APOCALYPTICA  
24.02.2003 @ Planet Music

Die 3 Cello-Fanatiker aus Finnland haben sich entschlossen kurz nach der Veröffentlichung des neuen Megaalbums „Reflections“ gleich Europa zu betouren und so führte sie diese Tour, genau 2 Wochen nach der Veröffentlichung, nach Wien.
Wer noch glaubte, problemlos Karten fürs Konzert zu bekommen, hat sich geirrt. Es war nämlich schon eine Woche davor komplett ausverkauft. Anscheinend waren sehr viele Leute neugierig wie die Finnen ihre Musik live umsetzen.
Gleich vorweg wurde die große Frage beantwortet: Ja, APOCALYPTICA sind mit einem Drummer unterwegs; sicherlich nicht mit Mr. Dave Lombardo sondern mit einem Landsmann. Mehr dazu folgt später.
Mit einigen Minuten Verspätung betraten die Herren Lötjönen, Toppinen, Kivilaakso sowie ein weiterer Mann am Cello die Bühne und legten gleich los. Das Publikum war anfangs regungslos, aber schon beim 2. Song eine Coverversion besser gesagt APOCALYPTICA-Version von METALLICAs „Master of Puppets“ gingen schon einige mit und man konnte auch Einige singen hören. Es ist immer wieder erstaunlich wie gut die einzelnen Instrumente miteinander klingen können und spätestens bei APOCALYPTICA merkt jeder mit wie viel Liebe zum Detail und Gefühl für schöne Melodien METALLICA ihre Songs damals komponiert haben.
Als ich letztes mal APOCALYPTICA gesehen habe, vor 3 Jahren beim dem Pepsi Sziget Festival, waren sie noch zu viert und Mastermind Eicca Toppinen fungierte damals, mit einem fürchterlichen Akzent, als Sprachrohr der Band. Diesmal war der Jüngste in der Band, Perttu Kivilaakso, auch am Mikro, aber auch er hatten diesen Akzent. Egal, die Burschen sind in Pucto Cello spielen mit allen Wässer gewaschen und werden fürs Spielen und nicht fürs Reden bezahlt. Daß sie ein Haufen außergewöhnlich gute Musiker sind, bewiesen sie wiederholt an diesem Abend, man denke an den Solo-Part bei „One“, besser hätte das ein Kirk Hammet auch nicht spielen können, oder an „Toreador II“ oder "Cohkka". Sie zauberten die außergewöhnlichsten Töne aus ihren wertvollen Instrumenten, die teilweise sehr beansprucht wurden, wie zum Beispiel bei „Refuse/Resist“, als sich Perttu für Igor Cavalera (Drummer von SEPULTURA) hielt und mit voller Wucht auf seinem Cello die Drum-Parts nachahmte. Auch bei den anderen Songs lies er seine Haarpracht kreisen und verausgabte sich enorm. Vor 3 Jahren wirkte er noch ganz schüchtern und nun übernahm er problemlos die Rolle des Frontmannes. Die anderen 3 wirkten schon fast irgendwie alt und müde in seiner Gegenwart.
Nun, was sollte dieses Drumset auf der Bühne? Wann kommt endlich der Drummer? APOCALYPTICA ließen sich Zeit, erst nach der Hälfte der Show betrat der Drummer (Bruder von Perttu? Sah ihm zumindest sehr ähnlich) die Bühne und legte sich bei „Resurrection“ voll ins Zeug. Es war ein Traum dieser Band dabei zuzuhören. Mit den Drums klang ihre Musik noch stimmungsvoller und dramatischer. Es folgte „Nothing else matters“, bei dem fast jeder im Publikum laut mitsang. Danach gings Schlag auf Schlag weiter mit „Somewhere around nothing“, ein weiterer Song von „Reflections“, der live auch ein Mörder Song ist. Der Drummer hat zuvor eine Zigarette geraucht und hatte gegen Ende des Songs ein paar Probleme, das von Dave Lombardo vorgegebene Tempo mitzuhalten. Rauchen ist halt ungesund :-).
Nach einer kurzen Pause folgte der, meiner Meinung nach, genialste und stimmungsvollste Song der Finnen – „Faraway“ - welch Harmonie, welch geniale Melodien, das Ganze noch mit Klavier untermalen, welches leider vom Band kam. Dazu wurden die passenden Bilder – Großaufnahme von einem Klavier – auf die Bühnenleinwand projiziert. Besser hätte man diesen Wahnsins-Song musikalisch und visuell nicht umsetzen können. Celli können so gut klingen, fast zu schön um wahr zu sein.
Das Ende des Sets wurde wieder etwas härter, bei „Enter Sandman“ ging es wieder voll zur Sachen eher die Cello-Virtuosen ihr Set mit „Hall of the Mountain King“ beendeten.
Das Publikum wollte aber einfach nicht nach Hause gehen und so blieben alle minutenlang noch stehen. Es gab zwar keine weitere Zugaben aber die Herren aus dem hohen Norden erwiesen den Anwesenden nochmals die Ehre und bedankten sich wiederholt beim Publikum.
Ein schöner Abend mit genialer Musik in einem steckvollen Planet Music. Beim nächsten mal bitte eine größere Location buchen, APOCALYPTICA können nach dieser Vorstellung wieder ein paar Fans mehr verbuchen. Ich hoffe die Celli diesen Sommer nochmals live auf irgendeinem Festival zu hören. APOCALYPTICA, ihr seid gerne willkommen.


FOTOS + E-CARDS
www.apocalyptica.com

Marin
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Beitrag vom 25.02.2003
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