Interview mit JÖRMUNGAND - Ein Album als Gesamtkunstwerk


Der Bandname JÖRMUNGAND wird wohl in Österreich den meisten nicht viel sagen, dabei macht die Gruppe wirklich mitreißende Musik. Durch meine vielen Deutschland-Festivals kenne ich diese Band schon einige Jahre und hatte die Gelegenheit, mit Sänger Stef ein Interview zu führen. Dabei ging es um Stilwechsel, die Möglichkeiten für Bands in Deutschland, das Darktroll Festival, das neue Album „Zwischenwelten“ und die Faszination der „Unendlichen Geschichte“!

Hallo! Es freut mich die Gelegenheit zu haben, dir einige Fragen zu stellen.
Nachdem euch sicher nicht viele Österreicher kennen, möchte ich dich zuerst einmal um eine kurze Vorstellung bitten!



Moin! Ich bin Stef, Sänger der Kölner Pagan Metal Band JÖRMUNGAND.




Danke, das war wirklich kurz ;)
Das erste Mal hab ich euch am Darktroll-Festival auf der Bühne erlebt, als du mir ein „Rübezahl“ ins Gesicht brülltest! Was ist seither alles passiert?



Das war ein schöner Auftritt, an den ich mich gerne erinnere!
Seitdem ist eine ganze Menge passiert. Zum einen haben wir uns musikalisch stark weiterentwickelt, unser Bühnenbild verändert und zum anderen hatten wir mit Mitgliederwechseln zu kämpfen.



Was denkt ihr, wie wichtig ist dieses Festival für die deutsche Szene?


Das Darktroll-Festival ist meiner Ansicht nach dahingehend wichtig für die Szene, da es vielen jungen und aufstrebenden Bands eine Bühne vor einem aufgeschlossenen Publikum bietet. Außerdem hat es ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: jedes Jahr spielen dort Bands, die vielleicht noch als Geheimtipp gelten und/oder sogar dort ihren ersten Gig in Deutschland spielen.
Dazu herrscht auf dem Festival eine so entspannte und familiäre Atmosphäre, dass es jedes Jahr einem Familientreffen gleicht.



Euer Debüt-Album war noch ziemlich variantenreich, das neue Werk „Zwischenwelten“ ist dagegen ein Konzeptalbum und klingt doch deutlich anders. Warum habt ihr euch für diesen Weg entschieden?


Der Schritt zu „Zwischenwelten“ war eigentlich ein ganz natürlicher. Im Laufe der letzten Jahre haben wir einfach gemerkt, dass wir aus der Musik des ersten Albums schlicht herausgewachsen sind. Uns hat es immer schon mehr in Richtung Pagan/Black Metal gezogen, weg von einem durchweg positiven Stil. Zudem wurde klar, dass wir uns auch thematisch nicht mehr mit den nordischen/germanischen Sagen/Mythen identifizieren können. Wir fühlen uns dennoch nach wie vor im Pagan zu Hause, aber das kann man ja auch anders ausdrücken.

Der Wunsch ein Konzeptalbum zu schreiben war von meiner Seite aus schon lange vorhanden. Ich mag es sehr gerne ein Album als Gesamtkunstwerk wahrnehmen zu können, bei dem jeder Song mit den anderen thematisch und auch musikalisch verwoben ist. Es ist quasi wie ein Buch zu lesen.





Wie seid ihr auf „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende als Thema für dieses Album gekommen?


Dave und ich hatten vor ein paar Jahren die Idee mal einen Song über „Die unendliche Geschichte“ zu schreiben, da es eines unserer absoluten Lieblingsbücher ist. Als ich dann wieder angefangen habe das Buch zu lesen, sagte mir ein Musikerkollege, das sei doch der perfekte Stoff für ein Konzeptalbum!
Ich fand die Idee großartig und habe mit dem Rest der Band darüber geredet und alle waren sofort begeistert davon.



Ihr verbindet sehr druckvolle Klänge mit vielen melodischen Elementen. War das für euch das passende Mittel zur Umsetzung des Themas?


Die genaue musikalische Umsetzung war im Vorfeld nicht explizit so geplant. Wir hatten zwar bereits ungefähre Vorstellungen davon, wo wir hin möchten, aber es hat sich während den Arbeiten an den Songs so entwickelt. Aber ich denke, dass wir die Atmosphäre des Buches musikalisch gut einfangen konnten.


Bei „In Hallen stummer Worte“ greift ihr ganz tief in die Symphonic-Kiste! Ist dieser Titel in Zusammenarbeit mit einem Orchester entstanden?


Nein, der Titel stammt aus der Feder von David und wurde tatsächlich rein digital erstellt. Hätten wir die Möglichkeit gehabt ein Orchester hinzuzuziehen, hätten wir das aber definitiv getan!




Ihr habt das Album in Eigenregie produziert! Möchtet ihr lieber ein Label haben, oder setzt ihr eure musikalischen Ideen lieber selbst um?


Es war eine großartige Erfahrung, das Album gänzlich selbst zu produzieren aber dennoch streben wir die Zusammenarbeit mit einem Label an. Es nimmt einem dann doch einen Gutteil an Arbeit ab und gibt einem mehr Möglichkeiten das Album an die Fans zu bringen.

Die Umsetzung unserer musikalischen Ideen sollte aber definitiv unabhängig von einem Label geschehen. Ich möchte mir nicht von einem Außenstehenden diktieren lassen, welche Musik ich zu spielen habe, nur damit es mehr Geld bringt. Klar sollte ein Label immer ein Auge drauf haben, dass die Qualität der Musik nicht in den Keller geht und Vorschläge sind immer willkommen, aber es darf kein Zwang daraus werden.



Wie schwer ist es in Deutschland als Band zu Gigs zu kommen?


Das ist denke ich nicht sehr schwer. Es gibt viele Gigbörsen im Internet für so ziemlich jedes Genre, und auch ebenso viele engagierte Bands, die gerne Gigs organisieren. Theoretisch könnte man so wohl jedes Wochenende irgendwo spielen.


Wie gut kennt ihr eigentlich Österreich, und würde es euch Spaß machen, einmal hier aufzutreten?


Ich für meinen Teil kenne Österreich so gut wie gar nicht. Ich war nur einmal in Zuge einer Klassenfahrt in der Berufsschule in Wien. Die Stadt hat mir aber definitiv sehr gefallen und ich möchte auch gerne wieder dort hin! Im Optimalfall dann natürlich als Band für ein paar Konzerte!


Welche Themen würden dich noch für ein Album interessieren?


Eher könnte man wohl fragen, welche Themen uns nicht interessieren würden. Ich setze mir da eigentlich keine Grenzen, sondern bearbeite das Thema, das mich gerade beschäftigt. Das kann von historischen Ereignissen bis zu den düstersten Dystopien so ziemlich sein. Vielleicht auch wieder ein Buch, wer weiß das schon.


Welchen Metal-Fans würdet ihr euer Album empfehlen?


Jedem, der sich gerne Zeit nimmt ein Album auf sich wirken zu lassen und gerne mal über Genregrenzen hinweg sieht. Wenn man Black Metal, Pagan Metal und Folk Metal mag, sollte man da mal reinhören!




Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?


Erst einmal ist der Plan die Band wieder zu komplettieren, da uns derzeit Drums und eine Gitarre fehlen. Wenn sich unter den Lesern dabei angesprochen fühlt, darf sich gerne bei uns melden!
Dieses Jahr steht für uns auch ein Gig auf dem Wolfszeit Festival an, auf den wir uns immens freuen!



Und zum Abschluss einige Worte an unsere Leser?


Solltet ihr uns noch nicht kennen, riskiert doch mal ein Ohr und hört mal auf Bandcamp und YouTube rein und vielleicht sieht man auch den ein oder anderen auf unseren zukünftigen Konzerten!


Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen, und ich wünsche euch das allerbeste für die Zukunft!


Danke für das Interview und dir auch nur das Beste!


de-de.facebook.com/Joermungand

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 23.04.2018
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