

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Beitrag vom 04.05.2003
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