Interview mit DARKFALL - Die Marschrichtung stimmt


Die österreichischen Deather DARKFALL, haben eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Dennoch kämpfte man sich verbissen durch und veröffentlichte nun endlich das zweite Album "At The End Of Times", welches qualitativ und stilistisch einen weiten Sprung nach vorne machen konnte. Wie man das bewerkstelligte, erklärte uns Fronter Spiwi im Interview.



Hey Spiwi, ihr habt kürzlich eure Release-Show gespielt und vorab am Kaltenbach spontan schon eine Show einschieben „müssen“ – wie waren die ersten Gigs mit dem neuen Material?


Servus Max! Ja, die ersten Shows mit dem neuen Material sind nun absolviert und die erste Zwischenbilanz ist durchwegs positiv. Die Show am Kaltenbach Open Air ergab sich zwar zufällig, da DESTROYER 666 krankheitsbedingt absagen mussten und wir so die Chance bekamen für sie einzuspringen. Der Auftritt war trotz der kurzen Vorbereitungszeit sehr erfolgreich und auch die Publikumsreaktionen zeigten, dass wir wohl ein würdiger Ersatz waren. Wir spielten auf dem Kaltenbach Open Air glaub ich vier neue Nummern, wobei wir drei davon schon auf anderen Konzerten wie dem Donauinselfest oder auch im Ausland präsentiert hatten. Die offizielle Release-Show zu unserem neuen Album „At The End Of Times“ fand dann zwei Wochen später, am 08. September im Grazer Orpheum statt, und es war schon etwas Besonderes eine ausverkaufte Show verkünden zu dürfen. Am nächsten Tag spielten wir noch auf dem Hard Summer Festival in Deutschland und das Wochenende darauf starteten wir eine kleine Tour mit Stopps in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Auch die nächsten Wochen werden für uns sehr interessant werden, da wir bis Mitte Dezember an fast jedem Wochenende Shows im In- und Ausland absolvieren werden.




„At The End Of Times“ ist in 22 Jahren von DARKFALL das erst zweite Album. Klingt irgendwie etwas frustrierend.


Klar ist das nicht unbedingt die beste Ausbeute, aber dieser Umstand hat auch seine Gründe. Da dies bereits in vielen anderen Interviews bereits breitgeschlagen wurde, möchte ich nur oberflächlich darauf eingehen. Kurz zusammengefasst dauerte es nach dem großen Split im Jahr 2004 eigentlich bis 2012 bis wir endlich wieder ein stabiles Line-Up am Start hatten, mit dem es auch möglich war die Arbeiten an einem Album zu beenden. Dieser Umstand war natürlich sehr frustrierend, aber ich bin froh, dass wir uns trotz der Schwierigkeiten nie aufgelöst haben und live immer präsent waren. Alles andere ist inzwischen unwichtig geworden und mein Dank gilt allen Beteiligten, ehemaligen und aktiven Mistreitern die das alles möglich gemacht haben.


Eigentlich wolltet ihr das Teil schon im Frühjahr 2016 veröffentlichen. Jetzt ist es doch Herbst 2017 geworden. Woran lag das?


Die Verschiebung ist auf einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt meinerseits zurückzuführen. Während meiner Zeit im Ausland war es für mich natürlich nicht immer möglich an meinen Gesangsparts im Tonstudio 66 in Österreich zu arbeiten. So war ich meistens nur hier um einige Konzerte zu spielen und bei Möglichkeit weitere Tracks einzusingen. Aufgrund dessen hat sich eben alles um diese Zeitspanne von etwas eineinhalb Jahren nach hinten verschoben und wir konnten erst Anfang 2017 bei Andy Classen im Stage One Studio den Endmix in Angriff nehmen.


Inwiefern habt ihr die Schließung von Noisehead, die ja euer vorheriges Album veröffentlichten, gespürt und wie seid ihr zu eurem neuen Deal gekommen?


Die Sache mit Noisehead Records kam natürlich doch sehr überraschend und wirkte sich nicht unbedingt positiv auf uns aus, aber im Endeffekt sind wir doch recht unbeschadet aus der Sache herausgekommen. Was hier alles schief gelaufen ist, möchte ich eigentlich nicht weiter kommentieren, da das Thema für die Band DARKFALL mit der Auflösung des Labels definitiv abgeschlossen ist. Nach der Beendigung an den Arbeiten zu „At The End Of Times“ machten wir uns auf die Suche nach einem neuen und geeigneten Label und nachdem wir mehrere Angebote erhielten, entschieden wir uns nach einigen Verhandlungsrunden für das deutsche Label Black Sunset/MDD Records. Im Zuge der Gespräche einigten wir uns auch auf eine Wiederveröffentlichung von „Road To Redemption“, welches eben als Vorgängeralbum auf Noisehead Records erschienen und inzwischen bereits vergriffen war, einige Wochen vor der Veröffentlichung von „At The End Of Times“.


Das Album scheint eine Art Neuausrichtung zu sein. Wie kam es dazu?


Es bot sich einfach an mit der Veröffentlichung von „At The End Of Times“ die Band DARKFALL rundzuerneuern und auf das nächste Level zu hieven. Wir entwickelten quasi ein Gesamtkonzept für die Band an sich und das dazugehörige Album. Das Erscheinungsbild der Band sollte dem Albumkonzept angepasst werden und umgekehrt. Es war uns wichtig das Gesamtkonstrukt DARKFALL auf eine professionellere Schiene zu bringen und uns dadurch auch stimmiger zu präsentieren.


Im Vergleich zum Vorgänger habt ihr nicht nur euren Stil verändert, sondern auch technisch, vom Songwriting her und der Produktion mächtig zugelegt. Gab es einen genauen Schlachtplan für dieses Albumf>>

Eine Stiländerung würde ich jetzt nur bedingt unterschreiben, da ich der Meinung bin, dass unsere Wurzeln oder unsere Tradition noch immer sehr präsent sind. Jedoch haben wir unsere Musik weiterentwickelt, alte Schemen einer Frischzellenkur unterzogen und auch neue Einflüsse zugelassen. Die Basis unserer Musik ist nach wie vor Thrash und Death Metal, wobei die Mixtur der einzelnen Komponenten sich auf dem neuen Album klar zum Death Metal hin verschoben hat. Die Songs klingen nun einfach brutaler und düsterer, ohne dabei auch die nötige Portion technische Raffinesse zu vernachlässigen. Diese Veränderung wurde jedoch nicht am Reißbrett skizziert, sondern ergab sich im Laufe des Arbeitsprozesses am neuen Album. Nach einigen Nummern war klar wohin die Reise gehen wird, und so musste auch ich meinen Gesang etwas anpassen und in tiefere Stimmlagen vordringen. Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, dies und jenes vielleicht noch verfeinert gehört, aber die Marschrichtung stimmt.


Wie ist der Titel des Albums entstanden und welche Themen behandelt ihr in dem Album bzw. wo nimmst du die Inspiration für die Texte her?


Der Albumtitel bringt eigentlich alle lyrischen Inhalte der einzelnen Songs auf den einen gemeinsamen Nenner: Das Ende durch Zerstörung und Chaos. Jeder der Texte handelt über den Niedergang oder den Zerfall einer Epoche, Religion, Kultur oder einzelner Individuen. Im Prinzip werden auf „At The End Of Times“ voneinander unabhängige Geschichten erzählt, welche jedoch alle den gleichen Ausgang haben. Sozusagen das Ende aller Zeiten aus verschiedenen Perspektiven.


Was kannst du mir über das Artwork erzählen?


Das Artwork wurde wie schon bei den vorhergehenden Veröffentlichungen von Michael Freitag, einem sehr guten Freund meinerseits, gestaltet und beschreibt den Albumtitel meiner Meinung nach auf eine sehr bizarre und deswegen auch perfekte Art und Weise. Das Hauptmotiv zeigt den Weltenbaum, welcher unsere altbekannte Erde, auf seinen in Flammen stehenden Ästen trägt. Daneben stehen zwei Wächter in Form von Pestärzten, welche stellvertretend für eines der dunkelsten Kapitel des Zerfalls unserer Zeitrechnung stehen. Jeder kennt wohl diese maskentragenden Ärzte, welche damals im Zeitalter der Pest versuchten Totkranken zu helfen, aber dazu verdammt waren ihnen beim Sterben zuzusehen. Für viele war die Pest damals aufgrund von religiösem Irrglauben der Zorn Gottes und Vorbote zum Ende aller Zeiten. Sinnbildlich müssen die Pestärzte nun auf dem Cover dem „Totkranken Erde“ beim Sterben zusehen.




Habt ihr denn bewusste oder unterbewusste musikalische Einflüsse?


Unterbewusste Einflüsse hat sicher jeder von uns, wobei ich mir aber ziemlich sicher bin, dass jetzt niemand von uns mit dem Vorsatz nach einer bestimmten Band zu klingen an dieses Album herangegangen ist. Eine Genrerichtung mag vorgegeben sein, aber im Grunde passiert alles so, wie es kommen soll. Wir versuchen uns innerhalb unserer DARKFALL-typischen Genregrenzen zu bewegen, vieles auszuprobieren und manchmal auch über den Tellerrand zu blicken. Vielleicht wird das nächste Album wieder komplett anders klingen, aber der Rote Faden bezogen auf das Erbe von DARKFALL wird dennoch immer klar und deutlich zu erkennen sein.


Wie liefen Songwriting und Aufnahmen zum Album bzw. wie entsteht normalerweise ein DARKFALL Song?


Grundsätzlich sind unsere drei Saitenmänner für das Komponieren der Riffs und der gitarrentechnischen Strukturen zuständig. Unser Schlagzeuger kümmert sich um die Ausarbeitung der Schlagzeugtracks und ich für meinen Teil bin eben für die Gesangslinien und Texte zuständig. Nachdem das Grundgerüst steht, arrangieren und bearbeiten wir die einzelnen Songs gemeinsam. Normalerweise ist dies unsere Standardarbeitsweise, nur diesmal konnten wir aus den vorher erwähnten Gründen bezogen auf meinen Auslandsaufenthalt nicht alle Gesangslinien vorher besprechen und meine Bandkollegen wurden erst nach den ersten Aufnahmen mit dem Ergebnis konfrontiert.


Was hat euch dazu bewegt gerade „Land Of No Return“ nochmal neu aufzunehmen?


Da wir den Song noch immer gerne live spielen, war es für uns naheliegend ihn als Bonustrack neu aufzunehmen und in ein neues musikalisches Gewand zu stecken. Der Song stammt ursprünglich von unserer EP „Firebreed“ aus dem Jahr 2001 und anhand dieser Neuaufnahme kann man sehr gut die Entwicklung der Band nachvollziehen.


Gibt es bereits Pläne zu einem Video?


Bereits vor einigen Wochen sind zwei Videos zu den Songs „Ride Through The Sky“ und „Ashes Of Dead Gods“ von unserem Label auf Youtube veröffentlicht worden. Von daher würde ich meinen, dass unsere Pläne diesbezüglich bereits ziemlich weit vorangeschritten sind. Die erste Auskoppelung war der doch sehr melodische und treibende Song „Ride Through The Sky“, welcher von unserem Filmemacher Gunther Rotbart in düsterer Endzeitmanier bildtechnisch umgesetzt wurde. Das Video erschien bereits Mitte August und kann auf Youtube angeklickt werden. Anfang September erschien dann noch ein Play-Through-Video zum Song „Ashes Of Dead Gods“, welcher im krassen Gegensatz zu „Ride Through The Sky“ sehr unmelodisch aus den Boxen knallt und mehr durch Brutalität und Härte zu überzeugen weiß. Das Video zeigt jedes der einzelnen Bandmitglieder bei den Recording-Sessions und man kann gut sehen, wie es uns so bei den Aufnahmen ergangen ist. Dieses Video haben wir selber geschnitten und zusammengebastelt, von daher war dies für einige von uns auch ein erster Schritt in Sachen Videoproduktionen.


Was waren so eure größten Highs und Lows in 22 Jahren DARKFALL?


Die Tiefpunkte sind ganz klar die vielen Line Up-Wechsel und unsere daraus resultierende Veröffentlichungsarmut. Hier ist leider einiges schief gegangen und wahrscheinlich auch sehr vieles liegengelassen worden. Unsere absoluten Höhepunkte waren sicher die Veröffentlichungen unserer beiden Alben und unsere zahlreichen Konzerte, wobei unsere Auftritte auf dem Kaltenbach Open Air und unsere ausverkaufte Release-Show schon sehr besonders waren. Solche Konzerte bleiben einem in Erinnerung und man nur hoffen, dass es so weitergeht.




Wie sehen die weiteren Pläne für dieses und nächstes Jahr für DARKFALL aus?


Dieses Jahr hat die Live-Promotion-Kampagne für unser neues Album absolute Priorität und wir werden bis Mitte Dezember noch einige Kilometer im In- und Ausland hinter uns bringen. Besonders freue ich mich schon auf unseren Auftritt auf dem Einhoven Metal Meeting, der sicher ein würdiger Jahresabschluss 2017 werden wird. Im ersten Halbjahr 2018 haben wir live-technisch auch einiges vor, werden hier aber eher auf größeren Festivals bzw. Open Airs und weniger auf Clubshows zu sehen sein. Von Jänner bis April stehen ein paar Wochenendtourneen im Ausland auf dem Programm und mit Mai starten wir dann auf diversen Festivals und Open Airs wieder voll durch. Nach dem Sommer werden wir uns dann wieder etwas zurücknehmen und mit den Arbeiten am kommenden Album beginnen.


Gibt es ein absolutes Wunsch-Tour-Package?


Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein. Eine mehrwöchige Tour zu spielen scheint auf den ersten Blick durchaus reizvoll, aber die Zeiten haben sich geändert. Ein sinnvolles Angebot zu finden ist sehr schwer geworden und mit dem ganzen Buy-On-Bullshit ist es nicht viel einfacher geworden. Grundsätzlich sind wir einer Tour nicht abgeneigt, aber ein absolutes Muss ist ein solches Unterfangen auch wieder nicht.


Letzte Worte?


Vielen Dank für das Interview und die interessanten Fragen. An die Fans da draußen vielen Dank für eure Unterstützung in den letzten Wochen, checkt unser neues Album und unsere neuen Videos auf Youtube. Vielleicht sieht man sich noch auf einem der anstehenden Konzerte. Keep the flame alive!


www.darkfall.at

Autor: maxomer

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Beitrag vom 25.10.2017
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