FREQUENCY FESTIVAL 2002 MIT SONIC YOUTH   T(I)NC   SPORTFREUNDE STILLER   DIE STERNE   DONOTS   LAMBRETTA   ZERONIC  
15.06.2002 @ Salzburgring

Tag Zwei begann für mich mit den Australiern NAKED RAVEN. Ihre Musik welche scheinbar guten Anklang beim Publikum fand konnte mich trotzdem nicht so begeistern, da trotz oder aufgrund ihrer Violinistin und Cello Spielerin alles irgendwie gleich und langweilig klang. Aber wahrscheinlich kann sich ihre Musik bzw. ihr Album „Wrong Girl“ im stillen Kämmerlein viel besser entfalten.

Danach machte ich mich auf den Weg zum Alternative Tent um wenigstens die erste Viertelstunde von ZERONIC zu sehen. Leider war ihr Auftritt nicht sehr berauschend. Schlechter Sound und noch schwächere gesangliche Leistung von Mik. Hat wohl zuviel geraucht, das Goldkelchen. Da blieb schon mal der eine oder andere Ton aus.

LAMBRETTA, mit der charmanten 20jährigen Frontfrau Linda konnten das Publikum innerhalb weniger Minuten mitreißen. Ob es nun an ihren Hits wie „Bimbo“ oder „Creep“ oder bloß am Aussehen der Sängerin lag sei nun mal dahingestellt. Auf alle Fälle ist ihr aktuelles gleichnamig betiteltes Album auf jeden Fall eine Hörprobe wert. Diese „harten“ Gitarrenriffs à la „Bimbo“ sind (leider) nicht mehr zu hören, aber Songs wie „Wake up Girl“, „Creep“ und „Piece of my heart“ sind dennoch hörenswert.

Deutschlands Alternative Hoffnung SLUT wollten beim Publikum nicht so unbedingt zünden. Gut waren sie trotzdem. Hätte doch bloß auch noch die SLUT-Ablegerband PELZIG gespielt, das wäre doch mal ein Package.

Die DONOTS präsentierten anschließend ihr aktuelles Album „Amplify The Good Times“, welches durchaus positiven Anklang bei der Menge fand. Ist ja an sich nicht weiter verblüffend, denn Sänger Ingo hatte es nach wenigen Minuten heraus, wie man das Publikum mitreißen kann. Und dieses dankte es ihm, indem es fleißig mitsang und mitmoshte. Ich hätte nicht gedacht, dass die DONOTS so guten Anklang finden würden und bin schon gespannt auf ihren nächsten live Gig am FORESTGLADE.

DIE STERNE lieferten am Nachmittag den Soundtrack zum Sommerbeginn und für mich einen frühen Höhepunkt dieses denkwürdigen Festivaltags. Ganz nebenbei schüttelten sie mit dem in seiner Logik kaum zu übertreffenden „Ich bringe euch beide um“ das beste Lied of tue welkend aus dem Ärmel. Wer da anderer Meinung ist, war entweder zu besoffen um sich zu erinnern oder ist Ärzte-Fan *Gg*. Die wunderschöne, neue Single „Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt“ hinterließ ebenfalls verzückte Gesichter wo man hinsah. Schön. Eine große Band ist zurück, und wie!

Die SPORTFREUNDE STILLER waren wohl laut Publikumswertung der Höhepunkt des zweiten FREQUENCY Tages. Es gab wohl keine Vergleichbare Band, bei der das Publikum dermaßen mithüpfte und mitsang. Bei ihrer selbstsicheren Behauptungen („Deutschland wird Weltmeister“) wurden sie zwar kurzfristig von der Menge ausgepfiffen, konnte aber im Grunde die grandiose Stimmung die während des Konzerts herrschte nicht trüben.

Glück gehabt. Den ganzen Nachmittag hat es so ausgesehen, als würde THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY verspätet oder gar nicht spielen. Grund dafür war die elendig lange und mit einigen Schwierigkeiten verbundene Anreise der Band. Irgendwann früh morgens waren sie in Schweden aufgebrochen, reisten wohl durch halb Europa um dann einen verspäteten Flug nach München zu besteigen. Von dort ging es noch mit dem Auto nach Salzburg. Als man schließlich angekommen war, hieß es gleich ab auf die Bühne. Auch so was gehört anscheinend zu einer Festivaltour, wie schlechtes Essen und Equipment verlieren. Das Konzert war dann gewohnt energiegeladen und besser besucht, als ich mir gedacht hätte. Ein Wunder, dass niemand verletzt wurde. Auf der Bühne natürlich. Wer T(I)NC schon einmal live erlebt hat, weiß wie es da zugeht. Rumstehen und Liedchen trällern ist nicht. Revolution Action war angesagt. Na das ist doch mal eine nette Abwechslung, auf einem Festival eine durch und durch politische Band zu sehen. Das die lieben „Wir wollen DIE ÄRZTE sehen“ Rauschkinder vom Vortag damit wahrscheinlich nichts anzufangen wussten, ist auch klar. Hey ihr, Punk war mal politisch, you know?

Und dann waren sie da. Leibhaftig. Die Band, die Generationen von Alternative Kids und Bands beeinflusst und geprägt hat. In voller körperlicher und musikalischer Größe.
„We are SONIC YOUTH from New York City and this is Bullet in the Heather“. Kann man ein Konzert besser beginnen? Die bereits seit mehr als zwanzig Jahren existierende Band zeigte allen noch einmal, wie man so richtig rrroooockkktttt. Das neue SY Mitglied Jim O’Rourke erwies als ebenso genial wie konfus. „Tschuldigung, hat mal jemand meine Gitarre gesehen?“ Nach kurzer Suche ward das Teil gefunden und das Konzert konnte weitergehen. Beim Publikum lösten SONIC YOUTH wie zu erwarten gemischte Gefühle aus. Die einen waren sich des großen Moments bewusst, die anderen wussten mit den Schrägheitsattacken partout nichts anzufangen. Nachdem dann die thousand ways to torture your guitar vorbei waren, wandelte die verdutz-verzückte SONIC YOUTH Gemeinde an die Tränke, respektive zum Zelt um zu verstehen, was da gerade passiert ist. Den anschließend stattfindenden Air Guitar Contest hat niemand mehr gebraucht.

Organisatorisch ließ das Festival noch einiges zu wünschen übrig. Zum Beispiel die langen Wartezeiten am Freitag (aufgrund des Rennens am Salzburgring, bzw. der falsch aufgebauten und teilweise sehr pingeligen Kontrollposten beim Eingang – diese Problem wurde aber bereits am zweiten Tag behoben). Weiters gab es noch ein paar lustige Eigenheiten wie zum Beispiel dass die Damen am Red Bull Stand nichts alkoholfreies ausschenken durften oder mein Bon für einen Radler am Samstag nicht mehr akzeptiert wurde, obwohl ich diesen erst einen Tag vorher gekauft habe! Die „nette“ Dame hinter der Schank hatte mir erklärt, dass das Produkt Radler aufgrund der geringen Nachfrage vom Vortag von heute auf morgen eingestellt wurde. Sie könne mir nur ein Bier geben!
Bis auf solche Ausreißer war das Geschehen am Festivalgelände eigentlich wunderbar geregelt. Es gab genügend Securities (sowohl von der örtlichen Feuerwehr als auch von einer privaten Leihfirma). Wenn auch am ersten Tag ein bisschen schroff mit den in den Fotograben fliegenden Festivalbesucher umgegangen wurde konnten sie doch noch die erhitze Crowd mit ausreichend Wasser (zumindest am Freitag) abkühlen.
Am Campinggelände waren eindeutig zuwenig öffentlich Toiletten. Die wenigen die es gab waren am Überlaufen, da sie während der Dauer des Festivals nicht ausgelehrt wurden. Und dass es keine Duschen gab war ebenfalls ein großer Minuspunkt. Weiters war der abgesteckte Campingbereich viel zu wenig für die Anzahl der Besucher. Dass dies nicht aus dem Vorverkauf ersichtlich war und die Organisatoren dementsprechend reagierten muss ebenfalls als großer Minuspunkt bewertet werden. Unbedingt verbesserungswürdig ist außerdem der Abstieg zum Festivalgelände. Bei Regenwetter hätte es wohl einige Verletzte gegeben – und ich will gar nicht wissen wie viele Betrunkene hier runtergepurzelt sind.
Aber wenn die Veranstalter fürs nächste Jahr ihre Lehren daraus ziehen steht einen grandiosen österreichischen Festival (so ein kleines „Rock am Ring“) nichts mehr im Wege. Aufgrund des Festivalgeländes und des Platzangebotes (2 Bühnen, Marketplace, Bungeeturm, usw.) hat das FREQUENCY wohl schon heuer den Konkurrenten Wiesen ausgebootet. Aber um Wiesen auch noch den Rang für das beste Campinggelände wegzunehmen muss wohl noch einiges unternommen werden.
www.frequency.at

Gregor

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Beitrag vom 01.07.2002
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