Interview mit SURTURS LOHE - Fasziniert von der nordischen Mythologie


SURTURS LOHE stehen seit vielen Jahren für sehr klangvollen Pagan Metal mit vielerlei Einflüssen aus Natur und Geschichte. Anlässlich des Releases des vierten Albums "Seelenheim" hatten wir die Gelegenheit, den Musikern einige Fragen zu stellen, die von den beiden Gitarristen Ragnfalt und Heidenherz sowie von Drummer Nidhöggr ausführlich beantwortet wurden.


Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, euch ein paar Fragen stellen zu können. Erst einmal ein kleiner Blick in die Vergangenheit - wie habt ihr damals zusammengefunden und wie habt ihr den Weg zu eurer Musik gefunden?
Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?



Ragnfalt: Den Bandnamen SURTURS LOHE wählte ich, als ich vor 20 Jahren die Band ins Leben rief. Meine musikalischen Mitstreiter und ich waren fasziniert von der nordischen Mythologie und inspiriert von Bands wie BATHORY und MANOWAR. Surtur - der Feuerriese und Götterfeind - sollte unsere namensgebende Figur sein. Mit seinem Schwert entfacht er den Weltenbrand und vernichtet so alles was bisher gewesen ist, um Neues wieder entstehen zu lassen. Zum ersten birgt die Figur Surtur einfach ein großartiges Potential für eine Metal Band in sich (Feuer, Krieg, Zerstörung). Surtur ist ein regelrechter Kraftbegriff. Zum zweiten beschreibt diese uralte Geschichte die Basis unseres zirkulären europäischen Denkens. Ragnarök kann als Pseudonym für den Kreislauf der Jahreszeiten und die Zirkularität des Todes und dem Glauben an die Wiedergeburt angesehen werden. Ragnarök ist dann eben nicht das Ende, es stellt etwas Neues dar. Und Surtur und seine Muspelsöhne lösen fiktiv diesen Prozess aus. Ich finde, das Surtur DIE Umschreibung ist, welche gepaart mit der Flamme stellvertretend für meine Band stehen soll. Dieses zentrale Thema wird auch in Form eines Stückes auf unserem vierten Album „Seelenheim“ aufgegriffen werden.




Eigentlich habt ihr dieses Jahr 20jähriges Jubiläum! Wie habt ihr es geschafft, die Band so lange am Leben zu erhalten?


Heidenherz: Ich denke es ist wichtig jedem Prozess seine Zeit zu lassen. Vieles entwickelt sich von ganz allein. Zum Anderen muss man manchmal aber auch den Mut haben bestimmte Schritte zu gehen, wenngleich es auch nicht leicht ist. Jeder hat sicher seine eigenen Mittel und Wege um eine Band am Leben zu erhalten. Eine feste Formel gibt es also nicht. Bei SURTURS LOHE spielt im Wesentlichen Freundschaft eine fundamentale Rolle. Um so eine lange Zeit bestehen zu können bedarf es natürlich mehr als das, denn man will ja als Band auch Erfolge aufweisen. Das musikalische Verständnis untereinander harmoniert einfach gut. Sicher hat jeder seine eigenen Interessen und Vorstellungen, aber genau das macht SURTURS LOHE zu dem was es ist.


Ihr stammt aus Thüringen - gerade dieses Bundesland hat sehr viele gute Bands im Bereich Black, Pagan und Folk Metal hervorgebracht. Was glaubt ihr ist der Grund dafür?


Heidenherz: Eine ganz klare Aussage kann man darüber nicht treffen. Man kann höchstens spekulieren, dass es an unseren Thüringer Wäldern liegt. Wir Thüringer sind sehr auf unsere Heimat und Natur bedacht. Vielleicht kommt die Inspiration (mal mehr, mal weniger) davon.
Ansonsten wäre zu verzeichnen, dass sich bei uns viele Bands mit ihren verschiedenen Musikern gegenseitig unterstützen. Zum Beispiel spiele ich selbst noch in den Bands „Fimbulvet“ und „Menhir“. Auch bei der Band „Odroerir“ helfe ich dann und wann (Live + Gast) aus. So wie der Gitarrist von Menhir auch Gründer der Band Odroerir ist, Thyrs Sohn (Gitarre bei XIV Dark Centuries) bei Surturs Lohe und Menhir mitwirkte und unser Bassist Ralph ebenfalls schon bei Odroerir aktiv war. Viele Jahre schon kennt man sich, weiß wie der andere tickt und wie musiziert wird, was für große Wertschätzung sorgt. Jede Band steht absolut für sich selbst und spielt ganz eigenständige Musik. Und doch ist unsere Szene so verwoben.



Nun zu eurem neuen Album "Seelenheim" - wie lange habt ihr daran gearbeitet?


Heidenherz: Nachdem unser Vorgängeralbum „Nornenwerk“ veröffentlicht wurde, gingen nur wenige Monate ins Land bis langsam aber sicher die Arbeiten an neuem Material starteten. Bis es aber soweit war, dass die Songs ausgearbeitet werden konnten, verging einige Zeit. Wir lassen uns viel Raum für die Entstehung neuer Lieder. Sie werden viel geprobt und reflektieren das Gut. Bevor es ins Studio geht, nehmen wir das gesamte Album in einem Pre-Recording auf, sodass wir das ganze Werk vorab schon mal auf uns wirken lassen können. Alles in Allem kann man sagen, dass an „Seelenheim“ gute zwei Jahre INTENSIV gearbeitet wurde.



Wie ist euer Weg beim Schaffen neuer Lieder - ist das nur die Arbeit von einzelnen Bandmitgliedern oder seid ihr immer alle daran beteiligt?


Heidenherz: Das ist von Song zu Song ganz unterschiedlich. Mal kommt einer mit einer Idee, die dann gemeinsam ausgearbeitet wird, mal arbeiten zwei Mitglieder zusammen an einem Lied. Manchmal kommt es auch vor, dass ein ganzes Lied von einem Mitglied von Anfang bis Ende allein komponiert wird. Oder eben auch im Gegensatz dazu, dass alle im Proberaum sind, einer eine Melodie oder ein Riff spielt und alle anderen setzen nach und nach ein – auch auf diese Weise sind schon ganze Songs bei uns entstanden.
Prinzipiell arbeiten wir beim Songwriting alle zusammen. Besonders in der Detailarbeit. Jedes Lied steht unter einem bestimmten Konzept, welches von jedem einzelnen verfolgt wird. Das macht ein Surturs Lohe – Song aus.



Der erste Song beschäftigt sich mit Kaiser Friedrich Barbarossa! Warum habt ihr ihm dieses Intro gewidmet?


Ragnfalt, Heidenherz: Unser neues Album „Seelenheim“ beschäftigt sich mit dem Thema „Tod und Wiedergeburt“. Dieser Zyklus ist nicht nur Bestandteil in der nordischen Mythologie, auch der deutsche Volksglaube überliefert immer wieder Geschichten und Sagen, die sich mit dem Tot und den Seelen auseinandersetzen. Der Begriff „Seelenheim“ beschreibt den Aufenthaltsort von Seelen, welche nach dem Tode aus dem Körper wandern, um in einen Baum, ein Tier, in einen Berg oder in die Lüfte überzugehen. Eine der berühmtesten Geschichten ist die vom Kaiser Barbarossa, dessen Seele einem Berg innewohnt. „Der Kaiser“ stellt eine Art Verkörperung unseres Konzeptes dar, was der Grund dafür ist, dass er den Weg auf das Album fand.




Welches sind die Geschichten hinter den anderen Titeln auf diesem Album, oder was war der Leitgedanke dazu?


Nidhöggr: Der Leitgedanke war ähnlich wie bei „Nornenwerk“ - „Seelenheim“ verfolgt ein Konzept, welches sich wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht.


Heidenherz: Wie bereits erklärt, dreht sich das Album um Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt. Neben „Der Kaiser im Berg“, „Lohe Surt“ und „Seelenheim“ sind da noch Titel wie „Unter der Linden“, „Schwertleite“ und „Sumar kehre Heim“, die in dem Albumkonzept den Part des blühenden Lebens einnehmen. Wobei letzt genannter Song auch wieder einen eigenen Zyklus darstellt, der unumstritten kommen muss. In „Gotengrab“ und „Schildwacht“ geht es um die Reise in den Tod, welche zweifelsohne unausweichlich ist um wiedergeboren zu werden.


Wo findet ihr die Inspiration für eure Musik?


Heidenherz: Eine spezielle Inspirationsquelle gibt es wohl nicht wirklich. Ich persönlich kann mich durch SURTURS LOHE selbst inspirieren. Was dabei aber besonders wichtig ist – man muss sich bewusst dazu entscheiden! Wenn man gedanklich nicht bereit dazu ist sich inspirieren zu lassen, können so viele Musen herabsteigen wie sie wollen, es wird nichts bringen. Und wenn man dazu bereit ist, kann man durch nahezu alles inspiriert werden. Ein Gespräch mit jemanden, ein Blick auf ein tolles Gemälde oder eine atemberaubende Landschaften. Ich versuche meine Gefühle, die mich in so einem Moment überkommen, einzufangen und auf ein Instrument zu projizieren. Die Ergebnisse dieser Prozedur finden sich schließlich auf „Seelenheim“ wieder.


Nidhöggr: Unsere innere Stimme ist die eigentliche Inspiration. Was uns gefällt bauen wir beim Komponieren aus.


Ich hab euch auf der Bühne erlebt - bei "Schildwacht" stand Sänger Reki mit Speer und Schild auf der Bühne. Wo habt ihr die anfertigen lassen?



Nidhöggr: Neben der Musik habe ich noch ein anderes Hobby, welches das frühmittelalterliche Leben betrifft. Darüber hinaus fertige ich eben solche Dinge wie diesen Schild und Speer, sowie alltagstaugliche Sachen aus dieser Zeit.


Früher waren eure Live-Konzerte eher eine Seltenheit. Wollt ihr in Zukunft öfter auftreten?


Heidenherz: Absolut! Einige Konzerte für 2017 sind bereits bestätigt und noch mehr sind in Planung. Wir haben so viel Zeit, Kraft und Herzblut in das neue Album investiert und wollen es definitiv in die Öffentlichkeit tragen. Nach 20 Jahren Bandgeschichte sind wir es unseren Hörern und Fans auch einfach schuldig unsere Livepräsenz hochzuschrauben und freuen uns auf jeden einzelnen Auftritt. Der direkte Kontakt zu unserer Fangemeinde ist uns sehr wichtig und wird von uns pfleglich behandelt.


Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?


Heidenherz: Zu konkreten Plänen können wir momentan noch nichts sagen, da wir ehrlich gesagt selbst noch in der Planungsphase sind. Was aber bedeutet, dass es Pläne gibt (mehr als genug sogar), die wir zielstrebig verfolgen. Vielleicht einen kleinen Tipp – visuell kann von uns in nächster Zeit viel erwartet werden.


Und zum Abschluss bitte noch einige Worte an unsere Leser?


Wir hoffen, euch einen besseren Einblick in unsere Bandgeschichte und das Konzept von „Seelenheim“ gegeben zu haben. Habt ihr selbst noch Fragen oder wollt uns einfach mal persönlich begegnen oder Live auf der Bühne sehen? - Dann kommt auf unsere Konzerte und sprecht uns an, wir würden uns freuen.




Ich danke euch für die Beantwortung meiner Fragen und hoffe sehr, euch im nächsten Jahr wieder einmal live erleben zu können!


Vielen Dank für die interessanten Fragen - es hat viel Spaß gemacht sie zu beantworten. Wir wünschen dir und dem Earshot Magazin noch viele gute Interviews, tolle Musik von guten Bands und natürlich weiterhin viele Leser und Interessenten.







www.facebook.com/SurtursLoheOfficial

Autor: Metalmama
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Beitrag vom 19.11.2016
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