THE 69 EYES   SULPHER  
18.10.2002 @ Planet Music

Auf dieses Konzert war ich ja sehr gespannt: zum ersten natürlich auf das Konzert selbst - da ich die 69 Eyes bis jetzt leider noch nie live gesehen hatte und schon oft gehört hatte, dass sie live ziemlich mies sein sollen – zum anderen auf das Publikum.
Eigentlich befürchtete ich ein prall mit kleinen HIM-Kreischies gefülltes Planet Music, doch zu meiner Überraschung war so etwas nirgends zu sichten, als ich meine Karte abholte.
Doch der Schein trügt ja so gerne... Als ich mich hinunter begab, klebten ca 5 Reihen ebensolcher „Fans“ am Geländer, 20 min bevor überhaupt mal die Vorband SULPHER begann.
Naja, ich hatte es ja schließlich auch nicht anders erwartet. Sehr nett anzusehen waren jedenfalls die Papi’s der kleinen Mädels, die verloren mit einem Bier im Saal herumirrten.
Doch gottseidank gab es ja auch noch andere Leute dort, ziemlich viel „normale“ Besucher, einige Grufties und auch 5 Finnen fand ich in der Bar.
Sehr lustig waren einige Die-Hard-Fans der 69 Eyes, die natürlich stilecht mit Sonnenbrille zum Konzert gekommen waren und verzweifelt im dunklen Saal blind wie die Maulwürfe versuchten, sich einen Weg durch die Leute zu bahnen.
Schon blöd, wenn man cool sein will, aber nicht sieht, wo man hingeht.
Überraschenderweise waren aber gar nicht so viele Leute wie erwartet anwesend, was bei einem Kartenpreis von (ich glaube) 11-13-15 € noch unverständlicher wirkt, aber mir soll’s recht sein.
Vom Support-Act SULPHER war ich weniger begeistert. SULPHER gaben eine Mischung von Industrial, Metal, EBM und Nu-Rock oder was weiß ich zum besten, die Texte waren ziemlich behindert und fielen auch sehr spärlich aus. Die Bandmitglieder selber wirkten, als ob sie gerade irgendwas eingeschmissen hätten und außerdem kam ziemlich viel vom Band. Sehr eigenständig wirkte die Musik - die wie eine totale Kopie von irgendeiner Band klingt, die mir gerade nicht einfallen will – auch nicht, es gab wahnsinnig viele und sehr eindeutige Anleihen von zB NINE INCH NAILS und anderen. Auch der Sound war irgendwie merkwürdig.
Einerseits sehr geil weil total klar, andererseits schon fast zu steril. Jedenfalls weiß ich jetzt, wie sich SULPHER auf CD anhören, obwohl ich die noch nie in den Händen gehalten habe und auch nicht das Bedürfnis habe. Bei so einem Sound kommen schon einem Gedanken an Playback – hätte sich sicher auch um keinen Deut anders geklungen. Mir war es relativ egal, da ich ja ohnehin nur wegen den 69 Eyes da war.
Die besagten 5 Kreisch-Reihen wurden langsam nervös (und feucht?), und endlich kamen die Finnen auf die Bühne gestürmt. Einige hysterische „Juuuussssiiiiiiiiiiiiii!!!!!!“-Schreie ertönten, und schon ging’s los.
Die 69er legten eine tolle und ausgiebige Show hin, an die 90 min werden’s wohl locker gewesen sein. Sowohl von „Blessed Be“ (Gothic Girl, Sleeping With Lions, Velvet Touch, Angel On My Shoulder), als auch “Wasting The Dawn” und natürlich vom neuen Album “Paris Kills” (u.a. Forever More, Betty Blue, Don’t Turn Your Back On Fear, ..) waren genügend Songs vertreten – an mehr als die eben aufgelisteten kann ich mich jedoch nicht mehr erinnern. Schweißgebadet und (wie könnte es auch anders sein) vom Gekreische der ersten Reihen begleitet verließen die 69 Eyes kurz die Bühne, um dann noch 2 Songs als Zugabe zu spielen. Nach „Brandon Lee“, auf das nicht nur ich sehnlichst gewartet hatte, war es dann aber wirklich aus.
Die Meinungen der Leute, die behaupten, diese Band wäre live Scheisse, kann ich jedenfalls nicht teilen. Das Konzert war super, auch der Sound wirkte endlich etwas natürlicher, so dass nicht wieder die Live-Atmosphäre verloren ging. Toller Sound + gute Musik+ gute Stimmung auf der Bühne = super Konzert.
Trotz ihres großen Erfolges wirkten die Burschen noch nicht wirklich abgehoben, und was für mich auf Konzerten sehr wichtig ist, ist die Freude der Band am Spielen. Und da die die 69 EYES noch in Massen zu haben scheinen (was mich wundert, bei dem Publikum), war ja eigentlich alles bestens. Eigentlich... wäre das Konzert nämlich nicht vom ewigen hysterischen Gekreische aus den ersten Reihen überschattet gewesen, hätte es mir noch um einiges besser gefallen.
Manchmal fragt man sich ja wirklich, ob eine Altersbeschränkung auf Konzerten, wie es sie ja oben im hohen Norden recht häufig gibt, nicht auch bei uns in solchen Fällen sinnvoll wäre.
Warum? Vor einem Lied von „Paris Kills“ wollte Jyrki etwas vom Publikum wissen: „Parlez-vous français?“ - Alles blieb still, nur ein verwirrtes, leises Gemurmel aus der ersten Reihe war hörbar. Ziemlich merkwürdig, da sonst nach jedem Satz des Sängers, egal was es war, ohrenbetäubendes Geschrei aus den ersten Reihen kam.
Warum jedoch nicht bei dieser Frage? Die Antwort ist eigentlich ganz klar, französisch hat man ja auch erst in der Oberstufe.
Sowas gibt einem schon zu denken...
www.69eyes.com

Anita

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Beitrag vom 20.10.2002
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