HÖRSTURZ 5  
12.04.2003 @ Sargfabrik

Hörsturz-Party neu. Ein Pflichttermin für mich. Nicht weil ich die bisherigen Hörsturz-Partys über alles geliebt habe und deswegen das Ende der Pause kaum erwarten konnte, sondern vielmehr deswegen, weil ich die MGC-Hallen die zwei Male, die ich dort war, mit sehr gemischten Gefühlen verlassen habe und nun aufgrund der Ankündigungen zur neu gestalteten Hörsturz-Party neugierig war.
Mir wurde zwar bei meinem Review zum letzten Hörsturz der Vergleich mit ähnlichen Veranstaltungen wie dem Crossing All Over im WUK, dem Iceberg in der Arena oder auch diversen Events im Flex negativ angekreidet, aber ich werde auch diesmal nicht ohne solche Vergleiche auskommen können und ausserdem denke ich, dass so auch für jemanden, der vielleicht nicht dort war, ein besseres Bild gezeichnet werden kann.

Die neue Location - die Sargfabrik - war mir bis jetzt unbekannt und angesichts der Veranstaltungen und Künstler, die dort sonst an der Tagesordnung stehen, wird es einigen anderen Besuchern der Hörsturz-Party nicht anders gegangen sein. Dementsprechend war vielleicht auch das ganz in orange gehaltene Innere der Location nicht das, was man sich erwartet hatte und als ich recht früh in der Sargfabrik antanzte, dachte ich mir, dass das hier wohl eher für eine Vernissage oder ähnliches geeignet wäre, nicht aber für einen Tanzabend der Hart-und-Heftig-Fraktion. Dieser erste Eindruck erwies sich als falsch, denn je mehr Leute sich einfanden, desto mehr Flair bekam der Gang, in dem sich Bar, Garderobe und Tische befanden und die Stimmung auf der Tanzfläche im angeschlossenen Saal stieg auch. Verglichen mit den MGC-Hallen ist die Sargfabrik eine wahre Offenbarung und verglichen mit den oben bereits erwähnten Veranstaltungen der Konkurrenz und den dazugehörigen Locations bietet der orange Keller eine nette Abwechslung.
Die Größe der Sargfabrik war für den Besucherandrang genau richtig. Es war niemals so überfüllt, das es unangenehm wurde, aber auch auf keinen Fall so leer, dass keine Party-Atmosphäre aufkommt. Angenehm voll würde ich sagen...
Den Locationwechsel kann man also als gelungen bezeichnen.
Eine weitere Ankündigung für die neue Hörsturz-Party war ja die Senkung des Preisniveaus. Hier sprechen die Tatsachen für sich: 6 beziehungsweise 7 Euro Eintritt (je nachdem, wann man kommt) sind angemessen, wenn man sich die Preise der Konkurrenz anschaut und der Bierpreis von 2,50 ist auch in Ordnung.
Was bisher bei den Hörsturz-Partys nicht so toll gelungen war, ist jetzt umso besser umgesetzt worden.

Die Location und die Preise erfüllten also die Vorraussetzungen; aber das ist ja nicht alles, viel wichtiger ist wohl: Wie war die Musik? Wer geht dort aller hin?

Bei der musikalischen Planung hat sich jemand echt was gedacht. Naja, es war zwar eh das bei Events dieser Art übliche Blocksystem, bei dem sich stilistisch zusammenhängende Blöcke von Songs die Klinke in die Hand geben, aber das auf einem guten Niveau.
Es gab zum Beispiel (New)Metal-Blöcke mit Bands wie KORN, FEAR FACTORY, LIMP BIZKIT, SOULFLY, DEFTONES oder HATEBREED, punkiges (BAD RELIGION, RANCID), einen Block mit ‘90er-Klassikern von LIFE OF AGONY, OFFSPRING, NIRVANA (es gibt so viele gute Nummern von denen; Meine Frage an sowohl DJs als auch Partybesucher: Muss/ darf/ kann/ soll man da, das zwar zu seiner Zeit geniale, inzwischen aber in die gleiche Kategorie wie “Smoke on the water”, “Born to be wild” oder “We will rock you” einzuordnende weil genauso totgehörte, “Smells like teen spirit” spielen?), FAITH NO MORE, R.A.T.M. und anderen. Genauso konnte man zu REFUSED oder SILVERCHAIR seine Wut raustanzen, zu PLACEBO shaken oder zu LIVE schwärmen.
Alles in allem also eh das übliche, natürlich recht mainstreamig (is’ jetzt nicht abwertend gemeint) gehaltene Programm, allerdings gut angeordnet und mit einem tollen Sound.
Zur Musik gab es auf einer Leinwand Video-Clips zu sehen, darunter auch Perlen wie “Territory” von SEPULTURA, “Through and through” von LIFE OF AGONY oder “Smash it up” von der INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY, die allerdings nie zur Musik passten. Aber stört das wirklich jemanden? Glaube nicht, dass irgendwer zum Videoschauen hingeht und für Atmosphäre sorgt die Leinwand auch so.


Und wer hat jetzt dazu seinen Hintern bewegt oder ist zufrieden daneben gestanden?
Verglichen mit den Konkurrenzveranstaltungen war das Publikum wahrscheinlich etwas jünger als üblich, was aber auch an den Osterferien oder daran, dass Samstag und nicht Freitag war, liegen kann.
Die Gäste der Hörsturz-Party erscheinen mir auch immer etwas breiter gefächert, was Szenezugehörigkeit angeht, als woanders.
Generell waren die anwesenden Leute sehr angenehm. Habe Keine Pöbeleien oder sonstigen unangenehmen G’schichtn erlebt und wenn man mich jetzt fragt, ob Security-Leute dort waren, weiß ich es nicht. Ja gut: am Eingang hat man wieder die mitgenommenen Getränke abgeben müssen und is’ g’sacklt worden. Aber nirgends war auch nur einer der im MGC doch sehr unangenehm, weil präpotent und arrogant wirkend, auffallenden Security-Leute zu sehen. War ja auch nicht nötig.


Wenn man den von den Veranstaltern eh auch angegebenen (Homepage, Flyer) Weg von bzw. zur U4 beachtet, und nicht auf gut Glück durch irgendwelche Gassen irrt, hat man es auch spät nachts nicht weit zur Nightline.

Na gut: das war der Rückblick auf den ersten Hörsturz in der Sargfabrik. Es war ein gelungenes Fest, bei dem eigentlich alles gepasst hat. Die Veranstalter können stolz auf sich sein, die Hörsturz-Party ist über Umwege zu einem Event geworden, das es locker mit der Konkurrenz aufnehmen kann. Die Besucher waren hoffentlich alle genauso gut gelaunt wie ich und haben hoffentlich beim Lesen dieses Berichtes bereits eine bessere Verfassung als ich, der ich mich beim Schreiben - zwölf Stunden nachdem ich die Sargfabrik verlassen habe- wie gerädert fühle, der Nachwelt aber diesen Eindruck von gestern hinterlassen möchte:
Es war toll.

www.hoersturz.at

Kronos
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Beitrag vom 13.04.2003
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