IN FLAMES   SOILWORK   PAIN  
26.10.2002 @ Planet Music

Zwei Tage nach dem sehr geilen NILE / NO RETURN Gig fand gleich das nächste Happening statt: IN FLAMES, PAIN und SOILWORK kamen im Rahmen ihrer Tour ins Planet Music in Wien. Nachdem ich nach meinem IN FLAMES Interview am Nachmittag im Freien ein Bier schürfte, begannen die Massen heranzupilgern. Und wenn ich Massen sage, dann meine ich Massen. Auf den meisten Konzerten sieht man ja doch immer wieder die gleichen Gesichter, hier jedoch war haufenweise Nachwuchs anwesend und Leute, die ich noch nie auf einem Konzert gesehen hatte. Ich möchte eine vorsichtige Schützung anstellen und setze den Alterschnitt irgendwo zwischen 16 und 17 an. Das Konzert war dann schließlich ausverkauft und die Hütte war bis in den letzten Winkel gefüllt. Im Vergleich zu dem Inferno zwei Tage zuvor, kam ich mir während der Show des Hauptacts echt wie bei einer Boyband vor. Gut, jetzt kann ich mir jedenfalls vorstellen, wie es auf einem Backstreet Boys Konzert zugeht.

SOILWORK betraten bei den Klängen des Indiana Jones Hauptthemas als Intro gut gelaunt die Bühne und wurden trotz ihrer Rolle als Opener von der bereits um 20:15 bis hinten gefüllten Halle mit Jubel begrüßt. Mit einem annehmbaren Sound legten die Burschen los und stiegen mit „Follow The Hollow“ gleich in das Material des aktuellen Albums ein. In sichtlich guter Laune kamen die Songs mit einer großen Spielfreude rüber. Leider hatten die Burschen nicht den vollen Platz zur Verfügung, da die bereits aufgebaute IN FLAMES Backline einen Großteil des Bühnenplatzes versperrte. Wie nicht anders zu erwarten, wurden bis auf eine Ausnahme leider nur Lieder von den letzten beiden Alben „A Predator´s Portrait“ und „Natural Born Chaos“ gespielt. Die eine Ausnahme war „Millionflame“ von meinem SOILWORK Lieblingsalbum „The Chainheart Machine“. Den Fans war es egal und die meisten Anwesenden dürften ohnehin nur das neue Material gekannt haben. Diese wurde jedoch heftigst bejubelt. Die Band war gut eingespielt und absolut tight, lediglich Sänger Speed hatte eine gesangliche Probleme. Wie zu hören war, soll das bei anderen Konzerten der Tour nicht anders gewesen sein. Optisch ist der Mann am Bass total herausgestochen, der sichtlich große Freude daran hatte, abwechselnd sich mit Ganzkörperbanging wie Masmiseim von SAMAEL zu gebärden, um dann wieder herumzuspringen oder nur erfreut mitzuplärren oder zu grinsen. Stillstehen konnte er auf jeden Fall nicht, was immer wieder die Blicke an ihn fesselte. Nach etwa 40 Minuten musste sich die Band ohne Zugabe verabschieden und ich machte mich auf den Weg zu meinem nächsten Bier.

Auf die nachfolgende Band: Peter Tägtgrens Elektro Metal Band PAIN war ich recht gespannt. Eine Reihe bekannter Musiker hat der namhafte Schwede um sich geschart, um die seine im Studio im Alleingang eingespielten Songs live umsetzen zu können. Unter anderem waren der Bassist und der Drummer von IMMORTAL mit von der Partie. Horgh(dr) gehört live definitiv zu den verkrampftesten Drummern, was gerade bei den geraden und doch nicht so vollen Rhythmen gut zu beobachten war. Er machte seine Sache jedoch nicht schlecht. Was mich persönlich beeindruckte, waren sehr sauber mehrstimmig gesungene Passagen, die die Band echt gut rüberbrachte. (Anm. Anita: Naja, gesanglich schummeln die live aber gerne... Auf der letzten Tour war zB "Dark Fields Of Pain" playback, sehr amüsant: Peter verliert das Mikro, es liegt am Boden, er hebt es, etwas betreten und in Zeitlupe mit geschlossenen Lippen auf, aber seine Stimme singt klar und deutlich weiter! ;) Nach dem Konzert war die Antwort auf die Playback-Frage: "Ähm, naja, der Keyboarder hat gesungen" - der ja nicht mal ein Mikro hatte, geschweige denn die Stimme von Peter! :D Später, mit einigen Promille mehr kam dann das Geständnis.. Am 26.11. war "Dark Fields Of Pain" zwar live, dafür soll zur Abwechslung "Just Hate Me" vom Band gekommen sein - hab es bei diesem Gig allerdings nicht gehört, also weiß ich auch nicht, ob es stimmt. Soviel zu gesanglichen Leistungen!)Peter war, wie von PAIN Konzerten bekannt, nur der Mann am Mikro und spielte sonst gar nichts. Es wurde ein Großteil der Songs des aktuellen Albums „Nothing Remains“ gespielt, genauso wie einige Songs vom Vorgänger „Rebirth“ Ich muss sagen, es waren keinerlei Ausfälle zu vermelden. Besonders geil ist die Coverversion des BEATLES Klassikers „Eleanor Rigby“ gewesen. Was bei der ganzen Sache echt witzig anzusehen war, war dass bei einer Musik, die der von RAMMSTEIN nicht unähnlich ist, langhaarige Männer auf der Bühne stehen und bangen, statt dass auch optisch ein Effekt-Overkill und eine maschinelle Performance dominierte. Musiker, die sonst eher Brutalo Musik fröhnen und wie im Falle der beiden IMMORTAL Members mit War Paint auf der Bühne stehen. Es gibt aber echt nichts zu meckern und mir hat die Show gut gefallen.

Nach einer gar nicht langen Umbaupause war es soweit und der von vielen heiß erwartete Headliner durfte die Bühne erklimmen. Ganz in weiß gekleidet stürmten IN FLAMES die Bühne, die wie für eine KISS Show mit I.F. Leuchtschrift, einem Glitzer-Backdrop und einem extra hohen Drumpodest dekoriert war. Ich muss an dieser Stelle festhalten, dass ich noch kein IN FLAMES Konzert bis zum Ende verfolgt habe, da mir die Show jedes Mal zu langweilig war, genauso wie das Songmaterial der Alben ab „Whoracle“. Nachdem mir jedoch das neue Album im Gegensatz zu seinen Vorgängern echt gefällt, weil endlich Songs drauf sind, die schön knallen, war ich also gespannt, ob mich die Band diesmal live auch überzeugen konnte. Was soll ich sagen? Die Schweden spielten ein sehr routiniertes Konzert und strahlten eine große Spielfreude aus. Besonders sympatisch wirkte Gitarrero Björn Gelotte. Was einige Leute als Befürchtung äußerten, nämlich dass der Schwerpunkt der Setlist auf dem neuen Album liegen würde, trat nicht ein. Das Publikum war aber sichtlich mit der Setlist zufrieden. Am lautesten wurde „Only For The Weak“ gefordert, was man schlussendlich auch spielte. Sonst wurden neben (zu wenig) Songs vom neuen Album Lieder wie „Pinball Map“, „Ordinary Story“ und „Colony“ gespielt. Aus dem ersten Kapitel der Bandgeschichte, das mit mehr Songs gewürdigt gehört hätte, wurden nur „Behind Space“, der Opener des Debuts und „Moonshield“, der Opener des Zweitwerks gespielt. Die meisten Besucher dürften aber die Klassiker nicht kennen und eher nur die mittelmäßigen Songs der Phase „Whoracle“ bis „Clayman“ kennen oder bevorzugen. Ich stehe scheinbar mit ein paar Freunden relativ allein mit meiner Meinung da. Macht ja nix. Der Sound war ziemlich gut die spielerische Leistung sehr tight. Wodurch ich zusammenfassen kann, dass ich abgesehen von der geilen Bühnendeko genau das gesehen habe, was ich erwartet habe: einen Gig, der nett war aber absolut nicht spektakulär. PAIN und SOILWORK haben mir auf jeden Fall besser gefallen.
www.inflames.com

Gore
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Beitrag vom 17.11.2002
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