CRADLE OF FILTH   SHADOWCAST   IMMOLATION  
06.04.2003 @ Planet Music

Obwohl ich kein sonderlicher Fan von CRADLE OF FILTH bin, war ich doch recht gespannt was die Briten live so zu bieten hatten. Also pilgerte ich wie so oft nach Wien 20 und fand das Planet bereits gut gefüllt vor. Ich war recht überrascht durchwegs eher erwachseneres Publikum zu sehen, da ich eigentlich mit einem Altersschnitt unter 20 gerechnet hatte, schließlich rekrutiert sich ein wesentlicher Anteil der Anhängerschaft von CRADLE aus diesem Altersspektrum. Aber wenden wir uns dem Konzert zu:

Begrüßt wurden die Anwesenden von SHADOWCAST, einer österreichischen Band rund um AMORTIS-Keyboarder Clemens Mayer. Auch die anderen Mitglieder der Band sind bereits als Mitwirkende von AMORTIS und CEPHALIC bekannt und auch Drummer Moritz Neuner ist wahrlich kein Unbekannter. Nun denn, die vier legten zünftig los und wussten das Publikum mit ihrem "CyberClassic Space Metal" (Eigendefinition) durchaus zu begeistern. Der durchwegs melodische Metal mit eingestreuten Samples und allerhand sonstigen elektronischen Verfeinerungen, gesalzen mit fetzigen Soli gefiel sehr und man konnte nicht umhin zumindest mitzunicken. Auch wenn der Sound nicht gerade der beste war, war es dennoch schade, dass SHADOWCAST bereits nach einer knappen halben Stunde ihren Debütauftritt beendeten; wahrscheinlich war der Abend minutiös durchgeplant und deswegen kein Platz für etwaige Zugaben. Auf jeden Fall hat der Auftritt Lust auf mehr gemacht und lässt für die Gigs in naher Zukunft (siehe Dates-Section) und die demnächst erscheinende CD "Near Life Experience" einiges hoffen. Weitere Infos: SHADOWCAST-Homepage

Ganz gemäß dem Zeitplan enterten als nächstes IMMOLATION die Bühne. Mir ist zwar nicht ganz klar, warum die Ami-Deather just als Support von CRADLE engagiert worden waren, da sie ja doch ein anderes Programm fahren als der Headliner und auch der Opener. Aber naja, gefreut hab ich mich trotzdem, denn die Mannen um Fronter Ross Dolan gingen - wie auch schon beim Anti X-Mass 2002 - ordentlich zu werke und knüppelten gnadenlos ihre Songs ins Auditorium. Und dem Publikum gefiel's, wider Erwarten, doch sehr gut und einige taten es Ross Dolan gleich, der seine beeindruckende Haarpracht ausgiebig kreisen ließ. Augenscheinlich hatten sich die 4 New Yorker an diesem Abend einige neue Freunde gemacht, denn nach knappen 40 Minuten Spielzeit und einer überaus soliden Performance wollte so mancher Anwesender gern noch eine Zugabe hören, doch derlei Wünsche wurden von der regen Umbautätigkeit der Stagecrew sehr schnell abgewürgt.

Nach nur 20 Minuten Umbauzeit, das Publikum durfte derweil Teile des Films "Cradle of Fear" mit Dani Filth in der Hauptrolle auf der Videowall verfolgen, nahm einer der wohl umstrittensten Black Metal Acts unter Führung eben jenes Herren nach kurzem Intro die Bühne ein und ließ das Planet erbeben. Es folgten 75 Minuten reinsten Black Metal Entertainments mit einer astreinen und (beinahe) perfekten Show. In dieser Zeit wurden die Fans quer durch die Discographie von CRADLE OF FILTH geführt. Alte wie neue Songs wurden zum Besten gegeben und so kam's, dass sich von der erst kürzlich erschienen "Damnation A Day" (siehe Review-Section) nur ein Song in der Playlist fand, sonst aber von so ziemlich jeder Veröffentlichung der Engländer etwas dabei war. Wahrlich, die 6 Herren - unterstützt von einer Sängerin - taten ihr bestes um das Publikum zu unterhalten. Es war eine Freude mitanzusehen wie Sänger Dani, einen schier unbändigen Bewegungsdrang entwickelnd, die Bühne unsicher machte. Bereits ab dem zweiten Lied bekam er dabei Gesellschaft von einer leicht bekleideten, jungen Dame, die dann und wann das männliche Publikum mit ihren tänzerischen Einlagen erfreute. Aber auch die Herren an Gitarre und Bass wollten partout nicht stillstehen, sondern wanderten ihre Instrumente würgend und bisweilen bangend auf der Bühne auf und ab. Lediglich Keyboarder, Sängerin und Drummer waren etwas zu sehr standortgebunden um sich an dem regen Treiben zu beteiligten, dafür überzeugten sie durchwegs beeindruckend auf ihren Instrumenten. Nach einer guten Stunde verließ man die Bühne unter den Klängen von John Williams "Imperial March" - besser bekannt als Darth Vader's Marschmusik - die Bühne, um kurz darauf mit Netztshirts bewaffnet wieder zu erscheinen. Zwischendurch ließ sich Sänger Dani dazu hinreißen, mit "Born In A Burial Gown" einen Song allen "Feinden der Band" zu widmen und dann erklärte er - passend zur Einblendung auf der Videowall, die bisher die Videos der einzelnen Lieder bzw. die Covers der Alben auf denen die Lieder vertreten sind gzeigt hatte -, dass man doch bitte den Krieg unterstützen solle ( im O-Ton:"Support the war!"). Das fand ich dann nicht ganz in Ordnung! Wenn dieser Auspruch der Imagepflege dienen sollte, verdient er das Prädikat "peinlich", wenn er als rein politische Meldung gedacht war, dann finde ich das in höchstem Maße deplaziert; schließlich haben IMMOLATION auch kein Wort diesbezüglich verloren. Auch sehr befremdlich mutete es an, dass sich die Band ohne mit der Wimper zu zucken nach eineinviertel Stunden verabschiedete und den vehement vorgebrachten Wunsch der Fans nach mehr noch nicht einmal ignorierte. Schade eigentlich, dass man anscheinend meint, das dem Publikum nicht schuldig zu sein, obwohl die Stimmung ausgezeichnet und der Eintrittspreis nicht grad von schlechten Eltern war. Des weiteren ist es verwunderlich, dass der Sound trotz mitgebrachtem Mischer nicht ganz einwandfrei war, da die Gitarren bisweilen etwas vom Keyboard erschlagen wurden, aber vielleicht waren meine Erwartungen diesbezüglich etwas zu hoch gesteckt.

Fazit: Mit SHADOWCAST ist die österreichische Metalszene um eine weitere Facette reicher, denn diese Herren brauchen sich wahrlich nicht zu verstecken! IMMOLATION hatten die Möglichkeit auch mal vor einem etwas anderen Publikum zu spielen und haben mit ihrem soliden Auftritt sicher den ein oder anderen Fan dazugewonnen. Und CRADLE OF FILTH haben genau das gezeigt, was sich Fans wie "Gegner" erwartet haben und das auf unbestreitbar hohem Niveau. Schade nur, dass den Mannen um Dani Filth ihre Starallüren mehr und mehr zu Kopf zu steigen scheinen.

P.S. Ein weiters großes Dankeschön an Kami, dass sie mir wieder ihre Kamera geborgt hat!




FOTOS + E-CARDS
www.cradleoffilth.com

Christoph
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Beitrag vom 14.04.2003
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