YNGWIE J. MALMSTEEN   CODEX  
22.03.2003 @ Planet Music

Zuerst einmal ein großes “Danke” an das Planet-Music-Team, das mir, als es Probleme/Verwirrungen was die Akkreditierung angeht gab, sofort unaufgefordert geholfen hat, doch noch zu meiner Karte zu kommen. Ohne diese netten Zeitgenossen wäre dieses Review nicht möglich gewesen, also noch einmal Danke.

Erste Band des Abends waren CODEX, die sich als würdige Opener erwiesen. Mit einer progressiven Rock/Metal-Mischung, die die Wiener in einem wirklich guten Sound präsentierten, konnten sie mich überzeugen. Angenehm fiel auf, dass alle 4 Musiker ihr Instrument perfekt beherrschen, jedoch keiner sich in den Vordergrund spielen will und selbst die Gitarrensoli immer im Dienste des Songs stehen. Besonders herausheben möchte ich bei CODEX jedoch den Sänger Nicho Harras, der keine unnötigen Sprüche wie “Wir sind CODEX und die nächste Nummer heißt...” vom Stapel ließ, sondern einfach nur die Band vorstellte, auf die Homepage der Band hinwies und sich ansonsten auf seinen “Job” konzentrierte, den er grandios bewältigte. Seine stimmliche Darbietung konnte sogar noch die CODEX-Interpretation von U2’s “With Or Without You” retten. Aber wie gesagt: Diese Band besteht nicht aus vier Könnern, die alle mit ihrem Können im Vordergrund stehen wollen, sondern stellt eine Einheit dar, die gute Musik macht.

Um 21:00 war’s aus mit CODEX und was darauf folgte, war einfach nur noch eine Frechheit.
Der Beginn des MALMSTEEN-Sets war mit 21:30 angegeben und diese ohnehin schon großzügig bemessene Umbaupause wurde von einer halben auf eine ganze Stunde ausgedehnt. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Arbeit, die in diesen 60 Minuten auf der Bühne vollbracht wurde, wohl auch in einer Viertelstunde geschehen hätte können (ab und zu tauchte eine Roadie auf und tat ein, zwei Handgriffe), fällt einem dazu einfach nichts anderes ein als “Verarschung”. Wen wundert es da, dass sich zu den Uralt-Metal-Klassikern, die aus den Boxen dröhnten, bald Pfeifkonzerte und Buhrufe des Publikums als akustische Untermalung diese schlechten Scherzes gesellten.

Um 22:00 war es dann soweit, Yngwie enterte die Bühne, und ich glaube vier andere Musiker waren auch noch dort. Alle der recht zahlreichen Augenpaare waren von Anfang an hauptsächlich auf den schwedischen Gitarrenhelden gerichtet. Es war halt sein Abend.
Gleich von Anfang an stellte Malmsteen sicher, dass auch wirklich jeder in den ersten Reihen eines seiner Plektren abbekommt. Drei Töne gespielt, und weg mit dem ersten, ein paar Takte Kunststücke mit der Gitarre bei denen man sich wundert, dass ein so fülliger Mensch so gelenkig ist, nächstes Plektrum her, liegt nicht gut in der Hand also wird es mit einem Kick wegbefördert und so ging das die ersten paar Songs ununterbrochen. Sehr gut gelaunt schien er mir, der Meister.
Nach einigen Stücken vom aktuellen Album “Attack!!” gab es die erste Soloeinlage. Hier tobte sich der Held des Abends ordentlich aus, mit viel Hall und Reverb und Delay und Echo und was das Equipment sonst noch alles in dieser Richtung hergibt und was für mich dann soundmässig auch nicht mehr optimal klang. Aber bitte: Geschmäcker sind verschieden und genauso wie man mit weiten Seidenhemden versuchen kann, seine Wampen zu kaschieren, kann man mit einem Sound wie diesem wunderbar den einen oder anderen Schnitzer verschwinden lassen. Das gebotene Gitarrensolo war Malmsteen-Standard und wohl Ausgleich dafür, dass die eigentlichen Songs kompakt gehalten wurden und keine endlosen Improvisationen beinhalteten. Ich für meinen Teil hätte auf dieses Solo verzichten können, denn dass der Malmsteen spielen kann, wissen wir ja alle, und den Stil, den er nun schon seit 20 Jahren spielt, kannten sicher alle Anwesenden schon zur Genüge, wieso also eine zwar virtuose aber nicht besonders originelle Herumspielerei nötig war, ist fraglich. Da wäre mir eine ganze Nummer vom ersten Album anstatt der paar eingebauten Takte schon lieber gewesen.
Nach dieser Zurschaustellung seines Könnens ging es weiter. Wenn ich mich recht erinnere, war zum Beispiel die Ballade “Dreaming (Tell Me)” zu hören, also etwas Älteres, und auch “Razor Eater”, also etwas Neues.
Einen zweiten Soloblock gab es dann auch noch und dieser gestaltete sich zwar länger aber auch interessanter als der erste. Es wurde ein bisschen gebluest, Yngwie sang dazu auch selber, jeder der Instrumentalisten bekam ein paar Minuten Zeit für ein Solo während die anderen sich ausrasten konnten, und dann zeigte uns der Mann mit der Strat welch' sonderbare Geräusche er aus seinem Werkzeug/Spielzeug herausholen kann.
Sänger Dougie White bekam auch sowas wie einen Solopart, allerdings eingebaut in die nächste Nummer: “You Don’t Remember, I’ll Never Forget”. In den Klassiker vom dritten Album Malmsteen's wurde “Demon’s Eye” von DEEP PURPLE eingebaut, bei dem sich Malmsteen und White duellierten wie seinerzeit Richie Blackmore und Ian Gillan oder auch Jimmy Page und Robert Plant. Das machte den Akteuren Spass und mir als Zuschauer/Zuhörer auch. Was will man mehr?
Gesättigt vom bisherigen Konzert bekam ich dann noch “Valhalla”, als letzten Track des regulären Sets, und die Zugabe vorgesetzt und war voll bis oben. War alles eigentlich so, wie man sich es erwarten hat müssen.

Bleibt abschließend nur noch zu sagen, dass das Konzert für eine Live-CD mitgeschnitten wurde und dass ich in nächster Zeit wieder ein wenig fleißiger Gitarre üben werde.
Und angesichts Yngwies Hüftschwung interessiert niemanden, was in seinem Schlafzimmer vorgehen mag...
www.yngwie.org

Kronos
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Beitrag vom 24.03.2003
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