Interview mit PARADOX - Gehst du wählen oder schnappst du dir ein Gewehr?


Die deutschen Thrasher PARADOX sind trotz einiger erzwungener Pausen und unzählgen Besetzungswechsel nicht tot zu bekommen und das ist gut so! Charly Steinhauer hat seine Band immer wieder reformiert und zu Höchstleistungen gebracht. Das Ganze gipfelte nun im neuesten Werk "Pangea", das Fanherzen höher schlagen lässt. Wir baten den Herren zum ausführlichen Gespräch über das Album.


Hey Charly! Gratulation zum neuen Album. Wie fühlst du dich nun mit dem neuen Werk?


Danke! Nach jeder Produktion fühlt man sich etwas befreit, aber "Pangea" ist für mich ein regelrechter Befreiungsschlag.




Du hast ja deine Truppe komplett erneuern müssen. War das anfangs ein Rückschlag oder kein Problem für dich?


Es war kein Problem adäquate neue Musiker für das Album zu gewinnen.
Da über die Gründe der ständigen Line-Up Probleme bei PARADOX viel spekuliert wird, möchte ich klarstellen, dass ich mich von niemanden aus Spaß an der Freude trenne. Jeder Line-up Wechsel hatte seine individuellen Gründe. Beispielsweise verließ unser Bassist Olly Keller die Band, weil er mit Schlagzeuger Daniel Buld nicht mehr weiter arbeiten wollte. So erging es mir auch wenige Monate später als ich plötzlich kein Lebenszeichen mehr von meinen beiden anderen Kollegen bekam. Wer sich zwei Monate lang nicht bei mir meldet hat in meinen Augen jegliches Interesse verloren und fliegt raus. So geschehen mit Daniel Buld und Christian Muenzner. Kommunikation ist das A und O. Das kann man sich in keinem Job erlauben. Hat man ein Problem mit mir, dann muss man mir das sagen, aber einfach nicht melden geht gar nicht. Mit Olly Keller habe ich hingegen freundschaftlichen und regelmäßigen Kontakt. Wenn ich in den 30 Jahren nicht oft so konsequent gehandelt hätte, dann gäbe es PARADOX schon längst nicht mehr.



Waren das auch Gründe dafür, dass es gut vier Jahre gedauert hat, um das Album fertig zu stellen oder gab es andere Gründe?


Nein. Der Line-Up Wechsel fand übergangslos statt. Vielmehr war die zweijährige Rehabilitation nach meiner schweren Herzoperation an Heiligabend 2012 der Grund. Ich sah eigentlich kaum noch eine Chance für PARADOX, aber mit Kampf und Leidenschaft kann man viel bewegen. Ich habe es tatsächlich noch einmal auf die Reihe bekommen ein starkes Album abzuliefern. Die Herausforderung hierfür war riesengroß.


Am Sound oder der Qualität konnte das nicht rütteln. Ein Beweis dafür, dass du in PARADOX fest am Ruder bist oder inwieweit konnte sich die neue Besetzung einbringen bei „Pangea“?


Die neue Besetzung war nicht an den Kompositionen beteiligt aber sie konnten sich sehr wohl mit ihrem Spiel und Stil einbringen. Gus hat phänomenale Solos abgeliefert. Kostas lässt ehemaliges Schlagzeug Programmieren vergessen und Tilen brachte sich ebenfalls enorm mit ein. Sehr talentierte und komminikative, aber auch sehr beschäftigte Musiker.


Wie kam es zum Albumtitel bzw. dem Konzept dahinter?


Der Titel "Pangea" ging mir schon seit Jahren durch den Kopf. Urspünglich wollte ich nur einen Song betiteln aber nun wurde gar der Albumtitel daraus.
"Pangea" steht symbolisch für den Anfang vom Ende unserer Existenz. Keiner weiss, wie es mal enden wird, aber alles wird wohl mal ein Ende finden. Ich glaube aber kaum, dass Kriege oder Epidemien oder Naturkatastrophen alles Leben auslöschen könnte. Vielmehr wird es aus meiner Sicht von außen passieren. Vielleicht sogar von unserem "Schöpfer" an dem wir alle glauben. Einem "Alien God".





Wo siehst du denn die Unterschiede zum Vorgänger „Tales Of The Weird“?


Musikalisch bzw stilistisch gibt es wenig Veränderungen. Ich möchte keinen Stilbruch betreiben. Es wird also kein Schwarzes Album geben. Der Fan wünscht keine groben Veränderungen. Der größte Unterschied betrifft die Drums, die Kostas in Athen eingetrümmert hat. Darüber hinaus habe ich bei den Songs "Alien Godz" und "The Raging Planet" etwas mit meinen Gesang experimentiert. Kopfstimme war bei PARADOX zuvor eher eine Seltenheit. "Thrash with class" at its best.


Mit „Ballot Or Bullet“ habt ihr ein interessantes Thema als Vorab-Song erwählt. Was kannst du zu dem Song erzählen?


Wir leben in einer Welt, in der die Politiker Entscheidungsträger sind. Obwohl sich ein Abgeordnetenhaus immer wieder aus neuen Menschen zusammensetzt, kann es zu festgefahrenen und ungerechten Bedingungen für das Volk kommen. Der junge, politisch denkende Mensch, muss sich entscheiden, wie er eine Erneuerung der alten Gesetze bewirken will. Der sanfte aber langsame Weg durch Wahlen und politische Arbeit, oder die schnelle aber gewaltsame Revolution.
Ballot or bullet – gehst du wählen oder schnappst du dir ein Gewehr?
"Ballot Or Bullet" ist kurz, schnell und kommt direkt auf den Punkt. Ein perfekter Livetrack.



Was kann man eigentlich auf dem Artwork erkennen?


Claudio Bergamin, unser Coverartist, der ja nun schon vier Alben für PARADOX gezeichnet hat, setzte unsere Idee perfekt um. Eine Art Alien God von HP Lovecraft inspiriert.


Du hast das Album wieder selbst produziert. Gibst du diese Aufgabe nur ungern in andere Hände?


Ich habe schlichtweg kein Budget um für PARADOX einen Produzenten zu engagieren. Zudem weiß ich genau was ich will und wie der PARADOX-Sound zu klingen hat. Zu viele Köche verderben hier nur den Brei und mir macht die Arbeit Spaß.




Hättest du je gedacht, dass PARADOX (wenn auch mit Pause) 30 Jahre existieren bzw. wie fühlt sich das heute an?


Als ich mich neulich mit dem Ur Line-Up für die Backing Vocals getroffen habe wurde mir das zum ersten Mal richtig bewusst, wie viele Jahre nun schon vergangen sind. Es ist ein unglaubliches Gefühl und erfüllt mich mit Stolz. Aus meinem Hobby ist mittlerweile ein Lebenswerk entstanden. Ohne den Fans, die uns so lange treu waren, wäre das nicht möglich gewesen.


Gibt es denn abgesehen vom neuen Album weitere Feierlichkeiten zu diesem Anlass?


Das größte Geburtstagsgeschenk war das Album selbst und die Mitwirkung des original Line-Ups nach satten 28 Jahren.


Wie sieht es mit Tourplänen aus?


PARADOX war nie eine Tourband und das ist auch zukünftig nicht geplant.
Sicher vermisse ich die Konzerte und den direkten Kontakt zu den Fans. Wir planen von daher ausgesuchte Einzelshows auf Festivals oder Clubs. In welchem Line-Up könnte wohl für die ein oder andere Überraschung sorgen.





Danke für deine Zeit, möchtest du noch etwas los werden?


Ich möchte mich für euren Support bedanken!
Zudem möchte ich alle Heavy Metal-Fans bitten, wieder etwas näher zusammen zu rücken. In den 80igern konnte uns niemand die Stirn bieten. Wir alle waren eine große Familie. Wenn ich mir heutzutage diese Hasskommentare durchlese, wird es mir schlecht. Sowas gab es damals nicht und wirft ein schlechtes Bild auf unsere Musik. Wenn Ihr eine Band nicht mögt, dann gibt es genug andere,die Ihr anhören könnt. Die Auswahl ist groß.
Wir hatten glücklicherweise nie mit diesem Problem zu kämpfen. Wer PARADOX gerne hört bekommt 100% PARADOX serviert. Wer uns nicht mag dem können wir nicht helfen und wünschen wir Glück und Gesundheit.
Horns Up!




www.facebook.com/paradoxthrash

Autor: maxomer

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Beitrag vom 10.06.2016
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