Interview mit SINBREED - Wir sind unser eigener Meister


SINBREED halten die Teutonen-Power Metal Flagge tapfer in zweiter Reihe hoch. Auch "Master Creator" ist ein starkes Stück Musik geworden, verdient Aufmerksamkeit und ermöglicht womöglich Frederik Ehmke (BLIND GUARDIAN) und seinen Mannen den längst überfälligen Durchbruch. Wir sprachen mit Gitarrist Flo Laurin über das neueste Werk der Deutschen.



Hi Flo, eure neue Platte „Master Creator“ kommt in Kürze raus. Wie fühlt ihr euch im Moment damit?


Danke, ziemlich gut. Das dritte Album ist ja bekanntlich sehr wichtig, weshalb sollte es uns damit anders ergehen. Auch habe ich mir persönlich viel Druck auferlegt, da ich es selbst sehr wichtig finde unter Beweis zu stellen, dass die Qualität über mehrere Alben hochgehalten wird. Ein gutes Album passiert einer Band häufig, nachzulegen - gelegentlich. Aber drei spitze Alben über immerhin sechs Jahre verteilt rauszuhauen ist viel Arbeit und war mir wie gesagt selbst sehr wichtig.




Wenn man die Zeit zwischen dem Debüt und „Shadows“ zum jetzigen Album vergleicht, konntet ihr die Zeit halbieren. Wie habt ihr das geschafft?


Haha, dass stimmt. Nur durch Planung und Vorsatz. Vier Jahre bis zu „Shadows“ haben uns die Fans nicht übel genommen. Dafür sind wir dankbar, aber wir wollten diese Geduld nicht nochmal herausfordern. Zwar war es personell und durch die Touraktivitäten von Frederik und Herbie wirklich sehr schwierig, aber glücklicherweise haben wir es gepackt.


Es gab vorab schon schlechte Neuigkeiten, denn Marcus Siepen ist bereits nach einem Album wieder ausgestiegen. Wieso das?


Richtig. Das hatte bei Marcus mit den erwähnten Touraktivitäten und der selbstverständlichen Konzentration auf BLIND GUARDIAN zu tun. Marcus hat uns seine Entscheidung mit viel Weitblick und Professionalität mitgeteilt, auch deshalb war das OK für uns. Ich wurde schon häufiger gefragt, wieso denn Frederik beide Bands handeln könnte. Hier muss man aber wissen, dass Frederik und ich in der gleichen Stadt leben. Als es also an Album Nummer 3 ging, und wir wie erwähnt zügig nachlegen wollten, war klar, dass die Wege kurz sein müssen. Jedenfalls gab es kein böses Blut mit Marcus, und so sollte es auch sein.


Ich muss aber sagen, dass es sich in keiner Weise negativ auf die Musik ausgewirkt hat. „Master Creator“ ist voll mit starken Riffs, zahlreichen Hooklines und eingängigen Refrains. Wie ging es dir damit wieder alleine alle Riffs und Keyboards einzuspielen?


Das war kein Problem. Ich hatte ja beim ersten Album auch schon alles übernommen, und nun konnte ich mich rechtzeitig vorbereiten. Schlimmer war, dass mit Marcus ja auch ein guter Songwriter gefehlt hat. Dies konnte aber zum Glück kompensiert werden, da erstmals alle Bandmitglieder ein oder mehrere Songs beigesteuert hatten. „Moonlit Night“ zB stammt komplett von Herbie. Endlich hat er mal seinen Arsch hochbekommen, hahaha.


Ich habe gehört, dass ihr vorerst keine Verstärkung sucht, auch nicht für die kommenden Live-Aktivitäten. Warum?


Das stand mal zur Debatte, ja. Allerdings haben wir mittlerweile mit Manuel Seoane einen geilen Gitarrist für unsere Liveshows gewinnen können. Wir haben noch vor den ersten Proben entschieden, dass SINBREED zwei Gitarren braucht, um die Songs richtig zu transportieren. Mittlerweile haben wir drei Shows gespielt und es war ein riesen Spaß.


Ihr habt einen interessanten Clip zu „Moonlit Night“ aufgenommen. Was kannst du mir über den Dreh erzählen und warum seht ihr darin eher wie eine Black Metal Band aus? ;)




Haha, nun ja, wenn man genau hinschaut sieht man, dass wir im Verlauf des Clips ja von leicht- zu starkgeschminkt aussehen. Dies soll den Geisteszustand des Protagonisten wiederspiegeln. Wer noch nicht drauf gekommen ist: Wir haben uns an Franz Kafka „Die Verwandlung“ angelehnt. Ein krankes, großartiges Buch, was einen kranken, großartigen Clip bedarf, hahaha. Rainer Fränzen und Team ist dies gelungen, wie ich finde.


Wie kommt ihr zum Proben und Songschreiben zusammen? Hängt das teilweise von Frederiks Verpflichtungen bei BLIND GUARDIAN ab?


Ja, natürlich, aber es war ja nie anders. Daher haben wir über die Jahre eine Arbeitsweise entwickelt, sodass wir Lücken in Terminplänen nutzen und viel online abwickeln. Wir kommen so auch viel besser zu recht. In SINBREED sind vier Profis am Werk, die meistens genaue Vorstellungen haben. Diese als Demo den anderen zu präsentieren und darauf aufbauen weiterzuarbeiten ist viel zielführender als Proberaumarbeit.


An Herbie: Dein Gastbeitrag bei AVANTASIA hat mich extrem überrascht. Ich habe wirklich eine Zeit gebraucht um zu realisieren, dass du das auf dem genialen „Draconian Love“ bist. Wie hat Tobi dich dazu gebracht diesen komplett anderen Stil auszuprobieren?


Sorry, Max, ich habe Herbie selbst nicht erwischt, da er immer noch mit AVANTASIA eingespannt ist, tut mir leid. Ich darf aber mitteilen, dass es Sascha Paeth war, der diese Stimmlage vorgeschlagen hatte. Ich selbst war auch ziemlich überrascht, haha.

Was sind so eure Inspirationsquellen für die Texte?


Hauptsächlich dreht es sich um Historisches, sicher auch „Gut gegen Böse“. Allerdings haben wir mit jedem Album immer einen klassischen Roman, der behandelt wird. Das ist schon eine Tradition. Wir hatten Georg Orwell, Oscar Wilde und nun Kafka. Wir verarbeiten also eine Vielzahl von Inspirationsquellen.




Ihr habt wieder ein sehr schickes Artwork. Was war die Idee dahinter?


Danke. Wir wollten den „Master Creator“ versinnbildlichen. Das, was wie eine Maschine aussieht, leitet den Betrachter allerdings in eine falsche Richtung. Der Master Creator sind nämlich wir selbst: Nur der Einzelne hat die vollkommene Möglichkeit, sein eigenes Leben zu „kreieren“, zu erschaffen, und zwar so, wie er es möchte. Wir sind unser eigener Meister, wenn man so will.


Eigentlich entstand damals SINBREED aus NEOSHINE. Was hat euch dazu bewegt die Band umzubenennen und wie kam der neue Name zustande?


Tatsächlich gab es ein Computer-Betriebssystem mit gleichem Namen. Das ist zwar in der Versenkung verschwunden, aber das hätte auch anders kommen können und dieses Risiko wollte ich damals nicht eingehen, daher haben wir noch vor der ersten Veröffentlichung gewechselt. SINBREED war glaube ich sogar eine Idee von Frederik. Die Bedeutung ist, dass SINBREED den Zeitpunkt „der Entstehung von Sünde“ beschreibt und man selbst – in diesen Entstehungszeitpunkten - entscheiden kann, ob man sich Sünde hingibt, oder nicht.




Gibt es denn schon Tourpläne um das neue Material zu präsentieren?


Die gibt es. Wir sind ab September auf Europatour und supporten unsere Freunde von SERIOUS BLACK. Wir freuen uns total, da es unsere erste Tour in diesem Umfang werden wird.


Danke für deine Zeit, möchtest du noch etwas loswerden?


Sehr gerne. Ich grüße alle Leser von earshot.at und ich würde mich freuen, einige von Euch auf der erwähnten Tour zu sehen.



sinbreed.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 02.06.2016
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