Interview mit ALCEST - Tribut an meine Liebe zu Japan
[ENGLISH VERSION BELOW] Vor mittlerweile 17 Jahren erschienen ALCEST auf der Bildfläche und hoben das außergewöhnliche Genre Shoegaze auf eine neue Ebene. Im Sauseschritt eroberten die Französischen Klangzauberer die Bühnen der Welt, und ihre Alben bekamen so nach und nach Kultstatus. Wir hatten die Gelegenheit mit ALCEST-Mastermind Neige eine Unterhaltung zu führen, in der er viel über das neue Album, seine besondere Beziehung zu Japan und vielerlei anderes erzählte. Hallo! Schön, wieder die Möglichkeit zu haben, mit dir zu sprechen. Wir trafen uns in Leipzig vor zwei Jahren! Danach trafen wir uns in Wien, als ihr dort mit OPETH wart. Hatte diese Tour eine gute Wirkung auf eure Popularität?Es war eine wirklich gute Tour mit OPETH!Ihr spieltet auf der ganzen Welt. Welches war der faszinierendste Ort für dich?Für uns glaube ich Asien, Japan und China. Ich glaube, es waren nicht unsere Lieblingsorte, aber es fühlte sich so ganz anders an als das, was wir gewohnt sind. Es ist ganz anders, man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Die Kultur ist etwas ganz Besonderes, das Verhalten, die Mentalität, die Philosophie, das Essen, die Landschaften - alles ist ganz anders als in Europa. Deshalb war es sehr aufregend. Wir haben interessante Länder bereist. Das letzte Mal waren wir in Brasilien und es war wirklich auch toll und speziell. Wir waren zwei Mal in Japan und es war gewaltig. Das erste Mal haben wir kleine Touren in Japan gespielt, und zuletzt spielten wir in Clubs und auch in Tempeln, das war wirklich verrückt. Als wir in diesen traditionellen Tempeln spielten, war das auf 100 Personen beschränkt, und wir haben Akustik-Sets gemacht. Es war unglaublich interessant und passte sehr gut zu dem Ort. Und du weißt, ALCEST ist eine sehr spirituelle Band in gewisser Weise, deshalb war es ein perfekter Kontext für diesen Tempel.Eure Support-Band bei eurer letzten Tour war MONO aus Japan. Kanntest du diese Band und wer beschloss, sie mit auf Tour zu nehmen?Ja, sie kamen zu uns, als wir in Tokio spielten, aber wir hatten nicht genug Zeit, um viel mit ihnen zu sprechen, aber sie sagten "Hallo!" Aber da war die Idee, zusammen zu touren. So ist es jetzt auch passiert und wir sind natürlich sehr glücklich.Jetzt zu eurem neuen Album "Kodama". Was ist die Grundidee hinter dem Titel?Ich nahm diesen Titel aus vielerlei Gründen. Es ist eine Art Tribut an meine Liebe zu Japan, und ich interessiere mich sehr für dieses Land, und ich wollte immer dorthin reisen, also war ich sehr froh, als ich die Möglichkeit hatte. Ich mag das Wort, ich denke, es ist sehr schön, schlicht und nett. Das Wort bedeutet "Tree Spirit" auf Japanisch. Mit ALCEST sind wir immer von der Natur inspiriert, für mich ist es ein Weg, um mich mit meinen tiefsten Seiten zu verbinden. Die Natur war für mich immer wichtig, und der "Tree Spirit" ist ein Symbol dafür. Und es bedeutet auch "Echo", und ich denke, dieses Album ist in mancher Hinsicht widerhallend auf unsere bisherigen Platten, so dass es ganz passend war.Wie lange hast du am Album gearbeitet? Schreiben nur du und Jean Deflandre neue Songs, oder sind die anderen Bandmitglieder auch beteiligt?Nein, nur ich schreibe die Musik, Gitarren, Gesang und Texte, und für die Drums mache ich die Drum-Parts gemeinsam mit Jean. Ich glaube, ich begann für das neue Album nach der Aufnahme von "Shelter" zu komponieren, also vor drei Jahren.Gibt es einen besonderen Ort, wo du die Inspiration für eure Songs findest?Als ich mit ALCEST begann, lebte ich im Süden Frankreichs, und ich war sehr von der Landschaft und der Natur inspiriert. Und dann bin ich vor acht Jahren nach Paris gezogen, so dass ich keinen Platz mehr für die Inspiration habe, also habe ich seither nur mehr in meinem Zimmer komponiert. Ich bin sehr mit mir selbst verbunden und meine Gefühlen, und manchmal reist mein Geist zu verschiedenen Orten. Ich bin sehr inspiriert von visuellen Dingen, das kann ein Film, ein Gemälde oder auch ein Magazin sein. Für "Kodama" zum Beispiel sah ich einige japanische Illustrationen beim Komponieren. Damit wurde ich von diesen japanischen Zeichnungen inspiriert.Euer letztes Album "Shelter" war für einige Fans ein bisschen zu weich. Bei "Kodama" mischt ihr weiche und harte Songs. Habt ihr euch dazu entschieden, um alle Fans zufrieden zu stellen?Nein, nicht wirklich. Wir sind sehr froh, dass die Fans "Kodama" mögen, aber wir fühlten die Notwendigkeit, uns wieder mit unserem eigenen Sound zu verbinden. Wir haben wirklich gemocht, was wir auf "Shelter" gemacht haben, aber wir haben ein bisschen unsere Essenz verloren. Was ALCEST ausmacht, was es bedeutet, ist auch der große Kontrast, wie du weißt. Deshalb wollten wir wieder etwas Dynamisches und Kontrastreicheres für "Kodama", nach "Shelter" das sehr leicht und konzentriert auf die Atmosphäre war. Mit "Kodama" wollten wir uns mehr auf Schlagzeug und die Rhythmik, vor allem auf rhythmische Aspekte konzentrieren und auch etwas Dunkleres machen. Es ist auch ein bisschen dunkler. Es hat einige Metal-Elemente aus der Vergangenheit, aber es hat auch diesen Post-Rock, Indie-Rock-Vibe von "Shelter", und ich glaube, wir haben diese beiden Aspekte zu "Kodama" kombiniert. Manche Leute sagen, das ist eine Rückkehr zum alten Sound, aber ich denke, es klingt sehr, sehr neu und frisch. Es ist ein anderer Ansatz als bei unseren alten Platten und es ist keine Kopie. Ich denke, es hat seine eigene Stimmung und Persönlichkeit.Wie entscheidest du, für ein Lied die englische oder die französische Sprache zu benutzen?Es gibt keine englischen Texte von ALCEST, nur in "Shelter" gab es ein Lied, und das habe nicht ich gesungen, also vielleicht ist der Titel auf Englisch, aber da gibt es keine Texte, es sind nur Vokal-Improvisationen. Also ich singe nicht auf Englisch. Manche Leute schätzen das, dass ich Französisch singe, weil die meisten Bands englisch singen.Was ist die Idee hinter dem beängstigenden Artwork - ein Mädchen das von Skelett-Händen bedroht wird?Es wurde vom japanischen Illustrator Takato Yamamoto inspiriert, es wurde von der Arbeit dieses Mannes inspiriert, und er mischt immer sehr reine Dinge, sehr schöne Charaktere, schöne Formen und dazu einige gruselige Elemente. Es ist ein großer Teil der japanischen Kunst. Sie mögen süße und unschuldige Dinge und sie mischen diese mit dunkleren, mehr gruseligen Sachen. Die Graffiti-Designer, die bei "Kodama" gearbeitet haben, machten sechs Illustrationen, also gibt es eine Illustration pro Song. Und die indianische Natur – genau diese - ich glaube, die legt Gefühle frei, bei denen ihr euch wundert, was los ist. Und die Dunkelheit - ich mag diesen Kontrast, die Reinheit des Charakters und die poetische Landschaft. Ich denke, es ist eine Reaktion auf das, was ich im letzten Jahr in Paris empfunden habe, als wir die Terroranschläge hatten, und ich lebe ganz in der Nähe, wo alles passierte. Ich war wirklich schockiert, und ich denke, das hat sich in dem Album und dem Artwork niedergeschlagen.Gibt es etwas, das du den Leuten über das Album erzählen möchtest?Ja, ich hoffe wirklich, dass die Leute die Musikgenres vergessen können, nicht darüber nachdenken, ob es etwas Metal oder Post-Rock oder was auch immer ist. Nehmt sie einfach als die Musik, die sie ist, und versucht nicht, uns in kleine Boxen zu stecken. Ich hoffe, ihr mögt die Platte, wir sind wirklich stolz auf "Kodama", wir haben viel an der Produktion gearbeitet. Ich denke, es ist das bestklingende Album, das wir in Sachen Produktion machten. Es ist eine Art Reise, es bringt euch irgendwo hin, und es ist auch eine Reise zu einem anderen Ort. Ich hoffe, die Leute werden es mögen.Ihr habt eine Tour durch Europa gemacht! Ist es schwer für dich, so viele Wochen auf Tour zu sein?Es hängt davon ab, wann die Tour großartig ist, die Veranstaltungsorte vollgepackt sind, und die Bedingungen passen, dann ist es gut. Aber bei den Headlining-Touren fällt es mir meistens schwerer, weil ich mehr Druck spüre. Ich bevorzuge Support-Touren. Zum Beispiel war die Tour mit OPETH wirklich toll, denn viele Leute erwarten nicht so viel von einem, und wenn man dann ihre Unterstützung hat, hat man große Chancen, sie noch mehr zu beeindrucken. Wenn es hart ist, kann es sich ein bisschen zu lange anfühlen, wenn die Tour gut läuft, ist es in der Regel in Ordnung.Habt ihr auch Zeit, ein wenig Zeit auch die Städte zu besuchen wo ihr spielt, oder seid ihr nur in der Location?Es hängt wirklich von den Touren ab. Manchmal haben wir Zeit, und ein anderes Mal haben wir keine freien Tage, dann spielen wir viele Shows und haben keine Zeit um etwas zu sehen. Wenn wir freie Tage haben, können wir die Gelegenheit nutzen, um die Städte zu besuchen. Zum Beispiel, bei unserer letzten US-Tour hatten wir einen freien Tag in New Orleans, und wir hatten eine tolle Zeit dort.Ihr habt auch in Österreich gespielt! Kennst du Österreich ein wenig?Ich kenne Wien, wir haben schon oft in Wien gespielt. Ich mag diese Stadt voller Kunst und Museen. Die Architektur ist schön. Ich glaube, ich habe Klimt-Museum besucht und es war sehr eindrucksvoll. Und wir haben viele Freunde in Österreich, das ist gut.Gibt es einen besonderen Ort, an dem ihr ein Konzert spielen möchtet?Wir haben noch nie in Island gespielt, aber ich weiß nicht, ob die Leute uns dort kennen. Das wäre schön. Ich habe dort zwei Monate für das Schreiben von „Shelter“ verbracht, und es war super und wirklich schön.Was sind eure Pläne für die Zukunft?Nur versuchen, weiterzumachen. Musik ist nicht ein sehr künstlerisches Thema, das Musik-Business ist wirklich, wirklich hart in diesen Tagen, so dass ich nur hoffe, dass wir dabeibleiben können.Und zum Abschluss ein paar letzte Worte an eure Fans?Wir hoffen, dass ihr das neue Album "Kodama" mögt und wir euch den Shows sehen.Vielen Dank und hoffentlich werdet ihr auch in Zukunft viele Alben und Shows machen!---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hello! Nice to have the possibility to talk with you again. We met in Leipzig two years ago! After that we met in Vienna, when you were there with OPETH. Had this tour a good effect to your popularity?It was a really good tour with OPETH!You played all over the world. Which was the most fascinating place for you?For us I think it was Asia, Japan and China. I think it was not our favourite place, but it was so different, but it felt the most different from what we are used to. It´s completely different, it feels like being in another world. Culture is very special, the behaviour, the mentality, the philosophy, the food, the landscapes – everything is completely different from Europe. So it was very exciting. We have toured of interesting countries. Last time we went to Brazil and it was really good, and it was also great and special. We went two times to Japan and it was furious. First time we did small tours in Japan, and the last time we did shows in clubs and also in temples, so it was really crazy. To play in these traditional temples, it was limited to 100 people, and we did acoustic-sets. It was really interesting and fitting very well with the place. And you know, ALCEST is a very spiritual band in a way, so it was a really perfect context for this temple.Your support-band at your tour was MONO from Japan. Did you know this band and who decided, to take them with you on tour?Yes, they went to see us, when we played in Tokio, and we didn´t have enough time to speak with them much, but they said “Hello!” but there was the idea to tour together. So now it´s happening and we are very happy of course.Now to your new album "Kodama". What is the basic idea behind the title?I took this title for many reasons. It´s a kind of tribute to my love for Japan, and I´m really interested in Japan, and I always wanted to go there, so I was very happy when I had the possibility to go there. I like the word, I think it is very beautiful, it is very simple and nice. The word means the “tree spirit” in Japanese. With ALCEST we are always inspired by nature, for me it is a way to connect with deepest sides of myself. Nature has been always important for me, and the “tree spirit” is a symbol of that, and it also means “echo”, and I think, this album in some ways is echoing to our past records, so it was quite fitting.How long did you work at the album? Are only you and Jean Deflandre writing new songs, or are the other bandmembers also involved?No, it´s only me for the music, guitars, vocals and lyrics, and for the drums we write the drum parts together with Jean. I think, I started to compose right after recording of “Shelter”, so it was three years ago now.Do you have a special place, where you find the inspiration for your songs?When I started ALCEST I was living in the South of France, and I was very inspired by the country-side and the nature. And then I moved to Paris eight years ago, so I don´t have any more a place where to go to get inspiration, so I´m just composing in my room. I´m just connecting with myself and my emotions and maybe my mind travels to places. I´m very inspired by visual things, so it can be movies or paintings or also a magazine. For “Kodama” for example I was watching some Japanese illustrations while composing. So I was inspired by this Japanese drawings.Your last album "Shelter" was for some fans a little bit too soft. At "Kodama" you mix soft and heavy songs. Did you decide to do this, to make all your fans satisfied?No, not really. We are very happy that the fans like “Kodama”, but we felt the need to connect with our own sound again. We really liked what we have done on “Shelter”, but we have lost a bit of our essence. What makes ALCEST, what it is, is also the big contrast you know. That´s why we wanted to come back to something more dynamic and contrasted for “Kodama” after “Shelter”, that was very light and focussed on the atmosphere. With “Kodama” we wanted to focus more on the drums, on the rhythmic, the rhythmic aspects and also to do something darker. It´s a bit darker. It has some more metal-elements from the past, but it also has this post-rock, indie-rock-vibe from “Shelter”, and I think we combined these two aspects to “Kodama”. Some people say, that is a return to the old sound, but I think it sounds very, very new and fresh. It´s a different approach from our old records and it is no copy. I think it has its own vibe and personality.How do you decide, to use for a song the English or the French language?There are no English lyrics in ALCEST, just in “Shelter” there was a song, it was not me singing, so maybe the title is in English, but there are no lyrics, it´s just vocal-improvisations. So I´m not singing in English. Some people are appreciate that I´m singing in French, because most of the bands are singing English.What is the idea behind the scary artwork - a girl threaten from skeleton-hands?It was inspired by the Japanese illustrator Takato Yamamoto, it was inspired by the work of this guy, and he is always mixing very pure things, very beautiful characters, beautiful shapes and some more creepy elements. It´s big part of the Japanese art. They like sweet and innocent things and they mix it with darker stuff, more creepy things. The graffiti designers that worked on “Kodama”, they have done six illustrations, so it was one illustration per song. And Indian nature – this one – I think it release feelings, you really wonder what´s going on. And the dark thing – I like this contrast, the purity of the character, and the poetic landscape. I think, it´s a reaction to what I felt the last year in Paris, when we had the terrorist attacks, and I live very close where everything happens. I was really shocked, and I think it had really a reflect to the album and the artwork.Is there something you want to tell the people about the album?Yes, I really hope that people can forget about the music-genres, not to think about if it is something metal or post-rock or whatever. Just take the music for what it is, and not trying to put us into small boxes. I hope, they will like the records, we are really proud of “Kodama”, we have worked a lot of the production too. I think, it´s the best sounding album we have in terms of production. It is a kind of a journey, it brings you somewhere, and this one is also a journey to a different place. I hope, the people will like it.You did a tour through Europe! Is it hard for you to be so many weeks on tour?It depends, when the tour is great and venues are packed and conditions are good, it´s fine. But usually especially on headlining-tours it´s more difficult for me, because I feel more pressure. I prefer support-tours. For example the tour with OPETH was really great, because many people are not expecting from you when you are support, so you have big chances to impress them even more. When it´s hard, it can feel a bit too long, when the tour is happening in good conditions it´s usually fine.Do you have time to visit also the cities a little bit where you play, or are you only in the location?It really depends on the tours. Sometimes we have time, and some other days we have no days off, so we play many shows, and have no time to watch anything. When we have days off we can take the opportunity to visit the cities. For example, at our last US-tour we had a day off in New Orleans, and we had a great time there.You have also played in Austria! Do you know Austria a little bit?I know Vienna, we have played in Vienna many times. I really like this city full of art and museums. Architecture is beautiful. I think, I´ve seen Klimt-museum and it was very nice. And we have a lot of friends in Austria, it´s good.Is there a special place where you want to play a concert?We have never played in Iceland, but I don´t know if people know us there. This would be nice. I have been there for two months for writing “Shelter” and it was great and really beautiful.What are your plans for the future?Just trying to keep on. Music is not a very artistic subject, music-business is getting really, really hard these days, so I just hope that can keep on.And finally some last words to your fans?We hope that you like the new record “Kodama” and see you at the shows.Thank you very much, and hopefully you will do many albums and shows in the future! www.alcest-music.com
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