Interview mit JACOBS MOOR - Wir leben ja in einer Egogesellschaft


Mit JACOBS MOOR haben wir seit einigen Jahr die österreichische Antwort auf NEVERMORE, aber auch viel mehr, wie uns "Self" kürzlich bestätigte. Denn trotz einigen Einflüssen, sind die Jungs um Ex-STYGMA Sänger Ritchie Krenmaier eine eigenständige und ambitionierte Band, die Fans des US-Power Metal mühelos ansprechen sollte. Warum man nach wie vor ohne Label agiert und was es mit "Self" auf sich hat, fanden wir im Gespräch mit Ritchie und Drummer Rainer heraus.


Servus Jungs, seit unserem letzten Gespräch, ist einige Zeit vergangen und ihr habt seitdem sowohl eine neue EP als auch das aktuelle Album „Self“ veröffentlicht. Was hat sich seit eurem Debüt noch getan bei JACOBS MOOR?


Rainer: Hi Max, danke für die Einladung zum Interview. Wie du schon gesagt hast, haben wir eine EP und ein neues Longplay-Album produziert und veröffentlicht. Die EP war eigentlich nur ein „Zwischenschritt“ zum zweiten Album, die zwei neuen Studiosongs haben uns nicht wirklich aufs Album gepasst. Andererseits waren die beiden Songs die erste Studioproduktion zu fünft bzw. zu sechst. Das Debütalbum „All That Starts“ haben wir ja zu dritt produziert. Johnny Sommerer, unser Hauptsongwriter und der Gitarrist/Bassist/Cellist des Debütalbums ist nach wie vor dabei, hat mit Richard die beiden EP-Songs geschrieben und auch den Großteil des neuen Albums. Die Arbeit zu sechst läuft super, es macht großen Spaß mit den Jungs live und im Studio zu arbeiten. Die EP beinhaltet auch fünf Live-Songs, alle aufgenommen beim Live-Debüt und Album-Release-Konzert 2014 im Alten Schlachthof Wels. Damit wollten wir unseren Fans die Wartezeit bis zum zweiten Album verkürzen. Das neue Album „Self“ kommt sehr gut an, wir haben dafür weltweit noch bessere Kritiken als bei den letzten zwei Releases bekommen. 2017 war bis jetzt das Jahr mit den meisten Konzerten, im Herbst haben wir das neue Album in vielen Clubs präsentiert.




„Self“ ist ein ungewöhnlicher Titel für ein Album. Sollte es eine Variation des „Selftiteled“ bzw. eines titellosen Albums sein, oder steckt da mehr dahinter?


Rainer: Interessanter Ansatz, mir gefällt auch, dass das Album ein „Self-Release“ ist, aber ich denke Richard kann dazu mehr sagen.

Richard: Die Texte auf „Self“ sind sehr persönlich, es geht um persönliche Interaktion mit verschieden Themen bzw. Situationen. Wir leben ja in einer ziemlichen Egogesellschaft. Jeder hat eine Meinung zu allem die natürlich „wichtig und richtig“ ist. Das was wir glauben zu sein ist das sogenannte „selbst“ oder ich, also „Self“. Bei „Watching Atrocities“ zum Beispiel geht es darum, was das was wir uns im Internet oder anderen Medien täglich reinziehen mit uns langfristig auf einer geistigen Ebene macht.


Erneut habt ihr im OÖ-Raum Welser Schl8hof, aber auch in der Zuckerfabrik Enns eure Release-Partys gefeiert. Wie habt ihr diese in Erinnerung?


Rainer: Ich liebe beide Locations und freue mich immer, dort zu spielen. Im Welser Schl8hof haben wir ja mittlerweile schon zum vierten Mal gespielt, das ist fast schon sowas wie ein fixer Gig jedes Jahr mit anschließender Mega-After-Show-Party. Die letzte Album-Release-Show haben wir 2018 im Rockhouse Laakirchen gespielt, auch eine coole Location mit sehr netten Leuten.


Gibt es Unterschiede in der Entstehung, Songwriting, Aufnahmen und so weiter, zum Vorgänger?


Rainer: Der größte Unterschied ist sicherlich, dass wir nun zu sechst sind, die fünf Mitglieder der Live-Band und Gründungsmitglied, Songwriter und Edel-Joker (Substitut) Johnny Sommerer. Erstmals haben sich auch andere Bandmitglieder beim Songwriting beteiligt, Johannes hat den Opener „Watching Atrocities“ und Rupert „Distance“ geschrieben. Ein weiterer großer Unterschied zum Debüt ist, dass wir diesmal für das Mastering zu einem etablierten, Szene-bekanntem Studio gegangen sind. Tony Lindgren (arbeitete u.a. für SEPULTURA, KREATOR, PARADISE LOST, JAMES LABRIE und LEPROUS) hat das Album, nachdem ich es gemischt habe, in den Fascinationstreet Studios in Schweden gemastert und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Richard: Beim Songwriting war das Wissen über die Stärken des
Kollegen und das Vertrauen ineinander viel besser als beim ersten Album.
Wir wussten auch im Vorfeld in welche Richtung wir gehen wollten.





Und wo seht ihr die Unterschiede oder den Fortschritt im Endergebnis zum Vorgänger?


Rainer: Die Unterschiede sind eben im Sound klar hörbar und ich finde, man hört, dass wir jetzt eine Band sind. Das erste Album ist doch mehr als „Studioprojekt“ entstanden. Mir gefällt auch, dass wir unsere Trademarks ausgebaut oder intensiviert haben, das Album ist zwar deutlich härter, aber es gibt noch immer die melodiösen Refrains.


Mit „Hopeless Endeavour“ habt ihr ein echtes Epos geschaffen. War dies geplant oder ist das einfach beim Schreiben passiert?


Richard: Nachdem Johnny und ich einen anderen Song fertiggestellt hatten, habe ich ihm gesagt, dass ich gerne einen sehr langsamen Song für das nächste Album haben will. Wie bei ihm üblich hat er ein bisschen herum gejammt und kam ziemlich schnell mit dem Akustik-Anfangsthema daher. Von da an ging alles Schlag auf Schlag und 4-5 Stunden später war der Song großteils fertig. Am nächsten Vormittag haben wir die Vocals aufgenommen. Ich bin persönlich sehr stolz auf diesen Song, er ist einer meiner Lieblinge.

Rainer: „Hopeless Endeavour“ ist einer meiner Lieblingssongs, ich freue mich, dass er auch bei so vielen Leuten, die das Album gehört haben so gut ankommt und kann er kaum erwarten, ihn endlich live zu spielen.


Was sehen wir auf dem Artwork?


Richard: Das Artwork zeigt auf ironische Weise den Titel „Self“.
Wenn man bei einem Menschen fast alle wichtigen Erkennungsmerkmale weg nimmt bleibt nur noch das was man auf dem Cover sieht.


Rainer: ich muss mich an dieser Stelle bei unserem Freund und langjährigem Weggefährten Christian Taschner für seine tolle Arbeit bedanken. Er hat das Coverartwork aller unserer Alben gemacht.


Wie sind die Fan-Reaktionen und Kritiken dieses Mal ausgefallen?


Rainer: Wie bereits erwähnt, sind die Kritiken diesmal noch besser, als beim Debüt-Album und bei der EP, auch wenn manch Kritiker mit dem Stilmix seine Probleme hat.




Bei unserem letzten Interview vor gut zwei Jahren, meintet ihr, dass das Album damals bereits fertig war, aber noch aufgenommen gehört. Warum hat es dann noch relativ lange gedauert und habt ihr dann schlussendlich doch nochmal an den Songs gefeilt?


Rainer: Wir hatten mit „The Evil In Me“ und vor allem „Away“ zwei Songs die nicht so recht auf das Album passten, wir kannten zu dem Zeitpunkt schon viele Songs vom zweiten Album. Deshalb und um mit unserer kompletten Band zum ersten Mal aufzunehmen und zu produzieren haben wir vor dem Album die EP gemacht. Außerdem wollten wir uns genug Zeit nehmen, alle Songs vorher zu proben und noch gemeinsam an Arrangements zu feilen, was den letzten Feinschliff gebracht hat. Für das Aufnehmen und Mischen haben wir „nur“ elf Monate gebraucht, im Vergleicht zum Debüt-Album (fast drei Jahre) eine absolute JACOBS MOOR Bestzeit. :)


Eure DIY-Einstellung hat sich offenbar nach wie vor nicht geändert. Solange ihr nicht den passenden Partner findet, habt ihr die Dinge immer noch lieber selbst in der Hand?


Rainer: Wir haben mit ein paar Labels verhandelt, es war aber letzten Endes doch nichts Passendes dabei. Es macht für uns nur Sinn zu einem halbwegs etablierten Label zu gehen, das bereit ist, für uns bzw. unser Produkt auch was zu tun. Solange wir hier keinen Partner finden, werden wir weiterhin unsere Musik selber veröffentlichen. Der digitale Vertrieb für „Self“ kommt heuer auf jeden Fall noch, wahrscheinlich wieder über Bleedingstar Records, mit denen wir auch „All That Starts“ und „The Evil In Me“ veröffentlicht haben.


Gibt es schon weitere Live-Pläne oder schreibt ihr bereits fleißig an weiterem Material?


Rainer: Beides. Der nächste Live-Termin ist der 6. April im Rockhouse Salzburg, ich arbeite an weiteren Konzerten. Wir sind außerdem tatsächlich schon wieder beim Songwriting für das nächste Album! Zudem wir es heuer noch neue Videos von Songs des aktuellen Albums geben.


Ihr seid ja teilweise auch in anderen Projekten/Bands involviert. Was gibt es da aktuell zu erzählen und welchen Stellenwert hat JACOBS MOOR im Gegensatz zu den anderen Betätigungsfeldern?


Rainer: Ich spiele mit Rupert unserem Gitarristen bei ELEPHANTS IN PARADISE, eine Female-Fronted Modern Metal Band. Am 16. Februar kommt unser erstes Album „Wake Up“. Ansonsten spiele ich viele (Cover)-Jobs, weil ich das so wie alle in der Band ja auch „beruflich“ mache.





Danke für eure Zeit, gibt es noch etwas zu sagen?


Rainer: Eines meiner Lieblingszitate: „Heavy Metal – or no Metal at all!” :) Support the Underground! Danke Max, dass du uns immer wieder die Möglichkeit gibst, unsere Musik zu präsentieren!

Richard: Danke an alle die sich für unsere Musik interessieren und uns supporten. Ihr seid mit der wichtigste Grund warum wir unsere Musik machen!!!!




www.jacobsmoor.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 07.02.2018
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