SAMAEL   CATHEDRAL   WITHOUT FACE  
08.02.2003 @ Planet Music

Wahrlich groß schien die Anziehungskraft zweier Namen, die an diesem Abend mit ihrer Rolle als Co-Headliner das Wiener Planet Music mit vielen Besuchern füllen sollten. Bereits Tags zuvor am Konzert von SEEDS OF SORROW, etc vernahm ich vielerseits die Frage: "...du kommst morgen eh?!?" Besonders begeistert schienen die meisten über die Tatsache die Schweizer SAMAEL wieder in Wien zu sehen, denn diese waren - so mich geistige Dunkelheit nicht täuscht - zuletzt auf der "Passage" Tour im Herbst 1996 (mit MOONSPELL) in Wien zu Gast.

Als Opener fungierten die Ungarn WITHOUT FACE. Als Kollege Corniger das Review zu deren letzter CD verfassen sollte, hatte ich bereits Gelegenheit ein wenig dem Sound der Ungarn zu lauschen und festzustellen, dass das nicht meine Musik ist: THEATER OF TRAGEDY ähnliches Gothic Metal Gewimmer. Mehr kann ich zur Beschreibung der Musik nicht sagen, denn das Ganze ist schlicht und einfach unspektakulär. Auf der Bühne wirkte die Chose auch nicht besser. Was jedoch positiv hervorzuheben ist, ist dass die Sangesdame anders als einige ihrer Kolleginnen bei weiteren T.O.T. Klons, den Ton zu treffen vermochte. Die restliche Band bot eine solide Performance, die ich mir jedoch nicht bis zu Ende ansah, da ich es verzog nicht vor Beginn des CATHEDRAL Sets betäubt durch Weltschmerz-Gothic-Tralala müde zu werden.

CATHEDRAL erklommen die Bühne und wurden von erstaunlich vielen bejubelt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Band einen derartigen Popularitätsgrad hat. Mit "Ride" vom Zweitwerk "The Ethereal Mirror" begannen die Burschen zu rocken und das Taten sie dann geschätzte 45 bis 60 Minuten. (Man schlage mich nicht, falls das eine nicht 100%ig korrekte Zeitangabe ist) Der Sound war mehr als ok, nachgerade passend doomig fett! Frontman Lee Dorrian bewegte sich in dem für ihn bekannten katzenartigen Getänzel über die Bühne. Mein Blick schweifte weiter und - Hoppla - stand da statt des altbekannten Hühnen am Bass ein neuer Mann - der Line Up Wechsel war mir echt bisher nicht bekannt. Er machte seine Sache jedoch gut und zog eine powervolle Show ab. Gitarrero Gaz Jennings, dessen Haupt neuerdings eine Glatze statt des schütteren Haupthaares ziert, rotzte geilste 70ies Doom-Power pur runter. (Klingt komisch? Wohl nur für die, die mit der Musik CATHEDRALs nicht vertraut sind. So war es jedoch: Doom + Power + 70ies Feeling) Kollege Kronos stand sichtlich mehr als erfreut über die Darbietung neben mir und es war eigentlich nur möglich dazustehen, sich dem puren Groove zu ergeben und mitzuwippen! Als dann noch mit "Ebony Tears" vom Debut "Forest Of Equilibrium" die geilste Nummer überhaupt angestimmt wurde, war es klar, dass die Band bereits gewonnen hatte! Die Nummer war schlicht und einfach ein Geschenk! Wie fast nicht anders zu erwarten legten die 4 Briten jedoch noch ein Schäufchen nach spielten zum Abschluss die zwei Hits "Midnight Mountain" und "Hopkins". Mir bleibt also nichts mehr zu sagen Thumbs Up für die geilste aktive Doom Band.

Die Meinungen zum SAMAEL Gig sind wohl gespalten. Die vier Schweizer präsentierten jedoch genau, das was ich von ihnen erwartete, drum konnte ich eigentlich nur zufriedengestellt werden. In der Pause vor dem SAMAEL Set konnte man einem neuen Projekt von Sänger Vorph und dessen Bruder und Keyboarder Xy lauschen. Was da aus den Boxen kam war nix anderes als die Musik, die man von den letzten beiden Alben kennt, reduziert um die Gitarren. Ich glaube mir erlauben zu können, so ein Projekt als unnötig zu bezeichnen. Aber nichts für Ungut, kommen wir zur Show. Der Aufbau von der Synthie/Drum Burg von Xy stellte wieder etwas besonderes dar, denn soetwas gibt es bei sonst keiner mir bekannten Band. Sonst war kein großer Umbau von Nöten - ein kurzer Gitarrencheck und die Sache hatte sich. Es konnte los gehen. Heftigst bejubelt stürmten die vier die Bühne - Fronter Vorph mit Krücken. Durch eine Verletzung am Bein gehandicapt musste dieser sitzen, allerdings hatte er auch so eine mächtige Ausstrahlung. Wie nicht anders zu erwarten beschränkte sich die Songauswahl fast nur auf die letzten beiden Alben, diese wurden jedoch fast ganz gespielt. Der Sound war ... naja .. ziemlich untransparent. Die elektronischen Drums dröhnten sehr stark, die Keyboards waren ordentlich präsent, Stimme und Gitarren hörbar und der Bass kaum. Das sollte aber weiter nicht stören. Die Band strahlte eine unglaubliche Power und Spielfreude aus, Basser Masmisein sprang auf der Bühne herum genauso wie Keyboarder Xy, der trotz Glatze in seiner Synthie Burg bangte und Energie freisetzte was das Zeug hielt. Der Neuzugang an der zweiten Gitarre - Makro - machte seine Sache auch gut, fiel jedoch nicht besonders auf. Publikumskommunkation bzw. Ansagen gab es keine und mehr als einige "Danke" gab Vorph nicht von sich - man konnte jedoch recht klar die Freude über die euphorischen Publikumsreaktionen sehen. Nachdem wie bereits erwähnt die letzten beiden Alben mehr oder weniger komplett gespielt wurden, ist das Nennen einzelner Titel, denke ich, nicht notwenig. Nach einiger Zeit merkte man jedoch an der Reaktion der Anwesenden, dass einige Leute gerne auch älteres Material gehört hätten. Im Zugabenteil am Ende des Konzert war es dann soweit und "Black Trip" vom 94er Album "Ceremony Of Opposites" erschallte. Das war der Punkt auf den, glaube ich, viele gewartet hatten, jedenfalls bangte fast die komplette Menge! Mit "My Savior" wurde das Konzert beendet und nach einem Outro von 2 bis 3 Minuten Länge, das wohl noch Hoffnung auf mehr machte, war der Zauber dann zu Ende. Nun ja, geil war es. Keine Frage. Aber die Reaktionen Einiger die altes Material vermisst hatten sind nicht falsch und zeigen nur, dass es echt die absolute Steigerung gewesen wäre zumindest "Baphomet´s Throne", "Rebellion" oder "Crown" hören zu können!

Also bleibt noch zu sagen: wenn man gute Musik zu bieten hat und diese dann auch nicht alle zwei Wochen live präsentiert, dann ist das wohl das Geschickteste, was man tun kann, und wie man sieht nimmt das Publikum das Ganze dann auf wie eine ausgetrocknete Kehle einen Schluck Wasser. Manche Bands, die uns alle paar Monate beehren könnten sich hier ein Beispiel nehmen (was eigentlich nicht nur für eine gemäßigte Live-Beackerungs-Frequenz gilt, sondern stellenweise für die Qualität von Musik, die reifen kann, weil man nicht nur in der Pause zwischen zwei Touren ein Album in die Kiste rotzt). Ok, es müssen nicht 6 Jahre sein bis zum nächsten Konzert, ich könnte es mir auf der Stelle nochmals ansehen - lediglich eine moderate Frequenz ist auf jeden Fall nicht falsch.
www.samael.info

Gore
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Beitrag vom 12.02.2003
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