Interview mit MANTAR - Die Kraft alles auf Null zu setzen


Zwei Hamburger sind ausgezogen um unter dem Namen MANTAR die Musik zu machen, die in ihren Köpfen herumgeistert. Dass die Beiden damit so erfolgreich waren und heute gern gesehene Gäste bei Festivals und auf Konzertbühnen sind, hätten die Jungs wohl selbst nicht gerechnet. Aber manchmal ist einfach der direkte Weg der richtige und so freuen wir uns, dass uns MANTAR für ein Interview zur Verfügung gestanden sind.



Hallo! Ich hab damals euer erstes Album in die Hände bekommen und seither hab ich euch verfolgt. Wie viel hat sich seither für euch verändert?


Nun ja. Ne ganze Menge. Die Band ist nun quasi 24/7 Hauptbeschäftigung geworden. Hätte so auch keiner mit gerechnet. Irgendwie kam eines zum anderen und kurz nach VÖ des Debüts vor zwei Jahren kamen auf einmal Showangebote aus der ganzen Welt. Das erste mal USA, die erste Euro Tour, paar Platten verkauft usw. Das meiste davon mit enormen Einsatz und vor allem DIY. Das ist nicht unbemerkt geblieben, deshalb waren wir nun zur neuen Platte in der komfortablen Situation uns ein Label aussuchen zu können. Grundsätzlich passiert wirklich viel. Die Leute scheinen die neue Platte zu mögen und wir sind viel Unterwegs. Überall auf der Welt.




Wie habt ihr damals zusammengefunden und wie ist der Bandname entstanden?


Wir kennen uns seit den 90er Jahren, wo wir uns in unserer Heimat Bremen und der dortigen damals sehr blühenden Underground Musikszene kennen und schätzen gelernt haben. Musik machen wir aber erst seit wenigen Jahren zusammen. Hatte vorher irgendwie nie geklappt. Erinc hatte türkische Wurzeln. Wir mochten die Idee einen türkischen Namen zu wählen irgendwie. Erinc kam damit dann um die Ecke. Ich fand es klang cool. Hart, kurz und brutal. Passend zum Sound der Band.


Das Cover eures Debüts war sehr auffällig. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, der Heiligen Lucia so bedrohlich viele Kerzen aufzusetzen?


Die Idee hatten nicht wir, sondern der amerikanische Maler Aron Wiesenfeld, der uns freundlicherweise eines seiner Gemälde benutzen lies. Als ich das Bild sah wusste ich, dass es unbedingt das Cover unserer ersten Platte werden musste. Ich habe ihn angeschrieben, ihm die Situation erklärt und er hat eingewilligt. Top Typ! Man hätte für den Titel "Death By Burning" auch einen Scheiterhaufen oder sonst was Stumpfes wählen können, aber das war uns nicht elegant und stilvoll genug.


Warum habt ihr euch entschlossen, das zweite Album „Ode To The Flame“ dagegen so schlicht zu halten?


Das Gefährlichste ist nicht immer das Offensichtliche. Wir wollten ein Artwork, das so reduziert ist, dass es nicht von der Musik ablenkt. Fast arrogant. Wie ein Buch. Nur den Titel und das war´s. Irgendwie unklar was dich erwartet. Und natürlich ein Kontrast zur ersten Platte. Das eigentliche Artwork der neuen Scheibe findet sich eher im Inneren der Platte. Im Artwork. Ein schöner alter Holztisch, gemacht von einem unserer guten Freunde, welcher unsere geliebte Heimat Bremen in Flammen zeigt. Sinnbildlich für den Sound der Platte.


Beschäftigt ihr euch mit Nordischen Geschichten?


Ich finde das sehr interessant und inspirierend, ja.


Eure Musik ist sehr eigenwillig. Wie würdet ihr sie selbst bezeichnen und was sind eure Einflüsse und Idole?


Vor allem ist unsere Musik sehr einfach. Gemacht mit einfachen Mitteln. Roh und manchmal fast primitiv. Es geht um Kraft und das Zurschaustellen dieser. Bedrohlich. Grundsätzlich haben wir uns unser Leben lang aus jeglicher „Szene“ oder Subkultur rausgehalten. Wir wollten nie jemanden etwas schuldig sein nur weil wir uns in gewissen Kreisen bewegen. Wir versuchen darauf zu achten, dass alles was wir machen immer einen gewissen Groove hat. Egal wie du es nennst. Metal? Punk? Black? Doom? Namen sind Schall und Rauch und bedeuten gar nichts. Ich glaube den Leuten gefällt, dass wir uns nicht hinter klassischem Genre must Have´s wie Blastbeats und Gitarrensolos verstecken, sondern einfach hart und kompromisslos spielen ohne dabei den eigentlichen „Sonh“ aus den Augen zu verlieren. Idole haben wir keine. Einflüsse vielleicht.


Was habt ihr gemacht, bevor ihr euch auf die Musik gestürzt habt?


Ich habe im Büro gearbeitet und Erinc war und ist Türsteher und verprügelt Leute für Geld.


Nun zu eurem neuen Album: Was ist die Grundidee hinter „Ode To The Flame“?


Grundidee? Konzept? Da fragst du die Falschen. Wir wollen nur wie immer so hart und intensiv spielen wie und eben möglich. Es geht uns nicht um „Kunst“. Eher um Stress und Abriss. Ich denke wir sind in den letzten zwei Jahren einfach besser geworden. Die Platte ist wohl auch etwas dunkler als das Debüt. Mehr Metal? Kein Plan. Nenn es wie du willst. Du bist die Journalistin. Namen sind Schall und Rauch. Generell bezieht sich auch die neue Platte wieder auf das Leitmotiv „Feuer“. Die Kraft alles und jede auszuradieren und alles auf Null zu setzen fasziniert uns offensichtlich.


Wie lange habt ihr daran gearbeitet und wie läuft das bei euch mit dem Songwriting ab?


Etwa drei Monate. Wir haben uns letzten Sommer während der Festivalsaison, einen kleinen Proberaum in Bremen gemietet in dem wir mehrmals die Woche gejammt haben. Dann haben wir direkt danach das Album aufgenommen. Sehr roh und wie immer ohne Produzenten. Die Songs waren erst zu 80 % fertig. Das war gut, so gab es im Studio noch viele spontane Momente, die ein Album interessant machen. Wir sind nicht gern im Studio und versuchen eigentlich immer schnell wieder raus zu kommen.




Wo findet ihr die Themen für eure Songs?


Kann ich gar nicht so genau sagen. Die Krankheit der Menschheit ist unerschöpflich. Ferner mag ich die Idee der letzten Schlacht an Tag X. Genauso wie den Rückzug aus der Zivilisation. Ich bin kein großer Fan von modernen Zivilisationskrankheiten und bin gerne allein. Vorzugsweise im Wald und in der Natur generell.


Dieses Jahr stehen Auftritte bei einigen großen Festivals an – was erwartet ihr euch von diesen großen Events?


Genau das was wir uns auch von kleinen Shows erwarten. Abriss. Wir spielen nach Möglichkeit eigentlich immer gleich. Egal ob vor 50 oder 5000 Leuten. Ich glaube halbe Sachen machen wäre für uns anzuregender als einfach abzuliefern. Wir haben soviel Shows gespielt. Es ist ein Automatismus. Im positiven Sinne.


Gibt es einen besonderen Ort wo ihr gerne einmal spielen möchtet?


Ich würde sehr gern mal in Japan spielen. Und vielleicht mal nach Südost Asien zurückkehren. Da war ich mal als Fan sechs Wochen unterwegs und habe die krassesten Shows gesehen. Grind Konzerte im Dschungel. Da könnte ich ein Buch drüber schreiben. War da mit ner Crust Band aus Autralien unterwegs. Sehr sehr leidenschaftliche Leute dort. Auch Südamerika wird sicher früher oder später passieren. In ein paar Wochen fliegen wir nach Russland. Da bin ich auch gespannt drauf.


Wie transportiert ihr eure Songs auf die Bühnen? Ist das zu zweit möglich, oder habt ihr Live-Musiker auf Tour mit?


Natürlich ist das möglich. Und natürlich haben wir keine weiteren Musiker. Wir spielen auf Platte nur das, was wir auch live anbieten können. Die Platte ist sehr simpel produziert und aufgenommen. Mit wenigen Overdubs und mit demselben Equipment, welches wir auch auf der Bühne nutzen.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?


Gerade sielen wir zur VÖ eine Hand voll ausgesuchte Clubshows. Danach geht die Festivalsaison los, bis wir unser letztes Sommer-Festival Ende August in Las Vegas spielen. Danach US Tour und dann Euro Tour. Dann ist Weihnachten und wir endlich zuhause und besoffen.




Und zum Abschluss bitte noch ein paar Worte an unsere Leser?


Danke für euer Interesse. Tut euch den Gefallen und checkt die neue Platte. Die alte auch. Besser noch: kommt zu ner Show. Wenn wir kacke sind, könnt ihr immer noch Bier trinken. Das können wir nämlich eigentlich noch besser als Musik machen.


Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und ich freue mich schon sehr darauf, euch in Finnland endlich einmal live erleben zu können!


Auf jeden. Bis denn!



www.facebook.com/MantarBand

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 23.05.2016
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