BIOHAZARD   AGNOSTIC FRONT   HATEBREED   STAMPIN´ GROUND   DISCIPLINE   ALL BORO KINGS   BORN FROM PAIN  
01.12.2002 @ The Forum, London

Was macht man, wenn man auf Sight Seeing Tour in die Inselmetropole kommt und gleich am ersten Tag die "Eastpak Resistance Tour 2002" in der Stadt gastiert? Richtig, man klemmt sich ordentlich dahinter, um noch Tickets zu bekommen. Ein relativ schwieriges Unternehmen, wenn die Show seit Tagen ausverkauft ist. Doch ich wäre nicht bei Earshot, wenn dies ein Problem für mich darstellen würde. Ein freundlicher Schwarzer an der Underground Station hatte mir dann schließlich eines seiner Resttickets zu einem sehr festlandfreundlichen Preis vermacht.
Soviel zur Vorgeschichte, die netten Betreiber des Forums hatten an diesem ersten Dezembertag auch keinerlei Problem damit, die frierende Meute (und es waren schon um 14Uhr einige Maniacs vor der Halle) drei Stunden im Londoner Nebel stehen zu lassen. Aber gut, der Rest des Abends entschädigte dafür und glich den Wärmemangel mehr als aus. :-)
Die erste Band der Tour war BORN FROM PAIN (www.bornfrompain.com). Die fünf Jungs aus dem Holländischen Heerlen machten gleich mal eine gute Show und ein riesiges Circle Pit brach über die Halle herein. Sänger Ché Snelting machte permanent einen auf Karate Kid und fegte über die Bühne, als ob es um sein Leben ginge. Die Musik der New School Hardcoreler beinhaltet auch recht viele doomigere Passagen, die dem nun schon recht zahlreichen Publikum auch etwas Zeit zum verschnaufen verschafften. Der Bassist Rob Franssen fungierte in den meisten Songs auch als zweiter Frontman, sowohl dass er einen großteils der Backingvocals übernahm als auch dass er die Meute mit seinen permanenten Anfeuerungsrufen aufheizte. Nach einer halben Stunde voller Power verabschiedeten sioch BORN FROM PAIN auch schon wieder (u.a. von den nicht wenigen mitgereisten Fans aus Holland) und nach fünfzehn Minuten Umbaupause gings gegen 17:45 dann auch schon in die nächste Runde.
ALL BORO KINGS (www.allborokings.com) aus Washington D.C. enterten die Bühne. Ich muß gestehen, dass ich zum Zeitpunkt des Konzerts noch gänzlich blank war, was die Geschichte und die Musik dieser Band anging. Nur dass es da einige Gemeinsamkeiten mit den Funpunkcrossover Leuten von DOG EAT DOG gibt. Nun, zum Konzert gibt es nicht viel mehr zu sagen, als dass die vier Burschen absolut nicht ins gesamte Billing des Konzerts gepasst haben. Diese Spaßpunker waren auch beim Publikum etwas mehr als abgemeldet. Keiner bewegte sich, keiner applaudierte wirklich ausgelassen (wie es noch bei der letzten Band der Fall war). Zu Beginn des Sets war Gitarrist Dan Nastasi ein wenig vom Bühnensound angewidert und als dieser nach einem weiteren Song noch immer nicht zum Wohle des Meisters war, beförderte er kurzerhand und mit wüsten Schimpftiraden den Mikroständer auf den Boden. Tja, so macht man sich also auch in London keine Freunde. Wie gesagt, zur Musik kann ich nur sagen, dass sie an diesem Abend eher unpassend war. Deswegen vergingen die restlichen 20 Minuten auch damit, dass ich mich an einer der drei Bars im Forum um ein schönes kaltes Cider anstellte.
Die folgende Band war DISCIPLINE (www.discipline.nl) und wie könnte es anders sein, auch diese Formation kommt aus den Niederlanden. Allerdings handelt es sich bei dieser Band im Gegensatz zu den bereits besprochenen Landsmännern um eine "wüste" Glatzköpfige Hooligantruppe, die jedes zweite Stücke dem Fussbal oder dem Saufen widmete. Die fünf kamen auf jeden Fall besser an, als die Kings aus Amerika. Die Mucke DISCIPLINE's konzentriert sich auf brutalen Old School Hardcore mit den bekannten Mitsingrefrains. Mir persönlich kommen Songs wie "Our Pride", "Now Or Never" und so weiter aber eigentlich fast zu punkig. Die Show war dann soweit in Ordnung, alle Musiker trällerten fleißig im Background und klampften ihre Dreiakkordsongs mit einem flotten Tempo herunter. Soweit-sogut-nicht mehr!
Nach weiteren zehn Minuten Equipment von der Bühne runter und wieder rauf tragen, war es dann an der Zeit für die Localheroes von STAMPIN' GROUND (www.stampinground.f9.co.uk). Und was diese fünf Herren ablieferten habe ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Sänger Adam Frakes ist ein Stehaufmanderl sondergleichen. In einem Moment noch im Publikum (Stagediver), im nächten schon wieder irgendwo zwischen Bühne, Drumset und Tontechniker. Die Songs der Engländer spiegeln ein wenig die thrashigeren Slayerriffs wieder, die mit Punk, Hardcore und Metalanleihen vermischt eine sehr herbe Mischung ergeben. Einfach geil! Das Publikum zeigte Devotion und die mittlerweile fast völlig gefüllte Halle erbebte zum Moshpit STAMPIN' GROUNDS. Eine super Stimmung! Aus diesem Grund waren sie, glaube ich, die einzige Band der "Supportbands", die mehr als 40 Minuten aufgeigte.
Die nächste halbe Stunde gehörte den vier Amis von HATEBREED (www.hatebreed.com) aus Connecticut. Die Jungs kamen mit ihrem Sound (extrem basslastig) und dem aggressiven Moshcore sehr gut an. Und wieder war es der Frontman (Jamey Jasta), der die Menge mit seinem Gehabe und Motivationsansagen zum schwitzen brachte. Mit den ersten Body Surfern und wieder einem riesigen Moshpit feierten die Zuschauer HATEBREED ab, die hier auch schon einen merkbar höheren Bekanntheitsgrad haben. Dargebracht wurden Songs wie "Perseverance", "Proven" oder "I Will Be Heard" vom neuen Album "Perseverance". Gelungene Show!
AGNOSTIC FRONT (www.agnostic-front.com)oder die alten Männer des Hardcore, wie ich sie ab nun immer bezeichne waren dann der sechste Act im Reigen der Tour. Ich muß auch hier gestehen, dass ich mit den New Yorkern bis dato nicht allzuviel anzufangen wußte, da mir die neueren Nummern nicht ganz so zusagen. So war es dann auch als sie um 20:50 die Bühne bekletterten. Angefangen von irren Soundproblemen durch die erneute Umstellung der kompletten Backline (manche Bands brauchen halt immer ihre Extrawürstel) bis zur offensichtlichen ermüdung der Bandmembers um Haudegen Roger Miret und Gitarrist Vinnie Stigma. Die Band wurde zu meiner Überraschung wieder neu besetzt - nun quält Mike Gallo den Bass. Das mag für Insider nichts neues sein, aber für mich! Anyway, trotzder guten Auswahl an Songs wie zum Beispiel "Crucified" (mein Favourite), "Revolution" oder dem kultigen Track "Guiliani", bei dem das Publikum nach dreimaligem "Guiliani" (in Anspielung auf den ehemaligen Bürgermeister von New York) von Miret mit "Fuck You" antworten mußte, war die Partie nicht gerade in Hochform. Erst gegen Ende des Sets wachten die Jungs auf und auch der Sound wurde plötzlich besser. Lustige Facts am Rande waren DISCIPLINE, die geschlossen auf der Bühne standen, bei den letzten Songs lautstark mitsangen, anschließend das letzte Konzert der Tour und den Geburtstag von AF Drummer Jim Colletti mit der obligaten Sektdusche begossen. Der Arme :-)
Gegen 21:30 war es dann soweit, dass letzte Bier vor BIOHAZARD mußte gecheckt werde. Ein, wie mir später klar wurde, unmögliches Vorhaben, denn das Forum, das eigentlich ein recht großes Theater ist, sehr hoch (aber trotzdem mit guter Akkustik), war zum Platzen gefüllt. Laut meinen Nachforschungen müßten sich so gegen 3000 Leute in den Räumlichkeiten befunden haben. Ein Weg zu einer der Bars war nicht auszumachen. Also bleib ich doch ein wenig verärgert auf meinem mir erkämpften(!) Platz unweit vom Mischerplatz und harrte der Ding die da kommen würden.
Und die kamen besser als erwartet in Form von BIOHAZARD (www.biohazard.com). Nach den ersten Takten des Intro's von "State Of The World Address" war Gitarrist Billy auch schon in der Menge untergetaucht. Blöd nur, dass seine Kumpanen, allen vorran Vocalist und Basser Evan Seinfeld rein gar nichts davon bemerkt hatten. Denn es wäre Billy's Einsatz angestanden und plötzlich war es totenstill. Alles auf der Bühne schauten sich um (ohne Spaß!), wo denn der vierte Biobrother geblieben ist. Erst als der Vermisste sich bodysurfend über die Menge bewegte, gab es ein kollektives Gelächter unter den Zuschauern und den Bandmitgliedern gleichermaßen. Einziger Wehrmutstropfen bei dieser Aktion war die kaputte Gibson SG Gitarre von Billy. Gott sei Dank konnte an dieser Stelle einer der hunderten(?) Roadies aushelfen. Trotz des wiederum verpassten Einsatzes zu "Wrong Sides Of The Track" spielten BIOHAZARD dann einen Wahnsinnsgig herunter, der seinesgleichen sucht. "Urban Discipline", "Nine to Five", waren nur die ersten Nummern, die den auszuckenden Fans entgegengeschleudert wurde. Soundmäßig übertrumpften sie ebenfalls alle bisherigen Bands. Drei Songs vom neuen Album "Kill Or Be Killed" wurden vorgestellt und zwar der Titeltrack "Kill Or Be Killed", "Never Forgive, Never Forget" und "Beaten Senseless". Ein perfekt getimtes Set und eine makellose Show wurde mit "What Makes Us Tick", "259" und "Down for Life" beendet. Zugabe gab es trotz der heftigen Forderungen des Publikums keine, da in England scheinbar die Sittenpolizei dahinter ist, dass alles seine Ordnung haben muß und Konzertplätze bis spätestens 23 Uhr geräumt sein müssen. Naja, so sei es. Naßgeschwitzt, glücklich über so manches erkämpfte Merchandise Stück (T-Shirts waren restlos ausverkauft!) strömte dann der Großteil der 3000 zur nahegelgenen Tubestation. Ein absolut gelungener Ausklang der Resistance Tour, die die Bands leider, wie so oft, nicht nach Österreich geführt hat.
www.resistancetour.com

Peter
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Beitrag vom 12.01.2003
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