Interview mit U.G.F. - Unerschütterliche Ketzer


Es groovt, es drückt, es tut weh; und das ist gut so. Die UNDERGROUND GROOVE FRONT, auch bekannt als U.G.F. melden sich mit der neuen Walze "Asebeia. Ataraxis." zurück. Wir baten die oberösterreichisch-bayrische Truppe zum Gespräch über das neue Werk und dessen Entstehung.


Seas Jungs, was tut sich aktuell bei euch, außer dass ihr gerade eine neue Platte rausgehaun habt?


Seas Max! Ja, das ist natürlich erst mal das wichtigste, die Songs fürs Album sprudelten nur so raus, da war es ein Leichtes gleich einen Studiotermin zu fixieren. Ansonsten stehen glücklicherweise einige Shows an, in Ö, CZ und D, für die earshot.at-Leser könnte das STP Metalweekend interessant sein, das wird heuer auch sehr geil aufgezogen was ich höre.
Darüber hinaus hat unser Basser Tom einen Auto-Anhänger gebaut, dem man unsere rurale Herkunft sehr schön ansieht, und mit dem wir zukünftig unsere immer überbordendere Merch-Kollektion unterbringen können, ohne den Cunzla (Git.) in die Dach-Box schnallen zu müssen. Ein großer Komfort-Vorteil!





„Asebeia. Ataraxis.“ heißt das Teil. Was verbirgt sich hinter dem Zungenbrecher?


Nun die Ausdrücke sind aus dem altgriechischen und haben streng genommen mehr als eine Bedeutung. Asebeia war in den antiken griechischen Stadtstaaten ein Strafbestand, der so ziemlich alles umfasste, was den religiösen Spinnern ihrer Zeit gegen den Strich ging, man könnte es also grob mit Ketzerei vergleichen, prinzipiell heißt es scheinbar so viel wie „Gottlosigkeit“. Auf einige der maßgeblichen Denker dieser Zeit wurde dieser Strafbestand auch angewendet, was von Verbannung bis zum Tod, je nach Protektionsgrad des Angeklagten durch diverse Gönner, natürlich verheerende Folgen haben konnte, vergleichbar mit dem was wir bis heute von derlei Schmalhirnen miterleben dürfen, und wie heute wurde es natürlich auch rein politisch eingesetzt um sich personae not gratae zu entledigen.

Ataraxie hingegen beschreibt einen Gemütszustand der Unerschütterlichkeit.
Diese beiden Begriffe zu kombinieren erschien mir sinnvoll angesichts der Themen der Songs, die sich viel mit Politik und damit untrennbar auch mit Religion auseinandersetzen. Ich kann sehr vielen Dingen die „Gott verboten“ hat etwas abgewinnen, ich denke mittlerweile es ist fast so etwas wie meine Pflicht als Humanist einen riesigen Haufen auf alles zu setzen, was die heiligen Bücher so an Unweisheiten über uns ergossen haben, und diese Überzeugung ist schwer zu erschüttern.



Neben elf neuen Nummern, habt ihr auch die vier bereits auf der Gratis-EP veröffentlichten Tracks von „The Taste Of Rust“ nochmal drauf gepackt. Wär ja schade darum gewesen?


Stimmt, wir haben nicht lange überlegt und die Songs nochmal neu aufgenommen, kosmetisch abgeändert. Es war uns allerdings wichtig dass die Gesamtspielzeit des Albums dann auch wirklich fürstlich wird, was mit knapp 60 Minuten denke ich gelungen ist. Aber grade „Neglect“ und „Transcendency“ sind zu Kernsongs unseres Sets geworden, es hätte mir wehgetan, ihnen den Adel des Albumtracks zu versagen.




Wo sind denn die Unterschiede zum selbstbetitelten Vorgänger für euch persönlich?


Auf dem neuen Album haben wir uns wohl endlich gefunden. Es ist einfach mehr von allem, das Album ist brutaler, melancholischer, langsamer, schneller, wütender, verzweifelter. Zudem ist der Arbeitsablauf mittlerweile weitaus entspannender, war er bei der EP schon, das letzte Album war ja an eine unendliche Geschichte von Hindernissen geknüpft.


Ihr habt bereits eine Release-Party geplant. Was erwartet uns dort?


Ja die ist heute, hab grade neue Saiten aufgezogen bevor ich diese Worte tippte.
Wir werden fast alle Songs des neuen Albums spielen, dazu ein paar alte, und auch das neue Video live screenen, das sollte dann eine Woche später im Netz Premiere feiern. Ansonsten werden wir Dosenbier trinken, ein bisschen 5€ Wein vom Billa und am Tag darauf werden wir uns über klebrige Gitarren und brennenden Sod ärgern.



Welche Einflüsse habt ihr für die Lyrics? Titel wie „Death Wish“ oder „Menschenfeind“ klingen ja schon sehr depressiv.


Die Nachrichten sind mein eindeutig größter Einfluss. Ich schreibe zumeist erst die Songs, und während ich den Song fertigstelle flattern meist schon die ersten Textfetzen die draufpassen, von Dingen die mich momentan beschäftigen, durch mein Hirn.
Wenn dem einmal nicht so ist, setze ich mich einfach hin und frage mich:
Was regt mich im Moment am allermeisten auf?
Ja, und dann geht’s meistens schnell. Abgesehen davon pack ich auch immer gern ein paar abstrakte Texte dazu, die sich mit ganz Grundsätzlichem auseinandersetzen, wie etwa "Past Recovery", der mehr oder weniger von der Evolution handelt, und meine Hoffnung darin, dass die irgendwann noch was brauchbares hinkriegt, oder metaphysische Themen, oder einfach mal nur stumpfer Grant und Ekel wie bei "Menschenfeind".
"Death Wish" hängt thematisch ja mit "Transcendency" und "Vast And Hollow" zusammen, wobei "Death Wish" quasi Teil 1, "Transcendency" Teil 2 und "Vast And Hollow" den Abschluss darstellt. Wen es interessiert, die Texte sind (abgesehen vom Booklet der CD) auch auf bandcamp nachzulesen.



Apropos.“ Menscheinfeind“: euer erster deutscher Titel. Wie kam es dazu?


Nicht ganz korrekt, unsere erste deutsche Nummer war „Betonkrieg“ vom ersten Album.
"Menschenfeind" ist eigentlich eine ältere Nummer die der Cunzla umgeschrieben hat, und die jetzt den Weg aufs Album fand. Die Nummer hatte ursprünglich auch einen anderen Text, aber auch der neue Text zu "Menschenfeind" ist auf Englisch im Gegensatz zu „Betonkrieg“, der durchgehend auf Deutsch ist.



Wie klappt das eigentlich mit Proben und dem Songwriting, da ihr ja doch ein Stück entfernt voneinander lebt?


Das ist allerdings so eine Sache bei uns :D
Also mit dem Songwriting läuft es so: Ich und Cunzla nehmen unsere Songs komplett zuhause auf, hauen noch Drums drauf und schicken die Songs dann jedem. Wenn die Songs abgesegnet sind, warten wir bis wir genug Songs für eine VÖ zusammen haben und treffen uns ein paar Monate vorm Studiotermin zum ausarbeiten, da legen wir dann die Feinheiten fest.
Bei den Proben zu den Live Shows ist es noch deutlich dämlicher. Wir haben mittlerweile nicht mal mehr einen Proberaum, weil wir so selten proben. Es muss einfach zuhause zur CD geübt werden, sodass alles im Schlaf sitzt. Sollte jedoch mal einer ein-zwei hörbare Fehler reinhauen, die durch Proben eliminierbar wären, oder es irgendwelche Probleme bei den Einsätzen o.Ä. geben, dann müssen die Schuldigen die Miete für eine Probe im Proberaum der Salzburger HC Truppe UNITED BLOOD berappen, die ihn uns netterweise im Ernstfall gegen besagte Gebühr zur Verfügung stellen. Wobei unser Basser Tom sogar einen Proberaum bei ihm zuhause im Mühlviertel hätte, aber für mich als PKW-freie Person ist dieser Teil des Mühlviertels in etwa so gut zu erreichen wie Abu Dhabi.



Das Album ist einmal mehr im DYI-Stil entstanden und vor kurzem erschienen. Wie und wo können sich die Fans die Platte holen?


Am aller einfachsten ist natürlich der digitale Download auf undergroundgroovefront.bandcamp.com
Ansonsten PN an die UGF FB Page (facebook.com/groovefront) wir verschicken das Teil natürlich. Mit dem meisten Spaß ist freilich der Kauf der CD bei der Show verbunden, da man uns da auch noch beim Saufen zuschauen kann.
Auch auf den bekannten Portalen wie itunes, google play und so Käse kann man sie kriegen, da müsste man allerdings schon ein fester Depp sein um das zu tun, weil es auf Bandcamp deutlich billiger ist.
Streaming über Spotify/Deezer etc ist natürlich auch möglich.



Euer Stil beinhaltet deutliche Hardcore und Sludge-Elemente. Gibt es da bestimmte Einflüsse oder fallen euch die Riffs einfach beim Beton-Mischen ein?


Piuh hunderte, grade Cunz und ich sind ja schon länger dabei, da fächern sich die Einflüsse immer weiter auf. Wenns jetzt um UGF und meine persönlichen Einflüsse für meine Songs geht würd ich mal sagen: EDGE OF SANITY, TOTENMOND, EARTH CRISIS, SUFFOCATION, CROWBAR, vielleicht sogar OPETH, metallischer 90sHC generell, alte SEPULTURA, BOLT THROWER usw....Cunz würde sicher mal PRO PAIN sagen, schätze ich.
Aber einfallen tun einem die Riffs tatsächlich meist bei ganz profanen Tätigkeiten. Ich wache auch oft nachts auf und dann lässt mich ein Riff nicht mehr pennen.



Wie steht es aktuell um eure anderen Projekte und Bands? Ein neues GODHATECODE-Album wäre zum Beispiel längst überfällig.


Nun DISTASTE haben grad ne neue Split rausgehauen, die bespielen wir heuer auch mehr als fleißig, auch in Wien werden wir sein (Escape), LP Release ist wie bei UGF im Ann and Pat Linz!
Was GHC angeht, ja das stimmt allerdings, jedoch sind Armin und Wolfi momentan arbeits- und familientechnisch so eingespannt dass mir da die Hände gebunden sind. Aber wir arbeiten dran!



Gibt es noch weiter Auftritts-Pläne in nächster Zeit?


Ja es stehen jetzt erst mal noch ein paar Shows in OÖ an, dann NÖ, Bayern natürlich, CZ, das ein oder andere Festival, auch der Norden Deutschlands muss heuer noch dran glauben und vielleicht schaffen wirs auch endlich mal in die Steiermark und nach Kärnten!




Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören natürlich euch:


Steckt euch niemals das Hemd in die Hose, ihr müsst es dann nämlich bloß wieder rausziehen wenn ihr euch eure fettigen Finger daran abwischen wollt.


www.facebook.com/groovefront/

Autor: maxomer

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Beitrag vom 26.02.2016
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