NILE   NO RETURN   SINISTER  
24.10.2002 @ Arena

Durch dringende Arbeit aufgehalten fand ich mich etwas verspätet an diesem Abend in der Wiener Arena ein, um zu erfahren, dass die ersten beiden Bands MYRKSKOG und SCARVE ihren Aufritt auf Grund irgendwelcher Probleme mit dem Tourbus canceln mussten. NO RETURN hatten gerade die Bühne erklommen weshalb ich trotz meiner Verspätung nichts versäumte. Ich betrat die kleine Halle, denn in der großen spielten TOCOTRONIC oder ein ähnlicher unnötiger Haufen (ich bin mir nicht mehr sicher wer) und wurde von der Power, die die Franzosen ausstrahlten nahezu umgeworfen. Nicht um sonst waren NO RETURN die Abräumer des letztjährigen H.O.E. Festivals. Auch hier killte der Auftritt von der ersten bis zur letzten Minute. Wenn auf den letzten Releases Vergleiche mit SEPULTURA zu deren besten Zeiten und stellenweise VADER, ohne aber jedoch so langweilig zu sein, wie es die Polen mittlerweile geworden sind, nahe liegen so erinnerte mich die Band live gelegentlich auch an eine brutale Version von Dave Lombardos GRIP INC. Der Fronter zeigte jedem Anfänger wie sich ein Frontman auf der Bühne zu geben hatte. Man sah allen Bandmitgliedern an, wie sehr sie die Brutalität und Power ihrer Musik spürten und das ließen sie auch in vollen Zügen raus. Unter der intensiven energiegeladenen Performance litt jedoch auch nicht die spielerische Leistung, die sehr tight war. Ein brauchbarer Sound tat sein übriges zum Genuss der Darbietung. Als zum Schluss noch eine DEATH Covernummer (ich glaube es war „Zombie Ritual“ vom Debut... habe mit einigen Leuten darüber diskutiert welcher Song es war, jedoch fanden wir keine Einigung) zum Besten gegeben wurde, war schon im Vorhinein klar, dass SINISTER einen schweren Stand haben würden.

Und so war es auch: SINISTER konnten die von NO RETURN mehr als hoch gelegte Hürde nicht überwinden. Durch einen fürchterlichen Gitarrensound und nicht sonderlich tightes Drumming machten die Holländer gleich am Anfang einen schlechten Eindruck. Ich ließ mir sagen, dass die Dame am Mikro live besser rüberkommt als auf dem letzten Album, welches ich nicht kenne. Beeindruckt hat sie mich jedenfalls nicht. Der Vorteil, den die Band hatte, war dass sie eine netten Backkatalog an, ich möchte fast sagen, Death Metal Klassikern in der Hinterhand hat. So wurden unter anderem „Bastard Saints“, „Awaiting The Absu“, „Agressive Measures“ oder „Cross The Styx“ von den Fans gut aufgenommen. So richtig sprang der Funke jedoch trotzdem nicht über, da außer der Fronterin, die ein wenig Stimmung machte, keiner der restlichen Belegschaft auch nur annähernd soviel Power wie die Kollegen von NO RETURN freisetzte. Deswegen wanderten auch einige Leute ins Freie, weswegen die Band am Ende ihres Sets lang nicht mehr alle Zuseher, die anfänglich da waren vor der Bühne sehen durfte. Mich haben sie nicht ansatzweise begeistert, obwohl ich mich eigentlich schon gefreut hatte. Aber so war es halt. Eigentlich eine recht armselige Show für eine Band, die schon so lange im europäischen Death Metal Zirkus mitmischt, wie es SINISTER tun.

Nach der herben Enttäuschung bei SINISTER konnten NILE nicht mehr viel falsch machen. Meisterhaft wurde der Abend wieder in eine geregelte Bahn gebracht, die Halle fing wieder an sich zu füllen und die Stimmung stieg flott wieder, ähnlicher der Temperatur in der Halle... Wie ein Wüstensturm fegten die Ägypto-Deather über die Wiener Arena. Die Band war mit ihrem neuen Fronter Jon Vesano, der bereits am letzten Anti X-Mas zu bewundern war, perfekt eingespielt. Dieser stellt für mich mehr als eine Bereicherung für die Band dar. Wenn ich die Performance von Jon mit der des Ex Bassers Chief Spires vergleiche, steht ein Berserker (Jon) neben einem langweiligen Steve Tucker (Ex-MORBID ANGEL) Klon. Was optisch mehr hergibt, kann jeder für sich entscheiden. Die optische Performance erinnerte, wie schon letzten Dezember, stark an Cronos (der Muskelmann an Bass & Mikro bei VENOM) nur dass Jon viel extremer, ähnlich einem Wildschwein, poste. Echt einfach nur geil! Drummer Tony Laureano knüppelte, dass es eine Freude war und die beiden Gitarristen zeigten sich in der Rolle, in der man sie von live Gigs kennt. Dallas war der sympathische Mann mit der behindertsten Gitarrentechnik aller Zeiten und Karl, der Laufmeter von einem amerikanischen Fitness Center Proleten, derjenige, der mit seinem Rockstar Gehabe die pure Unsympathie ausstrahlte. Die Band hat drei geniale Alben in ihrem Backkatalog also konnte hier nichts schief gehen, außer dass vielleicht die eine oder andere Nummer fehlen würde. Die Songauswahl war zwischen den drei Alben recht ausgeglichen und alles wirkte wie aus einem Guss. Man gab u.a. „The Howling Of The Jinn“, „The Blessed Dead“, „Masturbating The Wargod“ und „Black Seeds Of Vengenace“ zum Besten. Mir persönlich hat noch mein persönlicher Favorit, der Überhammer „Opening Of The Mouth“ vom Catacombs Album gefehlt, aber was solls. Dass die vier die Songs genauso wie auf Tonkonserve inklusive aller Samples auch live umsetzen können, haben sie schon mehrfach bewiesen. Das sollte auch an diesem Abend nicht anders sein. Was kann man dazu dann noch sagen, außer dass das Konzert einfach geil war? Nicht viel, denn ganz einfach so muss innovativer Death Metal klingen und genauso muss auch die dazugehörige Live Show sein. Die Publikumsreaktionen bestätigten jedenfalls, dass die Band ihre Sache richtig gemacht hatte.

Fazit: NILE sind ähnlich wie MANOWAR die perfekte Unterhaltung, da ist alles so wie sein muss. Stellenweise komplett überzeichnet, aber genau das macht Spaß an der Sache. So richtig ohne jegliches Kasperltheater und Drumherum konnten mich aber NO RETURN überzeugen, da sie die abwechslungsreicheren Songs hatten und mehr Power als Entertainment rüberbrachten. Nichtsdestotrotz waren beide Bands wirklich sehenswert, und wer sie noch nicht gesehen hat, sollte das bei der nächsten Gelegenheit nachholen. SINISTER bleiben leider unerwähnt, aber meiner Meinung nach sind sie das nach einer derart schwachen Show auch.
www.nile-catacombs.net

Gore
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Beitrag vom 17.11.2002
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