NO MERCY FESTIVAL: DARKANE   NUCLEAR ASSAULT   MALEVOLENT CREATION   PRO-PAIN   DIE APOKALYPTISCHEN REITER   DEATH ANGEL   MARDUK   TESTAMENT  
12.04.2003 @ Planet Music

Wenn mich nicht alles täuscht geht/ging das No Mercy Festival dieses Jahr in das sechste Jahr seit seinem Bestehen. Die mittlerweile schon gewohnte Metal-Vollbedienung rund um Ostern herum ist über die Jahre zu einer fixen Institution geworden. Was das Ganze dieses Jahr zu etwas Besonderem machte, war die Tatsache, dass zur Abwechslung mal weder IMMORTAL noch VADER, MORBID ANGEL oder CANNIBAL CORPSE mit von der Partie waren. Da aber weder das mittlerweile ebenso zum Fixpunkt gewordene Anti X-Mas nicht ohne eine dieser vier Bands oder ohne die Black Metaller MARDUK auskommt, waren zumindest diese mit von der Partie. Genau diese Regelmäßigkeit im Line Up wurde jedoch dieses Jahr endlich mal durchbrochen! Die Zeichen standen voll und ganz auf Thrash Metal at its best und den sollten die zahlreich anwesenden Zuseher auch in einer Riesendosis bekommen!

Den Auftakt mussten die Schweden DARKANE bereits um 16:30 machen. Und jeder, der die Musik der fünf kennt, wusste was ihn erwartet – meiner Meinung nach genau das, wonach Thrash im dritten Jahrtausend klingen muss! Mit dem genialen Opener des 2001er Albums „Insanity“ (inklusive Intro) bretterten die fünf Schweden rund um den Drum-Wizard Peter Wildoer los. Was folgte war eine viel zu kurze halbe Stunde, die mit einem Kracher nach dem anderen unglaublich schnell vorbei war. Spieltechnisch waren die Burschen wohl die versierteste Band des ganzen Abends. Die Performance war jedoch nicht hinter reiner Technik versteckt, sondern wusste durch schier grenzenlose Power absolut zu überzeugen. Meiner Meinung nach hätten die Burschen ja viel weiter rauf gehört im Billing, wenn man jedoch die restliche Besetzung ansieht, und überlegt, was die anderen Bands in Sachen Metal-Geschichte bereits fabriziert haben, erklärt sich die Position. Die Band versuchte die Perlen aus ihren drei Alben herauszupicken, was bei einer derartigen Fülle von Hits nahezu unmöglich ist, und tat ihr bestes dem Publikum das Maximum zu bieten. Alle drei Alben wurden abgedeckt. Als zum Abschluss „Convicted“ vom Debüt zum Besten gegeben wurde, war auch für den letzten Anwesenden wohl klar, dass die Band auf jeden Fall gewonnen hatte.

Nun sollten an sich MALEVOLENT CREATION folgen, was kam waren dann allerdings die wiedervereinigten NUCLEAR ASSAULT. Ehrlich gesagt hatte ich von der Band rund um den Bassisten Dan Lilker (Ex-ANTHRAX, Ex-BRUTAL TRUTH) mehr erwartet als das, was ich schließlich hörte. Da ich – ich gebe es zu – nur sehr wenig von der Band kenne, war ich jedoch auch unbeeinflusst und konnte mir ein Bild schaffen. Nun ja die vier rotzten ihren rockigen Thrash Metal runter, viel Power steckte jedoch nicht in der Sache weswegen ich mich recht bald in Hinblick auf einen noch langen Abend in Richtung Bier zurückzog und meine Ohren noch für den Rest der Bands schonte.

Als nächstes stand dann die Death Metal-Institution MALEVOLENT CREATION auf der Bühne. Gleich zu Beginn fiel vielen der neue Sänger der Amis negativ auf, der mit seiner mitten im Gesicht sitzenden Haube optisch wohl eher in eine Hip Hop Band gepasst hätte, als zu dem, was die Böswilligen zelebrieren. Mir sollte es egal sein. Bei der Songauswahl fiel der Schwerpunkt auf das geniale „Eternal“ Album ('95) sowie den '99er Output „The Fine Art Of Murder“. Jedoch auch ältere Songs wie „Eve OF The Apocalypse“ vom '92er Album „Retribution“ kamen (inklusive versautem Anfang) zum Zuge. Gespielt war das Ganze – wie gewohnt – durchaus präzise. An den Drums war übrigens diesmal der aktuelle NILE Drummer Tony Laureano (Ex-ANGEL CORPSE) mit von der Partie. Dieser prügelte wie man es von ihm gewohnt ist, alles aus seinem Drumkit heraus (stellenweise umnenschlich schnell, dann aber auch schön unpräzise...). Was auffiel, war, dass die Band besonders die schnellen und leider kaum einen ihrer groovigen bzw. treibenden Songs spielte. Die Show lief sehr routiniert ab, jedoch kann der neue Fronter seinem Vorgänger Bret Hoffman nicht wirklich das Wasser reichen. So bleibt abschließend zu sagen: MALEVOLENT CREATION waren gut, man hat sie aber definitiv schon besser gesehen.

Danach war die New Yorker Metalcore-Legende PRO PAIN am Start. Und gleich von Anfang an zeigten die zum Trio geschrumpften New Yorker jedem Nachwuchs-Metaller wo harter Groove und Druck zu Hause ist. Da ich mit dem Großteil der Veröffentlichungen von PRO PAIN nicht vertraut bin, kann ich über die Songauswahl nicht allzu viel berichten. Ich ließ mir jedoch sagen, dass keiner ihrer Hits fehlte. Mir bekannt war jedenfalls „Make War Not Love“, das wunderbar knallte! Was die Drei besonders vom Rest der Hardcore-Bands unterscheidet, ist wohl, dass sie auch ordentlich mit Leadgitarren arbeiten und generell eine nicht zu verleugnende Prise Thrash Metal in ihrem Sound haben. Genau hier störte zwar die Tatsache, dass eine Rhythmusgitarre etwas fehlte, aber was soll´s. Gemosht wurde jedenfalls was das Zeug hielt. So wurde dieser überzeugende Auftritt zu einem durchaus kurzweiligen.

Nun war es für viele soweit, die deutschen Shooting Stars DIE APOKALYPTISCHEN REITER betraten von der Menge bejubelt die Bühne. Gleich zu Beginn fiel mir auf, dass Eumel, der Sänger der Deutschen, neuerdings nur sang und ein fünfter Mann nun dessen Gitarre übernommen hatte. Ob das nur live so bleiben soll, ist mir nicht bekannt. Es tat der Performance auf jeden Fall gut, da Eumel nicht gerade ein Meister an der Gitarre ist und, wenn ich an dessen Gitarrespiel am vorvorigen Wacken Open Air denke, mir jetzt noch die Grausperlen aufsteigen. Zurück zum Konzert. Der Fronter machte sich in seiner Exklusivposition am Mikro ausgezeichnet und fegte ungebremst wie ein Derwisch über die Bühne. Bassist Volk-Man war ebenso agil und auch der (Live-)Gitarrist machte seine Sache gut. Keyboarder Dr. Pest stand wie gewohnt wie eine Statue da und machte dadurch auch irgendwie einen coolen Eindruck. Was meiner Meinung nach aber besonders betonenswert erscheint, ist das tighte Drumming von Sir G. Die REITER hätten an diesem Abend spielen können, was sie wollten, denn egal was man anstimmte, es wurde vom Publikum frenetisch bejubelt! Für mich war etwas zuviel vom neuen Album, das irgendwie nur eine Kopie vom erstklassigen Vorgänger „All You Need Is Love“ darstellt, dabei. Den Fans schien es aber zu gefallen. Besonders „Unter der Asche“ kam echt geil rüber. Bei „Reitermania“ gab es im Planet Music echt die Reitermania pur und es war klar, dass für die meisten die REITER gewonnen hatten.

Nach den REITERN gab es die nächste Reunion zu sehen. DEATH ANGEL hatten sich wieder zusammengefunden und was diese Reunion brachte, war ein mehr als zufriedenes Publikum. Wie ich diversen Reaktionen von Konzertveteranen entnahm, entpuppte sich die Show von DEATH ANGEL für einige Traditionsmetaller als das beste Konzert der letzten Jahre. Mit ungebremster Power fegten die Fünf über die Bühne und schafften es so gut wie jeden davon zu überzeugen, dass wohl guter Thrash Metal das Geilste überhaupt ist :-) Ein guter Querschnitt durch den Backkatalog wurde geboten. Was die schweißtreibende Show besonders hervorhob, war, dass die Fünf nicht nur durch die Gegend prügelten, sondern einen Schuss funkige und stellenweise auch punkige Elemente in ihrem Sound hatten. (Das sagt jemand, der mit Punk auf Kriegsfuss steht, die Darbietung aber echt geil fand!!!) Genau dieser rotzige Groove machte das Material, das wohl den meisten jüngeren Zuschauern nicht bekannt war, auch diesen zugänglich. Wie schon erwähnt, war besonders beim Großteil der anwesenden Traditionsmetaller ungebrochene Begeisterung über die Darbietung zu verspüren. Mir hat´s echt gut gefallen, jedoch wartete ich noch auf meinen persönlichen Headliner – TESTAMENT – die nachher noch beweisen sollten, dass sie nicht umsonst ganz oben im Billing standen.

Nun folgten MARDUK, über die nicht mehr viel gesagt werden muss. So gut wie jeder Metaller kennt sie und die meisten haben sie schon auf Grund ihrer Überpräsenz zu oft live gesehen. Deshalb möchte ich mich im Bericht über deren Konzert eher kurz halten. Der neue Drummer Emil Dragutinovic durfte nun bereits seine zweite Tour innerhalb von 4 Monaten absolvieren und hatte sich ordentlich ins Bild integriert. In der Songauswahl lag der Schwerpunkt nahe liegender Weise am neu erschienenen Album „World Funeral“. Aber auch ältere Songs hatten die Schweden für die Tour ausgegraben, so fand endlich die Hymne „Wolves“ vom Zweitwerk „Those Of The Unlight“ ('93) wieder ins Programm. U.a. wurde auch „Of Hell´s Fire“ wieder mal live gespielt. An der Show von Frontman Legion scheiden sich wohl die Geister. Wie dem auch sei, das Publikum hat er im Griff und letzten Endes sind es die Reaktionen, die zählen! Zu meckern gibt es über das Konzert überhaupt nichts, wobei eine ordentliche Live Pause MARDUK äußerst gut tun würde, da sonst bei einer derartigen Frequenz an Liveauftritten bald jedes Interesse an der Band weg ist.

Nach den Auftritten von sieben Bands und fast so vielen Stunden war es endlich soweit, der wahre Headliner sollte die Bühne betreten. Von der ersten Sekunde weg ließen TESTAMENT nichts anbrennen. Es wurde schnell klar, dass die Vorzeige-Thrasher noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Eine energiegeladene Performance, eine echte geile Lichtshow und ein perfekter Thrash-Kracher nach dem anderen machten diesen Gig zu einem einmaligen Ereignis! Der wieder gesundete Frontman Chuck Billy ist eine Klasse für sich und das nicht nur stimmlich. Ausnahmebasser Steve DiGiorgio zeigte genauso wie seine Kollegen Eric Peterson und Steve Smith an den Gitarren, wo Virtuosität zu Hause ist. Interessant war übrigens die Besetzung an den Drums – hier saß nämlich der etatmäßige BORKNAGAR- und SPIRAL ARCHITECT-Drummer Asgeir Mickelson. Die Songauswahl war gediegen: Perlen wie „Low“, „Into The Pit“ oder „Legions Of The Dead“, um nur einige zu nennen, wussten wohl so gut wie jeden restlos zu überzeugen. Die Stimmung in der Halle kochte und ein Riesenpit vor der Bühne erfasste jeden, der in greifbarer Nähe stand. Es bleibt zu hoffen, dass in Bälde ein Nachfolger zum erstklassigen (aktuellen) Album „The Gathering“ (2000) erscheint und die Vorzeige-Thrasher bald wieder österreichische Bühnen beehren. Fazit: TESTAMENT waren ein würdiger Abschluss für einen hochkarätig besetzten Abend!

Zu den Photos: da die Kamera nicht so wollte wie der Photograph, gibt es leider nur Photos von MARDUK und TESTAMENT....

Abschließend möchte ich folgendes sagen: ich hoffe, dass auch bei den kommenden No Mercy Festivals verstärkt auf eine etwas abwechslungsreichere Auswahl der Bands (...wie wäre es mit einer DARK ANGEL-Reunion?) gesetzt wird und nicht immer die gleichen Bands zum Zuge kommen. Wie der vergangene Samstag gezeigt hat, macht genau dann ein Konzert besonders Spaß! Die rund um guten Reaktionen bestätigen das!


FOTOS + E-CARDS
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Gore
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Beitrag vom 18.04.2003
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