...quasi in letzter Minute könnte ich dieses Interview mit Roland von FRESNEL (vormals CAUTERY) noch an den Lugi schicken, es ist also noch wirklich ganz frisch! Wenn ihr es nicht glaubt, dann liest selber *g*!

viel Spaß - martin

martin: Seit wann gibt es FRESNEL nun schon? Wer vergewaltig welche Instrumente bei eurer Partie?

Roland: Anfang Juni hatten wir das erste Konzert in neuer Zusammensetzung, an der sich seitdem eh schon wieder was geändert hat. Jedenfalls hat das Mikro jetzt Andreas von APPEND:X, Gitarre der Harald, ich am Schlagzeug und noch ein Andreas am Bass, der vorher bei LEGALIZE IT Gitarrist war. Mit den beiden Andreasen müssen wir uns namenstechisch wohl noch was einfallen lassen.

martin: Jetzt kommt eine schwierige Frage: Euer Musikstil wird laut eurer Homepage als "Hardcore Noise Metal", "Noisecore" oder "Deathrock" bezeichnet, doch welchen Namen häbt ihr für eure Ergüsse gefunden?

Roland: Die Bezeichnungen auf der Homepage haben im Prinzip eh wir uns ausgedacht, und was in die Bandinfo kommt, findet sich in den Reviews wieder. "Deathrock" wegen den Wurzeln, "Noise" wegen den disharmonischen Gitarren und "Core" deswegen, weil das ganze ziemlich chaotisch arrangiert wird. Unserer Tendenz nach kommt "Noisecore" am ehesten hin. Und ausserdem: Labeling sucks!

martin: Eure Roots sind ja im Death Metal zu finden, wie steht ihr eigentlich jetzt, 8 Jahre danach dazu? Und beeinflußen diese Roots noch heute eure Musik?

Roland: Damals haben wir uns an ENTOMBED, CARCASS, PUNGENT STENCH usw. orientiert und genau diese Klassiker hören wir uns heute immer noch gern an. Death Metal von heute schmeckt uns irgendwie nicht mehr so, scheint alles schon sehr ausgereizt und vieles wird nur mehr x-fach wiederholt. Is aber auch ok, solang Leute ihren Spaß daran haben. Ich glaube, daß das auch noch lang so bleibt, weil auch die Death Szene dynamisch ist und sich mit ständigen, leichten Stilveränderungen ihren Weg zu den Leuten bahnt, die sich dafür begeistern können. Was uns sicher vom Death Metal geblieben ist, ist unsere Liebe für rohe, brutale Musik. Halt ohne Doublebass, Grunzen, Blastbeats und langen Haaren.

martin: Wieso kam eigentlich dieses Jahr der Entschluß den Bandnamen zu wechseln? Vor allem weil euer Stil sich ja schon vor einigen Jahren vom Death entfernt hatte?

Roland: Das war ein Grund, und nachdem jetzt nur mehr zwei Gründungsmitglieder über sind, die mittlerweile ziemlich andere Musik machen als am Beginn, wars einfach Zeit für eine Neudefinition.

martin: Euer erstes Release "Leechy Ways To Leave Your Lover" (1997), war das noch ein Death Metal Album, oder schon im "neuen" Stil?

Roland: Weil ich gerade Blastbeats und Doublebass gesagt habe - eigentlich ist das bei CAUTERY nur minimal zum Einsatz gekommen, wir waren wohl eher die Midtempo-Abteilung. Als Death Metal Platte würde ich die "Leechy" trotzdem bezeichnen, allerdings als eine komische Art davon. So sehr Death Metal wie etwa PUNGENT STENCH oder DISHARMONIC ORCHESTRA Deathmetal waren oder nicht waren. Sehr verwaschene Aussage, ich weiß...

martin: Wie waren eigentlich die Reaktionen auf Release Nr. 2 "Put Me In Three Clothes"? (1999; Review im Earshot-Archiv)

Roland: Da hats mit dem "neuen Stil" angefangen, in einzelnen Reviews war man enttäuscht, daß es nicht mehr so klingt wie die "Leechy", aber den meisten hat die Mischung gefallen. Ich schau mir grad die Reviews durch, was da teilweise für Vergleiche gezogen wurden ist schon witzig. Der Lugi schreibt im Earshot ja auch von NIN-Parallelen, auch FETISH69, HELMET, GWAR oder NONOYESNO war dabei. Aber nur ein Verriß aus Linz.

martin: Zwei neue aufgenommenen Songs erscheinen ja laut HP noch dieses Jahr auf einer Compilation von firewalkwithme records. Doch ist auch eine eigene
FRESNEL-CD in Aussicht und wenn ja, wann?

Roland: Es wird ein Song auf den "Postcards From The Heartland" Sampler kommen, der andere neu aufgenomene kommt auf andere Compilations. Auf den firewalkwithme Sampler freuen wir schon sehr, weil auf dem auch sonst gute Bands drauf sind (DIVISION OF LAURA LEE, NIKAD, PLASTIC PRIDE, YAGE etc.) und alles was der Thomas von firewalkwithme anfasst sowieso gut wird. Harald hat mit ihm mal über ein Release geredet, er würde gern was machen, aber im Moment scheitert es an Geld und Zeit - er möchte mal die anstehenden Dinge über die Bühne bringen und vielleicht haben wir dann in der Zwischenzeit auch genug Material für eine CD. Im Moment sind es vier FRESNEL Songs die unveröffentlich sind, ist ein bisschen wenig, aber der Songwritingprozess zieht sich bei uns immer über Monate, bis alles ausgefinkelt ist und paßt.

martin: Am 29.9. hat Euer Sänger sein letztes Konzert mit euch gespielt. Kannst/willst du uns etwas über die Hintergründe verraten? Das er Mitglied in einer Boygroup wird - so wie er es am 29.9. in Rudmanns/Zwettl verkündet hat - gilt nicht als Antwort. *g*

Roland: Kann schon sein, daß er eine Boygroup startet. Dann hat er wenigstens die Frauen bei den Konzerten, die ihm bei uns immer gefehlt haben, hehe. Na ja, Hauptgrund war das sicher nicht. Aus seiner Sicht hat er nichts zu unserer Musik beitragen können. Nachdem die Musik von uns kommt und wir auch von Vocals Vorstellungen haben, hat er erst gar nicht versucht, selbst was zu machen. Aus unserer Sicht hat ihm dafür nur das Interesse gefehlt und seine Freizeit war ihm dazu zu kostbar. Auf Tour hat er realisiert, dass ihm die Sache nicht mehr recht viel bedeutet, also wollte er für jemanden Platz machen, der den Bandgedanken stärker vertritt als er. Schon bedauerlich nach sieben Jahren, aber eine Entscheidung, die sicher gut für die Band war.

martin: Habt ihr eigentlich schon Ersatz gefunden?

Roland: Yo! Wir haben Glück gehabt und innerhalb einer Woche unseren Idealmann gefunden. Andreas probt mit APPEND:X nur alle 2 bis 3 Wochen in Oberösterreich, also hat er im "Yummy-Store" nachgefragt ob wer eine Band in Wien weiß, die einen Sänger braucht. Naja, und Harald war eben den Tag zuvor dort...

martin: Wird er eure Musik in irgend einer Weise beeinflussen?

Roland: Am Vocalpart wird sich zwangsläufig was ändern, weil die Texte ab jetzt nicht mehr von uns sondern von ihm kommen. Cool wärs wenn er damit auch eine Entwicklung in unserer Musik bewirken könnte, ausserdem werden wir vielleicht schneller beim Songschreiben, wenn Musik und Text parallel gemacht werden.

martin: Ihr schreibt auf eurer HP, daß ihr zwar schon eine politische Haltung habt, diese aber nicht in eurer Musik transportieren wollt, da ihr ja eine Band und keine Partei seid. Findet ihr es im Allgemeinen für eine Band unpassend "politisch" zu sein, oder triff das nur speziell auf eure Band zu?

Roland: Das könnte auch was sein, was uns vom Death Metal geblieben ist. Politische Death Bands gibts ja wenig, wir waren auch keine, also sind wir auch keine politische HC/Noise/whatever Band geworden. Wer weiß, vielleicht ändert der Sängerwechsel was daran. Ist ja nichts schlimmes politische Texte zu haben, kommt halt ganz auf die Entwicklung der jeweiligen Band an. Es gibt nur gerade im Hardcore Bereich leider etliche Bands, die mit aufgesetztem politischem Blabla versuchen ein Image zu formen, nur um damit dem Anspruch der ?Szene' gerecht zu werden. DANN ist Politik Scheiße.

martin: Wie war eigentlich eure Tour in unsere südöstlichen Nachbarstaaten?

Roland: Gefährliche Frage für ein Webzine-Interview. ich könnt jetzt noch 10 Bildschirmseiten reden, obwohl die Tour eh nur so kurz war. Angefangen hats schon chaotisch: Wir hätten die Dates ja eigentlich mit einer zweiten Band spielen sollen, nur haben sich die am Morgen nachdem wir sie in Italien getroffen haben aufgelöst, also sind wir alleine gefahren. Das Schlagzeug war im Bus der heimgefahrenen Band also haben wir erstmal alle Veranstalter kontaktiert, ob die Gigs stattfinden und ob sie nicht ein Schlagzeug stellen können? unterwegs kommt man halt in allerhand positive und negative Situationen, aber am Ende überwiegt das Positive, sonst würden wirs nicht mehr machen.

martin: Ich weiß zwar nicht wie ihr es so mit Hopfenpago hält, aber gab es dort auch überall gutes Bier? *g*

Roland: In Italien hats eines gegeben mit einzigartigem Hexoral-Hustensaft-Flavour. Das war sogar warm so gut, dass wir nicht mehr wissen wie es geheissen hat. Aber es steht in Italien im Supermarkt links neben dem Eingang in kleinen braunen Flaschen. Unter den kroatischen Bieren ist das PAN nennenswert, bei dem sind wir dann auch geblieben. Am billigsten war es klarerweise in Ungarn - Heineken und so. Als Zeitvertreib von einem Abend zum anderen haben sich jedenfalls alle getesteten Marken bestens bewährt.

martin: Wie war das Publikum bei eurer Tour?

Roland: Die Konzerte sind dort ziemlich anders abgelaufen als bei uns. Vor allem in Kroatien. In Kutina sind bis 22:00 fast keine Leute erschienen und plötzlich waren schlagartig 150 Leute da, grossteils Punks und alle mit Plastiksackerl mit selbstgemischten Getränken. Dementsprechend abgegangen ist es dann auch während dem Konzert. Das letzte Lied haben wir abbrechen müssen, weil im Chaos auf der Bühne Kabel ausgesteckt wurden und zwei Leute im Schlagzeug gelegen sind. In Varazdin hat jemand den Boxenturm niedergerannt und die Gesangsanlage ist durchgebrannt - haben wir auch abbrechen müssen, das Konzert. Echt wilde Partie die Kroaten, aber cool. In Ungarn haben wir auch ausschliesslich nette Leute getroffen, nur in Italien wars im Vergleich ein bissl fad.

martin: Ihr seid ja eine wiener Band, doch ursprünglich kommt ihr doch aus Krems, oder?

Roland: Weiss nicht. drei aus Krems und Umgebung, ein Oberösterreicher, aber alle unter der Woche in Wien. Laut Volkszählung klar eine Wiener Band, aber is des net eigentlich wurscht?

martin: Gibt es eine Szene in Krems und Umgebung?

Roland: Früher waren öfters Konzerte in Krems und massenhaft Leute dort. Das "Avalon Exil" in Krems hat anfangs auch noch viel gemacht, aber jetzt auch immer weniger. Dann gibts noch den "Jazzkeller" und eine handvoll unterschiedlichster Bands die durchaus dahinter sind, aber dafür, dass es in Krems eine Menge Schüler gibt, kommen einfach zu wenig zu Konzerten. Das Einizge wo es derzeit stimmt ist bei Punk Shows, ansonsten ists für jeden schon zu riskant Konzerte zu machen.

martin: Wurde das ziemlich gelungene Design eurer Hompage (www.fresnel.at) von euch vorgegeben, oder hatte der Webdesigner freie Hand?

Roland: Die Site hab ich gemeinsam mit einem Freund gemacht, der uns auch schon bei der Cautery Site geholfen hat. Wir haben schon einige Sites zusammen gemacht, wobei großteils der Designpart von mir kommt und der Code vom Robert - Danke nochmal an dieser Stelle! - Eigentlich wollten wir die Site alle paar Wochen redesignen, aber beim zweiten sind wir schon hängengeblieben, war eh irgendwie klar?

martin: Wer hatte eigentlich die Idee mit den Vergrößerungen der einzelnen Bildausschnitte ( siehe HP -> Information), wenn man mit der Mouse darüber fährt (schriftlich sehr schwer zu beschreiben, schaut es Euch selber an... *g*)

Roland: Weiß ich nicht mehr genau, ich glaub wir sind da bei einer Photoshop-Session draufgekommen, nachdem wir die Ergebnisse der Selfscan Aktion am Bildschirm hatten. Das war alles so schön grauslich fein aufgelöst, viel zu schade für nur ein kleines Bild, hehe.

martin: Roland, du hast doch das Coverartwork eurer beiden CDs gemacht. Ist Graphikdesign so ein Hobby von Dir?

Roland: Bei der "Leechy" wars noch mein Hobby, bei der "Clothes" wars schon mein Job.

martin: Was war das mit Abstand peinlichste Erlebnis, daß ihr als Band erlebt habt?

Roland: Sehr peinlich ist, dass wir als CAUTERY zwei Anläufe gebraucht haben um draufzukommen, dass der ABC vom Rockhaus die ärgste Arschpartie ever ist.

martin: Was wird bei euch so in näherer Zukunft passieren?

Roland: Wir werden den Gesangs-Andreas die nächste Zeit gehörig quälen, bis er alle Lieder drauf hat und dann schaun, ob wir nicht wieder in Ungarn spielen können, möglichst viel an neuen Songs tüfteln und wenn geht nächstes Jahr wieder touren. Unser Cautery-Gitarrist Michi ist vor kurzem wieder aus Moskau zurück und eventuell ist er bei ein paar kommenden Proben dabei um zu sehen, ob er sich auch bei FRESNEL wieder einbringen kann. Ob er dann wieder mitmacht ist aber noch sehr unklar und hängt nicht zuletzt davon ab, ob er genug Zeit dafür hat.

martin: Zu guter Letzt noch ein Schlußwort!

Roland: Ich höre gerade wieder die neue NEUROSIS, die is echt a Wahnsinn? Danke für die Fragen und das nichtfragen was Fresnel heißt.