Interview mit IVAR BJØRNSON & EINAR SELVIK - My great passion for history


[ENGLISH VERSION BELOW]

Vor gut zwei Jahren überraschten zwei norwegische Ausnahmemusiker mit einem mehr als gelungenen Album namens "Skuggsjá". Ivar Bjørnson von ENSLAVED und WARDRUNA-Mastermind Einar Selvik schufen gemeinsam mitreißende Klangwelten, und kürzlich erschien das Nachfolgewerk "Hugsjá". Einar Selvik stand uns für ein Interview zu diesem Album zur Verfügung, und erklärte dabei, wie wichtig ihm das Schaffen altertümlicher Musik als Vermittler der norwegische Geschichte und Mythen ist.


Hallo!
Schön die Möglichkeit zu haben mit dir zu reden!
Wie geht es dir?



Mir geht es gut. Es ist sehr warm hier in Norwegen.
Es ist ein bisschen zu warm für meinen persönlichen Geschmack, aber ja, auch ganz nett.





Dein Künstlername ist "Kvitrafn"! Was bedeutet das?


Es bedeutet "Weißer Rabe".


Dein Hauptprojekt ist WARDRUNA! Warum hast du dich dazu entschlossen, mit dieser Art von Musik zu beginnen?


Ich denke, es war das Ergebnis von mehreren Dingen, die alle auf persönlichen Interessen beruhten. Ich bin seit meiner Kindheit sehr von posttraditioneller Musik, klassischer Musik und historischer Musik fasziniert, aber ich habe Musik aus vielen verschiedenen Genres gespielt. An irgendeinem Punkt hatte ich ein sehr starkes Bedürfnis, mehr daraus in Verbindung mit meiner großen Leidenschaft für Geschichte zu machen. Und auch die Tatsache, dass ich spürte, dass es an der Zeit war, dass jemand diese alten Traditionen und alten Mythen nimmt und versucht, sie zu interpretieren, ihnen mehr Raum zu geben und sie nicht nur als Element zu verwenden, was sonst meistens der Fall war. Ich hatte eine sehr starke Vision von diesem Projekt, bei dem ich die entsprechende Instrumentierung, Sprache und Klänge einsetzte, und damit den Inhalt dessen, was ich ausdrücken wollte, irgendwie verbesserte.


Hast du die alten Instrumente selbst gebaut?


Ja, nicht alle, aber einige habe ich selbst gebaut. Heutzutage gibt es ein großes Interesse dafür, und natürlich gibt es bei diesem Interesse auch viel mehr Menschen, die welche bauen und so. Aber als ich vor 15-20 Jahren anfing, gab es nicht viele Informationen darüber, und es wussten nicht viele Menschen darüber Bescheid oder konnten sie bauen, so dass entweder jemand dafür engagiert wurde, welche zu bauen oder man sie eben selbst bauen musste.


Wann hast du Ivar Bjørnson das erste Mal getroffen?


Das ist eine ziemlich lange Zeit her ... Ich denke, das erste Mal, dass ich ihn getroffen habe, war etwa 1995 oder ’96, vielleicht sogar früher - aber um diese Zeit, Mitte der 90er, würde ich sagen.




Wann hattet ihr die Idee, zusammen Musik zu machen?


Vor vielen, vielen Jahren waren wir in einigen Projekten aktiv, die nie wirklich ernst gemeint waren, aber das erste Mal, dass wir ernsthaft beschlossen, zusammen zu arbeiten, war 2014, als wir beide gebeten wurden, ein Musikstück für die 200-Jahr-Feier der Verfassung Norwegens zu schreiben. Das war dann das erste Mal, dass wir ein gemeinsam ernsthaftes Projekt hatten.


Zuerst habt ihr eure Zusammenarbeit SKUGGSJÁ benannt. Euer neues Album "Hugsjá" wurde unter euren Namen veröffentlicht. Warum habt ihr euch dazu entschieden, das zu ändern?


Eigentlich wurde auch das erste unter unseren eigenen Namen veröffentlicht. Ich würde sagen, dieses Album heißt eigentlich IVAR BJØRNSONs & EINAR SELVIKs "Skuggsjá", aber viele Leute nennen es einfach SKUGGSJÁ, also nannten wir uns eigentlich auch damals Ivar Bjørnson & Einar Selvik. Es gab wohl einige Verwirrung darüber. Deshalb ist es tatsächlich nur ein Musikstück, das "Skuggsjá" genannt wird, und das gleiche gilt für "Hugsjá".


Was ist die Geschichte hinter dem Titel "Hugsjá"?


Auch dieses Jahr wurden wir vom Bergen International Festival gebeten ein Stück zu schreiben, das auf Traditionen und Kultur entlang der norwegischen Küste basiert. Deshalb liegt der Schwerpunkt auf diesen Küstentraditionen, an der Geschichte dieser Küsten und den damit verbundenen alten Mythen, die natürlich ein sehr wichtiger Teil der norwegischen Kultur und Geschichte sind. Und man kann in vielerlei Hinsicht sagen, dass die Segelroute entlang der norwegischen Küste im Grunde genommen Norwegen seinen Namen gab – Nordvegen! Das war schon immer eine wichtige Sache, deshalb wollten wir dies hervorheben und einige Lieder über eine Auswahl dieser Traditionen schreiben, die mit diesem Thema verbunden sind. So wie wir es bei "Skuggsjá" gemacht haben, das eine Anhäufung von Reflektionen durch die Augen der Geschichte war. Ich würde sagen, dass wir in vieler Hinsicht auf der neuen Platte dasselbe machen, nur mit einem etwas anderen Thema. Es geht darum, mit modernen Augen in die Vergangenheit zu schauen und zu sehen, dass es viele Dinge gibt, die noch relevant sind.


Als ich mir dieses Album anhörte, hatte ich den Eindruck, dass es ein musikalischer Weg von der Vergangenheit zur Gegenwart ist. Der erste Teil hat viel von deiner traditionellen Musik und im Verlauf gibt es immer mehr Parts von Ivar. Ist dieser Eindruck richtig?


Ja, in gewisser Weise verstehe ich, was du meinst. Ich würde sagen, dass dieses ganze Album für mich persönlich mehr wie ein vollständiges Ganzes ist, zumindest wenn man es mit "Skuggsjá" vergleicht. Da fühlte ich, dass das fragmentierter war. Das Neue fühlt sich eher wie eine komplette Geschichte an, aber ja, wie du sagst, es hat diese Progression und ein schönes Gleichgewicht von modern und historisch. Für mich fühlt es sich eher wie ein Album an als das vorherige Album.




Zu den Texten! Ich kenne die norwegische Sprache nicht. Hast du die aktuelle Form oder alte Wörter verwendet?


Beides würde ich sagen, aber eigentlich überwiegend westnorwegischen Dialekt, und natürlich ... Wenn ich Texte schreibe, versuche ich immer viel mit der Sprache zu spielen, und auch viele der ältesten Wörter in die zeitgenössische Sprache aufzunehmen. Ich schätze, es ist eine eigenwillige archaische Mischung von Sprachen.


Gibt es Pläne für weitere Alben mit Ivar?


Zu diesem Zeitpunkt haben wir keine konkreten Pläne, aber auf der anderen Seite arbeiten wir gerne zusammen, so dass das Potenzial, gemeinsam mehr Musik zu kreieren, sicher vorhanden ist. Also ja, ich denke, es ist durchaus möglich, aber wir haben zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Vorstellungen.


Du hast die Songs gemeinsam mit Ivar auf vier Konzerten in der Nähe von Bergen präsentiert! Gibt es Pläne für ähnliche Konzerte an anderen Orten?


Derzeit gibt es keine konkreten Pläne, aber es hat uns sehr viel Spaß gemacht, daher sehe ich das Potenzial, dass wir es irgendwann wieder machen werden, aber ich weiß es noch nicht. Wir haben keine konkreten Pläne dafür, aber es ist definitiv etwas, was ich mir vorstellen könnte. Ich hoffe es!


Warum macht ihr nicht gemeinsam mit ENSLAVED eine spezielle Tour?


Wir haben ein paar Shows zusammen mit ENSLAVED gemacht und wer weiß, vielleicht machen wir das, aber ENSLAVED touren viel mehr als wir mit WARDRUNA.
Wir versuchen, unsere Shows in gewisser Weise sehr exklusiv zu halten. Ich möchte nicht sehr viel mit WARDRUNA touren, wir machen nur kurze Touren und manch anderes, aber manchmal haben wir spezielle Events zusammen mit ENSLAVED gemacht und es funktioniert definitiv gut, also könnte es in Zukunft solche Events geben.



Das nächste Mal werde ich dich auf dem Midgardsblot Festival sehen! Du hast oft dort gespielt. Ist das ein besonderer Ort für dich?


Ja, ich war schon ein paar Mal dort. Der Ort selbst ist ein besonderer Ort. Es gilt als ein sehr alter heiliger Ort und wenn du dorthin gehst, fühlst du dieses Gefühl sicher auch. Es ist eine großartige Sache, auch an diesen Orten zu spiele´n und ich habe es schon ein paar Mal außerhalb des Midgardsblot Festivals gemacht, also ist es definitiv ein Ort, den ich sehr genieße. Ich war erst vor zwei Wochen dort und habe gespielt.


Was denkst du über die vielen Viking Metal Bands? Sind sie nützlich, um die norwegische Geschichte zu verstehen?


Es ist eine schwierige Frage. Es ist nicht etwas, das ich mir selbst anhöre, aber auf der anderen Seite höre ich nicht wirklich viel Musik. Aber ich denke, es ist schwierig, alle Viking Metal-Bands in eine Kategorie zu verallgemeinern, denn es gibt viele verschiedene Ebenen des Wissens, und wie ernst diese verschiedenen Bands ihre Musik nehmen, den Inhalt ihrer Musik und der Texte, deshalb ist es schwierig, eine allgemeine Antwort darauf zu geben. Ich denke, dass einige davon durchaus nützlich sind und einige davon wahrscheinlich nicht. Es gibt viele Bands in diesem Genre, die eine sehr stereotype Version unserer Geschichte und der Traditionen haben - ein bisschen Macho-mäßig.


Ich weiß nicht, ob du jemals in Österreich gespielt hast, aber gibt es eine Chance, dich irgendwann in meinem Heimatland zu sehen?


Genau daran arbeiten wir gerade. Deshalb denke ich, dass wir in naher Zukunft nach Österreich kommen werden. Das ist „fast“ schon mehrmals passiert, aber aus verschiedenen Gründen ist es nicht zustande gekommen, aber sehr bald werden wir in Österreich sein.


Was sind deine Pläne für die Zukunft?


Was die Musik angeht, habe ich definitiv das Gefühl, dass es immer noch viele Dinge und Projekte gibt, die ich machen möchte, Songs, die ich schreiben möchte und solche Sachen. Der Plan ist im Grunde, einfach weiter Musik und Kunst in verschiedenen Formen zu machen.




Und bitte zum Abschluss ein paar letzte Worte an eure Fans und unsere Leser?


Nun, wenn ihr unsere Musik noch nicht gehört habt, hoffe ich, dass ihr die Gelegenheit nutzt, es zu nachzuholen, und wenn ihr bereits einer unserer Fans seid, danke ich euch sehr für eure Unterstützung, und wir werden unser Bestes tun, bald nach Österreich zu kommen.


Danke für dieses Interview und ich wünsche euch alles Gute!


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[ENGLISH VERSION]


Hello!
Nice to have the possibility to talk with you!
How are you?



I´m fine. It’s very warm here in Norway.
It’s a bit too warm for my acquired taste, but, yeah, also quite nice.



Your artist name is “Kvitrafn”! What does it mean?


It means „White Raven“.


Your main project is WARDRUNA! Why did you decide to start with this style of music?


I guess it was a result of several things, both related to personal interests. I have been very fascinated by post-traditional music, classical music and historical music since I was quite young, but I was playing many different genres. At some point I just had a very strong need, to do something more in line with my great passion for history, and also the fact that I felt it was sort of about time that somebody take these old traditions and old myths, and tried to interpretate them more on their own premises rather than use elements from it, which was mostly the case. I just had a very strong vision of this project where I’d use relevant instrumentation and language and sounds and sort of enhance the content of what I wanted to express.


Did you build the ancient instruments yourself?


Yeah, not all of them, but some of them I did build myself. Nowadays, there is quite a lot of interest for this and, of course, with that interest there is also a lot more people building them and stuff like that. But when I started this 15, 20 years ago, there was not a lot of information to get them and not many people would know much about them and build them, so that meant, to either get somebody to build them or build it myself.


When did you meet Ivar Bjørnson first time?


That’s quite a long time since…I think the first time I met him was in maybe 1995 or ’96, maybe even sooner - but around that time, mid 90’s I’d say.


When did you have the idea to make music together?


Many, many years ago, we were actually in some projects that never were really serious, but the first time we seriously decided to work together was in 2014, when we were both asked to write a musical piece for the 200 Year Celebration of the Norwegian Constitution, so that was sort of the first time we had a serious project together.


First you named your cooperation SKUGGSJÁ. Your new album “Hugsjá” was released under your names. Why did you decide to change this?


Actually, the first one is released on our own names as well. I would say, because that album is actually called IVAR BJØRNSONs & EINAR SELVIKs “Skuggsjá”, but a lot of people just call it SKUGGSJÁ, so actually it was called Ivar Bjørnson & Einar Selvik then as well. So, there was some confusion as to this. So, it’s actually just a musical piece that is called “Skuggsjá”, and the same goes with “Hugsjá”.


What is the story behind the title “Hugsjá” ?


Again, we were asked this time by Bergen International festival to write a piece, that was based on traditions and culture along the coast of Norway. So that is sort of where it has its main focus, on these coastal traditions and the history and the old myths connected to this, which is, of course, a very important part of the Norwegian culture and history. And sort of in many ways you can say is, that the sailing route along the Norwegian coast is basically what gave Norway its name – Nordvegen! So it has always been an important thing, so we wanted to highlight this and write some songs about a selection of these traditions that is connected to this theme. In the same way as we did with “Skuggsjá”, which was a lot of reflections through the eyes of history. I would say that in many ways we are doing the same on this one, just with a little bit different theme. It’s about looking into the past with modern eyes, and also see that there are many things that are still relevant.


When I listened to this album, my impression was, that it is a musically way from the past to the presence. First part is special with your traditional music and in progress, there are more and more parts from Ivar. Is this impression correct?


Yeah, in a way, I understand what you mean. I would say that this whole album, for me personally, feels more like a complete piece, at least if you compare it to “Skuggsjá”. I felt that was more fragmented. This feels more like a complete story in a way, but yeah, as you say, it has this progression and nice balance of modern and historical. To me, it feels more like an album than the previous album.


To the lyrics! I don´t know the Norwegian language. Did you use the actual form or ancient words?


Both, I would say, but actually mostly west-Norwegian dialect, and of course… When I write lyrics, I always try to play a lot with the language and to include a lot of the oldest words as well in the contemporary language. It is this strange archaic mixture of languages, I guess.


Are there plans for further albums with Ivar?


At this point, we don’t have any specific plans, but on the other hand, we do enjoy working together, so the potential of creating more music together is for sure there. So, yeah, I think it’s quite possible, but we don’t have any specific ideas at this point.


You presented the songs together with Ivar at four concerts near Bergen! Are plans for similar concerts at other places?


At this point, there isn’t any specific plans, but it was something that we very much enjoyed, so I do see the potential that we’re gonna do it more at some point, but I don’t know. We don’t have any specific plans for it, but it’s definitely something I could see happen. I hope!


Why do you not make a special tour together with ENSLAVED?


We did some single shows together with ENSLAVED, and who knows, maybe we do that, but ENSLAVED, they tour a lot more than we do with WARDRUNA.
We try to keep our shows very exclusive in a way. I don’t want to tour very much with WARDRUNA, we only do short tours and stuff like that, but sometimes we have done special events together with ENSLAVED and it definitely works well, so there might be some events like that in the future as well.



Next time I will see you at Midgardsblot festival! You often played there. Is this a special place for you?


Yeah, I have been there a couple of times. The place itself is a special place. It’s considered to be a very old holy place and if you go there, you definitely feel that feeling as well. It’s a great thing to also perform on these sites, I have done so a couple of times outside of the Midgardsblot festival, so it’s definitely a place I very much enjoy. I was there only 2 weeks ago and performed.


What do you think about the lots of Viking Metal bands? Are they useful to understand Norwegian history?


It’s a difficult question. It’s not something I listen to myself, but on the other hand, I don’t really listen much to music at all. But I guess it’s difficult to sort of generalize all Viking Metal bands into one category, because there is a lot of different levels of knowledge and how seriously these various bands take their music, and the content of their music and the lyrics, so it’s difficult to give a generalized answer to that. I think that some of it is definitely useful, and some of it is probably not. There is a lot of bands in that genre that has a very stereotypical version of that history and the traditions - a little bit macho.


I don´t know if you ever played in Austria, but is there a chance to see you sometime in my home-country?


Absolutely, that’s something we are working on. So, I do think that we’re gonna come to Austria in the near future. That has almost happened several times already, but for various reasons it fell through, but very short we’re gonna be in Austria - soon.


What are your plans for the future?


In terms of music, I definitely feel that there’s still many things and projects I want to do, songs I wanna write and stuff like that. The plan is basically to just continue making music and art in various forms.


And please finally some last words to your fans and our readers?


Well, if you haven’t heard our music, I hope you will take a chance to check it out, and if you are already one of our fans, I very much thank you for your support and we’re gonna do our best to come to Austria soon.


Thank you for this interview and I wish you all the best!






www.facebook.com/IvarBjornsonEinarSelvik

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 23.08.2018
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