Interview mit HIGH FIGHTER - Wunden, Dämonen und seelische Narben


HIGH FIGHTER gehen von 0 auf 100, sowohl musikalisch als auch motivationstechnisch. Die Hamburger Power Doom-Sludger bestehen zwar erst gut zwei Jahre, konnten aber mit ihrer EP "The Goat Ritual" sowie dem darauf folgenden Debüt "Scars & Crosses" mächtig Staub aufwirbeln. Wie die Truppe das so schnell zusammenbrachte, erklärt uns Frontdame Mona Miluski im Interview.


Hi Mona, ihr habt kürzlich euer Debüt unter die Leute gebracht. Wie sind die Reaktionen bisher und wie geht es euch selbst damit?


Danke, uns gehts ganz prima damit - wir freuen uns extrem dass unser Debüt nun endlich das Licht der Welt erblickt hat. Die Reaktionen sind bislang wirklich toll, und wir freuen uns natürlich dass die Platte, in die wir viel Herzblut, Schweiss und Zeit gesteckt haben, so cool ankommt.




Ihr wart ja sehr flott unterwegs: 2014 gegründet. Im selben Jahr noch die erste EP und heute gibt es schon das erste Album. Und auch einige Gigs wurden bereits absolviert. Es sieht ja so aus, als ginge das Schlag auf Schlag bei euch?


Ja das stimmt, ging alles dann doch recht flott bei uns. Nachdem wir Ende 2014 unsere erste Demo EP "The Goat Ritual" veröffentlichten, die wir live und an einem Wochenende bei uns im Hamburger Proberaum eingezimmert haben, hatten wir das Glück viel live spielen zu können. Übers letzte Jahr hinweg konnten wir gut 50 Shows verzeichnen, darunter tolle Festival Gigs wie auf dem Stoned From The Underground, Sonic Blast in Portugal oder Red Smoke Polen, sowie gemeinsame Shows mit Bands wie Ahab, Mammoth Storm, Crowbar, Corrosion of Conformity, Greenleaf und vielen mehr. Ich denke, gerade durchs viele Live Spielen haben wir uns als Band erst so richtig gefunden, auch hatten unsere Songs und unser Sound die Möglichkeit und Zeit, mit uns gemeinsam live auf der Bühne zu wachsen. Klar arbeiten wir hart für das was wir tun, aber glücklicherweise sind wir dabei dennoch eine sehr gechillte und entspannte Band, da passieren Dinge auf einmal ganz automatisch und mit einem sehr natürlichen Flow. Wir freuen uns jedenfalls sehr, was wir in so kurzer Zeit schon alles erleben durften, und sind gespannt auf den weiteren Weg der High Fighter.



Wie hat die Band eigentlich zusammengefunden und wie kam es zu eurem Bandnamen?


Wir haben uns im Sommer 2014 zusammen gefunden, ein glücklicher Zufall, und im Prinzip ist High Fighter eine Fusion aus ehemaligen Bandmitgliedern von ex- A Million Miles und Buffalo Hump. Christian und ich wollten was neues auf die Beine stellen nach Auflösung unserer alten Truppe A Million Miles, hinzu kam dann Ingwer von Buffalo Hump, der dann auch gleich den Rest seiner verbliebenen Truppe, Thomas und Constantin, mit ins neue Band Projekt brachte. Von Beginn an und als wir uns das erste Mal auf eine Jam Session gemeinsam trafen, sprang der Funke sofort über, es war als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Aus High Fighter hat sich mittlerweile mehr als nur eine Band zusammen gefunden, für mich ist es zur Familie geworden.

Der Name entsprang unserem Drummer Thomas. Wir sind alle sehr große Star Wars Fans, als Thomas mal Tie Fighter als Namen erwähnte. Da wir aber den grünen Gewürzen zum Teil auch nicht ganz abgeneigt sind, kam uns auf einmal die Idee zu High Fighter. Klingt in unseren Ohren sehr mächtig und stark, auch eher untypisch für die Stile die wir spielen, und lässt viel Freiraum für deine ganz eigene Interpretation, wer denn dieser High Fighter eigentlich ist....Das kann ich dir leider auch nicht beantworten, das darf jeder für sich selber bestimmen. Sind wir nicht alle ab und an im Leben mal ein High Fighter?




Was wollt ihr mit dem Titel „Scars & Crosses“ ausdrücken?


"Scars & Crosses" setzt sich mit Vergangenheits-Bewältigung auseinander. Den Wunden, Dämonen und seelischen Narben, die dir das Leben, sei es in der Familie oder anderweitig, zusetzten. Das Kreuz steht schlichtweg als Symbol oder Metapher, der Quelle des Bösen, aller Wunden und Narben, da ich in meinen Lyrics gerne mit dem Thema Himmel & Hölle spiele. Was man oftmals sicherlich auch gut aufs Leben anwenden kann. Diese psychischen Narben prägen dich. Sie machen dich, mit all deinen auch guten Seiten, zu dem wer du bist. Doch oftmals sind diese Narben für viele Menschen in der Gesellschaft sowie in vor allem Beziehungen, egal ob Freundschaft oder Liebe, eine Macke, eine schlechte Charakter-Eigenschaft. Wir sagen auf unserem Album, nein, das ist es nicht, entweder du akzeptierst Menschen die du angeblich „liebst“ so wie sie sind, mit allem Guten & Schlechten, oder eben nicht. Wie oft müssen wir uns mit all unseren Narben anstrengen, jemand anderes, jemand „besseres“ zu sein, damit wir anderen endlich gefallen wie es ihnen passt. Nein, ich ändere mich für Niemanden damit ich es „wert“ bin akzeptiert oder geliebt zu werden. Ein Mensch, seine Geschichte und Prägung sollte für andere kein Wunsch-Konzert sein.




Und was sehen wir auf dem Artwork?


Wir haben zum Album wieder mit Dominic Sohor aus UK gearbeitet, er zeichnete sich bereits verantwortlich für das grandiose Cover zu unserer EP "The Goat Ritual". Wie schon bei der EP, versorgten wir Dominic mit Musik, meinen Lyrics sowie einer ungefähren Vision. Doch er erkannte den Vibe und die Atmosphäre des Albums sehr schnell, und was mich persönlich beeindruckt, er las meine Lyrics zwischen den Zeilen, und traf den Gesamt-Kontext des Albums komplett auf den Punkt. Die Sehnsucht nach Liebe oder Akzeptanz, selbst wenn du eben deine seelischen Wunden und Narben besitzt, du dadurch viele dunkle Stunden im Leben verbracht hast und Menschen dich nicht so akzeptieren können wie du bist, mit allen guten und schlechten Seiten, trifft auf tiefen und bitterbösen Schmerz. Wir verbinden gerne die Schönheit mit dem sehr häßlichen, düsterem, wie du in unserer Musik hörst.




Eure EP „The Goat Ritual“ dürfte bereits recht gut angekommen sein und euch einen Label-Deal beschert. Wie lief das ab?


Anfang 2016 schickten wir ein paar Demos unserer Album Songs an verschiedene Labels. Svart Records war eins der ersten, die es sich mit uns sofort vorstellen konnten. Und um ehrlich zu sein, Svart war sogar unser insgeheimes Wunsch- Label und wir haben sehr drauf gehofft, vor allem von Svart zu hören. Wir sind große Fans ihres Artist Rosters und ich halte Svart für eines der coolsten Labels unserer Szene. Es gab ein paar weitere Firmen, die Interesse gezeigt haben, aber zu diesem Zeitpunkt mussten wir einfach mit Svart gehen, es fühlt sich jedenfalls nach dem perfekten Match an da sie unseren Sound zu 100% verstehen. Und bislang fühlen wir uns absolut wohl und sehr willkommen bei Svart.



Was sind eure lyrischen Einflüsse?


Ich bin für unsere Lyrics verantwortlich, Einflüsse sind das Leben, die ganz eigene Geschichte, aber doch sehr düster. Ich spiele viel mit dem Thema Himmel & Hölle, und es geht viel um innere Dämonen die dich begleiten, um die Wunden und seelischen Narben die dir das Leben zugefügt hat, dennoch aber auch mit ihnen zu leben, mit ihnen akzeptiert und geliebt zu werden. Mit fröhlichen Texten hab ichs nicht so.




Ich meine im zweiten Track „Darkest Days“ Einflüsse von MASTODON zu hören. Würdet ihr die Truppe als Einfluss bezeichnen, bzw. gibt es andere musikalische Vorbilder?



MASTODON sind natürlich cool, tolle Band auf jeden Fall! Würde aber nicht unbedingt sagen dass sie zwingend zu unseren größten Einflüssen zählen, auch kann man bei uns allgemein nicht von Vorbildern sprechen oder dass man diese nachahmt. Neben anderen Bands zählt auf jeden Fall jede Menge Bier, Weed und eine sehr familäre gute Zeit innerhalb der Band zu unseren Einflüssen, doch sicherlich sind wir auch sehr stark geprägt von Bands wie Pantera, Kyuss, Down, Monster Magnet, Crowbar oder Eyehategod, um nur einige zu nennen.


Stören oder ehren euch solche Vergleiche?


Nö, stören tut uns das natürlich gar nicht. Super Band, und würden wir unfassbar gern mal live supporten (lacht). Ich finds nur eher amüsant, dass Menschen immer zu allererst kategorisieren müssen. Aber das liegt in der menschlichen Natur. Egal ob wir jemanden zum ersten Mal sehen, oder in diesem Fall eine Band hören, wir müssen es kategorisieren, einordnen können. Das ist bei High Fighter nicht ganz so leicht, da wir gerne verschiedene Stile die wir selber hören zu einem gesamt Sound verbinden...dem High Fighter Sound. Und so findest du bei uns Blues, Stoner, Sludge, Doom, Metal sowie gar eine Portion Hardcore. Wir tragen keine Genre-Scheuklappen sondern lassen es einfach passieren, egal ob du uns am Ende fest kategorisieren und vergleichen kannst, oder eben auch nicht.



Ihr habt ein Video zu „Blinders“ gemacht, ein recht ungewöhnliches. Was hat es damit aufsich?


"Blinders" ist ein komplett do-it-yourself- produziertes Video, gefilmt und editiert von unserem Bassisten Constantin, welches wir aufm Acker bei Thomas gedreht haben. Generell sind wir, neben dem Label-Deal, eine sehr glückliche DIY-Band und machen alles selber - vom Booking, über Promotion, Grafik Designs oder Videos.
"Blinders" repräsentiert das Album-Thema in seinen vollen Zügen, und richtet sich genau an diejenigen, die sich oftmals versuchen zu verstellen, ihre "Macken", also die seelischen Narben, zu ignorieren, damit sie anderen gefallen, damit sie es endlich "wert" sind, akzeptiert oder geliebt zu werden. Wie oft versuchen sich manche Menschen nur die guten Charakter-Seiten an anderen rauszupicken, anstatt das Gesamt-Paket einer Person so zu nehmen, wie er/sie eben ist. Mit "Blinders" sagen wir, hey du bist vieleicht schon gut so wie du bist. Verstell oder ändere dich nicht für andere Menschen, nur damit du jemand "besseres" in den Augen des Anderen bist, damit du es "wert" bist zu 100% geliebt zu werden. Du bist es schon längst, auch wenn du deine Narben, deine ganz eigene Geschichte, hast...




Wie sind nun nach dem Release die weiteren Pläne der Band?


Unsere Live Saison 2016 durften wir erst kürzlich am Desertfest Berlin einläuten, darüber hinaus spielten wir grad 2, 3 Shows rund ums Release. Neben bereits bestätigten Festivals diesen Sommer, wie dem Summer Breeze oder MetallerGrillen, gehts im Juli auch schon los auf unsere Album Release Sommer Tour, gemeinsam mit unseren Freunden von Earth Ship und Mammoth Storm. Wir hoffen, auch dieses Jahr wieder viel live spielen zu dürfen, für uns die besten Momente wenn wir unterwegs sind. Nebenbei schreiben wir aber auch schon an Album Nummer 2, soviel sei schonmal verraten ;)



Wie würdet ihr den Sound der Band jemanden der noch nie etwas von euch gehört hat beschreiben?


Am ehesten würde ich der Person wohl den Link zu unserer Seite verraten, um sich selbst ein Bild zu machen. Aber ganz gleich ob Metalhead, Stoner, Doom, Sludge oder Blues Fan, wir haben da auf alle Fälle für jedermann/frau was in petto.




Ihr habt einige Quotes im Presse-Zettel und auch auf eurer Homepage verewigt. Wie kommt man an lobende Worte von Genre-Helden wie John Garcia (KYUSS) oder Jon Paul Davis (CONAN)?


Wir haben sie ganz einfach gefragt, ob sie Lust und Zeit hätten mal unsere Musik auszuchecken. Und sind absolut geplättet, dass uns beide solch cooles Feedback gaben. Mit beiden Bands stehen wir seitdem in gutem Kontakt, und hoffen dass wir uns auch persönlich mal bei einer Show mit einem Bier revangieren dürfen.



Danke für die Zeit. Die letzten Worte gehören euch


Danke Max und Earshot für das nette Gespräch und euren Suppport. Stay high, und hoffentlich sehen wir uns ganz bald auf einer unserer kommenden Shows!



www.highfighter.de

Autor: maxomer

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Beitrag vom 25.06.2016
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